daß die Abhaltung des am 13. ds. MtS. in Rosrnfeld und am 14 ds. Mts. in Sulz fälligen Viehmarkte- nicht stattfinden kann.
* An der Universität Tübingen befinden sich im laufenden Winterhalbjahr 1361 Studierende, worunter 960 Württemberger und 401 Nlchtwürttemberger.
* Stuttgart, 8. Dez. (Vortrag de- Afrikaforschers Dr. Bumiller.) Der Legation-rat Dr. Bumiller aus Berlin, der sich durch seine in Gemeinschaft mit dem Major von Witzmann ausgeführten Afrikareisen einen bedeutenden Namen gemacht hat, ist vom Handel-geographischen Verein zu einem Bortrag gewonnen worden, den er heute abend im oberen Museum vor einem äußerst zahlreichen Publikum hielt und zu dem auch Se. Majestät der König sowie Prinz Weimar als Zuhörer erschienen. Der verhältnismäßig noch junge Redner hatte sich als Thema gewählt seine „Erlebnisse in Ost- und Zentralafrika." Zunächst besprach er in großen Umrissen die deutsche Wirtschaftspolitik in den Kolonien, wobei er den Standpunkt unserer Reichsregierung in Kolonialfragen, den vielfachen Angriffen gegenüber eifrig in Schutz nahm. Er betonte, daß Deutschland die Kinderschuhe in diesen Fragen nunmehr ausgetreten habe, nachdem die Kolonialbewegung fast zwn Jahrzehnte lang schon das Interesse der weitesten Kreis« in Anspruch genommen habe. Seine Ausführungen über die Entwicklung unserer afrikanischen Kolonien gipfelten in dem Satz, wie ihn in so kurzer Zeit, mit so geringer staatlicher Unterstützung und bei so geringer Erfahrung der Beamten wohl kein anderer Staat aufweisen könne. An diese außerordentlich bedeutsamen Ausführungen über die wirtschaftliche Bedeutung unserer afrikanischen Kolonien knüpfte der Vortragende noch ein« ebenso interessante wie anschauliche Schilderung persönlicher Erlebnisse auf der Jagd, die er zum Teil seinen Tagebuch-zeichnungen entnahm, und die zugleich eine in schönster Sprache gegebene Beschreibung der Natur in jenen Landstrichen, insbesondere auch de- Urwald-, gab. Rauschender Beifall lohnte den Redner für seine trefflichen Ausführungen.
* Stuttgart, 9. Dez. Da- erbprinzliche Paar von Wied wird nach Mitteilungen au- Hofkreisen mit dem kleinen Söhnchen da- Weihnacht-fest hier verleben.
* (Postalische-.) Infolge des fortwährend sich steigernden Verkehr- sieht sich di« Postverwaltung — soll sie eine riesig« Personalvrrmehrung verhindern — ge- nötigt, im betriebstechnischen Dienst namhafte Vereinfachungen eintreten zu lassen, die auch der Geschäftswelt zu gute kommen. Ist das Postanweisungsverfahren schon seit einiger Zeit bedeutend vereinfacht worden, so werden neuerdings die Drucksachen und Warenmuster bei der Ankunft am Bestimmungsort mit einem Stempel nicht mehr versehen. Für mehrere gleichzeitig aufgegebene Gelder rc. wird nur eine Bescheinigung erteilt. Ebenso braucht der Empfänger für mehrere zu gleicher Zeit an ihn eingehende Wert- und Einschreibsendungen nur eine Quittung abzugeben. Da« gewaltige, stets fortdauernde Anwachsen des Verkehr- wird ohne Zweifel noch zu weiteren Vereinfachungen drängen.
* (Vers ch ie d e n e S.) Ein Händler von Fachsenfeld, derb« seiner verheirateten Tochter in Aalen wohnt, wurde schon längst von dieser und ihrem Ehemann nicht auf die freundlichste Weise behandelt. Infolgedessen geriet er so in Zorn, daß er ein Messer ergriff und seine Tochter in die Brust stach. Die Verwundung ist lebensgefährlich. Der Thäter wurde verhaftet. — Di« Wirtschaft von Konrad Donner in Stuttgart ist um den Preis von 145.000 Mark in den Besitz der Eisenbahnverwaltunq üdergegangen. — In Bierin gen ist das Wohn- und O-konomigebäude de- Paul Neff bis auf den Grund niedergebrannt. Außer dem Vieh konnte nichts gerettet werden. — Die Glück-göttin Fortuna hat diesmal ihre Gaben wieder an den rechten Mann gebracht. In Unterreichenb ach hat ein beinahe
80 Jahre alter Mann 12000 Mk. gewonnen. Der Beschenkte lebte in sehr dürftigen Verhältnissen. — In Nürtingen hat Fabrikant Entreß ein Arbeiterinnrnheim errichten lassen. Da- HauS ist zweistöckig. Der Parterre- stock umfaßt eine Verwaltung-Wohnung, eine Küche, zwei prächtige Speisesäle und ein Schlafzimmer. Der Oberstock dagegen zeigt uns 6 Schlafräume in verschiedener Größenabstufung nebst Putzraum und Veranda. Das Erdgeschoß und die Kellerräume entsprechen der großen Anlage, weisen Waschküche, Bügelzimmer. Speisekammer, Gemüse- und Ge- tränkekeller auf. — In Stuttgart wurde nachts mittelst Aufschiebens eines Rolladens und ZertrümmernS einer Fensterscheibe die Auslage eine» Juwelier- ausgeraubt. — Ein« Seltenheit ist in dem 620 Meter hoch zwischen Enz und Alb gelegenen Dorfe Dennach zu sehen. Dort zieht ein in voller Pracht blühendes RepSfeld viele Beschauer aus der Umgegend an. Während in den letzten Tagen düster« Nebel die Thäler einhüllten, erfreuten sich die Höhenbewohner de- herrlichsten Sonnenscheins. — In Dornhan wurde ein junger Mann beerdigt. Derselbe lief in dunkler Morgenfrühe in größter Eile einem Postwagen nach und übersah dabei ein Fuhrwerk, das ihm entqrgenkam. Die Deichsel des letzteren drang ihm in den Unterleib und nach zwei Tagen starb der Mann an den erhaltenen Verletzungen.
* Großer Schneesüll wird au- den bayrischen und tiroler Alpen gemeldet. Noch schneit es fort und der Dezember holt noch, wo- die Monate vorher versäumten.
* Dir Wiedereinführung der Prügelstrafe beschäftigte in der Mittwochssitzung die Petitionskommission de- deutschen Reichstags. Anlaß dazu gab eine aus dem Rhrinlande ein- gegangene Petition um Wiedereinführung der Prügelstrafe. Der in der Sitzung anwesende Regiennigsvertreter konnte eine bestimmte Erklärung namens d-r Regierung nicht ab- geben. Die Petition wurde in der Kommission von den Konservativen, den Antisemiten und den Mitgliedern deS Zentrum- befürwortet, die eine Verschärfung für Rohheits- Verbrechen forderten. Dagegen erklärten sich dir Vertreter der Nationalliberalen. der Freisinnigen und der Sozialdemokraten. Nachdem der Antrag auf Ueberweisung als Material mit 8 gegen 11 Stimmen abgelehnt war, wurde Uebergang zur Tagesordnung beschlossen.
2 In betreff Deutschlands Politik in China verbreitet die „New Jork World" eine mit großer Vorsicht aufzunehmende Nachricht aus Washington, wonach Deutschland sich formell verpflichtet habe, in Handelsfragen, di« China betreffen, gemeinsam mit England und den Ber. Staaten vorzugehen, um die Politik der offenen Thür zu unterstützen. Den mündlichen Versicherungen Deutschlands werde demnächst die schriftliche Verpflichtung folgen.
sj (Die Fürsten al» Vorbilder.) Der Kaiser hat die Mitteilung des Herzogs von Altenburg, daß er den Schutz über den in Altenburg neubegründeten Lande»auS- schuß des deutschen FlottenvereinS angenommen habe, mit einem sehr herzlich gehaltenen Danklrlegramw beantwortet. Die kaiserliche Depesche enthält folgenden Satz: „Wenn Deutschland- Fürsten im Verständnis für des Vaterlandes Aufgaben zur See dem Volke voranleuchten, wird diese- seine Interessen an Deutschlands Geltung zur See nicht länger verkennen."
2 Köln. In der Nacht zum Sonntag kommt ein Tanzlehrer mit seiner Braut nach Hause und wird in einer abgelegenen Straße plötzlich von einem Kerl überfallen, er hatte zufällig viel Geld bei sich, wehrte sich tüchtig und machte wirklich seinen Angreifer dingfest. Indes holt seine Braut Polizei herbei, worauf der Räuber sich losreißt und in einen Neubau hineinsiürzt, aber zu seinem Unglück in eine Grube fällt. Die Schutzleute packen ihn nun und ent- decken in ihm — einen vor kurzem abgesehen Kollegen!
H Aß
Ein liebeleeres Menschenleben Ist wie ein Quell, versiegt im Sand,
Weil er den Weg zum Meer nicht fand,
Wohin die Quellen alle streben. Badenstedt.
Schuld und Sühne.
Roman von A. K. Green.
(Fortsetzung.)
Die Ausbesserung de- Fußboden- im Eichenzimwer ist nahezu vollendet und heute Nacht wird auch die neue Thür zum geheimen Zimmer zur Benutzung fertig sein. —
Oktober 22. 1791. — Wenn mir jemand vor vier Wochen gesagt hätte, daß ich nicht nur freiwillig in das geheime Zimmer Hineinblicken, sondern mich auch längere Zeit in demselben aufhalten würde, den hätte ich einfach für toll erklärt: Und trotzdem thue ich es jetzt.
Das Resultat meines ersten LauschenS war ein ganz unerwartetes. Ich hatte gehofft — ja, ich weiß selbst nicht, was ich erhofft hatte. Meine Vermutungen waren vollkommen unbestimmte, in der Lust schwebende, aber sie führten mich den richtigen Weg, doch ich will die Geschichte erzählen.
Nachdem ich meine Gäste in ihre neuen Räume ein- geführt, teilte ich Ihnen mit, daß ich mich für kurze Zeit von ihnen verabschieden müsse, da ich rin Augenleiden hätte — was leider der Wahrheit entsprach, das mich zu Zeiten zwinge, mich in ein dunkles Zimmer zurückzuziehen und aller Geselligkeit zu entsagen, daß ich fühle, dieser Zwang werde mir wieder einmal notwendig — was allerdings nicht der Wahrheit entsprach; und daß ich bk»i zeitiger Anwendung meiner Kur vielleicht dem gewöhnlichen Umsichgreifen des Leidens Vorbeugen könne. Madame Letellirr machte ein enttäuschtes Gesicht, vermochte aber
dahinter ihre Befriedigung, ja ein gewisse- Gefühl der Erlösung nicht vollkommen zu verbergen. Jetzt über allem Zweifel überzeugt, daß sie «in Vorhaben hatte, das sie meine Wachsamkeit fürchten ließ, beschleunigte ich meine erforderlichen Vorkehrungen und zog mich sofort in meine neu« Wohnstätte zurück. Von hier aus trat ich ohne Zögern in das dunkle Gemach, schlich mit äußerster Vorsicht nach der Wand, an welche da- Eichenzimwer grenzte und legte mein Ohr an den von hier aus deutlich erkennbaren Spalt, um zu lauschen.
Zunächst hörte ich nichts, wahrscheinlich weil die Insassen sich still verhielten. Dann hörte ich einen Ausruf, der von Ermüdung zeugte und bald auch einige unzusammenhängend« Worte eine- Gespräches. Mit einem Gefühl unbeschreiblicher Freude, nicht allein weil ich hören konnte, sondern auch weil die Damen englisch sprachen, zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück. Da- Problem war gelöst. Ich hatte Mittel gefunden, wich ungesehen und unbeargwöhnt in das geheime Vertrauen zweier Frauen einzuschleichen, in Momenten, wo sie sich allein und keinem anderen Beurteiler ihrer Worte und Handlungen auSgesetzt glaubten, als Gott allein. Würde ich genug erfahren, um mich für dir Demütigung meiner Lage bezahlt zu wachen? Doch, ich quälte mich nicht lange mit dergleichen Fragen. Ich wußte, meine Beweggründe waren gute, ich würde nie da- erschlichene Wissen anders verwenden, als um Gefahr zu verhüten, und damit beruhigte ich mich. Mehrere Male des Tages ging ich auf weinen Lauscherposten und legte mein Ohr an die Wand. Ader ich blieb nicht lange, denn die Damen unterhielten sich nur über gleichgültige Dinge.
Es wird nicht immer so bleiben, dachte ich. „Wenn die Nacht kommt und die Herzen öffnet, dann werden sie wohl von dem sprechen, was ihnen auf der Seele liegt."
Und so geschah es. Als dar Haus ruhig wurde und
Arrrltrir-isHes.
D Genf. „Und wer steht, sehe zu, daß er nicht falle!" An diese Goethesche Mahnung wird man erinnert durch den Tod eines ManneS, der dreimal als oberster Magistrat an der Spitze der Eidgenossenschaft stand und dieser Tage fast in Vergessenheit gestorben ist, des AltbundeSratS Fornerod, eines WaadtländerS. Von 1855 bis 1867 gehörte er dem Bunde-rate an und dreimal, wie erwähnt, bekleidete er die Würde eine Bundes-Präsidenten. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundesrat trat er in die Leitung eine- Bankunternehmens in Genf ein. welche- später nach Paris verlegt wurde. Allein das Unternehmen prosperierte nicht und verwickelte in seinen Fall auch den ehemaligen schweizerischen Bundesrat, mit dem die französische Straijustiz sich befassen mußte. Verarmt k-hrtr Fornerod in sein Vaterland zurück. Durch die Verwendung früherer Freunde fand er eine Anstellung untergeordneter Art bei der Jura-Simplonbahn- Trsellschaft und als bescheidener Kanzlist beschloß der frühere BundeSpräsident seine alten Tage.
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* Rom. 9. Dezbr. Nachdem die Kammer die Einleitung de- Verfahrens gegen den Deputierten Palizzola
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gewährt hatte, wurde letzterer gestern abend in Palermo verhaftet. Die Anklage lautet auf Anstiftung zum Mord und Unterschlagung. — Noch gestern schrieben die Zeitungen zum Fall Palizzolo folgendes: Vierzehn Tage und mehr sind inj Land gegangen, seit ein italienischer Ser-Offizier (der Sohn de- hingemordeten BaronS Notarbartolo) und eine Reihe hoher, ja höchster italienischer Polizeibeamter — darunter ein Präfekt — öffentlich den Abgeordneten deS ersten Wahlkreises von Palermo, Palizzola, de- Meuchelmordes beschuldigt haben. Und diese Anklage ist nicht neu, wohlverstanden — im Gegenteil: sie ward schon vor Jahren erhoben, aber „man" vertuscht« sie damals. Seit vierzehn Tagen ist also jene fürchterliche Anklage eindringlicher und schwerer wieder aufqetaucht denn zuvor, seit vierzehn Tagen fordert da- ganze Land, fordert die gesamte Presse, fordert das Parlament (wenigsten- die Mehrheit der Parlamentarier), daß die Justiz, die bei kleinen Leuten so rasch mit Prozessen bei der Hand ist, da-Verfahren gegen den mächtigen Mann, das anerkannte Oberhaupt der sizilionischen Dolchgesellschaft Mafia einleitr. Ein Skandal jagt förmlich den andern. So stellt rin ernstes Mailänder Blatt, der Corner« della Sera, fest, daß der Prozeß Notarbartolo bis jetzt nicht weniger als vier Arten von Skandalen gezeitigt hat, und zwar in Bezug auf Parlament, auf Justiz, auf Bankwesen und auf Polizei. Was soll man in der Thal von einem Abgeordnetenhaus« sagen, da- seit Jahr und Tag ein öffentlich des Morde- und anderer bösen Dinge bezichtigtes Individuum in seiner Mitte sitzen läßt, das nicht Mittel und Wege findet, selbst wenn die Justiz nichts von der heiklen Affaire wissen will, einen „Kollegen", der sich ruhig „Mörder" nennen läßt, auszustoßen? Schwer bloßgrstellt ist die Justiz. ES geht aus dem Mailänder Prozeß hervor, daß gewisse Sta USanwält«, die kühn genug waren, der Sach« auf die Spur gehen zu wollen, auf „höhere Ordre" versetzt wurden, daß besagte „höhere Stelle" ihre schützende Hand beständig über den Mörder Notarbartolo» ou-gebreitet hielt und jedes ehrliche Forschen nach den eigentlichen Urhebern der Blut- that zu verhindern wußte, weil — nun, weil die Mafia und einflußreiche Deputierte den Dolch geführt! In finanzieller Hinsicht hätte Palizzolo längst verhaftet werden müssen, denn er ist überführt, mit den Geldern der Bank von Sizilien ähnlich spekuliert zu haben wie Tanlongo u. a. mit den Geldern der Banca Romana. Die sizilianische Polizei «nd- lich erhält das Lob, daß sie teilweise im Sold der Mafia und de- Äbg. Palizzolo und seiner Leute stand. So weit die bisherigen Ergebnisse de- Prozisse» von Mailand, der allen wahren italienischen Patrioten die Zorn- und Schamröte in» Gesicht treibt. Der „Abgeordnete" Palizzolo wird
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der Lichtschein von den Fenstern zu schwinden begann, da schlich ich mich wiederum auf meinen Posten und horchte — in einer Dunkelheit und Atmosphäre, welche mich zu jeder anderen Zeit meine- Lebens in Schrecken versetzt hätten — auf die Unterhaltung im Eichenzimwer.
„O, Mama," lauteten di« ersten Worte, die ich in englischer Sprache hört«, in der sie überhaupt redeten, wenn sie durch etwas Besondere- bewegt oder erregt waren, „wenn du dich doch nur erklären wolltest! Wenn du wir doch nur sagen wolltest, weshalb du nicht wünschest, daß ich Briefe von ihm empfange! Aber diese- Schweigen — diese Liebe und dieses Schweigen töten mich! Ich kann «S nicht ertragen. Mir ist zu Mut, wie einem verirrten Kinde, da- in der Dunkelheit der Mutter Stimme hört, aber nicht weiß, wie es jener Stimme nach dem Zufluchtsorte folgen soll, den die Stimme Verheißt."
„In früheren Zeiten genügte eS, wenn die Töchter wußten, daß ihre Eltern irgend einer Sache entgegen waren; sie pflegten nach Gründen nicht weiter zu fragen. Dein Vater hat dir gesagt, daß der Marquis kein geeigneter Gatte für dich sei, und erwartet, daß du dich mit dieser Erklärung zufrieden giebst. Habe ich rin Recht, mehr zu sagen, als er ?"
„Nicht das Recht, Mama. Ich appelliere auch nicht an dein Gefühl für das Recht, sondern an deine Liebe. Ich bin so furchtbar unglücklich. Der Frieden weine- ganzen Lebens zittert in diesem Für und Wider. Du mußt es doch sehen, Mama — und du siehst es auch; und dennoch läßt du mich leiden, ohne mir einen Grund dafür anzugeben, weshalb ich leiden muß."
Die Mutter schwieg.
„Du siehst", fuhr die Tochter, wie es schien, nach einem Moment vergeblichen Wartens fort, „obgleich meine Arme dich umschlingen und meine Wange sich gegen die deinige legt, daß du nicht sprechen willst. Wunderst du dich da, daß mir das Herz bricht, daß mir zu Mut ist, als
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