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Erscheint Dienstag, vrnnerltag, LamStag »n>> Ssnntaz mit tzerGritir-Beilage .Der Sonntags- Gast.'
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»rßerhald derselben ^ i.ro.
Wr. 171.
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Samstag, 4. Wovemöer
Bekanntmachungm aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
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Einrückungspreis für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.
Verwendbar.' Beiträge werden dankbar angenommen.
1899.
Für November und Dezember
nehmen alle K. Postämter und Postboten Bestellungen auf „Aus de» Tauuen" entgegen. Bereits erschienene Nummern werden nachgelicfert.
In den Ortschaften Herzogsweiler, Durrweiler, Unterwalbach und Thumlingen ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.
L^irderirsrehvietzteir.
* Altensteig, 3. Nov. Dir schönen Tage, und deren waren es im heurigen Sommer und Herbst so viele, wie schon verschiedene Jahre nicht mehr, dürsten nun bald vorüber sein, und mancher geht, wie der Volksmund sich ausdrückt, mit dem Laube. Krankheiten aller Art bringt der schroffe Witterungswechsel, der für die nächsten Wochen ganz sicher zu erwarten ist, mit sich, Halsweh, Husten, Katarrhe u. s. w. Namentlich die Katarrhe wollen manchmal gar nicht weichen und werden dadurch recht lästig, wenn nicht sogar gefährlich. Als ein sehr gutes Mittel zur raschen Vertreibung, hauptsächlich des Schnupfen (Nasenkatarrh), sind die Nasenbäder zu nennen, welche von jedermann unentgeltlich ausgeführt werden können. Man braucht dazu Wasser, 15—20 Grad warm. Dasselbe, in einem Glas« befindlich, läßt man durch die Nase in den Mund laufen, indem man das Glas unter der Nase ansetzt und den Kopf etwas nach hinten neigt. Gut wird es dann auch sein, sich einige Tage ins Bett zu legen und Hals, Brust und Arme all« 2—3 Stunden mit kaltem Wasser zu waschen. Die benähten Körperteile, besonders der Hals, müssen dann, ohne sie abzutrocknen, warm eingehüllt werden. Der Erfolg zeigt sich schon nach ein bis zwei Tagen. Für Rachenkatarrh dürfte mit Erfolg ein aus Wasser, Honig und Citronensaft hergestelltes Gurgelwasser Anwendung finden.
* Alten steig. 3. Nov. Bei uns herum wird viel Vieh verkauft, eS herrscht ein reger Handel. Da dürfte es für unsere Landwirte von Interesse sein, zu erfahren, was dar neue bürgerliche Gesetzbuch bei solchen Viehkäufen bestimmt. Das neue bürgerliche Gesetzbuch, das mit dem 1. Januar 1900 in Kraft tritt, bestimmt, daß bei Viehkäufen, wenn etwas nicht in Ordnung ist, die Sache innerhalb sechs Wochen gerichtlich anhängig gemacht sein muß. Es kann nun Vorkommen, daß der Bauer vom Kuhhändler oder sonst jemand eine Kuh kauft, merkt aber bald, daß dieselbe irgend einen Fehler hat. Er schreibt dem Verkäufer: „Die Kuh hat den und den Fehler, ich kann sie nicht brauchen." Der Verkäufer schreibt: „Ganz recht, aber lasset die Kuh einstweilen nur stehen, ich komme in nächster Zeit selbst und sehe danach." Der Käufer läßt sich damit zusriedenstellen und wartet auf den Verkäufer. Dieser läßt die Frist von sechs Wochen verstreichen, ehe er kommt, und dann kann der Käufer nichts mehr machen. Daher versäume kein Landwirt, bei Viehkäufen, bei denen es einen Anstand gegeben hat, streng darauf zu achten, daß vor Ablauf von 6 Wochen die Sache entweder ins Reine gebracht oder bei Gericht angezeigt ist.
* Wildbad, 1. Nov. Die Frau des hiesigen Fabrikarbeiters Gropp verließ heute mittag das Haus, um Vorkehrungen zur Beerdigung ihres gestern gestorbenen Kindes zu treffen. Sie schloß ihr 4jähriges Söhnchen ein, das sich am Fenster zu schaffen machte und drei Stockwerk« tief auf die Straße stürzte. Die unglückliche Mutter fand bei ihrer Rückkehr auch dieses Kind als Leiche.
* (Württ. Bierbrauereien.) Sofern man nun die notwendig geworden« Erhöhung der Stamm- und Betriebskapitalien als das Zeichen der Prosperität eines Unternehmens betrachten darf, und in weitaus den meisten Fällen trifft diese Ansicht zu, blickt das Brauereigewerbe in Württemberg auf ein glänzendes Geschäftsjahr zurück. Von württ. Brauereien wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr für 3490000 Mk. „junge" Aktien auSgegeben. Daran find beteiligt: die Brauerei Wulle-Stuttgart mit 700000 Mk., die Bachner'sche Brauerei mit 800000 Mk., die Stuttgarter Brauer-Gesellschaft mit 450000 Mk., die Rettenmayer'sche Brauerei Stuttgart mit 400000 Mk.. die Württemberg-Hohenzollernsche Brauerei-Gesellschaft mit 240000 Mk., die Eßlinger-Braue- rei-Gesellschaft mit 400000 Mk., die Brauerei zum „Löwen" mit 500000 Mk. Außerdem wurde die Bickard'sche Brauerei in Rottweil unter dem Namen „Pfauenbrauerei" mit einem Kapital von 700000 Mk. in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, und die Brauerei Ehninger-Kirchheim u. T. wurde um 380 000 Mk. von einer Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht erworben.
Iss. Stuttgart, 2. Nov. Im Festsaal der Liederhalle hielt heute abend um 8 Uhr Prälat von Weitbrecht einen Vortrag über „Moderne GlaubenShindernisse und deren Ueberwindung", zu dem sich ein äußerst zahlreiches Publi
kum — es mögen an 3000 Personen, meist Damen, gewesen sein — eingefunden hatte. Der Redner ging davon aus, daß unser Geschlecht in hohem Grade glaubenshungrig und glaubensdurstig sei; nur suche es seine Bedürfnisse da nicht zu befriedigen, wo sie am besten gestillt werden könnten. Die Geistesrichtung des modernen Menschen sei nicht allein auf die seit mehreren Jahrzehnten eingetretene Vollendung in der Technik zurückzuführen, sondern reiche zurück bis auf jene große Wendung im Geistesleben unserer Ration, die mit den Namen Lessing, Herder, Göthr, Schiller und Jmanuel Kant verbunden sei. Diese Geisterrichtung ziele auf die Autonomie des Menschengeistes, auf di« Selbständigkeit und Selbstherrlichkeit desselben. Ihr sei sehr wesentlich Vorschub geleistet worden durch die eminente Naturbeherrschung; aber der Glaube komme dadurch nicht in Gefahr, denn — so führte der Redner weiter aus — je tiefer man in die Natur und ihre Kräfte bmeindringt und sie beherrscht, desto häufiger wird man auf Geheimnisse stoßen, die mit den Hilfsmitteln unserer Wissenschaft nicht erklärt werden können, und desto mehr wird man finden, daß diese Geistesautonomie nicht das tiefste und wahrste Glück dorstellt. Der moderne Mensch läßt Gott gelten als letzten Gedanken, als Hilfslinie der Wissenschaft; aber das ist nur eine Idee, kein persönlicher Gott, den man anrufen kann und auf den man seine Lebensanschauung und Lebensführung gründen kann, da er ja auf sie keinen Einfluß hat. Daraus kann keine einheitliche Weltanschauung entspringen. Wer so denkt, begiebt sich also damit notwendigerweise der Wissenschaftlichkeit. Durch unser modernes Geistesleben geht ein mächtiger Zug der DieS- seiügkeit. Wissenschaftlich leugnet man di« Existenz Gottes, praktisch fragt man nichts nach ihm, und genäyrt wird diese Anschauung durch unser seit den letzten Jahrzehnten sich so imposant gestaltendes DieSseitslebrn. Mit dem Zauberwort „Entwickelung oder Evolution" sucht man alles, auch unsere ganze Entstehungsgeschichte, zu erklären, als ob die Zeit eine Kraft wäre, die selbständig und frei produzieren könnte und keinenSchöpfer nötig hätte. Damit wäre also derMeusch herab- gestrmprlt zu einem feineren Naturergebnis. Anstatt die Natur zu beherrschen, will er nur ein Stück Natur sein. Er verzichtet auf seine Freiheit, seine Unvergänglichkeit, seine Unsterblichkeit. Ein persönlicher Gott soll ihm seine Zirkel nicht stören, aber die Natur darf sie ihm vollständig durcheinanderwerfen. Er übersieht völlig, daß in unserem Geiste ein mächtiger Drang nach einem Ewigen, eine mächtige Sehnsucht nach einem Unvergänglichen vorhanden ist. Was hat eine Ethik, eine Sittenlehre, eine Moral denn für einen Grund, wenn sie nicht auf Religion gegründet ist? Dieses ganze sogenannte undogmatische Christentum kann wohl eine Zeit lang weitervegetieren, bis die in ihm aufgespeicherten Kräfte verzehrt sind, aber dann muß es zu Grund gehen an seiner eigenen Haltlosigkeit wl« eine Pflanze, die man von ihrer Wurzel getrennt hat. Die Moral muß gegründet werden auf das Gewissen; dieses kann aber nicht bloß eine Entfaltung des Menschengeistes sein, sondern muß einen dahinterstehenden ewigen Gott bezeugen. Und thatsächlich ist auch unser Gewissen ein Protest gegen die Einengung in die Dirsseitigkeit. Ebenso steht die Liebe zum Nächsten in der Luft, wenn sie sich nicht gründet aus dir Lieb« zu Gott und diese wiederum auf die Liebe Gottes zu uns. Der menschliche Geist will lauschen an anderer Welten Thor, er will Gewißheit und keine Hypothesen; und deshalb hungert er so sehr nach Offenbarung aus der jenseitigen Welt. Freilich mathematische und philosophische Beweise für den christlichen Glauben existieren nicht; die haben wir nicht und sollen wir nicht haben und wollen wir nicht haben, sonst wäre ja das Evangelium nur den Klugen und Weisen geoffenbart und den Unwissenden verschlossen. Der Glaube soll eben nicht durch die Beweise der Wissenschaft erzwungen werden. Die modern« Weltanschauung hat solche Beweise für ihre Hypothesen auch nicht. Die ganze Entwicklungslehre scheitert an großen Männern; sie scheitert hauptsächlich am größten, an Jesus Christus. Sein Wesen kann man nicht aus der Zeit verstehen, da ja er seiner Zeit ihr Gepräge gegeben hat. An solchen Problemen scheitert auch die von den Modernen so weitgehend betriebene Ausnützung des Milieus, ebenso wie die historische Kritik, die besonders seit 5—6 Jahrzehnten eingesetzt hat, an dem Leben Jesu so wenig abgebröckelt hat, daß derselbe klarer und fester als je vor unseren Augen steht und Christi Gestalt durch nichts getrübt worden ist. All diesen Anfechtungen gegenüber muß man, wie schon Schiller erkannt hat, glauben und wagen.
* Stuttgart, 2. Nov. In Anwesenheit der Königs und des Grafen von Podbielsky fand gestern auf dem Hauptpostamt eine Besichtigung und Prüfung der neuen Fernsprechleitung Stuttgart-Berlin statt, welche heute dem allge- j meinen Verkehr übergeben wurde. Der König sprach als
Probe mit seiner Tochter, der Erbprinzessin zu Wied in Potsdam. Das Ergebnis war befriedigend. Heute nachmit' tag 2 Uhr wird Staatssekretär v. Podbielsky nach München Weiterreisen.
* Cannstatt, 31. Okt. In der Eisengießerei von Wilhelm Grupp hier sind 40 Arbeiter in den Ausstand getreten, da ihnen ihre Forderungen auf Abschaffung der bestehenden Akkordarbeit und an deren Stelle Bezahlung eines TaglohneS, Einhaltung des lOstündigen Arbeitstage- und für Ueberzeitarbeit 25°/« Zuschlag zu dem vereinbarten Taglohn rc. nicht bewilligt wurden. Die Verhandlungen betreffs Gewährung dieser Punkte waren seit Juni d. I. im Gange. — Ein Arbeiter der Kesselfabrik von Wagner und Eisenmaun ist dieser Tage mit 37 weiteren Freiwilligen von hier und Stuttgart nach Transvaal abgereist, um auf Seiten der Buren gegen dl« Engländer zu kämpfen.
* Ulm, 30. Okt. Der Schuhwarenhändler A. Thumm hier ist von seiner Konkurrenz vor längerer Zeit wegen unlauteren Wettbewerbs angeklagt worden. Es handelte sich um eine Reklame, die der Wirklichkeit nicht entsprochen haben soll. Der Prozeß ist nun dieser Tage dadurch beendigt worden, daß der Angeklagte eine Buße von 2000 Mk. an seinen geschädigten Konkurrenten zahlt.
* (Verschiedenes.) In Alpirsbach (Oberndorf) geriet die 54 Jahre alte Ehefrau des Taglöhners Dcnsch, während sie mit einem Handkarren aufs Feld fuhr, unter einen beladenen Lettenwagen und erhielt dabei schwere Verletzungen am Arm und Bein. — Im Gasthaus zur Traube in Feuerbach wurden mittels Einbruchs 700 Mk. gestohlen. — In Stuttgart wurde eine ledige Kellnerin eines morgens tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Der Arzt stellte fest, daß Vergiftung vorliegt. — In Stuttgart ist von dem Hause Rosenbergstraße Nr. 4 vom vierten Stockwerk auf das unten spielende Söhnchen des Restaurateurs Plapp ein Blumenstock mit solcher Wucht hrrunter- gefallen, daß das Kind trotz ärztlicher Hilfe seinen Verletzungen erlegen ist. — Auf unglückliche Weise verlor di« 68 Jahre alte Ehefrau des Bauern M. Nägele in Kleiningersheim ihr Leben. Beim Futterabwerfen verlor die Frau das Gleichgewicht und stürzte in die Tenne, wobei sie innerlich so schwer verletzt wuroe, daß nach zwei Stunden der
j Tod eintrat.
* Aus Pforzheim wird der „Handelsztg. f. d. Gold- und Silberwaren-Jnd." geschrieben: Unsere Edelmetallindustrie ist zur Zeit in allen Spezialzweigen so gut beschäftigt, wie noch selten. Sowohl für den inländischen als für den ausländischen Markt haben die Fabrikanten alle Hände voll zu thun, um allen Nachfragen zu genügen. Dabei sind die brauchbaren Arbeitskräfte so rar, daß man froh ist, auch nur halbwegs verwendbare Arbeiter erhalten zu können. Vollends Arbeiterinnen, mögen das nun Kettenmacherinnen. Polisseusen, Emailleuseu, Vergolderinnen oder sonst was sein, sind gar nicht zu bekommen, wenn sie nicht, was bedauerlicherweise auch vorkommt, durch dar Versprechen höherer Löhne und anderer Vorteile aus anderen Fabriken weggelockt werden. Die Löhne für männliche wie für weib- liche Arbeiter sind infolgedessen erheblich gestiegen und stehen, was ausdrücklich betont werden muß, nicht mehr im Verhältnis zu den Preisen der fertigen Waren.
* Aus Baden, 31. Okt. Wie das Internationale Patentbureau von Heimann und Co. in Oppeln erfährt, soll es gelungen sein, Bier in trockenem Zustande, als Biertafeln, hrrzustellen. Dieselben sollen'alle Bestandteile des Biere» enthalten, so daß diese Tafeln in etwas Wasser unter Zusatz eines Kohlensäure entwickelnden Präparate» aufzulösen sind, um flüssiges Bier zu erhalten. Wenn sich dieses Verfahren bewähren sollte, dann würde wohl ein gewaltiger Umschwung im Birrhandel entstehen.
* Baden-Baden, 30 Okt. Das Palais Hamilton, über dessen Ankauf seit längerer Zeit Verhandlungen schwebten, ist nach dem Beschluß der heutigen Stadtverordnetenversammlung in den Besitz der Stadt Baden-Baden über-
gegangrn.
* Berlin, 1. Nov. die neue Marinevorlage Winters zu erwarten.
* Berlin, 1. Nov. wird berichtet, daß die
Der Rat.-Lib. Korr, zufolge ist der Mitte des kommenden
in
AuS sozialdemokratischen Kreisen deutschen Arbeiter in Transvaal durchweg auf Seiten der Buren stehen, zum größten Teil in die Freiwilligen-KorpS eingetreten sind und für die Unabhängigkeit der Republik mitkämpfen.
* Berlin, 2. Nov. Die Gründe, welche die Regierung neue Marineforderungen unabweisbar erscheinen lassen, werden jetzt von offiziöser Seite dahin präzisiert, daß das plötzliche Anwachsen der Flotten anserer Großmächte und