Erscheint Dienstag, vennerStag, DamStag und Sonntag «tt derGratiS-Beilage »Der Sonntag 8- Gast/

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Von

Man abonniert auswärts auf dieser Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten.

Sonntag, 29. Oktober

Uebertragen wurde di; erledigte evangelische Pfarrei Böttingen, Dekanats Münstngen, dem Stadtvikar Wilhelm Lutz an Backnang (geb. von Altensteig.)

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* (Zockele sperr!) Dos schon seit ein paar Tagen er­wartete letzte Sulzer Floß, dessen Vorwärtskommen durch den derzeitigen niedrigen Wasserstand offenbar besonders erschwert war, hat nun Tübingen passiert und ist mit großem Jubel empfangen worden. Einen besonderen Spaß leistete sich dabei die VerbindungNormannia", deren Mit­glieder in stattlicher Zahl und mit emem ansehnlichen Faß Bier ausgerüstet das mit einem tücherbehanqenen Tannen- bäumchen geschmückte Floß oberhalb der Stadt bestiegen hatten, um die Sulzer Zockele auf ihrer letzten Floßfahrt vorbei an der schönen Musenstadt mit Sang und Gläserklang und frohem Fahnenschwenken zu begleiten. Manche unwill­kommen« Berührung mit dem herbstlich frischen, nassen Ele­ment, in die der eine und der andere der Musensöhne ge- riet, diente zur Erheiterung der dichtgedrängten Menschen­menge, die die Brücke und alle Fenster am Neckar entlang besetzt hielt und di« Vorüberfahrenden mit dröhnenden Jockel« sperr!"-Rufen begrüßte. Als das Floß unter der alten Neckarbrücks hindurchfuhr, ertönte wehmutsvoll das Lied:Muß i denn, muß i denn zum Städtele 'naus!"

(Tüb. Ehr.)

* Stuttgart, 26. Okt. Welche hohe Wichtigkeit der Frage der Gewährung von Diäten an die Gcmeinderäte all­gemein beigemessen wird, kann man daraus entnehmen, daß die Diskussion darüber immer weitere Kreis« zieht. Gestern kam der Gegenstand in der Steuerkommission zur Sprache, auch der württembergische Städtetag hat sich mit ihm in diesen Tagen beschäftigt und heute war davon wieder in der Sitzung der bürgerlichen Kollegien Stuttgarts die Rede und bald werden beide Kammern di« Sache in die Haud nehmen wüsten. An sie will sich nämlich der Städtetag mit einer Petition um baldige Einführung einer neuen Gemeindeord- uung wenden, ein Ansuchen, dem sich selbstverständlich die Stuttgarter Stadtvertretung, welche ihrerseits ja die Kugel in- Rollen gebracht hat. anschließen wird.

* Stuttgart, 26. Okt. Es hat sich unter dem Namen Wilhelma-Thearer-Gesellschaft eine Gesellschaft von Garanticzeichnern gebildet, die das zwischen Stuttgart und

Cannstatt gelegene Wilhelwa-Theater, das seit vielen Jahren 1, "«38

unbenutzt dasteht, für Theaterzwecke übernehmen wird. Die nötigen Abmachungen mit der Krongutsverwaltung sind ge­troffen. Das Theater wird umgebaut und vergrößert; es sollen im Sommer von dem bekannten Theaterdirektor Martin Klein, im Winter von der Hoftheaterintendanz Vor­stellungen gegeben werden.

* Vom Bodensee, 25. Okt. Die Probefahrt des vom Grafen Zeppelin erfundenen lenkbaren Luftschiffes er­folgt nicht mehr diesen Monat. Nach dem jetzigen Stand der Arbeiten dürsten noch 14 Tage bis drei Wochen ver­gehen, bis das Luftschiff fertiggestellt ist, da der Ballon viel mehr Arbeit erfordert, als vielfach angenommen wurde.

Bei Nebelwetter, wie gegenwärtig, ist die Auffahrt überhaupt von vornherein unmöglich.

einiger Zeit von Erfolg, indem beide Verunglückte zum Be­wußtsein gebracht wurden.

* Berlin, 26. Okt. Während die Betrachtungen über eine frühere oder spätere russisch-französische Inter­vention aus Anlaß des Transvaalkrieges in der europäischen Presse fortdauern und durch die englischen Flottenrüstungen neue Nahrung finden, wird in hiesigen unterrichteten Kreisen versichert, daß man an eine russische oder französische Ein­mischung nicht glaube, und das wird als eines der Mo­mente für die absolute Zurückhaltung Deutschlands geltend gemacht.

* Berlin, 26. Okt. Wie dieGermania" aus fester Quelle wissen will, ist die Kaiserreise nach England aufge­geben worden. Die Indienststellung derHohenzollern" gilt einem anderen Reiseziel.

2 Eine Novelle zum Münzgesetz ist schon im Jahre 1880 dem Reichstag vorgelegt worden. Dieselbe bezweckte die Erhöhung der Ausprägung von Silbermünzcn von 10 Mk. auf 12 Mk. auf den Kopf der Bevölkerung. Die Anhänger der Goldwährung widersprachen damals nicht der Vorlage, aber die Freunde der Doppelwährung wollten von der Vermehrung der unterwertigen Scheidemünzen nichts wissen, weil damit die Rückkehr zur Doppelwährung erschwert werde. Inzwischen hat das Münzwesen in allen Kultur­staaten sich derart gestaltet, daß jede Rückkehr zur Doppel­währung in Deutschland ausgeschlossen erscheint.

* Im Hinblick auf die englische Zensur im Telegraphen- verkehr mit Südafrika führen die Berl. Pol. Nachr. aus, Deutschland müsse eigene Kabel mindestens nach seinen Hauptkolonien besitzen.

* Köln, 27. Okt. Ein Extrablatt des Amtsblattes der königlichen Regierung zu Köln veröffentlicht eine Polizei­verordnung, wonach im Gebiete des Siebrngebirgs, im Siegkreise, sowie im Barmer Kreise, Steinbrüche, Fabriken rc. nicht wehr neu angelegt, sowie vorhandene Steinbrüche nicht erweitert werden dürfen. Nachdem der Verschönerungs- Verein für das Siebengebirge, um diese herrliche Rhein- landschaft vor weiterer Verwüstung durch Steinbrüche zu retten, das Enteignungsrecht, sowie die Erlaubnis für meh­rere Lotteriekollekten erhalten, werden in der letzten Zeit massenhaft Steinbrüche angelegt und größere Konsortien zu spekulativen Zwecken gebildet. Die Verordnung tritt diesem

* Hechingen, 26. Okt. Wegen Bierpantscherei hatten sich heute vor der hiesigen Strafkammer der Pächter des Gasthauseszum Museum", Weber und seine Ehefrau zu verantworten. Dieselben füllten nach eigenem Geständnisse mit Bier, das sie in einem Glase aus dem Blech sammelten, die Biergläser für die Gäste voll, was auch durch 10 Zeugen bestätigt wurde. Erster Staatsanwalt Melchers geißelte scharf ein derartiges Verfahren und beantragte gegen den Ehemann 60 Mk., gegen die Ehefrau 100 Mk. Geldstrafe, welchem Anträge gemäß auch das Gericht erkannte. ES ist nur schade, daß derartigen Mischern, deren es nach den Worten des Verteidigers noch viele gikbt, nicht durch Ge­fängnisstrafen die Freude an ihrem unsauberen unappetitlichen Handwerk verdorben wird.

* Karlsruhe, 26. Okt. Die Karlsruher Zeitung meldet: Der Kaiser von Rußland telegraphierte heute dem Großherzog, daß er die Absicht habe, mit der Kaiserin in der nächsten Woche die großherzoglichen Herrschaften auf Schloß Baden zu besuchen.

* Gastwirt Schmahl in Worms wollte im Keller nach dem neuen Wein sehen. Er wurde von den Weingasen be­täubt, stürzte zu Boden und blieb liegen. Nun erbot sich Maurermeister Hartenbach, den Wirt zu retten. Er ließ sich an ein Seil binden und stieg in den Keller hinab. Aber alsbald stürzte auch Hartenbach betäubt zusammen. Erft einem mit einer Rauchmaske versehenen Arbeiter ge­lang es, die beiden herauszuschaffen. Die sofort von zwei Aerzten angestellten Wiederbelebungsversuche waren nach

rlirslsrirdis^er.

* Wien, 26. Okt. Er werden augenblicklich zwischen verschiedenen europäischen Kabinetten Unterhandlungen ge­pflogen, um die englische Regierung zu veranlassen, die unterseeischen Kabel als international und andauernd neutral zu erklären.

* Im österreichischen Abgeordnetenhaus wird nun, seit die Session eröffnet ist, tagtäglich hin und her gezankt. Die Tschechen, Pole» u. s. w. nehmen natürlich den Mund ge­waltig voll über das ihnen durch Aufhebung der Sprachen­verordnung widerfahrene Unrecht. Am Donnerstag kam eine kleine Abwechslung in das Gezänke durch eine Debatte über die blutigen Vorgänge in Mähren. Der Sozialdemokrat Berner ustd Genossen beantragten die Einsetzung eines Aus­schusses zur Unterstift ung der blutigen Vorgänge in Mähren, besonders in Holleschau und Wsetin. Sie fragen ferner an, welche Maßnahmen die Regierung ergriffen Hab«, um werterem Blutvergießen vorzubeugen, und verlangen dringliche Be- Handlung des Antrags. Das Haus geht zur Tagesordnung über und setzt die Debatte über die Regierungserklärung fort. Abgeordneter Kramar nimmt das Wort, worauf die ganze Linke den Saal verläßt. Kramar führt aus, durch die Aufhebung der Sprachenverordnungen sei an dem tschechischen Volke «ine schwere Sünde begangen worden. Der Systemwechsel zerstörte das Vertrauen d«S tschechischen Volkes. Was für den Augenblick verloren wurde, müsse wieder errungen werden. Der Systemwechsel bedeute die Sanktionierung der Gewaltthätigkeiten der Obstruktion. Das tschechisch« Volk nehme den Kampf unverzagt auf und werde ihn rückhaltlos zu Ende führen. (Beifall bei den Tschechen.) Die Linke erscheint wieder im Saal. Dann spricht der Abg. Bianchini. Derselbe führt aus, seine Partei werde die Re­gierung mit allen verfassungsmäßigen Mitteln bekämpfen. Cazek greift die Regierung aufs heftigste an und erklärt, der Systemwechsel bedeute di« Sanktionierung der Revolution im Parlament, welches weder oben noch unten Respekt ge­nieße. Die Vorgänge in Böhmen und Mähren und das Blut, das dort geflossen sei, fallen auf jene zurück, welche die Revolution im Parlamente in's Werk gesetzt hätten.

D DieZde-Frage" hat nun der Vollständigkeit halber auch eine italienische Parallelbewegung zu verzeichnen. In Rovigno rief bei einer Kontrollversammlung «in Reservist

EinrückungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbar;

^ Beiträge werden dank­bar angenommen.

Bekanntmachungen aller Art finden dir erfolg­reichste Verbreitung.

1899 .

anstattHier" auf italienischQui". Er wurde zu zwei Tagen Arrest verurteilt.

* Paris, 27. Okt. Der Figaro bemerkt: Der Ge­danke des deutschen Kaisers, 3 Säle des deutschen Aus­stellungspavillons mit Bildern französischer Meister, die sich gegenwärtig m Berliner und Potsdamer Schlössern befinden, auSzuschmücken, bedeutet eine Huldigung für die französische Kunst und wird in Frankreich gewiß als ein Zeichen freund­schaftlicher Gesinnung viel bemerkt werden.

* Paris, 27. Okt. Der Hauptmann Tavernier am Pariser Kriegsgericht, dem die Untersuchung gegen Picquart übertragen war, wurde nach Marseille zurückversetzt.

* Amsterdam, 27. Okt. Der Gesandte des Oranje- Freistaates im Haag, Müller, veröffentlicht heute die Pro­klamation des Präsidenten Steijn, der alle Bürger de- Freistaates unter die Waffen ruft.

* Paris, 27. Okt. Cernuschi-Lazarovich, der berühmte Zeuge im Dreyfus-Prozesse in RenneS. wurde vom Pariser Zivilgerichte zur Zahlung von 5226 Franks an das hiesige Hotel Continental für Miete rc. verurteilt.

* Die Verluste der Engländer in den drei Gefech­ten (Glencor, Elandlaagte und Rirtfontein) betragen: 18 Offiziere getötet und 55 verwundet, 76 Unteroffiziere und gemeine Soldaten getötet und 435 verwundet, sowie 13 Vermißte, zusammen also 597 Mann. Dazu kommen nun noch die von den Buren Gffangenen, sowie eine An­zahl Verwundeter, deren Namen noch nicht genau festg estrllt worden sind.

* Ueber eine schwere Schiffskatastrophe, die sich in der Ostsee zutrug, weiß das norwegische Morgenbladet aus Namons zu melden: Der Londoner Dampfer Zürich, mit Holz von Archangelsk nach London bestimmt, ist während eines Orkans am 20. ds. wrack geworden. Die Backladung hatte sich losgerissen, zertrümmerte das Hinterteil des Schiffes und versperrte den Weg zur Kajüte und zum Provianthaus. Die Mannschaft zimmerte zwei Flöße und hielt sich bis zum Samstag, an welchem Tage der Dampfer sank, auf dem Vorschiff auf. Auf das eine Floß gingen der Kapitän, der zweite Steuermann, drei Maschinisten, der Steward und vier Neger, auf das andere Floß der erste Steuermann, der Bootsmann, ein Heizer, sowie em weißer und fünf schwarze Matrosen. Beide Flöße waren ohne Wasser und Lebensmittel. Der auf dem ersten Floße be­findliche Kapitän wurde am 23. ds. in der Nähe der Insel Vigten von einem Boote gerettet. Die übrigen Leute waren ertrunken. Zwei davon wurden auf dem Floße als Leichen aufgefunden. Das zweite Floß wurde cm 25. ds. ans Land getrieben. Es fand sich nur noch ein Leichnam eines Negers auf demselben vor.

* New-Dork, 26. Okt. Die Zahl der Einwanderer betrug im letzten Fiskaljahr 311715 gegen 288 299 im Vorjahr.

* New-Aork, 27. Okt. Die deutsch-amerikanische Handelskomwission zu Philadelphia verlangt die Einsetzung eines unparteiischen Zollbeirats in beiden Ländern, da hier­durch die Förderung freundlicher Beziehungen sichergestellt werde.

* New - Aork, 27. Okt. DasJournal" veröffent­licht ein Telegramm von Olive Schreiner, in dem bemerkt wird, daß nicht das englische Volk, sondern eine kleine Klique, die gierig nach den Goldminen sei, frevelmütig den Krieg herbeigeführt habe und eine Nation morden wolle, um sich die Taschen zu füllen.

Kandel «ad Merkehr.

* Sulz a. N., 28. Okt. (Biehmarktergebnis.) Dem heute hier abgchaltenen Viehmarkt wurden zugeführt: 53 Stück Ochsen, 177 Stück Stiere, 142 St. Kühe, 194 St. Kalbeln, 158 St. Kleinvieh, 235 Schweine, zus. 969 St. Bezahlt wurde: für Ochsen 8001090 Mark per Paar, für Stiere 400760 Mk. per Paar, für Kühe 160369 Mk. per Stück, für Kalbeln 180-380 Mk. per St., für Kleinvieh 100-189 Mk. pro Stück und für Schweine bis zu 30 Mk. per Paar. Der Handel ging lebhaft, weil viele Händler am Platze.

' Herrenberg, 25. Okt. Der heutige Viehmarkt war befahren mit 138 Stück Ochsen, 122 Kühen und 258 Stück Jungvieh. Es waren viele Käufer am Platze und ging der Verkauf flott von statten, nament­lich war Fett- und Jungvieh sehr gesucht, während weniger Nachfrage war nach Ochsen; trächtiges Vieh und Milchkühe waren dann wieder ziemlich begehrt. Die Preise sind gegen vorigen Markt steigend.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Alteniieig.

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