Erscheint Dienstag, Donnerstag, GamStag and Sonntag «»lt der GratiS-Beilage .Der SonnragS- Ba«/

LefiellpreiS »ro Quartal i« Bezirk Nagold 90 ^

außerhalb desselben l.ro.

Allgemeinem^

Nr.

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Sonntag, 8. Oktober

Seine Königliche Majestät haben am 2. Oktober dS. Js. aller- gnädigst geruht, mit Wirkung vom 1. Januar I960 an den Beamten bei den künftigen Bezirksnotariaten den Titel .Bezirksnotar" zu verleihen, übrigens gleichzeitig zu verfügen, daß die bisherigen Gerichtsnotare diesen Titel für ihre Person weiter zu führen haben, wie auch dieser Titel künftighin einzelnen älteren verdienten Bezirksnotaren als Zeichen be­sonderer Anerkennung für ihr- Person verliehen werden soll.

S«ir-esir«rctzi;rehteir.

*Alte»steig, 7. Okt. Ein Gemeindeabend fand auf Einladung unseres Hirn SLadtpfarrrr Breuninger gestern Freitag abend im Gasthof zumStern" statt. Hie­bei wirkte der Kirchenchor in liebenswürdiger Weise mit und Hr. Pfarrer Kämpf von Ditzingen schilderte in gewinnen­der Form seine Reise nach Palästina, seine Beobachtungen, welche er gemacht und seine Eindrücke, welche er vom ge­lobten Lande bekommen. Redner betoute, welch' erwärmen­des Gefühl er von dem Besuch der Stätten bekommen, wo einst unser Heiland wandelte und ging dann darauf über, über die Kulturverhältnisse des Landes zu berichten. Die Grundfarbe des Lande- sei, dem tropischen Klima entsprechend, grau, die Luft sehr durchsichtig, der Boden bestehe aus Kreide­kalk, welcher für den Wein- und Getreidebau vorzüglich sei. Der Wassermangel des Landes sei groß, das Land schreie nach Wasser regne es doch von mitte April bis ende Oktober keinen Tropfen, daher die Wertschätzung der fließenden, sprudelnden Quellen. Bei diesen Verhältnissen lerne man manche Bibel­stelle recht verstehen. Bis zum heutigen Tage noch werden der Sehenswürdigkeit wegen Ausflüge zu den Wasser-Quellen gemacht. Tief bedauerlich sei die Waldlosigkeit des Landes; der Wald wurde durch unsinnige Wirtschaft ausgerottet und doch bilde eben gerade der Wald den Klima-Regulator, den Quellensprnder uud Humus-Produzenten. Straßen giebt's in ganz Palästina nur drei, und zwar nur kurze Strecken; zur Förderung der Lasten diene das Kameel und der Esel. In konfessioneller Beziehung biete die Bevölkerung das reinste Durcheinander. Den schwäb. Kolonisten spendete Redner alles Lob; in kultureller Beziehung böten sie ein segensreiches Vorbild und manche ihrer praktischen Hantierungen hätten ihnen die Araber schon nachgemacht. Redner schloß mit der Bitte um eine kleine Beisteuer für die sirischen Waisenhäuser in Jerusalem und es fielen für diesen Zweck in klingender Münze ca. 30 Mk. Hr. Stadtpfarrer Breuninger dankte dem Redner für den interessanten Vortrag erinnerte dann daran, daß am 10. dS. Ihre Majestät unsere Königin Charlotte das Geburtsfest begehe und brachte auf die erhabene im Segen wirkende Königin ein ZfacheS bei­fällig aufgenommenes Hoch aus. Durch Deklamation und Gesang wurde dem Abend ein weiteres gemütliches Ge­präge gegeben und er fiel für die Teilnehmer zur besten Zufriedenheit aus. Leider ließ der Besuch zu wünschen übrig.

* Altensteig, 7. Okt. Nachdem die Schwarzwald- Wasservrrsorgung sich nun über sämtliche dem Verband bei- getretenen Gemeinden im Nagolder und Calwer Bezirk er­streckt und die Geschäfte beendigt sind, wird am Samstag, den 14. die Einweihung stattfinden. Zu dieser Feier ist nachstehender Programm ausgestellt worden. 1) Abfahrt der Teilnehmer vormittags 9 Uhr 40 Min. vom Bahnhof in Altenstkig nach EttmonnSweiler, Gabelfrühstück in Gasthaus zumgrünen Baum", 2) Weiterfahrt über SimmerSfeld nach Aichelberg zum Hauptreservoir, von da über Oberweiler, Aichhalden und Zwerenberg nach Neuweiler. 3) Festessen im Gasthaus zumLamm" in Neuweiler nachmittags 4 Uhr.

* Die Arbeiten des Seminars und der Zeichenkurse in Nagold, sowie diejenigen des Seminars in Saulgau, welche in der LandeSschulauSstellung hier zu sehen waren, sind infolge Berichts eines Abgesandten vom hessischen Ministerium des Innern nach Hessen erbeten worden. Diesem Wunsche wurde entsprochen. ES ist erfreulich, daß die Leistungen dieser Seminare nicht bloß in der engeren Heimat, sondern auch auswärts Anerkennung finden.

* Stuttgart', 6. Okt. Bezüglich des Tübinger Exerzierplatzes ist nun doch noch eine Aenderung einge­treten, indem die Militärverwaltung das auf Markung Tübingen liegende Projekt (Obstbaumfeld, Viehweiden) auf­gegeben hat und Güter in der Nähe des Hofes Waldhausen (Gemeinde Bebenhausen) im Flächeninhalt von 120 Morgen vorbehältlich der Genehmigung des Reichstag- angekauft hat. Der Exerzierplatz darf nicht über 200000 Mark kosten. Den Bewohnern des Hofe- Waldhausen verbleiben immer­hin noch circa 400 Morgen. Der Platz ist etwa V» Stunden von Tübingen entfernt und kommt entschieden billiger zu stehen als das große Obstbaumfeld Viehweiden.

* Der König von Württemberg wird am Samstag früh zur Teilnahme an den Tauffeierlichkeiten bei dem Erb­prinzenpaare von Wied in Potsdam rintreffen und noch am selben Abend nach Stuttgart zurückkehren.

* (Vereinigung von Cannstatt mit Stuttgart.)

Wie dasN. Tgbl." erfährt, gelangte im Gemeinderat zu Cannstatt eine Eingabe aus Stuttgart an das Ministerium des Innern zur Verlesung, welche auf dir Vereinigung der Städte Stuttgart und Cannstatt gerichtet ist. Es wurde be­schlossen, diese Eingabe der Bevölkerung Cannstatts zur Kenntnis zu bringen.

* Mühlacker, 5. Okt. (Döte da!") Bei dem vor­gestern von Sr. Maj. dem König den Waldenserorten ab­gestatteten Besuch trug sich, als der König wieder von der Station Mühlacker die Rückreise antrat, folgender Zwischen­fall zu. Durch di« den Wagen des Königs dicht umlagernde Menge drängt« sich ein Bauer mit einem Jungen an der Hand. Endlich gelangten die beiden bis zum Wagen, wo­rauf der Junge dem König einen schönen Blumenstrauß entgegenhielt und zurief:Döte da!" (Der Junge ist der 7. Sohn des Bauern und nach altem Brauch der König sein Taufpate.) Se. Majestät, wohl etwas überrascht, ob dieser Anrede, hob den Jungen in den Wagen, was einen großen Beifallssturm hervocrief. Der König unterhielt sich einen Augenblick mit seinem Patenkind und verabschiedete dann dasselbe.

* Kirchheim u. T., 5. Okt. Der Schäfer Chr. Ott, welcher, wie kürzlich gemeldet, seinem Dienstherrn mit einem Betrag von 8000 Mk. für erkaufte Schafe durchbrannte, wurde dieser Tage in Metz aufgegriffen und verhaftet. Am andern Tag«, als er vorgeführt werden sollte, wurde ertöt in seiner Zelle aufgefunden. Ein Schlaganfall scheint seinem Leben ein Ende gewacht zu haben. Der entwendete Betrag wurde noch vollständig bei demselben vorgefunden.

* (Verschiedenes.) Auf der Heimfahrt verunglückte der 61 Jahre alte Laupheimer Bote Amann, indem er beim Aufsteigen auf seinen schwerbeladcnen Frachtwagen auSglitt und unter den Wagen kam, wobei ihm der Brust­korb eingedrückt wurde. Der Schwerverletzte starb alsbald. Das 5 Jahre alte Töchterchen des Bauern Chr. Heydt in Geisingen a. N. machte sich auf dem Felde mit einem brennenden Haufen Kartoffelkraut zu schaffen. Dabei kam die Kleine dem Feuer zu nahe und brannte plötzlich lichter­loh. Das Kind erlitt so schwere Brandwunden, daß es bald darauf starb. In Dornhan brannte das Haus des ZimmermannS Andreas Rath vollständig ab. In Kieselbronn wollte der 21 Jahre alte Goldarbeiter Walther mit einem Gewehr bei einer Taufe schießen. Das­selbe versagte und als nun der junge Mann nach der Ur­sache sehen wollte, entlud er sich plötzlich und die Ladung traf den Schützen in den Kopf zwischen die Augen. Fall­es der ärztlichen Kunst gelingt, das Leben de-Unvorsichtigen zu erhalten, wird derselbe doch den Verlust beider Augen zu beklagen haben.

* In Sachsen bestand seit früher die direkte Wahl zum Landtage. Von einem geringen Steuersatz« an, 3 Mk. Staatssteuer, war jeder wahlberechtigt. Dar ist zwar auch noch so, aber es ist das Dreiklassensystem eingeführt worden. Dadurch ist eS den Sozialdemokraten nicht mehr möglich, Abgeordnete in die Kammer zu bekommen. In voriger Woche fanden die Wahlmännerwahlen statt. Kein Sozial­demokrat wird Abgeordneter werden. Obwohl die Wahl­männer erst am 10. Oktober die Abgeordneten wählen, und in einzelnen Wahlkreisen ziemlich unsichere Parteiverhältnisse bestehen, so läßt sich das voraussichtliche Ergebnis doch schon dahin schätzen, daß die Konservativen statt 19 Mandate 21, die Nationalliberalen statt 5 wahrscheinlich 8, die Fort­schrittler, statt 2 nur 1 erhalten werden. Die Sozialdemo­kraten haben ihre letzten 4 Mandate au Konservative und Nationalliberale verloren.

* Berlin, 5. Okt. Im Prozeß gegen denKlub der Harmlosen" beschloß heute der Gerichtshof, die Ange­klagten auf freien Fuß zu setzen, da Fluchtverdacht nicht mehr vorliege.

* Die Geschäfte gehen so flott, daß alle Rohmaterialien bedeutend im Preise gestiegen sind. Deutsches bestes Puddel- roheisen notierte in Düsseldorf pro Tonne 1899 77 Mk. Vor einem Jahre war der Preis fast 20 Mk. billiger. Eng­lisches Roheisen notierte in Hamburg 1899 86 Mk., vor einem Jahre nur 62,50 Mk. Ganz gewaltig ist die Differenz beim Kupfer; eS kostet« 1898 in Berlin die Tonne 112,50 Mark, 1899 aber 165 Mk. Noch schärfer ist der Auf­schlag beim Zinn. Frankfurt am Main notierte 1898 150 Mk., 1899 aber 285 Mk.. also bald das Doppelte. Wolle kostete 1898 in Berlin pro Doppelzentner 240 Mk., 1899 aber 320 Mk. Rohseide Organsin kostete ein Kilo in Krefeld 1898 42 Mk., 1899 betrug der Preis 51 Mk. Beste Ochsenhäute kosteten in Bremen 1898 160 Mk.. 1899 170 Mk. Rohtabak, Brasil, kostete in Bremen 1898 110 Mk., 1899 127 Mk. 50. Blei notierte in Berlin

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verireitung.

EinrückungSpreiS für Wensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal« je 8 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile ober deren Raum.

Verwendbare ^ Beiträge werden dank­bar angenommen.

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I 1899.

1899 31 Mark, voriges Jahr nur 27,50 Mark. Di« Differenz in Lebensmitteln ist minder groß, zum Teil ist dort sogar ein Rückgang eingetreten. Roggen kostete pro Tonne 1898 in Breslau 126,20 Mk.. 1899 135,30 Mark. Weizen notierte am gleichen Platze 1898 159,30 Mk., 1899 aber nur 143,10, also nicht viel teurer wie Roggen. Er­heblich gestiegen ist der Hopfen. Feinster Nürnberger Hopfen kostete pro Doppelzentner 1898 225 Mk., 1899 aber 280 Mk. Kartoffeln kosteten in Breslau pro 100 Kilo 1898 9 Mk., 1899 eine Mark mehr. Butter kostete in München pro 100 Kilo 1899 zehn Mark mehr, als 1898. Stark gestiegen ist auch der Preis der Heringe. Danzig notierte für 150 Kilo 1898 nur 27,50 Mk, 1899 aber 49 Mark. Kaffee ist im Preise gewichen. Bremen notierte für den Doppelzentner 1898 77 Mark, dieser Jahr 9 Mk. weniger, auch der Reis ist um mehrere Mark billiger geworden. Petroleum und Kohlen sind hingegen in die Höhe gegangen. In der überwiegenden Mehrheit findet sich also bei diesen und auch bei anderen Rohprodukten eine zum Teil recht erhebliche Verteuerung, es ist also nicht ein Zufall, wenn der Preis für fertige Fabrikate einen veränderten Satz zeigt. Das Publikum ist leicht geneigt, dem Detailverkäufer für die Preiserhöhung die Schuld in die Schuhe zu schieben, ein Vorwurf, der aber in diesem Jahre in der That un­angebracht ist. Und eine Qualitätsverschlechterung wird man nicht gern wünschen. Am schlimmsten ist ja, wie auch schon lange bekannt, die Verteuerung bei den Metallen und der vorhandene Vorrat genügt bei Weitem nicht der Nach­frage, so daß an eine Verbilligung so bald nich* * zu denken. Trägt sich doch die Post schon mit dem Gedanken, statt der Kupferdrähte andere Drähte mit Kupferumhüllung zu nehmen.

Arrrläit-rfHe».

* Wien, 6. Okt. Graf Clary kündigte in seinen Be­sprechungen mit Abgeordneten den Zusammentritt des Reichs­rats für den 18. Oktober an.

* Rom, 4. Okt. Die Thatsache, daß Kaiser Wilhelm Crispi zu seinem 80. Geburtstage telegraphisch beglück­wünschte hat in politischen Kreisen einen großen Eindruck gemacht. Man erblickt darin den Beweis, daß der Kaiser an der gegenwärtigen Handels- und VertragSpolitik, die unter Crispl ins Leben trat, festhält. Die Crispiner gehen noch weiter und glauben, das Telegramm bedeute Crispis baldige Rückkehr zur Macht.

* Paris, 5. Okt. Die Budgetkommission beschloß mit 13 gegen 5 Stimmen die Streichung des Kredits für die Botschaft beim Vatikan.

* Paris, 6. Okt. Gestern morgen wurde auf dem Ostbahuhof ein Gerichtsschreiber aus Stuttgart von der französischen Kriminalpolizei verhaftet, als er gerade dem BaSler Zug entstieg. Man fand bei ihm 14 000 FrS. Bar­geld und eine große Menge Wertsachen vor, die er in seiner amtlichen Stellung veruntreut hatte. Der Verhaftete wird an die deutsche Polizei auSgrliefert werden.

* London, 5. Okt. Die Nachricht vom Vorrücken der Buren auf Laings Nek ist von keiner Seite bestätigt worden. Man glaubt, daß die äußersten Posten der Buren an der Grenze von Transvaal verstärkt worden find und Thatsache ist, daß in Newcastle Panik herrschte und noch herrscht. Die Einwohner verbarrikadierten das Rathaus mit Sandsäcken und die Menschen drängen sich zur Eisenbahn.

* London, 6. Okt. Aus Kapstadt wird gemeldet, HofmeyrS Mission nach Pretoria sei als hoffnungslos auf­gegeben worden. DerWeftminster Gazette" zufolge telegraphierte ein hoher Beamter der Transvaal-Regierung an einen Freund in London:Wir wollen keinerlei Garantie für die Unabhängigkeit, wir halten an der Londoner Kon­vention fest. Wir haben alles Vertrauen in englische StaatS-

männer verloren und haben nichts mehr zu sagen".

Handel uud Verüeür.

* Calw, 5. Okt. Die Obsternte ist bei dem prächtigen Herbstwetter im vollen Gange. Dieselbe fällt qualitativ und quantitativ recht gut aus. Die Preise bewegen sich von 6 Mk. bis 6 Mk. 50 Pfg. pro Zentner; die Käufer halten aber mit dem Einkauf sehr zurück, weil viel« Produ­zenten ihren Bedarf an Most durch das Fallobst schon ge­deckt haben und in den meisten Orten großer Vorrat an Mostäpseln ist. Gebrochenes Obst kauft man zu 1012 Mk. pro Ztr. Auf dem Bahnhof sind hessische und österreichische Mostäpfel zum Preis von 6 Mk. 50 Pfg. zugeführt; der Absatz ist aber flau, da einheimisches Obst zum gleichen Preis auch billiger zu haben ist.

* Cannstatt, 5. Okt. Auf dem Güterbahnhof stehen heute 3 Wagen Mostobst. Preis per Zent. 5.505.70 Mk.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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