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Man abonniert auswärts auf dieser Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten.

Sonntag, 24. September

Bekanntmachungen aller Art finden di« erfolg­reichste Verbreitung.

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EinrückungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehtmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

1899.

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Erscheint Dienstag,

Vonneritag, Samstag und Sonntag »ü der Sratis-Beilage »Der SonntagS- Gast.'

Bestellpreis pro Quartal i« Bezirk Nagold 90 ^

außerhalb derselben

^lt l.10.

Mr. 148.

Verliehen wurde das Ritterkreuz II. Klasse des Friedrichsordens dem Bahnhvfverwalter l. Klaffe Hindennach in Cannstatt.

L«rir-esir«rehirLehteir.

-u. Ebhausen, 22. Sept. Der Schwarzwald­bienenzüchterverein hielt gestern nachmittag hier imGasthaus z. Waldhorn" seine Herbsthauptversammlung ab. VereinS- vorstand Lehrer Brendle teilte zunächst das Ergebnis des diesjährigen Sommers hinsichtlich der Bienen mit. Un­günstig verlief die Frühtracht wegen des länger anhaltenden RegrnwetterS ende Juni und anfangs Juli. Dann aber kamen die schönen warmen Tage mitte Juli bis ende August, wo es im Walde gut honigte. Der Durchschnittsertrag an Honig per Stock beziffert sich auf 30 bis 40 Pfund. Aus­giebig siel besonders Heuer auch die Heideblütetracht aus. Wer diesmal wandert«, und das thaten erfreulicherweise viele Imker des vorderen aber auch des Hinteren Bezirks, besonders die Altensteiger, der durfte sehr günstige Erfahrungen machen. Die Stöcke kamen volkreich und strotzend von Honigvorrat aus der Wanderung zurück. Betreff- des Heidehonigs teilte Redner mit, daß er nur zu schleudern sei noch in ganz frischem Zustand; schon nach wenigen Tagen werde er so zäh, daß er nicht mehr aus den Waben fliege beim Schleudern. Das Auslassen der Heidehonigwaben sei aber nicht nötig; man soll sie einfach von den Bienen deckeln lassen, im Herbst aus dem Stock nehmen und im Frühjahr entdeckelt einhängen. Die Bienen tragen den Honig in andere Waben und dann könne er gut geschleudert werden. Ein Hauptgegenstand der Verhandlung war ferner der Bortrag des Vorstands Brendle über das Thema:Die Bienenrassen und ihr« Brauchbar­keit mit Rücksicht auf die Trachtverhältnisse des Schwarz­walds." Redner konnte auf Grund von Erfahrungen am eigenen Stand und Mitteilungen von Imkern besonders in Wörnersberg, Göttelfingen und Erzgrube, die sich mit ver­schiedenen Rassen befaßten, seine Ausführungen aufbaurn. Er beschrieb nun eingehend die verschiedenen Bienenraffen: Heidebiene, Krainer, Eyprer, Italiener, Palästiner und nordische Biene. Alle diese Bienenrassen haben ihre Vorzüge und seien da, wo sie ursprünglich zu Hause sind, von großem Nutzen ; aber bei uns diese Rassen rein zu halten sei nicht rat­sam, mancher habe dadurch schon üble Erfahrungen gemacht. Einzelne Völker vom Ausland zu beziehen zur Blutauffrischung unserer einheimischen schwarzen Biene, die eben erfahrungs­gemäß sich als di« geeignetste für den Schwarzwald erprobt habe, sei empfehlenswert. Aber ja nicht lauter Ausländer! (von solchen kommen di« Heidebiene, di« nordische, Italiener, Krainer und Cyprer in Betracht.) Die Mehrzahl der Stöcke müsse immer der deutschen Rasse angehören. Ein reger Gedankenaustausch knüpfte sich an den eingehenden, be­lehrenden Vortrag. Es war nur zu bedauern, daß die Versammlung, deren Beratungen für die Imker manche beherzigenswerte Kenntnis in Beziehung auf die Bienen­zucht bot, nicht besonder- zahlreich besucht war. Als Ort der nächsten Hauptversammlung wurde Altensteig-Dorf in Aussicht genommen.

* Wildberg. 21. Sept. Vom Wetter begünstigt, fand heute hier der Schäferlauf statt. Die Beteiligung war Heuer weit größer als in den letzten Jahren. Dar Spiel selbst, Wettlauf der Schäfer, Schäferinnen, Wasserträgrrinnen u. s. w., ging nach festlichem Umzug durch die Stadt auf der Klosterwiese vor sich. Zur Teilnahme an dieser Fest­lichkeit erhalten sämtliche bäuerlichen Dienstboten der Um­gegend stet- einen freien Tag.

* Baiersbronn, 21. Sept. Hier ist ein Verein für Krankenpflege in-Leben getreten. In einer am letzten Sonn­tag im Rathaussaale abgehaltenen Bürgerversammlung wurde die Errichtung einer Diakoniffenstation beschlossen. Eine noch zu berufende Schwester soll gegen eine Entschädigung von 10 Pfg. für Verein-Mitglieder oder 25 Pfg. für Nicht­mitglieder pro Stunde die Kranken im Mutterort samt nächstgelegenen Parzellen verpflegen.

* Wie von informierter Seite mitgeteilt wird, soll der als Reserveführer verwendete Lokomotivführer 2. Klasse, Wagner in Münsingen, welcher am 26. Aug. bei Ueberführung des Zuges 475 ReutlingenHanau betrunken war und in diesem Zustand eine ernstlich« BetriebSgefährdung sich zu schulden kommen ließ, wegen dieser groben Verfehlung auf Antrag der Vorgesetzten Behörde (Maschineninspektion Tübingen) durch die Generaldirektion der Staatseisenbahnen seines Dienstes entlassen worden sein. Wie man weiter erfährt, ist die frühere Meldung, wonach die Maschine de- betreffenden Zuges erheblichen Schaden erlitten haben soll, nicht zu­treffend, wohl aber war die Gefahr, in der der Zug und die ihm anvertrauten Passagiere schwebten, eine sehr große.

* Eßlingen, 22. Sept. Die erforderliche Ersatz­wahl für den 5. württembergischen Reichstagswahlkrei»

(Eßlingen, Kirchheim, Nürtingen, Urach) ist auf Freitag den 27. Okt. angeordnet.

* Stuttgart, 22. Sept. Bei einer in letzter Nacht durch die Polizrimannschaft vorgenommenrn Streife wurden 22 Personen. Dirnen, Zuhälter, sowie wegen Betrugs und Diebstahls Verfolgte eingeliefert.

* Munderkingen, 22. Sept. Am Dienstag abend ist die Wirtschaftzum Hirsch" hier (Geburtshaus des Dichters Waitzmann und de- si Minister- v. Schmid) vollständig niedergebrannt. Die Nachbarhäuser waren bedroht. Wäh­rend des Brandes wurde Konditor B. Traub lebensgefähr­lich verletzt. Im Spital, wohin er verbracht wurde, legte er das Geständnis ab, daß er der Brandstifter sei und da­bei in selbstmörderischer Absicht gehandelt habe. Bis jetzt befindet er sich noch am Leben, jedoch hoffnungslos.

* Gmünd, 21. Sept. Gestern abend kündigte mit geringer Ausnahme das Personal der Schuhfabrik von R. I. Mayer. Sie fordern statt llstündiger Arbeitszeit (ein­schließlich der Vesperpausen) eine lOstündige.

* (Verschiedenes.) Wegen mehrfacher SittlichkeitS- vcrgehen an Kindern von 510 Jahren wurde der seit Jahresfrist in Alpir sba ch wohnhafte, verheiratete Maschinist Seifert verhaftet und an das Amtsgericht eingeliefert. Das Gasthaus und Bierbrauerei zumBären* in Bühler- thann ging durch Kauf um 84000 Mk. von Herrn Josef Thum an Witwe Engel in Schloß Schmiedelfeld über. Zwei Handwerksburschen, die einem Gastwirt vom Ober­land 1 Mk. schuldeten, gaben.da siekein bare-Geld hatten, an Zahlungsstati ein Lotterieloos, das nun mit einem Ge­winn von 100 Mk. herauskam. Einen der Burschen'konnte der Wirt ausfindig machen und hat nun demselben 99 Mk. in bar übersandt mit der Aufforderung, diesen Betrag mit seinem ehemaligen Reisegefährten zu teilen.

* Vom Bodensre, 22. Sept. In der Nähe der Alpe Uebersaxen bei Rankweil stürzte der Wirt Joseph Künzle in eine Rufe und blieb tot liegen.

T Castrop. Eine rohe Familienszene spielte sich dieser Tage in der Familie des Bergmanns Erich ab. Der Mann lebt« seit längerer Zeit in Zwist mit seiner Frau und setzte eines Morgens einen Topf mit Wasser auf den Herd nnt der Aeußerung, er wolle seine Frau mit dem Wasser verbrennen, diese kam ihm jedoch mit den Worten: Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein", zuvor und goß ihrem Mann das kochende Wasser über den Körper. Er mußte dem Krankenhause überwiesen werden. Nach Urteil des Arztes nimmt die Behandlung etwa 4 Wochen in Anspruch.

AitsleLit-isetzes.

* Paris, 21. Sept. Der Krieg-minister hat anläß­lich der Begnadigung des DreyfuS einen Tagesbefehl er­lassen, in welchem er heißt, die Angelegenheit sei nunmehr erledigt. Vor der Thatsache der Begnadigung müsse sich jeder beugen, wie alle (?) sich vor dem Ürteilsspruche in RenneS gebeugt hätten. Ich richte an Euch die Forderung und würde auch erforderlichenfalls befehlen:Vergesset das was gewesen ist und denkt nur an die Zukunft. Es lebe das Heer, welches keiner Partei angehört, sondern ein­zig und allein Frankreich!"

* Paris, 21. Sept. Wie verlautet, ist Galliffets Armeebefehl ohne Mitwissen der anderen Minister erlassen.

* Carpentras (Departement Vaucluse), 22. Sept. Dreyfus traf heute vormittag hier ein und stieg bei seinem Verwandten Velabregue ab.

* Paris, 22. Sept. Ueber die Reise Dreyfus' ver­öffentlicht derFigaro" heute einen langen Bericht eines Mitarbeiters, der den Freigelassenen von Nantes bis Avignon begleitete und bi- Bordeaux im gleichen Coupö mit ihm fuhr. Dreyfus hatte seinen Bruder Mathieu und seinen Neffen Valadregue erst in Nantes getroffen. Er zeigte sich trotz seiner geschwächten Gesundheit sehr heiter; dar Gefühl der Freiheit hob seine Stimmung. Er gab besonders seiner Freude über die schönen Landschaften Ausdruck, nachdem er seit fünf Jahren fast keinen Baum gesehen hat. Da- Ge­spräch lenkte sich auf den Prozeß. Von Mercier sagt Dreyfus, er sei ein böswilliger und unehrlicher Mensch, der vielleicht nur die ganze Größe des Nebels nicht kenne, da­rr verursache. Er sei zu intelligent, um unbewußt zu sein. Trotz der wiederholten Mahnungen Mathieu's, sich zu schonen, sprach Dreyfus, eine Zigarrette rauchend, weiter. Viele Zeugenaussagen von Kameraden in Renne- haben ihn sehr betrübt;nicht daß sie eine böse Absicht gegen mich hatten, sondern weil sie ihre Pflicht in servilem Sinne auffaßten und den Chef- gefallen wollten." Den Widerstand gegen die Revision erklärt er aus dem latenten Antisemitismus und der Furcht, de- Leichtsinn- angeklagt zu werden. Er

citierte dann dar Wort eines Zeugen über Picquart:Man fühlte, dieser Offizier marschiere nicht hinter den Chefs", um die Pflichtauffassung seiner ehemaligen Kameraden zu kennzeichnen Gehorsam sei nur im Kriege nötig; in Dingen der Ehre gehorche man nur seinem eigenen Gewissen. Im Verlaufe der weiteren Gespräches äußerte sich Dreyfus über Esterhazy, der ein Gauner sei und sein Vater­land beschwindelt habe wie seinen Vetter und seine Lieferanten. General Mercier habe er abgelehnt, bei Dreyfus selbst die Motive des Verbrechens zu suchen; der gesund« Menschen­verstand gebiete aber, da- zu allererst zu thun. Das sei genau wie die Zuerkennung mildernder Umstände bei Hoch­verrat, der das schlimmste Verbrechen sei. Auf die Frage, welchen Eindruck das Urteil auf ihn gemacht habe, erwidert Dreyfus: dar war zuerst ein tiefer Schmerz, dann Betäub­ung ; nachher aber überkam mich rin süßer Trostgefühl, als ich erfuhr, daß zwei Offiziere mich für völlig unschuldig erklärt hatten. Ueber seine Zukunftsabsichten erklärte Dreyfus : Ich will mit meiner Frau mich der Erziehung meiner Kinder widmen, die meine größte Freude sind. Das jüngste zählte 1894 nur einige Monate und ich kenn« es kaum. Aber ich wollt« die Kinder nicht in Renne- sehen, um ihnen nicht den Eindruck des Gefängnisses zu lassen. Ich werde nunmehr ihre Erziehung und Ausbildung selbst in die Hand nehmen. Bis ich mich gut erholt habe, werde ich in Carpentras bleiben. Jn's Ausland wollte ich nicht gehen, obwohl mein Gesund­heitszustand «S erfordert. Ich konnte mich dazu nicht ent­schließen, da die zu erwartenden Manifestationen für mich wie Repressalien gegen mein Vaterland aussehen würden. Die Begnadigung habe ich nicht verlangt, aber ich nehme sie an; das verhindert nicht, die Rehabilitation zu unter­nehmen. Ich kenne keine Drohung, aber auch keine mora­lische Schwäche.

* Pari-, 22. Sept. Die .Aurore' veröffentlicht ein langer offener Schreiben Zola'r an Frau Dreyfus. Es beginnt damit, das erste Zusammenleben des Freigelassenen mit seiner Familie auszumalen. Mein Werk, so fährt Zola fort, war anfänglich ein Werk menschlicher Solidarität, des Mitleid- und der Liebe. Keine politischen Zwecke lagen in meinem Thun. Der Unschuldige ist nun seinen Leiden ent­hoben und damit ist das erste Ziel erreicht. Aber die Be­gnadigung ist doch bitter als moralische Qual nach so vielen physischen Schmerzen. Dar Schlimmste dabei ist, daß an­scheinend alles von langer Hand vorbereitet war. Wie traurig, daß die Regierung eines Landes gnädig ist, wo sie gerecht sein soll. Die Rehabilitation des Unschuldigen ist nötig, weniger für ihn als für Frankreich. Dahin zielen nunmehr unsere Anstrengungen.

* Paris, 22. Sept. Der Chef des GeneralstabS, Brault, ist gestorben.

* Bloemfontein. 22. September. Der Raad des

Oranje-FreistaateS trat gestern zusammen. Präsident Steijn verlas eine Red«, worin er bedauerte, daß die Vorschläge Großbritannien- zu Transvaal gespannt seien. Die Mit­glieder de- RaabeS sollten daran denken, daß die Vor­schläge KrügerS auf der Konferenz mit Milner in Bloem­fontein, wenn auch von Milner verworfen, doch im Frei­staate einstimmig als höchst entgegenkommend angesehen worden seien. Steijn gab dann einen Rückblick auf die Verhandlungen und sagte, Transvaal sei von dem brittischen Agenten Greene getäuscht worden, beschuldigte die englische Regierung indirekt des Vertrauensbruchs und bestritt, daß er Transvaal geraten habe, die letzten brittischen Forder­ungen anzunehmen. Die Lage sei kritisch. Der Freistaat sei durch Verträge verpflichtet, Transvaal beizusteben. E- sei Sache des Raades, über das weitere Verhalten der Re­publik schlüssig zu werden. Nichts rechtfertige einen Krieg oder einen Angriff auf Transvaal. Die vorhandenen Differenzen könnten durch eine Kommission oder durch ein Schiedsgericht beseitigt werden. Ein Krieg wäre ein Hohn auf die Religion und die Zivilisation. Steijn sagte schließ­lich, Gott möge den Mitgliedern deS Raades die Kraft geben. Beschlüsse zu fassen, welche nicht nur den Frieden und die Wohlfahrt zur Folge hätten, sondern auch die Sicherheit des Freistaates. Er forderte dann den Raad zu einer geheimen Sitzung auf. Der Raad stimmte dem zu._

Kandel und Werkehr.

* Horb, 21. Sept. Die Preise der Hopfen ziehen an. Eine Nürnberger Firma zahlte hier gestern 90 Mk. Pr. Ztr. nebst Trinkgeld.

* Tübingen, 22. Sept. Am Bahnhof« stehen heute 3 Wagen Obst aus Italien und Tirol. DaS Tiroler Obst kostet 6 Mk. 30 Pfg., Italiener 5 Mk. 50 bis 6 Mk. 20 Pfg. pro Zentner.

Verantwortlicher Redakteur: W< Kieker, Altensteig.

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