G
Erscheint Dienstag, NrmierStag, SamStag und Sonntag »it der GratiS-Beilage »Der SonntagS- GaS."
BeftellpreiS pro Quartal k» Bezirk Nagold SS ^
»nßrchalb desselben
1 . 10 .
O
Mr. 132.1
UitMSkeiL.MM.
ZkmhSblatt M
M-Mterhattuilgsbüich
ÄllgMkmesAW'W
«irsean
WAU
MM
GM
-LÄ!
W-WK
M--1
Man abonniert auswärts auf dieser Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten.
Sonntag, 27. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
G
EinrückungSpreiL für Mtensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Psg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Psg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.
Verwendbar. Beiträge werden dankbar angenommen.
O,
I 1899.
An der K. Tierärztl- Hochschule in Stuttgart wird vom 21. bis 23. Septbr. d. I. eine Prüfung im Hufbeschlag abgehalten. Näheres s. .St.-Anz.' Nr. 1S7.
Wch^ Manöver-Provianiämter bestehen am 23. ds. in Besenfeld, am 29. ds. in Dornstetten, am 31. ds. in Liebenzell und Ealw. Etwaige Angebote sind direkt an diese Aemter zu richten.
^«rir-esirirehrriehteir.
* Altensteig, 26. August. Ern Rekrut, der sich in gerichtlicher Untersuchung oder iw Anklagezustand befindet, kann nicht eher eingestellt werden, als bis die Strafsache, einschließlich der Strafvollstreckung voll- zogen ist. Rekruten, welche es unterlassen, von einer gegen sie erhobenen Anklage der Militärbehörde Mitteilung zu machen, werden behufs Verbüßung ihrer Strafen wieder entlassen, ganz abgesehen davon, wie lange sie schon dienen. Im nächsten Jahre werden sie erneut ausgehobrn und eingestellt, ohne daß ihnen die vorhergegangene Dienstzeit angerechnet wird. Es liegt somit im Interesse eines jeden Rekruten, gegen den eine gerichtliche Untersuchung schwebt, sofort seiner Kontrolstelle hievon Anzeige zu erstatten.
* Calw, 24. Aug. Das Feldartillerieregiment Nr. 13 hat seine Regiment-Übungen zwischen Herrenberg und Nagold beendet und ist heute hier und in den benachbarten Orten einquartiert worden. Damit hat hier die Einquartierung, die von verschiedenen Waffengattungen bis Ende der Kaisermanöver dauern wird, ihren Anfang genommen.
* Backnang, 24. Aug. In vergangener Nacht wurde hier ein Mord begangen. Die 17 Jahre alte Metzgerstochter Hertha Baumann, welche in letzter Zeit in Stuttgart im Dienst und vorübergehend bei ihren Eltern auf Besuch war, stürzte kurz nach 1 Uhr in das Schlafzimmer ihrer Eltern mit dem Schreckensruf: „Helft mir, ich dm gestochen!" Kaum hatte ihr Vater die tötlich Verwundete in seinen Armen aufgefangen, als sie verschied. Am Hals zeigte sich eine 5 am lange und 1^/2 oni tiefe Wunde; dir Halsschlagader war gänzlich durchschnitten. Von dem Mörder hat man noch keine Spur.
* Heilbronn, 24. Aug. Infolge falscher Weichcn- stellung ist gestern in Gundelsheim ein aokommender Güterzug auf einen in der Station haltenden Güterzug gerannt. Fünf Wagen wurden vollständig demoliert, die Lokomotive ist stark beschädigt. Personen wurden nicht verletzt. Der Personenzugsverkrhr konnte vermittelst Umsteigens aufrecht erhalten werden. Heute abend wird das Geleis wieder befahrbar sein.
* (Verschiedenes.) In Oeschelbronn wurde am Hellen Tage im Hause des Gemeinderats M. eingebrochen; der Dieb nahm Ringe, Schmucksachen und bares Geld mit, sowie die Taschenuhr eines einquartierten Soldaten. — Drei Bauernburschen in Herrenzimmern bei Rottweil schlugen und stachen am Sonntag wegen eines Mädchens wie toll aufeinander los. Zuletzt konnten die Burschen kaum noch Heimwanken. Ein Unbeteiligter, der der Schlägerei zusah, wurde von den Burschen derart mit Prügeln und Stöcken zugerichtet, daß er bis zum andern Morgen bewußtlos liegen blieb. Der herbsigerufene Arzt fand außer vielen Schlag- auch einige Stichwunden vor. Das Befinden des Mißhandelten ist bedenklich. Die Thäter sind verhaftet worden.
* Mit dem Schnellzuge von Baden-Baden trafen am Mittwoch abend 2 Damen auf dem Bahnhofe in Karlsruhe ein, die ihr Gepäck und ihr Geldtäschchen einem Dienstwann, der sie begleitete, übergaben. Plötzlich wurde dem Dienstmann von einem Unbekannten von hinten her das an seiner Seite hängende Geldtäschchen abgeschnitten und entwendet. Es enthielt 30000 Mk. Der Dieb, der noch gesehen wurde, jedoch in dem Gedränge rasch verschwand, konnte noch nicht ausfindig gemacht werden. Die Damen kamen vom Rennen in Iffezheim und wird vermutet, daß der Dieb den Damen nachgereist ist.
* Von derKinzig,24. Aug. Line für diese Jahreszeit ungewöhnlich starke Abkühlung brachten die drei letzten Nächte, indem jeweilig da- Thermometer bis auf 3 Grad Reauwur herabsank. Ein leichter Reif lag in der Frühe auf den Fluren. Seit gestern beginnt die Temperatur wieder bedeutend zu steigen.
D Vor einiger Zeit hat sich in Berlin ein deutschrussischer Verein gebildet, dessen Ziel es ist, die Handelsbeziehungen zwischen Rußland und Deutschland zu fördern. Dieser Verein hat jetzt, wie der ,Pet. Herold' berichtet, «ine Petition au da- russische Finanzministerium gerichtet, worin er um die Erlaubnis bittet, in Petersburg eine Filiale zu eröffnen. Der Zweck dieser Filiale besteht darin, daß sie die russischen Händler mit den deutschen Marktverhältnissen bekannt machen will.
* „Preußen würde klüger thun, statt für viele Millionen neue Kanäle zu bauen, die alten Flußläufe in Ordnung zu halten." So erklärte der konservative Abgeordnete Ring seinen Wählern: „Ich bin kein Gegner der Wasserstraßen, ich kann aber für einen Kanal, der 300 Millionen kosten soll und sicherlich 400 Millionen kosten wird, nicht eintreten, so lange die märkischen Fluß- läuf« alljährlich infolge gänzlicher Verwahrlosung durch Ueberschwemmungen verheerendster Art heimgesucht werden, die Hunderttausende treuer Märker um Hab und Gut bringen, ohne daß der Staat Mittel zur Abhilfe bereit stellt, trotz alljährlich vorgebrachtrr verzweifelter Notschreie und zahlreicher Petitionen. So lange die Finanzpolitik Preußens auf den Erträgen der Eisenbahnen beruht, ist es jedenfalls eine verkehrte Politik, mit dem Gelde der Steuerzahler kostbare, ertraglose Kanäle zu bauen, um den Eisenbahnen eine künstliche Konkurrenz zu schaffen und auf diese Weise neue Steuern notwendig zu wachen. Für die Flotte, um die Schmach von Samoa auszugleichen, würde jeder konservative Abgeordnete obige Summe gern zur Verfügung stellen.
* Der letzte noch lebende Freiheitskämpfer ist der zu Wolgast in Pommern lebende, am 11. Februar 1795 geborene Rentier August Schmidt. Er ist gegenwärtig 104 Jahre alt und wenn er, was bei seiner körperlichen Frische recht wohl erwartet werden kann, noch im nächsten Jahre am Leben ist, kann er sich rühmen, in drei Jahrhunderten gelebt zu haben. Mit 18 Jahren trat er als freiwilliger Jäger in die Armee ein und nahm Teil an den Schlachten bei Bautzen, Groß-Beeren, Denewitz. Leipzig, Ligny, Belle- Alliancr. Zwei Mal hat er den Rhein überschritten, um mit seinem Truppenteil ins feindlich« Frankreich einzudringen. Noch im Alter von 102 Jahren wurde ihm der Kronenorden verliehen und alljährlich sendet ihm Kaiser Wilhelm einen Geburtstagsgruß.
* In Hagen i. Wests, ließ eme seit kurzem dort in Stellung befindliche Dienstmagd ihr eigenes Kind, einen zweijährigen Knaben, der ihr in ihrem weiteren Fortkommen lästig schien, buchstäblich verhungern. Die herzlose Mutter hatte das Kind bei ihrer Abreise von Bromberg, wo sie früher bedicnstet war, ca. 150 Meter von der Landstraße entfernt in einem Gerstenfeld ausgesetzt und seinem Schicksal überlassen. Nach einigen Tagen fand man dir Leiche des Knaben, der nach Feststellung des Arztes elend verhungert war. Die Bromberger Staatsanwaltschaft ermittelte die Magd und veranlaßt« ihre Verhaftung.
Artrl«Litdifetzes.
* Graslitz, 24. August. Gestern fand hier das Begräbnis der vier erschossenen Arbeiter statt, deren einer sechs Kinder und eine Witwe hinterläßt. Heute wird der fünfte begraben, der gestern im Spital gestorben ist. Die Beteiligung aller Klassen und Parteien war groß. Viele Tausende waren aus weiter Umgebung zusammengeströmt, es fiel keine Störung oder Demonstration vor. Militär, Polizei und Gendarmerie waren nicht zu sehen, da die Abgeordneten aller drei Parteien dir Aufrechterhaltung der Ordnung zugesagt hatten. — Auf dem Friedhof sprachen der DeutschnationaleHoferund der Sozialdemokrat Verkauf. Kränze wurden niedergelegt u. a. mit Inschriften wie „Ein Opfer des Systems" und „Den Opfern des Paragraphen vierzehn."
2 Zürich. Wegen Ermordung eines Brotfuhrmanns in einer Thalschlucht bei Zug wurde im Jahre 1882 der Knecht Joseph Schicker von Blickerstorf zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt. 14 Jahre verbrachte Schicker in der Strafanstalt und beteuerte fortwährend seine Unschuld. Nach wiederholter Abweisung des Revisionsbegehrens wurde endlich das Schuldurteil wegen Mangel genügenden Beweises aufgehoben und Schicker auf freien Fuß gesetzt. Nun hat der wirkliche Mörder vor seinem Tode ein Geständnis abgelegt, und Schickers Unschuld ist jetzt also zweifellos festgestellt.
* 77 Räuber sind auf Sardinien im letzten Vierteljahr gefangen worden. Nur noch fünf sind auf freiem Fuße. Man hofft, -auch diese Kerle bald unschädlich machen zu können. Dann wird die Sicherheit auf der schönen Insel vollständig wieder hergestellt sein.
* Paris, 23. Aug. Die nationalistischen Deputierten Millevoye und Gervais« ersuchten den Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau um die Erlaubnis, Guerin besuchen zu dürfen, was ihnen jedoch verweigert wurde. Ebenso wurde die Bitte um Wasser und Lebensmittel für die Belagerten abschlägig beschieden.
* Paris, 25. Aug. Gegen 91/2 fanden Kundgebungen zu Gunsten Guörins in der Rue Lafayette statt. Etwa 500 Anhänger Guörins sangen und riefen: Panama, Panama,
Nieder mit den Juden, Nieder mit Loubet! Insgesamt sind bei der gestrigen Schlägerei 12 Personen verwundet und 20 verhaftet worden. Zahlreiche Bewohner der Rue Chabrol wollen den Eigentümer des Hauses der Antisrmiten- liga verklagen, weil sie durch das aufrührerische Vorgehen Guörms in ihrem Gewerbe empfindlichen Schaden erleiden.
* Paris, 25. Aug. Im heutigen Ministerrate teilte der Kolonialminister Depeschen mit, wonach an der Ermordung des Obersten Klobb kein Zweifel mehr ist. Die Mission Voulet-Chanoine wird von jetzt als im Ausstande befindlich angesehen.
* MöziöreS, 22. Aug. Während gestern der neue Kommandeur der 23. Brigade, General Durant, anläßlich der Uebernahme des Kommandos eine Revue ebhielt, ereignete sich ein Zwischenfall. Als eine Anzahl Zuschauer beim Vorbeikommen der Fahne die Kopfbedeckung nicht abnahm, soll der General eine verletzende Aeußerung oem Volke gegenüber gethan haben. Die Volksmenge begrüßte darauf in ostentativer Weise das Regiment mit den Rufen: Es lebe die Armee!, verhielt sich jedoch beim Vorübrrreiten des Generals schweigsam.
* Brüssel, 25. Aug. Bor überfüllten Tribünen beginnt die Kammer heute die Diskussion des sozialistischen Antrags auf Verfassungs-Aenderung behufs Einführung des allgemeinen gleichen Stimmrechts. Ministerpräsident Smet de Naher spricht namens des Kabinets gegen die Verhandlung des Antrages. Das Land wolle endlich einmal Ruhe haben. DieSozialisten unterbrechen stürmisch. Die Sitzung dauert fort.
* L 0 nd 0 n, 25. Aug. Die Times meldet aus Johannesburg vom 24. ds.: Obgleich die Arbeiten in den Bergwerken noch fortgesetzt werden, liegt das Geschäft in der Stadt völlig darnieder. Die Not nimmt schnell zu, und die Auswanderung aus der Stadt, wie den Minendistriktrn wird immer bedenklicher, da auch zahlreiche Leute der ärmeren Klassen welche die Reisekosten nur schwer aufbringen kör.nen, jetzt anfangen fortzugehen. Die abfahrenden Züge sind gedrängt voll. In Kreisen, in denen man die Verhältnisse gut kennt, glaubt man, daß kaum ein Grund zu unmittelbarer Beunruhigung vorliegt, doch hat die Unklarheit der Sachlage in den letzten Wochen den Ne izkeitskrämern freies Spiel gegeben und viel dazu deigetragen, die allgemeine Spannung zu erhöhen.
D London. Nach telegraphischen Nachrichten der ,Church Missionary Society' sollen an der Ostküste Afrikas 40000 Leute der Hungersnot erlegen sein. Hunderte von Leuten wurden durch die Missionsgesellschaft monatelang mit Nahrungsmitteln versehen, aber der allgemeinen Not konnte dadurch nicht Einhalt gethan werden. In Ukambaui ist die Hungersnot noch immer sehr groß.
* New - I 0 rk, 24. Aug. China erhob Vorstellungen wegen Inhibierung der chinesischen Einwanderung auf den Philippinen durch den General Otis.
D Präsident Mac Kinley hat nunmehr beschlossen, seine lang geplante Rundreise durch die Staaten Ende September zu beginnen, um für eine neue Präsidentschafts-Kandidatur zu wirken. Selbst unter seinen Anhängern wird dieser Entschluß als unpolitisch kritisiert, mit der Motivierung, man solle wenigstens mit dieser Wahlagitationstour warten, bis auf den Philippinen ein erster größerer Erfolg erzielt sei. (Das dürfte allerdings vielleicht länger dauern als Mac Kinleys Präsidentschaft.)
* Im Kapparlament hat sich der bekannte Cecil Rhodes sehr offen über die Transvaalfrage ausgesprochen. Er erklärte, diese Frage würde ohne Blutvergießen gelöst werden. Präsident Krüger würde noch mehr nachgeben. Wenn diese Frage gelöst sei, wäre es sicher, daß Transvaal ein englisch sprechendes Gemeinwesen werden müsse. Die Ausländer würden, da sie in ungeheurer Mehrheit seien, eine Regierung im Einklänge mit ihren Anschauungen bilden. Das sind in der That Englands Pläne und können di^se ohne Blutvergießen verwirklicht werden, dann verzichtet England gern auf den Krieg; sonst nicht.
* Tientsin, 24. Aug. Die Pest ist in Niutschwan ausgebroche«. Die Krankheit tritt bis jetzt nicht schwer aus, doch befürchtet man ernstlich, daß sie auch nach Tientsin und anderen Orten des nördlichen China eingeschlrppt werde.
* Die Time- berichtet aus Honkong 00 m 24. ds.: Gestern wurde der Sekretär des japanischen Konsulats, der abgesandt worden war, um dir japanische Flagge auf Amoy zu hissen, von den Aufständischen zurückgetrieben.
Kasbek und Werkehr.
* Calw, 25. Aug. Die Versteigerung des hiesigen Gemeindeobstes ergab einen Erlös von 272 Mark. Bei einem mutmaßlichen Ertrag von 185 Simri kommt da- Simri auf rund 1.50 Mk. zu stehen.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
j
§