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Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag «itderGratr-SBeilage .Der So nntagS- Gast."

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Sonntag, 23. Juti

Bekanntmachungen aller Art finden dir erfolg­reichste Verbreitung.

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EinrückungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbar, Beiträge werden dank­bar angenommen.

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I 1899.

Pfalzgrafenweiler. Die Bezirksschulversammlung für den östlichen Sprengel findet am Dienstag den 1. August von 9'/, Uhr an auf dem Rathaus in Pfalzgrafenweiler in Gegenwart de« Herrn Prälaten v. Wittich statt.

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* Stuttgart, 20. Juli. (75. Sitzung.) Nach Er­ledigung einiger Einläufe wird der Schlußbericht der Finanz- kommifsion zu Finanzgesetz und Hauptfinanzetat vom Bericht' erstatte! Haehnle vorgetragen. Die Anträge der Kom­mission werden ohne Debatte genehmigt. Auf die abweichen­den Beschlüsse des anderen Hauses wird nicht ringegangrn. Die Zusammenstellung der Beschlüsse der Ständeversammlung zu Finaozgesctz und Hauptfinanzetat wird genehmigt. Nach einer einstündigen Unterbrechung erfolgte die Abstimmung über den Hauptfinanzetat, der mit allen gegen die Stimme des Abg. Cloß angenommen wurde, woraus abermals eine Unterbrechung eintreten mußte, um den Beschluß des anderen Hauses abzuwarten. Nachdem die Mitteilung eingetroffen war, daß die Kammer der Standesherren den Hauptfinanz- etat angenommen habe, wurde ein königliches Reskript ver­lesen, das den Landtag auf unbestimmte Zeit vertagt. Präsident Payer gab nunmehr den üblichen Ueberblick über die Arbeiten des Hauses. Er wies darauf hin, daß der Hauptfinanzetat mit einem Ueberschuß abschließe, der das Zeichen einer Besserung der wirtschaftlichen Lage sei; man dürfe aber auch hoffen, daß dir günstige Konjunktur sich noch steigern werde. Ferner erwähnte der Präsident die Wichtig­keit der Neuregelung der Beamtenbesoldung sowie dieThat- sache, daß der Landtag zum ersten Male zur Mitwirkung bei Tariffragen herangezogen worden sei. Er gab dann eine Uebersicht über die zurückgestellten Aufgaben und dankte den Abgeordneten für die Ausdauer, mit der sie den An­forderungen der anstrengenden parlamentarischen Arbeit ge­recht geworden seien. Er schloß mit den Worten: Rascher und tiefer schneiden die Konsequenzen der beschlossenen Ge­setze in das Leben der Bevölkerung ein. Darum müssen wir wünschen, daß sie zum Wohle des Landes gereichen. Abg. v. Sch ad dankt namens des Hauses dem Präsidenten für seine Leitung. Ohne seine Energie wäre eS nicht mög­lich gewesen, den Riesenstoff von Arbeit zu bewältigen. Nachdem Payer noch den Dank für diese Vertrauenskund­gebung ausgesprochen hat. schließt die Sitzung.

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* Altensteig, 22. Juli. (Einges.) Von authentischer Seite ist dem Vorstand der Württ. Gewerbeverein« auf eine Anfrage über Konstituierung der Handwerkskammern folgendes mitgeteilt worden:Nach dem Gesetz betr. die Er­richtung von Handwerkskammern hängt dir Errichtung der Handwerkskammern davon ab, daß eine entsprechende Kaiser­liche Verordnung erlassen wird, und zwar soll nach den eingezogenen Erkundigungen durch diese Kaiserliche Verord­nung das Gesetz im ganzen Umfang des Reichs gleichzeitig in Kraft gesetzt werden. Es muß daher zunächst abgewartet werden, bis diese Kaiserliche Verordnung erlassen ist, ehe bezüglich der Errichtung der Kammern etwas weiteres ein­geleitet werden kann. Was die Wahlen zu den Hand­werkskammern betrifft, so ist das Ministerium geneigt, dem in neuester Zeit von der Mehrzahl der Gcwcrbevereine und auch von anderer Seite ausgesprochenen Wunsch, daß diese Wahlen nicht von den Vorständen oder Ausschüssen, sondern je innerhalb der wahlberechtigten einzelnen Körperschaft an den Generalversammlungen der letzteren vorgr- nommen werden sollen, Rechnung zu tragen." vr.

* In Haiterbach findet heute Sonntag den 23. Juli das 25jährige Jubiläumsfest des dortigen Kriegervereins, ver­bunden mit dem Bezirkskriegertag, statt.

* Stuttgart, 20. Juli. Zum 21. Mal werden nächsten Samstag aus Stuttgart arme kränkliche Schulkinder in die Ferienkolonien entsandt. Es sind diesmal 7 Knaben­kolonien mit 159 und ebenso viele Mädchenkolonien mit 162 Teilnehmern auSgrwählt worden. Die Kolonien befinden sich u. a. in folgenden Orten: Rohrdorf b. Nagold, Grün- bach i. Schwarzwald und Omersbach b. Altensteig.

* InStu 1 tgart wurde eine Untersuchung der Sauber­keit der Bierhandlunzen und Flaschenbiergeschäfte veranstaltet. Das Resultat derselben war, daß nur 302 Bierhandlungen reinlich waren, 96 weniger rein, 137 unrein und 110 sehr unrein. Zur Illustration dieser Ziffer wurde in einer ge­meinschaftlichen Sitzung der beiden städtischen Kollegien mit- geteilt, man habe bei einer Untersuchung gesehen, daß das Flaschenbier in einer Schlafkammer eingesüllt wurde, wo die Eltern mit 45 Kindern zusammengepfercht sind. Aber nicht genug damit, haben die Leute auch noch dir Gewohn­heit an sich, die Flaschen in Zubern zureinigen, worin vor­her die Kinder gebadet wurden. Man will deshalb orts­

polizeiliche Vorschriften für den Flaschenbierhandel erlaffen. Auch in Oesterreich unterzieht man das Flaschenbiergeschäst einer strengen Kontrolle. So hat man neuerdings dort ein Gesetz mit vielen Paragraphen erlassen, das den Flaschenbier- süllern scharfe Vorschriften macht. So ist das Abfüllen von Flaschenbier an eine Konzession gebunden. Die Absüller haben den Befähigungsnachweis zu erbringen, sowie nach­zuweisen, daß sie im Besitz geeigneter Lokalitäten, Ein- Dichtungen und Betriebsmittel sind.

* Urach, 20. Juli. Das schwere Gewitter, das am 18. nachts zwischen 10 und 11 Uhr ausbrach, schlug in Meßingen in drei Werkstätten ein und zertrümmerte die dort befindlichen Motoren.

* Aus dem Oberamt Maulbronn, 19. Juli. Gestern nachmittag war ein Bauer mit seiner Ehefrau während eines Gewitters eben im Begriff, auf dem Felde unter einem Baum Schutz zu suchen, als beide vom Blitz getroffen wurden. Der Mann war sofort tot, die Frau betäubt. Als sie wieder zum Bewußtsein kam, suchte sie demSchwäb. M." zufolge, den neben ihr liegenden Mann zu wecken, erkannte aber zu ihrem Entsetzen die furchtbare Thatsache.

* Berlin, 19. Juli. Im Walde verhungert ist die siebenjährige Tochter eines in Bernau wohnenden Arbeiters. Die Kleine war, so berichtet dieFreis. Ztg.", mit ihren Eltern vor ca. 14 Tagen nach dem Forst zwischen Bernau und Biesenthal gegangen und suchte hier Blaubeeren. Hier­bei verloren die Eltern das Kind aus dem Auge. Auch die sorgfältigste Absuchung des Forstes, die auch am folgen­den Tage mit Hilfe zahlreicher Bernauer Bewohner fort­gesetzt wurde, war erfolglos. Das Mädchen war und blieb verschwunden und man nahm allgemein an. daß es das Opfer eines Verbrechens geworden sei. Am Dienstag wurde -die Kleine m einem dichten Gesträuch mit vollständig zer­rissenen Kleidern tot aufgefunden. Ein Verbrechen ist nach dem Befund ausgeschlossen.

* Jausr, 19. Juli. Eine nichtswürdiqe That ließ sich demJauer Stadtbl." zufolge das ca. 15jährige Kinder­mädchen F. aus PoisLwitz, welches in Jauer bei dem Maschinenführer Wahl in Diensten stand, zu Schulden kommen. Um sich der vier Kinder, welche ihr zur Aufsicht unterstanden, zu entledigen, gab sie ihnen vor ca. 2 Wochen Kot und Hosenknöpfe ein, die sie hinunterschlucken mußten; da die Knöpfe nicht ganz hinuntergingen, sondern wieder herauf­kamen, so bog sie dieselben um und steckte sie den Kindern wieder in den Mund. Während nun bei den drei älteren Kindern die Knöpfe wieder abgingen, trat bei dem jüngsten 4 Monate alten Knaben eine Darmverschlingung ein, die den Tod desselben zur Folg« hatte. Das Mädchen hat seine That bereits eingrstanden.

* Aus Elsaß-Lothringen, 19. Juli. Im Hagenauer Forst bei Biblisheim wurde eine starke Petroleum­quelle angebohrt.

Arrslsr irdisches.

* Wien, 21. Juli. DieN. Fr. Presse" schreibt: An zahlreichen Orten regt sich bereits der gesetzliche Wider­stand gegen die octroyierte Steuererhöhung. Aus Graz, Triest und Neutitschein liegen bereits Proteste von Körper­schaften und Versammlungen vor. Die Bewegung wird unzweifelhaft ganz Oesterreich erfassen. Durch Inhibierung von Gemeindebeschlüsscn, Auflösung von Versammlungen und ähnliche Polizeimaßnahmen wird man sie kaum einzu­dämmen vermögen.

* Triest. 20. Juli. Ein Berichterstatter derN. Fr, Pr." fragte den General Dewey wegen der Abrüstung. Dieser antwortete, er halte gar nichts davon; Amerika baue jetzt vierzig Kriegsschiffe; darunter zwölf Panzerkreuzer. Er meinte, eS sei schwer zu glauben, daß angesichts dieser furcht­baren Anstrengungen Amerikas andere Mächte den Vorteil aufgeben werden, den sie durch ihre Rüstungen haben.

* Paris, 20. Juli. Der Kriegsminister fragte tele­graphisch in Rennes an, ob es zutreffend sei, daß die Generale Boisdeffre und Gonse in Renne- gewesen seien, um sich mit mehreren Mitgliedern des Kriegsgerichts zu be­sprechen. Der Kriegsminister ordnete ferner eine Unter­suchung gegen Hauptmann Guyot de Billeneuve an, welcher den Professor Syveton zu der gegen ihn verfügten Maß­regelung schriftlich beglückwünschte und ihm eine Geldsumme zum Ausgleich der Gehaltsentziehung sandte.

* London, 21. Juli. DemManchester Guardian" wird aus dem Haag gemeldet: Die gestrigen Verhandlungen der Friedenskonferenz werden in ganz Europa Aufsehen er­regen. Zum ersten Male seit dem Zusammentritt der Konferenz sind Deutschland und Frankreich zusammengestanden

und haben für die Sache des Friedens und der Schieds­gerichte gesprochen. Es handelte sich um den Artikel 27, welcher den Signatarmächten die Pflicht auferlegt, streitende Parteien zu veranlassen, das Schiedsgericht anzunehmen. Beldiman (Rumänien) und Velkovitch (Serbien) sprachen dagegen und führten dabei aus, daß dadurch ein Zwang für die kleinen Staaten hineingebracht werde, obgleich die eigentlichen obligatorischen Klauseln gestrichen seien. Sobald der serbische Delegierte sich gesetzt hatte, erhob sich Professor Zorn. Derselbe elektrisierte die Versammlung durch den Ernst, die Kraft und die Feierlichkeit, mit der er folgende Erklärung abgab: Dar obligatorische Schiedsgericht habe Deutschland verworfen, weil nach Deutschlands Meinung die Menschheit noch nicht dazu reif fei, daß man eine Verpflichtung zum Schiedsgericht formell in das Völkerrecht aufnehme. Es konnte sogar der Sache der Schiedsgerichte schaden, wenn man zu schnell in dieser Richtung mit einer strengen Gesetzgebung vorgehc. Dann fügte Professor Zorn mit einer ihm unge­wöhnlichen Wärme hinzu:Obwohl wir gegen das obli­gatorische Schiedsgericht in der vorgeschlagenen Form waren, steht Deutschland doch hinter keiner Macht zurück in seiner Hingebung für die Sache des Friedens und in seinem Ent­schluß, das Mögliche zu thun, um den Triumph der Schieds­gerichte zu sichern. Die Interessen der Friedens sind Deutsch­land so teuer, wie irgend e-ner anderen Macht. Es ist wahr, als die Konferenz begann, fühlte Deutschland seinen Boden nicht sicher und hielt es für nötig, mit großer Vorsicht vorzugehen. Als aber die Konferenz fortschritt und die Diskussionen im Prüfungskomitee ihren Verlauf nahmen, machte Deutschland die willkommene Entdeckung, daß seitens aller beteiligten Mächte kein anderer Beweggrund herrsche, als der ernste Wunsch, den Frieden zu sichern." So habe Deutschland sich herzlich an das große Friedenswerk der Konferenz angeschlossen, und da Artikel 27 formell aus­spreche, daß die Signatarmächte die äußerste Anstrengung machen müßten, um das Schiedsgericht zu sichern und einen Krieg zu vermeiden, so erkläre er: Deutschland nehme den Artikel an. Die zweite Sensation des Tages war dann eine großartige Rede von Bourgeois zu Gunsten desselben Paragraphen. Nach der Beendigung dieser Rede wollte der Beifall gar nicht aushören. Ein Delegierter nach dem andern drückte Bourgeois warm die Hand. Artikel 27 wurde dann mit Akklamation angenommen.

* Madrid, 21. Juli. Der parlamentarische Konflikt ist endlich beigelegt, und zwar infolge des feierlichen Ver­sprechens der Regierung, in der zweiten Legislatur-Periode die Neuorganisation der öffentlichen Verwaltung und große Ersparnisse in Angriff zu nehmen. Die Projekte betreffend die Schuldregelung werden in den nächsten Sitzungen fast debattelos votiert werden.

* Madrid, 21. Juli. Kurz vor dem Eintreffen der königlichen Familie in San Sebastian wurden 5 Waisen­mädchen und eine beaufsichtigende Nonne durch einen Mauer­einsturz getötet. Die Königin begab sich nach der Unglücksstätte.

* New-Dork. 21. Juli. Nach einer Meldung aus Washington haben Mac Kinley und seine militärischen Be­rater beschlossen, einen Teil des dritten Kavallerieregiments und ein Freiwilligen-Regiment nach Manila zu entsenden.

* Die ganze Unfähigkeit des Milizsystems wird von den Amerikanern auf den Philippinen bewiesen. Da­militärische Bewußtsein, der strikte Gehorsam und alle sonstigen Soldatentugenden werden nicht angeboren, sie müssen anerzogen werden. Das geschieht im mehrjährigen mili­tärischen Drill. Die Freiwilligen-Heer«, wie sie die Ver­einigten Staaten aufbringen, sind disziplinlose und unfähige Haufen. Im Neuyorker Herald schildert ein Korrespondent, der mit besonderen Empfehlungsbriefen des Admirals Dewey sich die Lage auf den Philippinen angesehen hat, seine Ein­drücke. Ueber die Mannschaften des stehenden Heeres der Vereinigten Staaten fällt er rin sehr günstiges Urteil, an den Freiwilligen dagegen läßt er kein gutes Haar. Elftere seien meist große und kräftige Leute, tapfer, ausdauernd und gute Manneszucht haltend, letztere dagegen bestehen, dem Korrespondenten zufolge, aus dem Abschaum von ganz Amerika. Ihnen wird große Neigung zum Plündern, völliger Mangel an Manneszucht und Gehorsam undOrdnungS- losigkeit" im Gefecht zum Vorwurf gemacht. OrdnungS- losigkeit erscheint hier als eine recht milde Bezeichnung; eine deutsch-amerikanische Zeitung drückt sich etwas drastischer aus!Wenn die Kugeln anfangen zu pfeifen, reißen sie aus wie Schafleder." Bekanntlich haben sich die Freiwilligen auch auf Kuba durchaus nicht bewährt. Einevorläufige" Erhöhung des stehenden Heere- auf 100000 Mann ist, nach dem Urteil sachkundiger, amerikanischer Offiziere, dar wenigste, was zur Eroberung und Behauptung der erworbenen Gebiete erforderlich sein wird.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.