Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag «it der GratiS-Beilage »Der Sonniag S- Gast."

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Sonntag, 4. Juni

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1899.

-II. Alten steig, 2. Juni. Waldschütz Ziefle in Fünfbronn hatte gestern das Glück einen starken Hirsch im dortigen Gemeindewald zu erlegen.

* Psalzgrasenweiler, I.Jum. Am vergangenen Sonntag machte der hiesige, seit anfangs dieses Jahres de» stehende Schwarzwaldverein trotz ziemlichfrischer Brise" unter Führung seines Vorstandes, des Herrn Oberförsters Nördlinger, und unter zahlreicher Beteiligung von Herren und Damen, seinen ersten Ausflug. Der leitende Gesichts' Punkt war hiebei:Was willst Du in die Ferne schweifen, sieh' das Gute liegt so nah", und so ging die Wanderung auf dem nächsten Weg zum Mandelbergturm. Ein prächtiger Turm! Ein so recht derber, trotziger Geselle, ein Zeuge alter, vergangener Ritterherrlichkeit! Schade, daß er so im Walde versteckt ist und nicht auf der Höhe als Aussichtsturm benützt werden kann! Von hier aus wandelten die Teil­nehmer des Ausflugs durch das in saftigem Grün prangende, romantische Waldachthal hinauf auf den Schloßberg (Ruine Vörbach), wobei der neu geschaffene Fußweg (Hussenweg), zu dem auch der Bezirksverein Frrudenstadt in dankenswerter Weise einen Beitrag leistete, benützt wurde. Auf dem Schloß- berge genießt man eine hübsche Aussicht; von der Burg selbst ist nur noch wenig zu sehen! Nach kurzem Aufenthalt wurde der Heimweg angetreten und die Wanderung mit Rede und Gesang imSchwanen" geschlossen. Hier trug der Hr. Vor­stand durch seine launigen Reden nicht bloß zur Erheiterung der Anwesenden bei, sondern er warb auch neue Mitglieder. Das erste halbe Hundert ist überschritten. Glück auf! (Gr.)

* Nonnenmiß bei Wildbad, 1. Juni. In einem von drei Familien bewohnten Hause brach vorgestern Feuer aus. welches das Haus samt Vorräten einäfchertr. Ein Haus­bewohner wurde wegen Verdachts der Brandstiftung verhaftet.

* Stuttgart, 1. Juni. Gegen die Wahl des Rechts­anwalts Gauß zum Stadtvorstand ist innnerhalb der gesetz­lich vorgesehenen Frist von keiner Seite ein Einspruch er­hoben worden, so daß die K. Bestätigung nicht lange auf sich warten lassen dürfte.

* Stuttgart, 1. Juni. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern hat Se. Mas. der König be­stimmt, daß im Jahr 1899 die Abhaltung des landwirt­schaftlichen Hauptfestes ausfällt.

* Vaihingen a. F., 1. Juni. Die Ehre des könig­lichen Besuches ist gestern Mittwoch nachmittag der Brauerei von Robert Leicht in Vaihingen a. F. zu teil geworden; gegen ^/s3 Uhr fuhr der König an dem hübsch geschmückten Etablissement vor. Zum Empfang hatte sich der Besitzer mit seinem technischen Direktor Eckert und seinem Prokuristen Schädle am Portale aufgestellt; nach einer kurzen Begrüßung wurde alsbald ein Rundgang angetreten. Auch den Stallungen wurde ein Besuch abgestattet, wobei sich der König eingehend bei Herrn Leicht nach den mit den amerikanischen Transport- Pferden gemachten Erfahrungen erkundigte. Am Schluffe des mehr als einstündlgen Rundgangs sprach der König dem Besitzer seine volle Anerkennung über den mustergültigen Betrieb aus. Nachdem dem König noch ein Becher mit dem bekannten Hellen Stoff kredenzt worden war, fuhr er zur Besichtigung der Trikotwarenfabrik von Behr und Voll­möller weiter. Herr Leicht versammelte abends seine sämt­lichen Arbeiter zu einem Festessen um sich und dankte ihnen für ihre treue Mitwirkung.

* (Verschiedenes.) In Bückingen wurden beim Graben des Grundes zu einem neuen Hause von Bau­unternehmer Zey ein kupfernes Gefäß mit Silbermünzen, eine silberne Armspange, ein Schädel und andere menschliche Knochen gefunden. In einem fränkischen Dorfe zer­schnitt eine 40jährige Frauensperson ihr neugeborenes Kind in Stücke, um diese im Ofen zu verbrennen. Während sie damit beschäftigt war, trat ein Landjäger ins Zimmer und ergriff das Scheusal auf frischer That. In Hall er­hängte sich der 63 Jahre alte Schlosser Karl Bertsch. Der­selbe ist vor kurzem Witwer geworden und vermochte die Trennung von seiner Frau nicht zu überwinden. Durch den Landjäger in Mögglingen wurde der 13jährige Sohn des Schuhmachers Riek daselbst ans Amtsgericht ein­geliefert. Es sind dem Bürschchen ca. 20 Plünderungen von Opferstöcken zur Last gelegt, die er in Mögglingen und Umgebung ausgeführt hat. In Stuttgart stürzte aus einem Hause der Körnerstraße ein älteres Fräulein beim Blumengießen von der Veranda des 3. Stocks 13 m hoch ab und war sofort tot. In Bitz O.-B. Ebingen brannte das Wohn- und Oekonomiegebäude des Wilhelm Schick alt Hirschwirt bis auf den Grund nieder.

* Fischer Georg Maier in Staad fing in der Höhe

von Hagnau im Bodensee mit dem Frlchengarn eine See­forelle im Gewicht von 22 Pfund.

* Berlin, 2. Juni. DerLokalanzeiger" berichtet aus Kopenhagen: Aus dem Geldschrankdes Marineministeriums wurden 8000 Kronen gestohlen. Dir Diebe blieben un- entdeckt.

* Deutschlands Finanzen stehen so gut, daß die 33 Millionen,, die zur Flottenverstärkung in diesem Jahre gebraucht werden, nickt geborgt zu werden brauchen, wie man erst glaubte, sondern aus den Urberschüssen gedeckt werden können. An Geld zu ernstlicher Verstärkung unserer Flotte würde es also nicht fehlen. Auch die anderen Mächte betreiben die Vergrößerung ihrer Flotte, und zwar noch energischer als wir. Gegenwärtig haben im Bau oder in der Ausrüstung:

Linienschiffe große Kreuzer zusammen

Deutschland steht also mit seinen Flottenbauten weit hinter Rußland und Nordamerika zurück, während es diese noch in den achtziger Jahren weit überflügelte. Es muß sich daraus naturgemäß eine Machtverschiebung zur See entwickeln, deren unheilvolle Bedeutung sich schon heute bis zu einem gewissen Grade übersehen läßt.

* In idealen Fragen soll man sich nicht an die klugen

Berliner wenden. Nur die Provinz hat noch Verständnis und Gefühl für solche. Im Vorjahre trat der evangelisch­soziale Kongreß in Berlin zusammen. Da schien er dem Untergang geweiht zu sein. In der Millionenstadt, die zugleich dir Metropole des evangelischen Deutschland sein sollte, fanden sich kaum Zweihundert, die seinen Verhand­lungen folgen mochten, und bei den allgemeinen Versamm­lungen, die man nach altem Brauch in den Abendstunden anberaumte, offenbarte sich eine erschreckende Teilnahms­losigkeit. Diesmal tagte er in Kiel welch anderes Bild! Schon Wochen vorher bemühte sich die Presse der Provinz, die Bevölkerung über die Ziele und Aufgaben des Kongresses aufzuklären. Und als dann die Tagung kam, war man ordentlich erstaunt über den ungewohnten Andrang. Bei den inneren Veranstaltungen des Kongresses schätzte man die Anwesenden auf tausend Köpfe; noch größer wurde ihre Zahl hei den abendlichen Versammlungen, die sich dem breiten Publikum öffneten. Das Reichsmarineamt, die Stadt Kiel entsandten offizielle Vertreter und die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, ihre evangelisch-sozialen Gäste zu einer Dampferfahrt in den Kaiser Wilhelm-Kanal und die Ostsee einzuladen. .

* Der Herzog Alfred vonSachsen-Koburg-Gotha ist ein Engländer. Er ist ein Sobn der Königin Viktoria. Die meiste Zeit des Jahres hält er sich in seinem Vaterland England auf, sodaß seineangestammten" Unterthanen in Koburg meist keinen Herrscher haben. Das ist den guten Leuten so unangenehm, daß sie im Landtage den Antrag auf Einsetzung eines Stellvertreters veranlaßt haben. Ein Vollblut-Engländer als deutscher Bundesfürst! Das ist nur in Deutschland möglich.

Arrsläir-Lf^hes

* Budapest, 1. Juni. Die Ausgleichsverhandlungen wurden vorläufig suspendiert. Die ungarischen Minister sind zurückgckehrt. Die Verhandlungen werden nächste Woche fortgesetzt- Für die Zeit der Verhandlungen wird sich der ungarische Reichstag vertagen.

* Die Stadt Pilsen in Böhmen, die vor 30 Jahren noch deutsch war, wird immer mehr vertschecht. Demnächst werden ausschließlich tschechisch bezeichnet» Wagen auf der elektrischen Stadtbahn verkehren, und schon ist der Bau des neuen tschechischen Theaters über die Grundmauern hinaus gediehen. Dieses wird von der Gemeinde mit einem Kostenaufwandr von 350 MO fl. auf einem der schönsten Plätze der Stadt mit mehr als der Hälfte aus den Taschen der deutschen Steuerträger erbaut. In neuester Zeit hat die Gemeindevertretung dem tschechischen Turnverein zum Umbaue eines Hauses 260000 fl. unverzinslich auf Nimmer­wiedersehen geliehen oder richtiger gesagt geschenkt. Daneben stehen auf allen Ecken und Enden der Stadt wahre Paläste zur Unterbringung der tschechischen Volks- und Bürgerschulen, während die deutschen Volksschulen bekämpft und verfolgt werden und die deutschen Mittelschulen in einer jeder ge­setzlichen Vorschrift geradezu hohnsprechenden Weise unter- gebracht sind.

* Paris, 2. Juni. Du Paty de Clam ist seit 5 Uhr verhaftet und befindet sich jetzt im GefängnisCherche Midi." Präsident Mazeau zeigte amtlich an, daß das Urteil am Samstag mittag verkündigt werden wird. Die Regierung hat beschlossen, das Urteil in allen Gemeinden Frankreichs und Algeriens öffentlich anschlagen zu lassen.

* Paris, 2. Juni. Mornard forderte am Schluß seiner Verteidigungsrede, man solle dem Martyrium des Unschuldigen ein Ende machen. Die Armee, welche Licht und Gerechtigkeit wünsche, könne sich durch Anerkenntnis des Justizirrtums nicht für entehrt ansehen. Nachdem Mornard, wie schon gemeldet, die Kassation des Urteils von 1894 mit Verweisung vor ein neues Kriegsgericht beantragt, verkündete Mazeau, der Gerichtshof werde in der nächsten noch fest- zusctzenden Sitzung das Urteil fällen. Hierauf wird die Sitzung um 5V» Uhr ohne Zwischenfall geschlossen. Vor­

England

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aussicbtlich wird das Urteil am Sonnabend gesprochen.

Rußland

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* Vlissingen, 2. Juni. Infolge Bruchs der pneu­matischen Bremse fuhr heute Nacht der Postzug in den

Nordamerika

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Frankreich

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Wartesaal des Bahnhofs hinein, nachdem er die Wände und

Deutschland

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Thüren zersplittert hatte. Zwei Schaffner wurden getötet.

Italien

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zwei Maschinisten schwer, ein Passagier leicht verletzt.

* Haag, 1. Juni. Gestern acceptierte die Schieds-

Japan

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gerichtskommission einstimmig die Grundsätze des permanenten fakultativen Schiedsgerichts. Heute wurde der amerikanische Mediations-Vorschlag, der bei Streitigkeiten zwischen zwei Staaten ein dem Duell analoger, aber durchaus unverbind­liches Verfahren zur Anwendung bringen will, gleichfalls ein­stimmig angenommen.

* Auf der Friedenskonferenz im Haag ist die Ab­schaffung der mörderischen Dumdum-Geschosse erörtert worden, deren sich England in seinen Kolonialkriegen bedient. Die Vertreter Rußlands treten für gänzliche Beseitigung dieser grausamen Geschosse ein; dagegen erklärt der englische Sachverständige, daß sie den wilden Völkerschaften gegenüber beibehalten werden müßten. Beispielsweise wäre es im letzten indischen Kriege oft vorgekommen, daß durch eine oder selbst durch zwei kleinkalibrige Kugeln verwundete Afridis wieder weiter gekämpft hätten, keineswegs aber kampfunfähig geworden seien. Die Dumdum-Kugeln da­gegen zerspringen in dem Körper und verursachen so furcht­bare Wunden, daß der Getroffene sofort kampfunfähig wird.

* Das einzige Zuverlässige, was von der Friedenskonferenz bekannt wird, ist Streit zwischen der Türkei und Bulgarien. Die Türkei will nicht dulden, daß ihr Vasallenstaat Bul­garien sich an den Abstimmungen beteiligt. Abgesehen von allerlei unbestätigten Gerichten ist weiteres Tatsächliches nicht zu erfahren, denn man hat die Klappe zugemacht und die Presse ausgeschlossen.

* Konstantinopel. 31. Mai. Nach hier ein­gegangenen Berichten aus Kanea sind vom 26. bis 30. Mai 40M Muselmanen von Kreta nach Smyrna ausgewandert.

* Belgrad, 1. Juni. Die schon einmal abgebrochenen Verhandlungen mit der Mutter des Königs, deren Zweck es war, sie zu bewegen, zur Hebung des Ansehens der Dynastie ihren Aufenthalt in Belgrad zu nehmen, während Milan in Nisch wohnen würde, sind wieder ausgenommen worden. Wie verlautet, wird der König bei seiner bevor­stehenden Reise ins Ausland seine Mutter in Biarritz be­suchen, um sie zur Rückkehr zu veranlassen. Das Ganze erfolgt auf Drängen des jungen Königs, der angeblich sehr beunruhigt sein soll. Der König begiebt sich am 14. Juni über Wien in Begleitung Milans zunächst nach Karlsbad.

* Madrid, 31. Mai. In Requena hat Frost die gesamte Weinernte, über eine Million Hektoliter, zerstört.

* New-Dork, 2. Juni. Der Herzog von Arcos, der Vertreter Spaniens in Washington, machte gestern seinen ersten Besuch im Staatsdepartement und am Samstag wird er dem Präsidenten vorgestrllt. Die Verhandlungen wegen des Handelsvertrages werden erst im Herbst ausgenommen. In Kuba und auf den Philippinen wird sofort der Kon­sulardienst eingerichtet. Der amerikanische Gesandte in Madrid, Störer, wird am Samstag von der Königin in Audienz empfangen werden. (Damit sind die diplomatischen Beziehungen zwischen Spanien und den Ver. Staaten wieder vollständig hergestellt).

Hsrir-el rrird Verkehr.

* (Schlacht-Viehmarkt Stuttgart.) Am 1. Juni waren zugetrieben: 4 Ochsen, 67 Farren, 65 Kalbeln und Kühe, 352 Kälber, 432 Schwein«. Unverkauft blieben: 24 Farren, 29 Kalbeln und Kühe, 52 Schweine. Preise für V 2 Schlachtgewicht: für Ochsen 6768 Pfg., für Farren 5357 Pfg., für Kalbeln und Kühe 5663 Pfg., für Kälber 7487 Pfg., für Schweine 4655 Pfg. Ver­lauf des Marktes: flau.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

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