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I 1898 .

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Die Prüfung im Hochbaufach haben u. a. mit Erfolg bestanden: Mar Bauder von Freudenfladt und Felir Schuster von Nagold.

Am Montag den 9. Januar beginnt in Gerabronn ein neuer Molkereilehrkurs. Anmeldungen sind längstens bis 20. Dzember d. I. an dasSekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stutt­gart" einzusenden.

Länder ir«retzirietzteir.

* Altensteig, 26. Nov. Der ledige 25 Jahre alte Bäcker Ernst Lutz beim Kaufhaus, bei welchem sich schon öfters epileptische Anfälle einstellten, stürzte gestern bei einem erneuten Anfall der Krankheit die Stiege herunter und wurde tot aufgehoben. Wegen dieser seiner Krank­heit wurde Lutz s. Z. nach 6wöchiger Dienstzeit vom Militär entlassen. Er war sonst ein fleißiger und bescheidener junger Mann, dem sich ob seinem traurigen Schicksal allge­meine Teilnahme zuwendet.

* Fr eu d e n sta d t, 24. Nov. Heute morgen brannte in Wittlensweiler ein Wohn- und Oekonomiegebäude voll­ständig nieder; hierbei gingen auch die in diesem Gebäude vorhandenen Frucht- und Futtervorräte zu Grunde. Der Schaden ist bedeutend. Brandstiftung wird vermutet.

* Reutlingen, 24. Nov. Sämtliche hiesige Bäcker­meister hatten sich im Lause dieses Frühjahrs unterschrift­lich bei einer Konventionalstrafe von 1000 Mk. verpflichtet mit dem hiesigen Konsum- und Sparverein in kein Lieferanten­verhältnis mehr zu treten, bezw. die bestehenden Lieferanten­verhältnisse zu kündigen. Dieser Verpflichtung kamen je­doch verschiedene Bäckermeister nicht nach, worauf gegen dieselben von den übrigen Klage auf Zahlung der Kon­ventionalstrafe beim K. Landgericht Tübingen erhoben wurde. Letzteres hat nun in seinem gestern verkündeten Urteil ent­schieden, daß derartig vereinbarte Konventionalstrafen nicht klagbar und die Kläger deshalb kostenfällig abzuweisen seien.

* Stuttgart, 24. Nov. Der Bund der Landwirte in Württemberg wird am 30. November hier eine Landes­versammlung abhalten. Ueber den Zweck dieser Versammlung teilt die konservativeReichspost" mit:Mit dieser Landes­versammlung wird eine Kundgebung bezweckt, um vor Eröffnung des Reichstags die Forderungen desBundes der Landwirte" in Erinnerung zu bringen und um gegen die Eingaben und das Verlangen verschiedener großstädtischen Verwaltungen, die Grenzen für die Einfuhr ausländischen Viehes zu öffnen, Stellung zu nehmen." Als Redner sind vorgesehen: Dr. Dietrich Hahn über dieBedeutung der landwirtschaftlichen Bewegung in Deutschland", Landtags- abg. Frhr. v. Gaisberg-Helfenberg überFleischteuerung und Fleischnot," Reichstagsab. Schrempf überWas erwartet die Landwirtschaft vom künftigen Reichstag?"

* Stuttgart, 25. Novbr. Die Nachricht von der Durchreise des deutschen Kaiserpaares und Begrüßung durch II. MM. den König und die Königin hatte gestern schon in den frühen Abendstunden eine nach Tausenden zählende Menschenmenge nach dem Hauptbahnhofe gelockt, dessen mittlere und rechtsseitige Halle indessen völlig abgesperrt worden waren. Aus dem Bahnsteig III, der mit Läufern belegt und entlang den Wartsälen mit Lorbeerbäumen ge- schmückt war, versammelten sich gegen 5*/s Uhr die hier an­wesenden Mitglieder des K. Hauses, Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Mittnacht, Genera! v. Lindequist, Generaladjutant v. Bilfinger mit der hiesigen Generalität, den Flügeladju­tanten und zahlreichen sonstigen Offizieren, ferner der Ober­hofmarschall Frhr. v. Wöllwarth mit den übrigen Angehörigen der Hofgesellschaft. Die Offiziere trugen Jnterimsrock mit Helm; die sonstigen Anwesenden waren in Zivil erschienen. S. M. der König, welcher Husarenuniform angelegt hatte, traf mit I. M. der Königin kurz vor der zur Ankunft des Kaiserpaares bestimmten Stunde auf dem Hauptbahnhof ein. Unmittelbar darauf langte der aus 9 Salon-, Speise- und Gepäckwagen bestehende kaiserliche Hofzug, dem zwei große Maschinen vorgespannt waren, in der Bahnhofhalle an. Den Wagen entstiegen zuerst die Kaiserin und der Kaiser, welche von dem Königspaar aufs herzlichste begrüßt wurden. Die Monarchen umarmten und küßten sich mehrmals. Als­dann folgte die Vorstellung und Begrüßung der übrigen Fürstlichkeiten und des Gefolges. Hierauf begaben sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nach dem mit Blumen und Blattpflanzen prächtig dekorierten Fürstensalon. Der König hatte der Kaiserin den Arm gereicht; ihnen folgte der Kaiser, der die Königin führte; die übrigen Anwesenden schlossen sich an. Der Kaiser, der Admiralsuniform mit

Mütze trug, zeigte ein sehr frisches Aussehen. Im Salon, in welchem ein Theetisch aufgestellt war, überreichte Frau v. Lmdequist der Kaiserin einen Strauß duftender La-Franye- Rosen. Während des etwa einstündigen Aufenthaltes unter­hielt sich der Kaiser sehr lebhaft mit dem König. Vor der Abfahrt des Zuges, die gegen 6^ Uhr erfolgte, fand auf dem Bahnsteig eine herzliche Verabschiedung statt. Während der Zug sich in Bewegung setzte, winkte der Kaiser dem Königspaar Grüße zu. Nach Abfahrt des Kaiserlichen Hof­zuges kehrten der König und die Königin mit Gefolge mittels Sonderzugs alsbald nach Bebenhausen zurück.

* Stuttgart, 25. Nov. Die Kammer der Abge­ordneten nimmt am Donnerstag, den 1. Dezember, nach­mittags 3 Uhr ihre Beratungen wieder auf.

* Stuttgart, 25. Nov. Zu seinem 25jährigen Ministerjubiläum erhielt Freiherr v. Mittnacht vom Kaiser folgendes Handschreiben :Ich kann es mir nicht versagen, Ihnen, Herr Ministerpräsident, zu der Feier des 23. Nov. als des Tages, an welchem Sie vor 25 Jahren von Sr. Majestät dem hochseligen König Karl von Württemberg zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt worden sind, meinen Glückwunsch auszusprechen. Während dieses langen Zeitraums haben Sie es sich angelegen sein lassen, nicht nur für das Gedeihen Ihres engeren Vaterlandes, sondern auch für die Pflege der bundesfreundlichen Bezieh­ungen Württembergs zum Reiche und zu Preußen in uner­müdlicher Arbeit zu wirken. Mir liegt es am Herzen, Sie für das segensreiche Schaffen meines kaiserlichen Dankes zu versichern und dem Wunsche Ausdruck zu geben, daß es Ihnen, mein lieber Freiherr v. Mittnacht, vergönnt sein möge, noch lange Jahre Ihre Kraft dem Dienste Ihres Landes­herrn, Sr. Majestät des Königs Wilhelm, meines treuen Freundes und Bundesgenossen, in voller Rüstigkeit zu wid­men und für die Wohlfahrt Württembergs und des gesamten deutschen Vaterlandes wie seither thätig zu sein. An Bord meiner Dacht Hohenzollern, 23. Nov. 1898. Wilhelm 1 U."

* Baden-Baden. 24. Nov. Zum heutigen Einzug Kaiser Wilhelm's in Baden-Baden war jeder offizielle Empfang abgesagt. Trotzdem hatte die Einwohnerschaft in der kurzen Zeit Alles gethan, um dem Kaiserpaar einen festlichen Empfang zu bereiten. Schon der Bahnhof in Os ist festlich geschmückt. Die Fürstenempfangshalle auf dem Bahnhof in Baden ist in einen Blumengarten mit großen Chrysanthemumbouquets umgewandelt und vom Bahnhof zieht sich ein Mastenwald durch die Stadt bis zum Schloß. Die Hüuser sind mit Blumen und Guirlanden reich verziert und mit Flaggenschmuck versehen.

* Berlin, 24. Nov. Während der Anwesenheit des Kaisers in München ist durch direkte Besprechung zwischen ihm und dem Prinzregenten über die Militärstrafprozeßordnung eine volle Verständigung erzielt worden. Der Prinzregent willigte in die Errichtung eines bayerischen Senats mit dem Sitze in Berlin ein. Beim Obersten Militärgerichtshof da­gegen räumte der Kaiser Bayern das Recht der Ernennung des Vorsitzenden in diesem bayerischen Senat und des Militäranwalts des Senats ein.

* Berlin, 25. Nov. Aus den letzten Privatbriefen des Majors von Wißmann aus Süvwestafrika geht hervor, daß er die Führung der Tschadsee-Expedition auf alle Fälle ablehnen wird. Seine Reise nach Südwestafrika ist lediglich darauf zurückzuführen, daß er in Berlin keine ihm zusagende Verwendung im Kolonialdienste fand. Die Reise nach dem Sambesi hängt mit dem englisch-deutschen Abkommen zu­sammen, jedoch nicht in amtlicher Hinsicht. Wißmann wird sich nochmals genau über jenes Gebiet informieren, das Deutschland über kurz oder lang zufallen muß. Er geht dann von Ostafrika nach Aegypten, um von dort aus den Sudan zu bereisen, so daß er bis zum Ende des nächsten Jahres unterwegs ist.

* Eine Trauerkundgebung besonderer Art hat in Friedrichsruh am Sarge Bismarcks stattgefunden. Etwa 30 Deutschösterreicher unternahmen am 18. November unter Führung des Reichstagsabgeordneten Schönerer von Eger aus eine Fahrt nach des Altreichskanzlers Sterbehause. Einer der Teilnehmer schreibt darüber:Gestern nachmittag wallten wir bei leuchtendem Sonnenschein hinaus nach dem Sachsenwalde. Am Bahnhofe zu Friedrichsruh empfing Oberförster Tietze iw Aufträge des Fürsten Herbert unsere Abordnung, der außer Schönerer noch die Reichstags­abgeordneten Jro Kittel, der deutschvölkliche Arbeiterführer Stein und andere angehörten. Mit den herrlichen Kranz­spenden der Deutschnationalen Salzburgs, des Kremser Jugendbundes, des deutschen Turnerbundes und mit prächtigen Palmzweigen begaben wir uns darauf in den Schloßpark; die Herren Schönerer, Jro und Gagstatter wurden ins

Sterbezimmer geleitet, um am Sarge die mitgebrachten Liebesgaben niederzulegen. Schönerer sprach tiefbewegt einige gehaltvolle Worte, die der unermeßlichen Trauer Ausdruck verliehen und in einem mächtigen Gelöbnis aus­klangen. Hernach .umarmte und küßte er seine beiden Begleiter. Die übrigen Deutschösterreicher hatten vor dem Fenster des ebenerdig gelegenen Sterbezimmers Aufstellung genommen, wo sie den vollen Anblick des Sarges, der die irdische Hülle des Helden birgt, genossen. Die Absingung des Bismarckliedes beschloß die ganz eigenartige, alle Teil­nehmer erschütternde Trauerkundgebung. Nicht als müßige, sensationslüsterne Gafferoder Bummler waren wir Oesterreicher gekommen, sondern als schwerbedrängte Volksgenossen, die sich von der geheiligten Stätte neuen Mut und frische Kraft für den Kampf des Alltags holen wollten. Mit dem un­verbrüchlichen Gelöbnisse, nie und nimmer von echter deut­scher Art zu lassen, treu wie der große Tote, dem die Ehrung galt, zum deutschen Volke zu stehen und den geschichtlichen Posten in Oesterreich zu halten, so schieden dieSchmerzenskinder der Mutter Germania." Dieser durchaus würdige Verlauf entsprach ganz den Absichten Schönerers, der die Fahrt nun alljährlich am Totenfesttage wiederholen lassen wird, damit immer wieder die Begeister­ung für Bismarckffche Art und germanisches Kraft- und Selbstbewußtsein genährt und gestählt werde.

* Hannover, 24. Nov. Wie verlautet, ist der wegen Meineids und gewerbsmäßigen Wuchers in Untersuchung stehende Maschineriedirektor a. D. Georges flüchtig gegangen. Bekanntlich ist er gegen eine Kaution von 20000 Mk. auf freien Fuß gesetzt gewesen; er soll bereits in Amsterdam gesehen worden sein. Die gerichtliche Verhandlung gegen Georges würde eine neue Gruppe von Offizieren, die durch des verurteilten Löwcnsteins Vermittlung Geld gegen Wucherzinfen aufnahmen, bekannt gemacht haben; man dürfte es also nicht ungern sehen, daß Georges mit Verlust der gestellten Kaution vom Schauplatz verschwunden sei.

Arrstäir-rfHes.

* Wien, 24. Nov. Heute wurde die Erhöhung des

Bankzinsfußes um 1 Vs o/o beschlossen mit der Begründung, daß die Erhöhung sich aus Gründen der Vorsicht empfehle, wenn auch augenblicklich keine zwingende Notwendigkeit dafür bestehe. Von morgen an wird daher der Zinsfu« für Wechsel u. s. w. auf sür Darlehen auf Papiere

auf 6°/o festgesetzt.

* Die Konferenz zur Beratung der Maßregeln zur Be­kämpfung des Anarchismus ist am Donnerstag in Rom zusammengetreten. Die Konferenz wurde nachmittags um 2V? Uhr im Palazzo Corsini durch den Minister des Aeußern Canevaro eröffnet. Mit Ausnahme einiger Delegierten, die nicht emgetroffen sind, sich aber entschuldigt haben, sind die Abordnungen aller europäischen Mächte zugegen, welche die Einladung zur Teilnahme an der Konferenz angenommen haben. Der Minister hieß die Erschienenen willkommen, dankte ihnen im Namen des Königs, welcher sich glücklich schätze, in der Hauptstadt des Königreichs die Vertreter aller europäischen Staaten zu seben und welcher der Konferenz das beste Gelingen wünsche. Canevaro wurde zum Präsi­denten gewählt. Derselbe dankte und schlug eine Geschäfts­ordnung vor, welche angenommen wurde. Auf Grund dieser Geschäftsordnung ernannte Canevaro zu Vizepräsidenten den österreichisch-ungarischen Gesandten, Pasetti, und den begischen Gesandten von Leo. Die Konferenz begann ihre Beratung mit der Feststellung des Arbeiterprogramms. Um 4^/2 Uhr wurde die Sitzung geschlossen. Nächste Sitzung Freitag.

* Paris, 25. Nov. Der Kassationshof verhört Picquart wieder seit Mittag.

* Madrid, 24. Nov. Die Königin-Regentin Unter­zeichnete das Dekret, wonach die Emmisfion der 4proz. inneren Anleihe im Betrag von 1 Milliarde Pesetas ge­nehmigt wird.

* Madrid, 25. Nov. Der heutige Ministerrat hat die Fassung der letzten Instruktionen an Montero Rios behufs Unterzeichnung des Friedensvertrages festgesetzt. Gleich nach der Unterzeichnung wird die Räumung der Philippinen durch die Spanier erfolgen.

* Die St. Petersb. Börsen-Ztg. meldet aus Peking: Die Kaiserin-Regentin hat, da sie um die Zukunft sehr be­sorgt ist, in ihrer Nähe 31 junge Prinzen installiert. Sie will durch fortwährenden Umgang mit diesen prüfen, wer als der Würdigste zum Nachfolger des jetzigen Kaisers aus­zuwählen sei. Ferner hat sie den Befehl erlassen, die Mauer um Peking, die bereits 500 Jahre besteht und sehr schadhaft geworden ist, sofort wiederherzustellen.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.