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-rschetnt Dienstag Donnerstag, Samstag und Sonntag mit der GratiS-Bcilage .Der SonntagS- T-st.'
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Wr. 156.
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Sonntag, 9. Oktober
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg, reichste Verbreitung.
1898.
T<»sesr>s1rtik.
Das Münchener sozialdemokratische Blatt hat einen Erlaß des bayrischen Kriegsministers veröffentlicht, der in Bayern ein größeres Aussehen erregt. Der Erlaß wendet sich gegen die Vertretung persönlicher Interessen von Offizieren und Militärbeamten in der Presse oder durch Mitglieder der Kammer der Abgeordneten, soweit diese von Offizieren und Beamten unmittelbar angereizt sei. Dieses Verfahren stehe mit den allerhöchsten Vorschriften, nach denen die Anbringung aller Bitten, Gesuche und Beschwerden ausschließlich auf den Dienstweg verwiesen ist, in Widerspruch und müsse die ernsteste Mißbilligung des Kriegsministeriums finden. Die Betretung solcher Nebenwege sei mit der Standeswürde der Offiziere unvereinbar, welche von der festen Ueberzeugung getragen sein sollten, daß ihre persönlichen Interessen nirgend eine wohlwollendere Förderung und thatkräftigere Unterstützung finden, als bei den militärischen Vorgesetzten. Das Kriegsministerium erwartet, daß die Kommandostellen und Behörden belehrend auf Offiziere u. s. w. einwirken, damit solche Vorkommnisse nach
Möglichkeit hintangehalten werden.
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In der letzten Tagung des Reichsrats war u. a. auch eine Anfrage, die Beschaffung von Getreidevorräten für den Kriegsfall betreffend, eingebracht worden. Diese Anfrage, die nicht mehr zur Beratung kam, soll, wie sicher verlautet,
in der kommenden Tagung alsbald wieder eingebracht werden. * *
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Die Köln. Ztg. findet den preußischen Ministerial- Erlaß ganz am Platze, daß die Polizei bei Krawallen im Notfälle mit den Waffen nicht nur Spiegelfechterei treibe. „Man übe, schreibt das Blatt, solange es geht, Geduld und Zurückhaltung, man gehe nicht gegen jeden Dummenjungenstreich mit den Kanonen vor, aber man lasse auch keinen Zweifel aufkommen, daß derjenige seine Haut zum Markt trägt, der sich unterfängt, sich gegen die Staatsgewalt zu vergehen, dadurch wird man Blutvergießen am ersten vermeiden oder, wenn es nicht zu vermeiden ist, aus den Kreis der Gassenhelden einschränken. Denn die Leute, die überall dabei sein müssen, wo sich eine dramatische Szene entwickelt, werden ihrer Neugier doch Zügel anzulegen wissen, wenn sie sich bewußt bleiben, daß ihre Gafflust vielleicht mit dem Leben bezahlt werden muß. Daß bei einem Aufruhr auch Jemand aus Versehen und Zufall in das Getümmel geraten und zusammen mit den Ungerechten als Gerechter zersäbelt oder zerschossen werden kann, ist nicht zu bestreiten; bisher hat kein Menschenwitz ein Mittel entdeckt, diese und andere Möglichkeiten, die einen harmlosen Menschen gefährden
könnten, auszuschalten."
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Die Amerikaner haben Not, die Besatzungstruppen für Kuba, Puertoriko und die Philippinen zusammen zu bringen. Täglich desertieren Soldaten, die den Dienst in den tropischen Gegenden satt haben. Rekruten werden ab- geschreckt durch die langen Verlustlisten, die täglich aus den Feldlazaretten in den Lagern auf Kuba und Puertoriko in den Blättern veröffentlicht werden. Unter solchen Umständen sind die Aussichten in der That sehr gering, die 60 000 Mann für Kuba, die 15000 für Puertoriko und die 18 000 für die Philippinen zusammenzubringcn, die man als Mindestzahl einer ständigen Besatzung gefordert hat.
* Alten steig, 8. Oktbr. Der lebhafte Wunsch in der Gemeinde Pfalzgrafenweiler einen Schienen- Anschluß an das Staatsbahnnetz zu bekommen, zeitigt immer weitere Projekte. Jetzt taucht der Gedanke auf, eine Bahnverbindung Nagold-Pfalzgrafenweiler-Freudenstadt anzustreben und ist eine Privatbahn durch das Waldachthal gedacht. In Nagold findet die Anregung freudige Zustimmung und hat sich bereits eine Versammlung von Beamten und Bürgern mit der Beratung des Projekts befaßt und in thätigem Sinn Stellung genommen. — In der Nähe der Station Gündringen stieß eine Lokomotive, welche zurückgelassene Güterwagen abholen sollte, auf diese auf. Der Zugführer Greiner wurde hiebei so schwer verletzt, daß er nach Stuttgart überführt werden mußte, außerdem entstand ein erheblicher Materialschaden.
* Alten steig, 8. Oktbr. Gegenwärtig ist hier eine Anzahl Telegraphen-Arbeiter damit beschäftigt, Leitungen für das Telephon zu ziehen, Ständer und Stangen zu errichten. Der Telephonbetrieb soll am 25. Oktober eröffnet werden. Das Gesuch des Gewerbevereins an die K. Generaldirektion der Staatseisenhahuen, den hiesigen Bahnhof an das Telephon anzuschließen, ist leider abgelehnt worden, angeblich mangels eines Bedürfnisses. Diese Ablehnung wird
lebhaft bedauert, denn der Bahnhof ist ziemlich weit von der Stadt entfernt, es darf deshalb füglich behauptet werden, daß ein Bedürfnis vorliegt. Wohl dürfte hier im Ortsverkehr wenig vom Telephonieren Gebrauch gemacht werden, aber den Geschäften, welche den Anschluß mit großem Opfer sich gesichert haben, ist jetzt selbst die Möglichkeit genommen, mit dem Bahnhof telephonisch verkehren zu können; sie müssen dadurch eine Einrichtung vermissen, welche am Platze einzig einen schätzenswerten Vorteil in vielen Fällen geboten hätte.
* Vom Oberland, 7. Okt. Gestern früh um V 20 Uhr ist in Ravensburg, Zwiefalten und Saulgau ein Erdbeben wahrgenommen worden.
* (Verschiedenes.) In Elpersheim, O.A. Mergentheim, stürzte die 25 Jahre alte Tochter Babette der Witwe Schäfer, welche sich mit Strohaufräumen beschäftigen wollte, so unglücklich kopfüber vom Scheuergebälk herunter, daß sie von der danebenstehenden Mutter ohne noch ein Lebenszeichen von sich zu geben tot aufgehoben werden mußte. — In Tübingen brach in der Möbelfabrik von Brösamle Feuer aus, das glücklicherweise bald entdeckt wurde. Nach einstündiger Löscharbeir gelang es der Feuerwehr, das Feuer auf seinen Herd, einen mit Hobelspänen gefüllten Raum, zu beschränken.
* In Heidelberg wurde der 86jährige Makler Win- disch von Kirchheim auf der Strecke zwischen Leinen und Kirchheim von einem von Karlsruhe kommenden Zuge überfahren und war sofort tot.
* Berlin, 7. Okt. Die „Vossische Zeitung" meldet aus Mayen: Die Pferde eines beladenen Fuhrwerks wurden scheu. Sie rasten durch die Straßen, wobei sie eine Anzahl spielender Kinder überfuhren. Von einer einzigen Familie allein drei. Zwei Kinder waren sofort tot, mehrere sind lebensgefährlich verletzt.
* Berlin, 7. Okt. Nach mehreren Zeitungsberichten wird der Reichstag zu Mitte des nächsten Monats einberufen werden. Ein bestimmter Tag ist noch nicht festgesetzt, doch ist der 15. November wahrscheinlich.
D Die Meldung über die Entsendung nur eines deutschen Kriegsschiffes nach Taku wird offiziell bestätigt. Nach einer Meldung des Molffschen Telegraphenbureaus' ist der Kreuzer „Kaiserin Augusta" zum Schutze der deutschen Interessen nach Taku abgegangen. An Bord befinden sich außer der eigenen Besatzung noch ein Offizier und 30 Mann Marine-Infanterie von der Besatzung der „Deutsch- land", um, falls eine Requisition seitens der deutschen Gesandtschaft in Peking in dieser Richtung erfolgen sollte, in Taku ausgeschifft zu werden und nach Peking zu marschieren.
* Wilhelmshafen, 7. Okt. Das erste neue Linienschiff „Kaiser Friedrich III." wurde heute mit einer Flaggenparade auf der kaiserlichen Werft in Dienst gestellt.
D Stendal. Ein Wunderdoktor, zu dem, ähnlich wie zu Schäfer Ast, zahlreiche Leidende pilgerten, um Heilung ihrer Leiden zu finden, hat in der Altmark viel von sich reden gemacht. Man hat es indessen nicht mit einem Schäfer, sondern mit einem 25jährigen jungen Manne zu thun, der sich dem Studium der Medizin zugewendet hatte, seines nervösen Leidens halber aber das Studium aufgeben mußte. Der Einsiedler, Namens Nagel, hatte in den Syrischen Tannen, unweit des Badeortes Arendsee, sein Asyl aufgeschlagen. Sein Heim wie seine Kleidung war sehr primitiv: nur mit einem Hemd begleitet, bewohnte der Einsiedler eine künstlich geschaffene, nur mit Laub- und Strauchwerk bedeckte Höhle. Er hielt sich für den Messias. Fortgesetzt wurde sein Heim, „Nagels Ruh" benannt, von Kranken und Gesunden aufgesucht, um Rat bei dem Wunderdoktor einzuholen. Schließlich hat aber die Behörde diesen Pilgerfahrten ein Ziel gesetzt, indem sie für die Ueberführung des Wundermannes in eine Nervenheilanstalt Sorge trug.
* Mülhausen i./E., 6. Okt. Die „Neue Mülhauser Ztg." berichtet, die Polizei habe letzten Freitag in Mülhausen zwei italienische Anarchisten entdeckt, Oreste Joseph Bossino und Carlo Sonvico. Beide gehörten zu dem Trupp Anarchisten, die letzter Tage in Neuchatel verhaftet und aus der Schweiz ausgewiesen wurden. Sie wurden alsbald auch aus Elsaß- Lothringen ausgewiesen und in Basel wieder der Schweizer Polizei übergeben. (Da die Schweiz Bedenken trägt, die italienischen Anarchisten einfach an die italienische Grenze zu schieben, wo man kurzen Prozeß mit ihnen machen würde, dürften ihr derartige Rückschiebungen noch manche Verlegenheit bereiten.)
ArtKlä irdischer.
* Budapest, 7. Okt. Gelegentlich des Eintauschens von Stempelmarken gegen solche, die auf Kronenwährung lauten, wurden im Finanzministerium große Unterschleife,
durch zweimaligen Eintausch verübt, entdeckt, die nur durch die Angestellten des Ministeriums verübt werden konnten.
Budapest. In einer gestern abgehaltenen Versammlung der Unabhängigkeitspartei wurde beschlossen, mit allen parlamentarischen Mitteln zu verhindern, daß die Ausgleichsvorlage Gesetz werde.
* Rom, 7. Okt. Nach einer offiziellen Meldung sind die 4 Mächte entschlossen, ihrem Ultimatum an den Sultan sofort Maßregeln folgen zu lassen. Hier ist man überzeugt, daß der Sultan nachgeben wird.
* Der Ballon „Vega", welcher von Sitten in der Schweiz aus die Alpen überfliegen sollte, stieg unter Kanonendonner Montag vormittag 10^ Ahr empor. Nach senkrechtem Aufstieg kam in einer Höhe von 2500 Metern Südostwind. In 4500 Meter Höhe ging der Ballon über die DiableretS und die beiden Waadtländer Alpen und stieg dann auf 6000 und bis 6300 Meter mit 21 Kältegraden. Hier bot sich den Lustschiffern eine unermeßliche Aussicht über die Alpen vom Rhein bis über Savoyen. Nur etwas Herbstnebel trübte den Blick. Der Himmel war dunkelblau. Stundenlang gmg nun die Fahrt gegen Nordwest, stets in mehr als 5000 Meter Höhe. Das Befinden der Insassen war meist vortrefflich. Nur einer benötigte Sauerstoff auf einer Höhe von mehr als 6000 Metern zur Arbeit. „Der Jura liegt nur wie unbedeutende Runzeln der Erde unter uns, die Alpen wie eine großartige Wand hinter uns. Wir fahren über St. Croix, Besan^on, Gray und landen in der Cote d'or zwischen Langres und Dijon abends halb 5 Uhr." Die Landung war wegen Unterwind etwas schwierig, aber durch die Geschicklichkeit des Kapitäns ohne Unfall. Alle wissenschaftlichen Instrumente haben vorzüglich funktioniert.
* Paris, 7. Okt. Ein neuer Skandal wird bekannt. Auf der Westbahn sind Unterschleife im Betrage von 15 Millionen Franc entdeckt worden, um welche der Staat durch allerlei Betrügereien geschädigt wurde. Es heißt, der Bautenminister wolle seine Demission geben. Die Sache erregt in weiten Kreisen Aufsehen.
* Paris, 7. Okt. Labori ersuchte den Generalstaatsanwalt und den Kriegsminister unter Berufung auf die lsx Constans, Picquart besuchen zu dürfen, da er ihm eine dringende geheime Mitteilung machen müsse.
* Aus Paris 7. Okt. wird gemeldet: Brisson mußte gestern abend wegen der bedenklichen Stimmung unter den streikenden Bauarbeitern ein starkes Militäraufgebot verlangen.
* Madrid, 6. Okt. Die Königin-Regentin Unterzeichnete einen Erlaß betr. die Aufhebung des Ausfuhrzolles.
Aus Madrid verlautet, Admiral Cervera werde zum Senator auf Lebenszeit ernannt werden. Dann muß also die kriegsgerichtliche Untersuchung ergeben haben, daß Admiral Cervera für die Katastrophe der Seeschlacht von San Jago nicht verantwortlich zu machen ist.
* Konstantinopel. 6. Okt. Die Ueberreichung des Ultimatums hat beim Sultan die denkbar ungünstigste Stimmung hervorgerufen, da er auf Uneinigkeit der vier Mächte spekulierte. Noch hat der Sultan keinerlei Beschluß gefaßt. In der Umgebung desselben ist man meist dafür, gutwillig die Truppen aus Kreta nicht zurückzuziehen und es auf die äußerste Entscheidung ankommen zu lassen.
* New-Dork, 6. Okt. Den letzten Nachrichten aus Walker zufolge ziehen die Indianer große Verstärkungen heran. Die Indianer haben sich allgemein erhoben; zu ihrer Bekämpfung sind mindestens 1000 Mann erforderlich.
* Washington, 7. Ott. Präsident Mac Kinley verfügte die sofortige Entsendung ausreichender Verstärkungen an General Bacon.
* Peking. 7. Ott. Die Heranziehung fremder Militärabteilungen nach Peking rief in den amtlichen Kreisen Unbehagen hervor. Drei der hervorragendsten Mitglieder des Tsung-li-Damen besuchten die Gesandtschaften und baten dort, die Befehle zur Entsendung von Truppen rückgängig zu machen, zugleich mit dem Hinweis, daß die Anwesenheit fremder Truppen möglicherweise die Bevölkerung erregen könnte. Vereinzelte Fälle von Ausschreitungen gegen die Europäer sind noch vorgekommen, doch wird denselben keine Bedeutung beigelegt. Eine Proklamation wird erlassen, die jeden Chinesen, der Europäer insultiert, mit der Todesstrafe bedroht. — Die Gesandten machten dem Tsung-li-Aamen bekannt, sie erwarteten jegliche Erleichterung für den Truppentransport und verlangten hierzu Sonderzüge.
^ Rottenburg, 6. Okt. Der Gesawthopsenversand bis 5. Oktober betrug auf hiesiger Station 13,160 Ztr.
* Tübingen, 7. Okt. (Mostobst.) Auf dem Bahnhof waren zugeführt : 5 Wagen Schweizer Obst: Mk. 4.50 bis 4.80 p. Ztr.
DerantiUartlicher Redakteur: W. Rieker, AUeusteig.