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Erscheint DieuStaz DomurStag, SamStag und Sonntag «it der GratiS-Beilage »Der SonntagS- Gast.-

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Donnerstag, 6. Oktober.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg. I .

reichste Verbreitung. I 1898.

AufAus den Tannen" kann fortwährend abonniert werden. Bereits erschienene Nummern sowie der Fahrplan werden nachgeliefert.

Versetzt wurde der Oberförster Mayr in SimmerLseld auf das erledigte Revieramt Crailsheim.

Die über Heselbronn und die Gemeinde Wenden wegen der Maul- und Klauenseuche verhängten allgemeinen Schutz- maßregeln sind wieder aufgehoben worden.

Et« rr>iirkf«riire» Gesetz?

Seitdem der Kaiser in Oeynhausen seine Rede über den Schutz Arbeitswilliger gehalten und die Zuchthausstrafe für diejenigen in Aussicht gestellt hatte, die einen Arbeits­willigen an seiner Thätigkeit durch Aufreizung. Beleidigung, Verächtlichmachung oder gar körperliche Angriffe zu hindern wagen sollten, ist die Erörterung über diese hochwichtige An­gelegenheit nicht zur Ruhe gekommen. Bald hieß es, ein der Ankündigung entsprechender Gesetzentwurf sei bereits fertig­gestellt und dem Bundesrat zugegangen; bald wieder ver­lautete, daß man in Süddeutschland von einem Gesetz mit derartig scharfen Bestimmungen nichts wissen wolle und daß daher die Verhandlungen über den Entwurf noch nicht hätten zum Abschluß gebracht werden können; kurz, es wurden die verschiedensten Versionen laut, die nur das eine gemein hatten, daß die eine der anderen immer widersprach. Als der Bundesrat seine erste Ausschußsitzung abhielt, ersab man aus der amtlichen Mitteilung der eingegangenen Gesetz­entwürfe, daß ein der kaiserlichen Ankündigung entsprechender nicht darunter war.

Die Thatsache erbrachte den unwiderleglichen Beweis, daß eine Einigung über verschärfte Strafbestimmungen gegen den Streikterrorismus noch nicht erzielt worden war. Und wie es jetzt den Anschein gewinnt, sind der Meinungs­verschiedenheiten überhaupt zu viele aufgetreten, als daß noch Aussicht auf das Zustandekommen eines Gesetzentwurfes vor­handen wäre, der als ein Appendix der Gewerbeordnung speziell und ausschließlich Strafverschärfungen gegen die Auf­reizung zum Streik oder die Abhaltung Arbeitswilliger von der Arbeit enthielte. Es heißt jetzt vielmehr nach mehrseitigen übereinstimmenden Angaben, daß an besondere Maßnahmen gegen Ausständige nicht mehr gedacht werde, sondern daß eine Verschärfung der Strafbestimmungenzum Schutze der persönlichen Freiheit" überhaupt in Aussicht genommen sei. Der Grund für diese Verallgemeinerung der gesetzlichen Neuerungen soll nun ein doppelter sein: einmal hofft man für eine so allgemeine Verschärfung von Strafbestimmungen leichter die Zustimmung des Reichstags zu erhalten, und ums andere will man dadurch den Anschein vermeiden, als sei ein Angriff auf die Koalitionsfreiheit der Arbeiter geplant.

Die Sozialdemokratie, deren Presse nicht genug gegen dasZuchthausgesetz" wettern konnte, schreibt sich nun natür­lich das Verdienst zu, einen Gesetzentwurf durch ihre Protest­kundgebungen verhindert zu haben, der sonst ohne Zweifel an den Reichstag gelangt wäre. Daß sich die sozialdemo­kratische Presse damit in einem großen Irrtum befindet, ist selbstverständlich. Nicht die Rücksicht auf die Sozialdemo­kratie und deren verhetzende Propaganda, sondern die auf die Arbeiterschaft im Allgemeinen, die ja zum Glück noch bei weitem nicht vollzählig durch die sozialdemokratische Verhetz­ung bethört worden ist, kann einzig und allein maßgebend für die Entscheidung gewesen sein, sucht einen Gesetzentwurf vorzulegen, der wenigstens als ein Eingriff in das den Ar­beitern zustehende Koalitionsrecht künstlich gedeutet werden könnte.

Eine andere Frage aber ist es, ob durch eine so all­gemeine Gesetzesbestimmung, wie sie von der Regierung an­geblich geplant ist, wirklich etwas Ersprießliches wird zu Stande kommen. Ein wirksames Gesetz kann gar nicht kurz und bestimmt genug fein. Will man die Arbeitswilligen vor dem Terrorismus Streikender schützen, wozu seitens des Staates eine nichts in Abrede zu stellende Verpflichtung vor­liegt, so soll man das unsres Erachtens kurz und bündig in einer Gesetzesbestimmung zum Abdruck bringen, über deren Deutung und Tragweite alsdann kein Zweifel besteht. All- gemeine Vorschriften und Gesetzesbestimmungen, die der persönlichen Freiheit einen erhöhten Schutz sichern sollen, werden stets den Eindruck des Kautschukartigen und Nebel­haften machen, willkürliche Auslegung nicht ausfchließen und daher dem Zwecke der Gesetzgebung in nur unvollkommenem Maße dienen. Als der Kaiser in Oeynhausen sprach, da wußte alle Welt, was er wollte; ob die Zweckbestimmung des angeblichen Regierungsentwurss gleichermaßen für Jeder­mann klar und deutlich sein wird, das muß doch erst sehr abgewartet werden.

Lsrgervstttik.

Der in Paris erscheinendevonrrier än soir" will erfahren haben,in diplomatischen Kreisen werde bestimmt versichert, der deutsche Staatssekretär des Aeußern, v. Bülow, werde auf Befehl des Kaisers der französischen Regierung Aufklärung über die Rolle geben, die Oberstlieutenant v. Schwarzkoppen in der Angelegenheit DreyfuS' gespielt hat; dieser Schritt werde in der freundschaftlichsten Form erfolgen." Diese Mitteilung ist, wie dieKöln. Ztg." versichert, ganz und gar unzutreffend. Die deutsche Regierung beabsichtigt nichts weniger, als aus der vollständig zurückhaltenden Rolle herauszutreten, die sie seit Beginn des DreyfuShandel« be­folgt hat, und es liegen gar keine Gründe vor, die zu einem Wechsel in dieser Haltung bewegen könnten. Wenn von verschiedenen Seiten seit einigen Tagen versichert wird, daß Deutschland seine Enthaltsamkeitspolitik aufgeben und unter diesen oderjenenVorbedingungendas bisherige Schweigen brechen wolle, so sind da« Vermutungen, die einer reellen Unterlage entbehren. Jetzt, nachdem die Revision des Prozesses Dreyfus in Angriff genommen ist und die begründete Hoff­nung besteht, daß die Wahrheit an den Tag kommen wird, hat Deutschland weniger als je Anlaß, über dasjenige hinaus­zugehen, was in der bekannten Erklärung des Staatssekretärs

v. Bülow gesagt worden ist.

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Der in Cleveland (Ohio) erscheinendeLeader" ver­öffentlicht eine Unterredung mit dem Freunde der Präsidenten Mac Kinley, Marc Hanna. Darnach hat Hanna zwar in Abrede gestellt, daß er von den den Friedenskommissären er­teilten Instruktionen Kenntnis habe, aber die Uebrrzeugung ausgesprochen, daß Spanien genötigt sein werde, den ganzen Archipel der Philippinen aufzugeben, und daß dann, solange die endgiltige Regelung der Negierunzsform dieser Inseln in der Schwebe sei, die Ver. Staaten das Protektorat über dieselben ausüben werden.

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Nach einer Meldung desDaily Chroniclc" aus Peking vom 1. ds. überreichten die Gesandten der aus­wärtigen Mächte der chinesischen Regierung eine Kollektiv­note, welche Vorkehrungsmaßregeln gegen die Angriffe auf

Europäer und Bestrafung der Schuldigen fordert.

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Zu den Vorgängen in China scbreibt die russische Petersb. Ztg." :Der Umschwung in China erregt in der ausländischen Presse ein größeres Aufsehen als vor vierzehn Tagen der radikale Bruch in der auswärtigen Politik, der durch Li-Hung-Tschangs Entlassung bezeichnet wurde. Und doch war zu Aufsehen nnd Befremden damals mehr Anlaß vorhanden, als heute, wo die englische Presse und ihre Affiliierten einen Lärm erheben, den ängstliche Gemüter für einen fernen Kriegstumult halten wollen. Damals wurde eine bewährte auswärtige Politik, die sich an den festländischen Nachbar anschloß, dessen Gebiet Chinas Pro­vinzen im Norden und Westen umklammert, leichtfertig auf- gegeben, um ein Bündnis mit dem Erbfeinde des Landes, mit Japan, zu schließen und sich der eigensüchtigen eng­lischen Politik, die China von jeher viel gekostet hat, willig unterzuordnen; damals wurde der chinesische Staatsmann kurzer Hand entlassen, dessen Name allein unter denen der übrigen Mandarinen Achtung in Europa besitzt und der sein Land durch die Fährnisse des letzten Jahres glücklich hindurchgesteuert hat; damals wurde eine revolutionäre Reformpolitik im Innern kundgegeben, deren phrasenhaftes Programm alles versprach, aber durch seinen kolossalen Um­fang die eigene Unzulänglichkeit und Unaussührbarkeit be­wies. Heute handelt es sich nur um die Beseitigung jener aufregenden Neuerungen und Schwenkungen, der alte Kurs soll eingehalten werden und die alten Männer wiederkehren, der Anschluß an Rußland soll wiedergewonnen werden, den nur mißleitete Unerfahrenheit hat preisgeben können. Und um die Gewähr dafür zu bieten, daß nicht ein zweites Mal ein ähnlich gefährliches Experiment gemacht werde, hat die erprobte Regentin des Landes, die Kaiserin-Witwe, ihrem Adoptivsöhne die Regierung wieder aus den Händen ge­nommen, die er nur durch ihr Wohlwollen erhalten hat. Daß der Mittelsmann zwischen England und dem Kaiser, Kangyuwei, der ihn völlig beherrscht hat, abgesetzt worden ist und verhaftet werden soll, entspricht der Lage und der Sitte des Landes. Die englische Presse will, daß man die Lage für ernst halte, wir sind es nicht im Stande, denn wir trauen der großbritanischen Regierung noch so viel Menschenverstand zu, daß sie den Anlaß zu feindseligen Handlungen abwägt, wenn sie voraussehen kann, daß nicht China allein ihnen begegnen würde"

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Die Meldung der Daily Mail aus Kapstadt, daß als

Grund der Unruhen in Südwestafrika die Absicht der Ein­führung einer Gewehrsteuer anzusehen sei, hält die Nat.-Ztg. für glaubwürdig. Die für die Ruhe im Schutzgebiet ge­fährliche heimliche Einfuhr von Gewehren von den portu­giesischen westafrikanischen Kolonien habe eine derartige Steuer als nützlich erscheinen lassen. Die Aufständischen zählen dem genannten englischen Blatt zufolge 2000 Mann und sind alle bewaffnet, die deutsche Truppe zähle 2000 Mann.

Ltrirderircretzriehteir.

* Alten steig, 4. Oktober. Die hiesige Bahnhofs- Restauration von Hrn. Ernst Pfeifle ging gestern durch Kauf um die Summe von 45000 Mark in den Besitz des Wirtes Hocke nberger aus Stuttgart über. Die Ueber- nahme erfolgt am 1. Januar n. I. und gelangt die Restau­ration, wie wir hören, in die Hände eines tüchtigen Ge­schäftsmannes.

* Rohrdorf, 30. Sept. In den nächsten Tagen ge­

denkt einer unserer wackersten Mitbürger, Herr Fabrikant Robert Koch, unserem Ort und einer vieljährigen ersprieß­lichen Thätigkeit Valet zu sagen. Um noch ein letztes Mal mit ihm zusammen zu sein und ihm die Hand zum Abschiede zu drücken, fanden sich gestern Abend seine Freunde und Mitbürger imAdler" zusammen. In feinen Worten schilderte Pfarrer Seifriz, wie es im deutschen Gemüt liege, lebens­lang der Heimat eingedenk zu bleiben, ja an diesem Gefühl oft krank zu werden; daß aber freudiger Mut und frische Thatkraft alles überwinden könne, was in der Fremde hindernd und hemmend in den Weg tritt. Er wünschte der ganzen scheidenden Familie Glück und Wohlergehen nach allen Seiten. Da der Ortsvorsteher durch Unwohlsein ver­hindert war zu erscheinen, stellte Schullehrer Jetter die Verdienste des Scheidenden, die er sich in treuer Hingabe, fürs große Ganze als stellvertretenden Ortsvorsteher, als langjähriger Gemeinderat, als Kirchengemeinderat, als Vor­steher der Darlehenskasse und Teilhaber eines blühenden Geschäftes um die Gemeinde erworben, ins Licht und drückte den Wunsch aus, Herr Koch möchte auch in der Ferne treue Freunde finden. Bewegten Herzens dankte der Scheidende allen, die ihm auf irgend welche Weise näher gestanden, ihm Liebe und Freundschaft erwiesen haben. Der ganzen Gemeinde Rohrdorf wünschte er auch für die Zukunft fröhliches Blühen und Gedeihen. Allen Freunden der in die Salz­stadt Hall übersiedelnden Familie aber drängt sich auf die Lippen ein herzlichesGlück auf"! (Ges.)

* Gültlingen. 30. Sept. Heute wurde der neu­gewählte Schultheiß Kern dahier beeidigt und dadurch in sein Amt eingesetzt. Morgens 8 Uhr wurde derselbe auf dem Bahnhof in Wildberg abgeholt. Um 12 Uhr fand die Amtseinsetzung durch das K. Oberamt statt. Das daran sich anschließende Festessen mit 27 Gedecken war im Gasthof zum Hirsch. Als Redner traten dabei Oberamtmann Ritter, Pfarrer Schick, Schultheiß Kern, Schullehrer Jäger, Stiftungspfleger Schmollinger und Schullehrer Schanz auf. In warmen Worten wurde des zurückgetretenen Schult­heißen Wurst gedacht, auf der andern Seite aber Schultheiß Kern von Herzen willkommen geheißen. Möge die neue Entwickelungsperiode, die für die Gemeinde Gültlingen an­gebrochen ist, von Segen begleitet sein.

*Bei Herrenalb will man in nächster Zeit nach warmen Quellen bohren. Man vermutet solche mit großer Bestimmtheit in der Teilgemeinde Gaisthal, dem vielbesuchten, durch landwirtschaftliche Schönheit ausgezeichneten Ausflugs­ort. An der Stelle, wo jetzt die ParzelleHöfle" sich be­findet, stand in früherer Zeit eine Glashütte im Betrieb. Dort war ein Brunnen, dessen warmes Wasser durch seine Heilkraft weit bekannt war. Er ist im Laufe der Zeit ver­schüttet worden. Nun wurden im Jahre 1867 vom Staate und im selben Jahre auch von der Gemeinde aus Bohr­versuche unternommen, die zu keinem Resultate führten, da man sie plötzlich einstellte, vermutlich, um Wildbad keine Konkurrenz zu machen. Erst in den letzten Tagen wurde die Sache von kapitalkräftigen Privaten aufs neue euer- gisch in die Hand genommen. Am 1. Oftober brachten sie die Güter, etwa 3 Vs Morgen in ihren Besitz; es sind die Wiesen, die sich jenseits des Waldes, vomHöfle" aus, sehr steil erheben. Die Bohrversuche sollen gleich in den nächsten Wochen beginnen.

* Neuheng stell, 2. Oft. Unser Dorf wird gegen­wärtig von einem unheimlichen Gaste, der Diphteritis, heim­gesucht. Dieselbe tritt ziemlich bösartig auf. Wenn nicht ohnehin Ferien wären, müßte die Schule geschlossen werden, da die Krankheit auch im Schulhause grassiert.

* Neuenbürg, 3. Oft. Nach 46jährigem treuen Dienste trat der städtische Förster, Waldinspektor Gauß, in

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