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Erscheint Dienstag Donnerstag, SsmStag unk Sonntag »it der GratiS-Beilage „Der Sonntags- Gast."
BestellprerS pro Quartal im Bezirk Nagold 9ü ^
außerhalb desselben l.I0.
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Sonntag, 25. Septbr.
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Amtliches.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg, reichste Verbreitung.
1898.
WÄsferrrngsverbot.
Mit Rücksicht auf den derzeitigen niederen Wasserstand der Nagold werden die Wiesenvesitzer im Nagoldthal darauf hmgewiesen, daß das unberechtigte Wässern der Wiesen aus der Nagold und ihren Seitenthälern auf Grund des Art. 42 P.-St.-G. in Verbindung mit Punkt 18 der Mühlordnung bestraft wird.
(Auszug aus derGeschworenenlistedesSchwur-
gerichtS Tübigen pro III. Quartal 1898.) Gottl. Ganzhorn. Gem.-Rat in Hirsau Fr. Graser, Lammwirt in Unterreichenbach ; Louis Kappler, Grünbaumwirt in Attensteig; alt Phil. Krauß, Gutsbes. in Altnuifra; Gottfc. Steeb, Ochsenwirt ln Spielberg.
Die für den in Stuttgart abzuhaltenden sozialdemokratischen Parteitag bestimmten Anträge sind vom „Vorwärts" veröffentlicht worden. Von den eingegangenen 90 Anträgen fordert einer, daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktion einen Sitz im Präsidium fordere, ein zweiter, daß mit der Gewohnheit, die Person des Kaisers nicht in die parlamentarische Debatte zu ziehen, gebrochen werde, ein dritter, daß die Geheimhaltung in den Kommissionen gemachter vertraulicher Regierungsmitterlungcn von den Sozialdemokraten
nicht mehr zugesagt wird.
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Zu Anfang des Jahrhunderts wurde Englisch von 30 Millionen Menschen gesprochen; jetzt ist es die Umgangssprache von 120 Millionen, in einigen Jahrzehnten wird es die Weltsprache sein und niemand Anspruch darauf haben, zu den Gebildeten zu zählen und ein fertiger Kaufmann zu fein, der Englisch nicht versteht. Dieser Vorgang ist nicht aufzuhalten. Der englischen Sprache beugt sich selbst der Burentrotz, und es ist beschämend, es sagen zu müssen, mehr noch der Deutsche. In London z. B. kann man täglich und stündlich über die Ableugnung der deutschen Nationalität und Sprache schamrot werden. Der deutsche Bäckermeister in London behauptet, er verstehe kein Deutsch, der deutsche Friseur wagt mit seinen deutschen Gehilfen und seinen deutschen Kunden nur dann deutsch zu sprechen, wenn kein Engländer im Lokale ist, der im eleganten Westend-Stil gekleidete deutsche Handelsgehilfe radebrecht in einem deutschen Restaurant mit einem deutschen Kellner englisch. Der deutsche Landsmann antwortet auf die indiskrete Frage: „Sind Sie ein Deutscher?" verlegen: „Ja, aber ich lebe schon zehn Jahre hier," während kein Italiener, Grieche, Türke oder Heide sich seiner Nation und seiner Sprache schämt.
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* Alten steig, 24. Sept. Nach dem „Ges." hat auch der Fischereiverein vom obern Nagoldthal bei der Nagolder Ausstellung L Preise vergeben. Den ersten Preis mit 12 Mk. erhielt Gutsbesitzer Böcking in Schernbach, den zweiten mit 10 Mk. Johs. Hartmann in Pfrondorf, den dritten mit 8 Mk. W. Dengler in Ebhausen, den vierten mit 6 Mk. Webmeister Wagner in Jselshausen und den fünften mit 4 Mk. Schultheiß Schumacher von Ob-rschwandorf. — Die letzte Nacht brachte einen Reifen. Gurken und Bohnen wurden verbrüht. Um die Zimmer wohnlich zu machen, mußte heute vormittag eingeheizt werden.
* Pfalzgrafenweiler, 22. Sept. Ein prächtiges Bild herzlichen Einvernehmens zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bot sich uns letzten Samstag abend. Anläßlich des Abbruches des bei Kälberbronn gelegenen Dawpf- sägewerks versammelte der Besitzer des letzteren, Herr Hermann Fetzer aus Pfalzgrafenweiler, nochmals seine Arbeiter mit ihren Familien um sich, um in deren Mitte ein kleines Abschiedsfest zu feiern. Auch einige Bürger von Kälberbronn erhielten Einladung zu der bescheidenen Feier. Das Werk wird, wie bekannt, in Pfalzgrafenweiler wieder errichtet. In zu Herzen gehenden Worten dankte Herr Fetzer zunächst seinen Arbeitern für ihre bis jetzt an den Tag gelegte Treue und Anhänglichkeit, und hob noch ganz besonders hervor, wie gnädig die Vorsehung über dem jetzt 10 Jahre bestehenden Werk gewaltet, denn während dieser langen Zeit sei kein einziger ernstlicher Unglücksfall bei den Arbeitern zu beklagen gewesen. Hierauf spielte die Bosch'sche Kapelle den Choral „Nun danket alle Gott". Einer der ältesten Arbeiter, der Platzmeister Gottlob Bosch, dankte hierauf Herrn Fetzer im Namen aller Arbeiter in kernigen Worten für die überaus humane Behandlung, deren sie sich vom Tage des Bestehens des Werkes an erfreuen durften und knüpfte hieran den Wunsch, daß das herzliche Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auch fernerhin erhalten bleiben möge. Forstwart Herb—Kälberbronn streifte unter anderem das gute Verhältnis, das zwischen dem Werksbesitzer und seinen Arbeitern einerseits und dem Forstpersonal
andererseits bestanden habe. Wenn auch der mitten im Staatswald gelegene Betrieb manchmal zu Meinungsverschiedenheiten Anlaß gegeben, so habe Herr Fetzer in seiner bekannten herzgewinnenden Freundlichkeit derartige Mißtöne immer wieder zu verscheuchen gewußt. Zum Schluß wünschte Redner dem Werke auf seinem neuen Platz in Pfalzgrafenweiler ein ferneres Wachsen, Blühen und Gedeihen. Die heiteren Weisen der Musikkapelle, komische Vorträge und patriotische Lieder, von den Teilnehmern vorgetragen, erhöhten die Feststimmung ganz wesentlich. Leise hauchte der Herbstwind durch das friedliche Thälchen, durch welches der schrille Ton der Dampfpfeife jetzt nicht mehr dringen wird und die mächtigen Kronen der Tannen neigten grüßend und zugleich Abschied nehmend ihre Wipfel. Die kleine Feier, in freier Gottesnatur abgehalten, verlief in der gelungensten Weise und um die Geisterstunde trennte man sich in dem Bewußtsein, einige frohe Stunden unter guten Menschen verlebt zu haben. (Gr.)
* Calw, 22. Sept. Der landwirtschaftliche Bezirksverein ließ durch eine Kommission auf dem Viehmarkt in Mengen 3 Farren und 12 prächtige Kalbeln aufkaufen. Bei der gestern stattgefundenen Versteigerung der durchaus sehr schönen Tiere erschienen zwar viele Oekonomen, aber wenige Kaufsliebhaber. Die Tiere mußten ziemlich unter dem Anschlag zugeschlagen werden. Ausgeboten wurden sie von 300—500 Mk.; der Zuschlag erfolgte bei 280-440 Mk. Die Steigerer fanden trotz der schönen Ware die Preise zu hoch, da im Bezirk die Viehhaltung nicht auf der gewünschten Höhe steht. Die Farren konnten kaum abgesetzt werden. Die wenigsten Gemeinden halten die Farren in Regie; die Farrenhalter kaufen nicht zu hohen Preisen ein, da sie Geld zu verlieren fürchten. Der G-samterlös war 700 Mk. niederer als der Anschlag.
* Calw, 22. Septbr. Obgleich unsere Stadt erst im Frühjahr ihre Wasserleitung erweiterte und mit beträchtlichen Kosten eine neue Leitung ausgeführt hat, stellte es sich bei der anhaltenden Trockenheit des Sommers heraus, daß das vorhandene Wasser den gesteigerten Bedürfnissen nicht genüge. Die Stadt hatte in letzterer Zeit unter Wassermangel derart zu leiden, daß zu einer abermaligen Vergrößerung des Wasserwerks geschritten werden mußte. Zu diesem Behufs hat die Stadt eine in der Nähe befindliche, auch in der heißesten Zeit 2^ Liter in der Sekunde liefernde Quelle um 3000 Mark angekauft und diese an die neue Leitung angeschlosscn, so daß jetzt eine reichliche Wasserversorgung auf Jahre hinaus gesichert erscheint.
^ (Verschiedenes.) Erschossen hat sich am Dienstag früh in der Kaserne in Stuttgart ein Soldat des Grenadierregiments Königin Olga mit seinem Dienstgewehr. Die Kugel ging durchs Herz und war der Betreffende sofort tot. — JnHaigerloch wurde ein Dienstmädchen als Leiche aus der Eyach gezogen. Vermutlich wollte dasselbe den Garten seiner Herrschaft begießen, hat sich beim Wasserschöpfen zu weit vorgebeugt, das Gleichgewicht verloren und so den Tod gefunden.
* Brötzingen, 23. Sept. Bei dem gestrigen Brande sind 12 Wohnhäuser und 7 gefüllte Scheuern vernichtet worden, und zwar je Wohnhaus und Scheuer von Presser Frdr. Kühn, Küfer Adolf Hochmuth, Kaufmann Konrad Bierhalter, Landwirt Pfisterer. Barbara Hochmuth Witwe, Alt-Adlerwirt Michel, Glaser Johann Kühn, ferner die Wohnhäuser des Kaufmanns Ludwig Kloß, Garn- und Spezereihändlers Ludwig Jost, Gipser Adam Stickel, Landwirt Christoph Lichtenberger. Außer den Genannten sind zahlreiche Familien, welche in den abgebrannten Häusern in Miete wohnten, obdachlos.
* Bom Bodensee und Rhein, 21. Septbr. In Konstanz wurde gestern der flüchtige Einbrecher Johann Leiby, genannt Flory, von St. Ilgen bei Heidelberg verhaftet. Von den 12,000 Mark, die er im Juli in Lahr mittels Erbrechens eines Schrankes gestohlen, hat er nichts mehr.
T Leipzig. Das Reichsgericht verhandelte am Mittwoch über die bekannte Klage der Breslauer Stadtgemeinde gegen den Reichspostfiskus wegen Ueberschreiten von öffentlichen Straßen durch Telegraphen und Fernsprechleitungen, nachdem der von dem Minister des Innern und der öffentlichen Arbeiten erhobene Kompetenzkonflikt für unbegründet erklärt war. Das Breslauer Oberlandesgericht hatte dahin erkannt, daß ohne Genehmigung der Stadtgemeinde die Telegraphenverwaltung nicht das Recht habe, über öffentliche Straßen Drähte zu ziehen. Der fünfte Zivilsenat des Reichsgerichts wies die Revision des Reichspostfiskus kostenpflichtig zurück.
* Berlin, 23. Septbr. Aus Paris berichtet man dem Kl. Journ.: Die Lage wird stündlich kritischer. Der General
stab befindet sich in offener Revolte gegen die Regierung. Die Rtvisionsprcsse fordert den Rücktritt Faures, welcher direkt der Verschwörung beschuldigt wird. Die Aufregung ist eine derartige, daß stündlich ein Zusammenstoß der Regierungsgewalt mit der Militärgewalt möglich ist. — Picquart deponierte beim Untersuchungsrichter Bertulus, beim Kassationsrat, sowie bei einem hiesigen Notar je ein Exemplar seiner Denkschrift voll sensationeller Enthüllungen über die Machenschaften des Generalstabes und den ganzen Dreyfus-Schwindcl.
* Berlin, 22. Sept. Prinzessin Heinrich wird ihrem Gemahl in Kiautsch ou einen Besuch abstatten. Die Prinzessin tritt nach der Teilnahme an der Vermählungsfeierlichkeit ihrer Nichte, der Prinzessin Feodora von Sachsen-Meiningen, von Breslau aus sofort die Reise zum Besuch ihrer Schwester nach St. Petersburg an und kehrt Mitte Oktober nach Kiel zurück. Am 15. November erfolgt dann die Fahrt nach Genua, von wo aus sich die Prinzessin mit dem fälligen Reichspostdampfer nach China begiebt.
* Memel, 23. Sept. Dem „Memeler Dampfboot" zufolge sind während der letzten Sturmflut an der russischen Küste zwischen Polangen und Libau gegen 100 Fischer ertrunken.
* Ein furchtbarer Brand wütete am Samstag den ganzen Tag und Montag noch in Mas Münster bei Mülhausen. Dem verheerenden Elemente sind 17 Wohnhäuser und 8 Scheunen und Schuppen, also 25 Gebäulichkeiten, zum Opfer gefallen. 27 Familien sind obdachlos und von diesen hatten nur die wenigsten ihr Hab und Gut versichert. Der Schaden beläuft sich annähernd auf 240000 Mark. Mit Bestimmtheit wird behauptet, es läge Brandstiftung vor.
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* Wien, 23. Sept. Der frühere Gesandte Otto Mayer v. Gravenegg vermachte sein gesamtes Vermögen, über 800 000 Gulden, an 50 Wiener Wohlthätigkeitsvereine. Einen bedeutenden Anteil erhält auch der deutsche Schulverein.
* Lugano, 22. Sept. Tessiner Gensdarmen verhafteten heute in Monteceneri bei Lugano zwei italienische Anarchisten, die viele propagandistische Schriften, zwei starke Revolver und viel Munition bei sich führten. Man glaubt, daß sie aus Genf kamen.
* Paris, 23. Sept. Der frühere Justizminister Trarieux richtete einen ermunternden Brief an Picquart, ihm versichernd, daß seine Freunde an ihm festhalten würden, hoffend, daß sein mutvolles Auftreten neue Freunde um ihn scharen würde. Die royalistischen Deputierten halten am Dienstag eine Konferenz ab. Man scheint in diesen Kreisen ernstlich mit der Hoffnung umzugehen, daß die Zeit ihrer Ernte gekommen sei. Cassagnac führt heute in der „Autorits" aus, daß die Republikaner aller Schattierungen Ekel an der Republik hätten. Der Artikel schließt: „Die Stunde wäre wirklich günstig, daß ein Kaiser oder König sich mit Allen vereinigte, um die Republik selbst zu unterdrücken, die Ursache war an der Zwietracht der beiden Fraktionen der republikanischen Partei."
* Peking, 22. Sept. Ein kaiserliches Edikt zeigt endgültig an, daß der Kaiser die Regierungsgewalt an die Kaiserin-Witwe abtrat, die die Minister anwies, künftig ihr die amtlichen Berichte einzureichen.
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* Bondorf, 23. Sept. Von dem zu ca. 1000 Zentner geschätzten Erträgnis an Hopfen sind zwei Drittel zu stets steigenden Preisen von 120—160 Mk. nebst Trinkgeld verkauft worden. Verschiedene größere und kleinere Partien schöner Ware sind noch vorhanden.
* Herrenberg, 22. Sept. Auf den gestrigen ersten Hopsenmarkt wurden zugeführt etwa 100 Ballen. Käufe wurden abgeschlossen zu 153—157 Mk. Pr. Zt. Es waren mehrere auswärtige Brauer am Platze. Hopfenpreise steigend.
* Untertürkheim, 22. Sept. Am hiesigen Bahnhofe wurde gestern ein Waggon Mostobst pro Ztr. zu 4 Mk. 60 Pf., heute ein solcher pro Ztr. zu 4 Mk. verkauft.
* Tübingen, 23. Sept. Wie sehr die Nachfrage nach Hopfen wächst, mag daraus ersehen werden, daß hier ein großer Posten 1895er Hopfen (etwa 120 Zentner) um 35 Mk. pro Zentner gestern verkauft wurde.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteigf
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