d«, Dreyfus-Schwindel begünstigten, insbesondere der Richter, welche das Recht beugten. Selbst die Stellung Faures gilt als ernstlich erschüttert. Rochefort wird jetzt überall, wo er sich zeigt, ausgepfiffen. Jntransigrant, welche noch vor drei Wochen 300000 Exemplare täglich absetzte, ver­kaufte gestern kaum 50000.

* Berlin, 7. Srpt. Die neuesten Vorgänge auf der Insel Kreta werden an hiesiger maßgebender Stelle recht kühl beurteilt als eine Angelegenheit, die für Deutschland keinerlei politische Bedeutung habe. Das entspricht durch­aus der Haltung, die Deutschland in der Kretafrage seit einem Jahre einnimmt. Auch der Brand des deutschen Kon­sulats wird daran, da es sich dabei um die an sich bedauer­liche Folge eines nicht gegen die Deutschen als solche, sondern gegen Andere gerichteten Aufstandes handle, nichts ändern.

* Berlin, 8. Sept. Nach einer Meldung des Berl. Tagebl. aus Paris verlautet, die französische Regierung beabsichtige in Berlin anzusragen, ob Deutschland in der Veröffentlichung der sogenannten allergeheimsten Dossiers im neuen Dreysusprozeß eine Unzukömmlicbkeit erblicken würde. Die Regierung wolle gleichzeitig versichern, daß es ihr sernliege, an die Echtheit der Papiere zu glauben. .Wie das Kl. Journal aus Paris meldet, wird der Prozeß Picquart, welcher am 21. September beginnt, sensationelle Enthüllungen bringen. Picquart beabsichtigt, alle Fälschungen des Kundschafter-Bureaus schonungslos aufzudecken.

* Berlin, 8. Sept. Die Londoner Blätter fordern, wie der Voss. Ztg. gemeldet wird, angesichts der blutigen Vorgänge auf Kreta eine schnelle und praktische Lösung der Kretafrage. Morning Post empfiehlt die Anstellung eines christlichen Gouverneurs, und zwar des deutschen Generals v. d. Goltz, dessen Ernennung kein politischer Einwand ent­gegenstehe, da das deutsche Truppenkontingent die Insel verlassen habe. Dasselbe Blatt erfährt weiter, daß bei dem Straßenkawpf in Kandia von den englischen Truppen über 60 Mann, worunter ein Offizier, ferner der englische Konsul und der englische und österreichische Telegraphen- Kawaß fielen (siehe unten).

* Porta Westfalica, 7. Sept. Den Abschluß der Kaiserwanöver bildete heute das Festmahl der Provinz im Hotel Kaisrrhof. Bei demselben hatte der Landesmarschall v. Oheimb das Hoch auf den Kaiser ausgebracht, der Kaiser erwiderte mit einem Trinkspruch auf die Provinz Westfalen. Der Kaiser sagte darin nach dem Wolff'schen Bureau, er hoffe, daß alle großen Gebiete des Erwerbslebens sich mit einander verbinden. Dies sei nur möglich unter dem Schutze des Friedens, welcher nur gewährleistet werde durch ein schlagfertiges und kampfbereites Heer. Möge Gott geben, daß es immer möglich sein werde, mit dieser schneidigen und gut erhaltenen Waffe für den Frieden der Welt zu sorgen.

Aitslsiir-isetzes.

* Bern, 8. Sept. Der Bundesrat hat das von den Ver. Staaten von Brasilien und Frankreich ihm angetragene Schiedsrichteramt in dem Streite über die Grenzlinie zwischen französisch Indiana und Brasilien angenommen.

* Mailand, 6. Sept. Ein aus dem Zwangsdomizil Zurückgekehrter tötete gestern abend in San Remo auf offener Straße mit drei Messerstichen einen Polizeiinspektor, der an der Seite seiner Frau spazieren ging.

* Paris, 7. Sept. DerLiberia" zufolge beantworteten

fünf Mächte, darunter Frankreich Murawjews Rundschreiben zustimmend. Gegenwärtig schweben Verhandlungen zum Zwecke der Ausarbeitung eines Programms für die Arbeiten der Konferenz.

* Paris, 7. Sept. Aus Besorgnis, Kaiser Wilhelm könne seine Reise nach Palästina dazu benützen, um sich das Recht des Protektorats über die deutschen katholischen Mis­sionare und Niederlassungen im Orient zu sichern, unter­breitete Kardinal Langenieux dem Papste die Idee, ein nationales Komits zu gründen zur Wahrung und Verteidig­ung des französischen Protektorats, dessen Untergang ein Unglück für Frankreich sein würde. Der Papst richtete daraufhin am 20. August ein Schreiben an diesen Kardinal, das zur Veröffentlichung bestimmt war. Hiemit erkennt der Papst zum ersten Male persönlich und in einem öffentlichen Akte das ausschließliche Recht Frankreichs an, die Missio­nare und Niederlassungen des lateinischen Katholizismus im Orient zu schützen.

* Paris, 7. Sept. DemMatin" zufolge teilte der Kriegsminlster Zurlinden im gestrigen Ministerrat mit: Seit der Entdeckung der Fälschungen Henrys ergeben die einge­leiteten Untersuchungen Anhaltspunkte, daß mehrere Gene­ralstabsoffiziere sich einer gewissen strafwürdigen Haltung schuldig gemacht haben. Zurlinden legte ferner den Ent­wurf zu einer Reorganisation des Jnformationsbureau vor, wonach ferner zu den von diesem Bureau zu verrichtenden Polizeidiensten Generalstabsoffiziere nicht mehr verwendet werden sollen. DieAurore" will wissen, daß seit gestern die Festnahme Du Paty de Clams entschieden sei.

* Paris, 8. Sept. Der bonapartistische Deputierte Ramel rät die Abhaltung einer Versammlung der Rechten an behufs Beschlußfassung über die Dreyfusangelegenheit. Der Untersuchungsrichter Martin ließ den Major Esterhazy anläßlich der Christian Esterhazy erstatteten Betrugsonzeige vorladen. Esterhazy erschien nicht.

* Paris, 8. Sept. Der neue Kriegsministrr Zurlinden gedenkt den Dossier Dreyfus nicht aus den Archiven des Kriegsministeriums entfernen zu lassen.

* London, 8. Sept. Das Reutersche Bureau meldet ausPeking vom 7. ds.: Li-Hung-Tschang wurde abgesetzt.

* London, 8. Sept. Eine amtliche Depesche aus Omdurman besagt, daß 500 arabische Kamelreiter zur Ver­folgung des Kalifen abgesandt wurden. Ueber 100 Kamele, welche der Kalif für seine Sicherheit in Bereitschaft hatte, seien in die Hände der Engländer gefallen. Offiziere, welche die auf dem Schlachtfelde Vorgefundenen Leichen der Der­wische zählten, berichten, daß die Zahl der Toten 10 800 beträgt. Die Zahl der Verwundeten wird auf 16000 ge­schätzt. Außerdem seien bei der Einnahme der Stadt noch 300400 Derwische gefallen. Gefangen seien 30004000. Ein Kanonenboot sei den blauen Nil hinauf geschickt worden, um in einigen Distrikten Ruhe zu schaffen, in welchen die Derwische die Einwohner brandschatzen wollen. Aus der Umgebung kommen jetzt viele Leute nach der Stadt.

* Aus St. Petersburg meldet man dem Kl. Journ., der französische Botschafter Montebello wurde vor seiner Abreise nach Paris vom Zaren empfangen. Der Zar sprach sein Befremden aus über die Haltung der französischen Presse zur Abrüstungsfrage.

* Kandia, 6. Sept. Die englischen Militärbehörden begaben sich auf Befehl der Admirale der Mächte zum

Zehnten-Büreau, um dort christliche Beamte einzusetzen, und stellten vor dem Büreau und am Hauptthore eine Soldatenabteilung auf. Ein Haufen unbewaffneter Muhame- daner wollte durch die Reihen der Soldaten den Durchgang erzwingen, was die Soldaten veranlaßte Feuer zu geben. Mehrere der Angreifer wurden verwundet. Jetzt eilten die Muhamedaner nach allen Richtungen auseinander, holten sich Waffen und griffen die englische Soldatenabteilung an. Dann zogen sie zu dem Christenviertel, gaben Scküffe gegen die Christen ab und setzten eine große Anzahl Häuser und Magazine in Brand. Wie es heißt sind mehrere Christen ermordet worden. Auch einige englische Soldaten und der englische Konsul sollen getötet worden sein. Ein Kriegs­schiff bombardierte die Stadt, die zum Teil in Flammen steht. Man hegt die Befürchtung, daß in der Nacht Plün­derungen herrschen werden.

* Kanea (Kreta), 6. Sept. Ein englisches Schiff bombardierte die Hauptstadt der Insel, Kandia (Megalokastro). Die Türken legten in Kandia Feuer an.

* Kanea, 6. Sept. Die Bevölkerung der Stadt Kandia ist mit den Engländern in Kampf getreten. Der Militärgouverneur und Zivilgouverneur von Kanea boten die Unterstützung der türkischen Truppen für die Engländer an. Abends 6 Uhr wurde Kandia bombardiert.

* Kanea (Kreta), 7. Sept. In Kandia wurden bei den Kämpfen 40 englische Soldaten und 2 Offiziere ver­wundet und 12 Soldaten und der englische Vizekonsul ge­tötet. Internationale Truppenteil« wurden heute in Kandia ans Land gesetzt.

* Kanea, 7. Sept. Die Feuersbrunst in Kandia ist gelöscht. Das deutsche, englische und amerikanische Kon­sulat find niedergebrannt, das Zollgebäudr, die Kasernen und der Konak wurden gerettet. Es herrscht jetzt wieder Ruhe. Der brittische Vizekonsul ist in seinem Hause ver­brannt. Eine französische und italienische Kompagnie sind auf dem Marsche von Suda nach Kandia.

* Madrid, 8. Sept. Die Kammer beschloß nach unbeschreiblichen Tuwultszenen die geheime Beratung über einen Antrag Salmeron, betreffend die Verantwortlichkeit für den Krieg, den Friedensschluß und die Verfassungs­verletzung. Im Senat schob General Weyler die Fehler und Jrrtümer auf Kuba der Regierung zu, welche die Armee hilflos ließ. Er wandte sich gegen Almenas, welcher die Generale getadelt hatte. Dieser entgegnete, die Generale verstanden es nicht, die Soldaten zum Kampf und in den Tod zu führen. Man sollte einigen Generalen die Schärpen Herunterreißen und sie ihnen um den Hals legen. (Großer Lärm.)

* New-Iork, 6. Sept. Spanien ersuchte Amerika um Zustimmung dazu, daß mehrere kleinere spanische Kanonen­boote nach einigen Philippinen-Jnseln geschickt würden, um die spanische Souveränität gegen die Insurgenten auf­recht zu erhalten. Präsident Mac Kinley schlug dieses Ver­langen ab.

*New-Iork, 6. Sept. Das gelbe Fieber aur unteren Mississippi ist gefährlicher, als man anfangs annahm. In New-Orleans wurden 15 Fälle festgestellt. Bei Cohoes fuhr ein Eisenbahnzug gegen einen elektrischen Straßenwagen. 15 Personen wurden hierbei getötet.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rick er. Altensieig.

Wfalzgraftnweiker

Gerichtsbezirks Freudenstadt.

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Aus der Konkursmasse des

Friedrich Oesterle, Färbers hier

kommt im Wohnhause des Gemeinschuldners

am Montag -en 12. ds. Mts.

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Kaufsliebhaber sind eingeladen.

Den 6. September 1898.

Konkursverwalter:

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Amtsnotar LLvsryL»

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Susi. VssueLsrsr. A

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8 Einladung 8

Z z. Wen beim kandw. Vezirkssest. §

X Anläßlich des landwirtschaftlichen Bezirksfeftes findet am X X Samstag den 17. September ds. Js., nachmittags 1?/? Uhr im X X Gasthofzur Post" in Nagold ein Festessen statt, das Gedeck X zu 2 X

X Der Unterzeichnete erlaubt sich, die Bezirksangehörigen hiezu X X mit dem Ersuchen ergebenst einzuladen, die Beteiligung am Essen X X rechtzeitig Herrn Posthalter Luz in Nagold anzeigen zu wollen. X X Nagold, den 6. Sept. 1898. X

* Per Vorstand des kandw. Bezirksvereins: *

^ Oberamtmanu Ritter. ^

XXXXXXXXXXXXIXXXXXXXXXXXX

x:

Simmersfeld-Lppenweiler.

o,1

Zur Feier unserer ehelichen Verbindung erlauben wir uns

Verwandte, Freunde und Bekannte auf

Dienstag den 13. September 1898 in das Gasthaus zumHirsch" in Simmersfeld

freundlichst einzuladen.

dk Karl Friedrich Need

Sohn des Postboten Streb in Simmersfeld.

Friederike MMm

Tochter des

Wilh. Blattner, Gipsermeisters in Oppenweiler.

Kirchgang um halb 12 Uhr.

Wir bitten dies statt besonderer Einladung entgegenzunehmen.

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