Erscheint Dienstag Donnerstag, LsmStag und Sonntag mit der GratiS>Beilage .Der SonntagS- Gafi.'
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Sonntag, 4. Septbr.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
Bekanntmachungen aller An linden die erfolg- i . ,
reichste Verbreitung. I lo^o.
Die Abiturientenprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden : Albert Pfister in Altensteig; Hugo Zaiser in Nagold; Otto Völker in Calw.
Ttrsespolitik.
(Zum Vorschlag des Zaren.) Aus Paris wird ge- meldet: Die Stimmung beginnt Rußland gegenüber umzuschlagen. Die Chauvinisten erklären, Rußland habe Frankreich genarrt. — Einer Meldung aus Brüssel zufolge richtete König Leopold enthusiastische Depeschen an den Zaren, worin er Brüssel als KoKserenzort vorschlägt. —Aus Petersburg meldet das Kleine Journal: Die Friedenskonferenz wird, wie in diplomatischen Kreisen verlautet, anfangs März zusammentreten.
Stuttgart, 31. August. Eine große Versammlung der Friedensgesellschaft hat folgende Resolution einstimmig angenommen: „Wir begrüßen den russischen Abrüstungsvorschlag mit Freuden. Wir sehen in demselben den ersten Schritt zu einer aufrichtigen Annäherung der Nationen und zur Verminderung der drückenden Militärlasien. Wir hoffen, daß die Bestrebungen der Friedensfreunde nun in der ganzen civilisierten Welt ein so großes moralisches und politisches Uebergewicht erlangen, daß die Kriege verhindert und allenfalls obschwebende Differenzen auf dem Wege friedlicher Verständigung gelöst werden."
Der Frankfurter Friedens-Verein erläßt folgende Erklärung: „Der Verein begrüßt den russischen Abrüstungsvorschlag aufs freudigste, umsomehr als darin dieselben Grundsätze anerkannt werden, die er selber als erster deutscher Friedensverein seit zehn Jahren unentwegt hochgehalten und verkündigt hat. Er spricht die Hoffnung und die Ueber- zeugung aus, daß unsere Regierung der Aufforderung zur Teilnahme an der Konferenz Nachkommen und nach Kräften zum Gelingen des Vorhabens beitragen wird. Unsere Mitbürger werden aufgefordert, zahlreicher als bisher dem Friedensverein beizutreten und seine Bestrebungen thatkrästig zu unterstützen."
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Die „Kreuzztg." fällt zum neuesten französischen Wandel folgendes Urteil: „Derartige skandalöse Vorgänge, wie sie in Mitte des französischen Generalstabes sich zugetragen haben, stehen bis jetzt in der Welt wohl einzig da. Die tiefe Niedergeschlagenheit, die alle militärfreundlichen Kreise in Frankreich bewegt, ist erklärlich. Auf ihr Ideal, ihre Armee, ist ein Makel gefallen, wie er schlimmer kaum gedacht werden kann. Dem Kriegsminister Cavaignac selbst dürfte allem Anschein nach ein Vorwurf nicht zu machen sein. Er hat in gutem Glauben gehandelt; er konnte unmöglich annehmen, daß ein hoher Offizier mit derartigen Erbärmlichkeiten operieren würde. Daß der Minister jetzt alles daran setzt, volle Klarheit zu schaffen, ist ebenso notwendig wie selbstverständlich. Inwieweit hierdurch der „Fall Dreyfus"
selbst beeinflußt werden wird, wird sich ja bald zeigen."
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Obgleich die Regierung Spaniens wünscht, daß die Cortes bei ihrem demnächstigen Zusammentritt möglichst wenig unbequemen Lärm machen, steigen doch schon Wetterzeichen auf betreffs der Vorwürfe, die das Ministerium Sagasta und vielleicht die Monarchie selber wegen des so unglücklich verlaufenen Krieges zu erdulden haben werden. Namentlich der famose General Weyler läßt aus seiner Zurückgezogenheit in seiner Heimat Majorka von sich reden und erklärte in einer Rede, er werde sich an die Spitze der
Massen stellen, um für das Wohl des Vaterlandes zu kämpfen.
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Wie einst die Römer, so werden in späteren Jahren die Angelsachsen die Welt beherrschen. Dr. Karl Peters schreibt: „Der Siegeslauf der angelsächsischen Welt hat freie Bahn. Amerika ist nur die erste der großen englischen Kolonien, die sich bislang zur Großmacht entwickelt hat. Australien und Südafrika, im Verband mit Alt-England werden Nachfolgen, und mit jedem neuen Reiche wird das Festland von Europa an Bedeutung einbüßen, das Angelsachsen- tum vorherrschender auf der Erde dastehen. Ihm gehört Nordamerika, Australien, Südasien und zum großen Teil auch Afrika. Wer will ihm in den Weg treten in der Monopolisierung unseres Planeten, wenn es die gewaltigen Landstriche durch die moderne Technik völlig erschlossen und mit einer gleichartigen Bevölkerung ausgefüllt haben wird ? Was Stanley vor etwa 20 Jahren zunächst aussprach, daß die Zeit kommen werde, wo im Vergleich zu der riesenhaften Entwickelung der angelsächsischen Welt Deutschland und Frankreich auf der Welt nur noch die Rolle spielen würden, wie sie heute etwa Rumänien habe, darf gegenüber solchen Thatsachen kaum noch ein phantastischer Einfall genannt werden. Behalten die Dinge den Lauf, den sie haben, so gehört die Zukunst der Welt den Angelsachsen."
* Alten steig, 3. September. Die erschreckend vielen Selbstmorde, von denen die Newyorker Zeitungen jetzt täglich berichten, veranlaßten ein amerikanisches Blatt, wieder einmal die allgemeine Aufmerksamkeit auf eine ganz besondere Straße in der Empire City zu lenken. Diese Straße führt den harmlosen Namen Third Street (Dritte Straße), ist aber der Polizei nur noch unter der unheimlichen Bezeichnung „Selbstmördergasse" bekannt. Uebermäßig Hobe, düstere Mietskasernen stehen hier eine neben der andern und sind vom Souterrain bis zu den Mansardenstübchen mit Ausländern — Deutschen. Ungarn, Italienern und Russen — bewohnt. Diese Leute, Frauen, sowohl wie Männer, arbeiten in den großen Schneiderwerkstätten oder Cigarrenfabriken Newyorks, wo sie zwar einen ganz guten Verdienst haben, sich aber sehr anstrengen müssen. Unter diesen Fremden in der amerikanischen Metropole herrscht eine wahre Selbstmord- Epidemie. Die Männer töten sich, weil sie infolge des starken Alkoholgenusses sek- häufig an momentaner Geistesstörung leiden, und die Frauen machen ihrem freudenlosen Dasein in der Fremde ein Ense, weil sie überarbeitet, krank oder zu verlassen sind. Die ersteren erschießen sich in den meisten Fällen, die letzteren nehmen irgend ein furchtbares Gift, wie Pariser Grün oder Karbolsäure. Durchschnittlich beschließen in der Third Street jährlich 300 Menschen freiwillig ihr Leben. Von diesen 300 Fällen ereignen sich etwa 200 allein während des Sommers, und zwar wird die höchste Zahl im August erreicht. Im vergangenen Jahre wurden in diesem Monat an manchen Tagen nicht weniger als zwanzig dieser unglückseligen Opfer in das Bellevue- Hospital gebracht.
* Urach, 1. Septbr. In Sondelfingen, OA. Urach, wurden dem Schultheißen Schenk in seinem am Bahndamm gelegenen Hopfengarten sämtliche Hopfenstöcke, etwa 400 Stück, abgeschnitten und somit das heurige Ergebnis zu Grunde gerichtet.
* Das Defizit der Münchener Kraft- und Arbeits- maschinen-Ausstellung wird auf 100000 Mark angegeben.
* Berlin, 1. Sept. Die „Post" meldet: Der neue Zolltarif, dessen Ausarbeitung der Staatssekretär Posadowsky dem Reichstage als dringend erforderlich für den Abschluß der neuen Handelsverträge bezeichnet«, sei nunmehr fertiggestellt und werde den beteiligten Ressorts zur Aeußerung zugeüen.
* In Solingen erhängte sich em zehnjähriger Knabe, weil ihm sein Bruder nicht den Papierdrachen zum Spielen leihen wollte.
* Dortmund, 1. Sept. In vergangener Nacht arbeiteten auf der Zeche „Viktoria" bei Castrupp vier Bergleute im Schacht auf freischwebender Bühne stehend, als plötzlich der Anker vom Drahtseil sich loslöste, wodurch die Bühne umkippte. Drei der Leute verschwanden sofort in der Tiefe. Der vierte stürzte, da keine Hilfe zur Stelle war, ebenfalls nach. Alle vier sind tot.
* In Dortmund wurde der Kassenbote Kiene von Hunden zerfleischt. Er kam auf den Hof des Kaufmanns Emanuel Rose, um Steuerzettel zu überbringen. Hierbei wurde er von den beiden großen Doggen Roses angefallen und derart zugerichtet, daß er nach einigen Tagen infolge der Bisse verstorben ist. Die Tiere hatten ihm ganze Stücke Fleisch aus dem Leibe gerissen.
* Das Breslauer Polizei-Präsidium hat der dortigen Schuldeputation Mitteilung gemacht, daß sich in neuerer Zeit die von Breslauer Schulkindern an den Kaiser gerichteten Jmmediat-Gesuche um Verleihung von Spielsachen oder anderen Gegenständen z. B. eines Fahrrades, einer Violine, eines Schreibtisches, von Konfekt u. s. w. häufen. Zum größten Teile mögen diese Gesuche dadurch veranlaßt worden sein, daß die Schulkinder wahre oder falsche Zeitungs- Nachrichten über Gnadenerweisungcn des Kaisers an Schul- kinder unter sich verbreiten und sick gegenseitig zur Absendung solcher Gesuche anspornen. Durch die geschäftliche Behandlung derartiger Gesuche wird das Schreibwerk der Behörden unnötig vermehrt. Die Eltern werden darum ermahnt, die schriftliche Thätigkeit ihrer Kinder streng zu kontrollieren, damit derartiger Unfug vermieden werde.
* Die „Köln. Ztg." berichtet über die Festnahme eines jener berüchtigten internationalen Mädchenhändler, der an- giebt, aus Frankfurt a. M. zu stammen, das Folgende aus Hildesheim, 29. August: Der hiesigen Polizei ist die Verhaftung eines Mädchenhändlers gelungen, der sich als ein angeblicher Weinreisender Brei aus Frankfurt a. M. Hierselbst seit einigen Wochen aufhielt und in einem Privathaus Wohnung genommen hatte. Er suchte sein Geschäft in nachstehender Weise zu betreiben: Bor ungefähr vierzehn
Tagen bemerkte er auf der Straße ein Dienstmädchen, das in einem Kaufmannsladen Einkäufe besorgt hatte. Das hübsche und schmucke Mädchen mochte vor seinen Kennerblicken Gnade finden, er knüpfte ein Gespräch mit ihm an, in dessen Verlauf er mitteilte, er werde in Hildesheim demnächst ein Aufschnitt-Geschäft gründen, für das er das Mädchen zu gewinnen wünsche. Als monatlichen Gehalt versprach er 70 Mk. Das Mädchen sollte hier erst lernen und werde später in eine großstädtische Filiale seiner Firma, die in Berlin achtzehn junge Mädchen beschädige, kommen. Schließlich machte der Gauner nach einigen Tagen dem Mädchen auch noch ein Eheversprechen und legte ihm einen Vertrag zur Unterschrift vor. Gestern mittag sollte wieder eine Zusammenkunft sein, auch war eine Ausfahrt zu Wagen verabredet. Das Mädchen, das inzwischen mit seiner Dienstherrschaft Rücksprache genommen und die Polizei benachrichtigt hatte, begab sich zu dem Stelldichein. Der Geschäftsmann verschloß die Zimmmerthüre und verlangte die Unterschrift des Mädchens unter den Vertrag. Kaum war dieses Geschäft beendet, als die Polizei erschien und den Gauner festnahm. Eine Kiste mit Briefschaften, die auf einen umfangreichen Geschäftsbetrieb schließen lassen, wurde beschlagnahmt.
rlirsläir-ifetzes.
* Von einem Neubau in Prag löste sich im 4. Stockwerk ein Stück des Gesimses und schlug das Gerüst aller 4 Stockwerke durch, wobei die Arbeiter mit in die Tiefe gerissen wurden. 7 Arbeiter und 1 Taglöhnerin sind tot.
* Pontresina, 2. Sept. Professor Dietrich Nasse und Dr. Borchart, Assistenten in Professor Bergmanns Klinik in Berlin, bestiegen gestern den Pic Palu mit zwei Führern. Nach dem Abstieg brachen der vordere Führer und Professor Nasse durch eine Schneebrücke und stürzten in eine Gletscherspalte. Nasse ist im Seil hängend gestorben, die übrigen wurden gerettet.
* Paris, 1. Sept. Allmählich beginnt es nun doch auch den patriotischen Bewunderern des Generalstabs aufzudämmern, daß in diesem Korps, welches aus den vorzüg- lichsten Offizieren zusammengesetzt sein sollte, jahrelang die schändlichsten Jntriguen gesponnen, Fälschungen über Fälsch, ungen begangen worden sind, und daß dieser Abteilung eine gründliche Reform an Haupt und Gliedern not thut. Den Anfang hat der Chef selbst gemacht, der berühmte General de Boisdeffre, welcher seither als Freund der russischen Generale, als Günstling am Hof des Zaren, als langjähriger früherer Militärattache in St. Petersburg, als ein Hauptakteur der französisch-russischen Allianz ein unentbehrliches Glied am militärischen Körper Frankreichs zu sein schien. Der hartnäckige Widerstand, der einer Revision des Prozesses entgegengesetzt wurde, führt auf ihn zurück, auf ihn auch alle die häßlichen Dinge, die mit dem Prozeß Zusammenhängen, die Begünstigung Esterhazys, die Verfolgung Picquarts u.s. w. Mit dem Geständnis und Selbstmord Henrys fällt nun dieses ganze künstliche Gebäude, der Wall, den der Generalstab gegen die Revision des Dreyfusprozesses aufgeführt, wie ein Kartenhaus zusammen.
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* New-Dork, 2. Sept. Nach der „World" erklärte General Shafter einem Berichterstatter gegenüber, diejenigen, welche den Feldzug während des Sommers in einem vom Fieber heimgesuchten Lande angeordnet hätten, seien für die naturgemäßen unvermeidlichen Folgen verantwortlich.
* Berlin, 2. Septbr. Nachdem der Friedenszustand wieder hergestellt, wurde die Verminderung der vor Manila liegenden deutschen Seemacht auf ein oder zwei Schiffe angeordnet, welche genügen werden, bis zur völligen Wiederherstellung der Ordnung auf den Philippinen den Schutz der Reichsangehörigen und ihrer Interessen nötigenfalls wahr-
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Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker Attensteig.
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