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Erscheint Dienstag Donnerstag, LamStag und Lonnrag mit der GratiS-Beilage »Der SonntagS- Gast.'
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Sonntag, 28. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1898.
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TuKespstttik.
Deutschland befindet sich in einer Periode des wirtschastlichen Aufschwunges. Handel und Wandel blühen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer erfreuen sich auskömmlichen Gewinnes bezw. reichlichen Arbeitslohnes. Außer denjenigen Volksgenossen, die der Notwendigkeit, zu arbeiten, überhoben sind, oder die nicht arbeiten wollen, dürfte es gegenwärtig wohl wenig Arbeitslose im deutschen Reiche geben. So erfreulich die Auswärtsbewegung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse auch ist, so ist doch nicht zu leugnen, daß dieser Vorteil nicht ohne unangenehme Begleiterscheinungen geblieben ist. Was wir auf der einen Seite an materiellen Gütern gewinnen, droht auf der andern Seite infolge des starken Zuzugs ausländischer Arbeiter an nationalen Gütern wieder verloren zu gehen. Die ausländischen Arbeiter, die in ihrer Heimat nur sehr bescheidene Ansprüche stellen können, kommen in Scharen, und namentlich sind die unangenehmsten unter diesen Heerscharen die Polen und Tschechen. In Mittel- und Ostdeutschland, und besonders auch in Sachsen, giebt es Städte, wie z. B. Dresden, in denen aus einzelnen Handwerkszweigen die Deutschen fast vollständig durch die Tschechen verdrängt werden. Und wo Tscheche und Pole sich wohl fühlen, da bleiben sie auch wohnen. Deutsche Arbeiterfamilien müssen den Eindringlingen weichen, und so bilden sich in deutschen Städten slawische Niederlassungen, die zäh an ihrem Volkstum festhalten. Das ist zu beklagen. * * *
Der Katholikentag in Krefeld ist von stolzen Hoffnungengetragen. Der Vorsitzende erklärte unter stürmischem Beifall: „Die Welt weiß, daß wir Katholiken entschlossen sind, die Welt wieder zu erobern." Auf denselben Ton waren alle andern Redner gestimmt. Prof. Grauert-München triumphierte: Unter der Mitwirkung des Zentrums seien alle wichtigen sozialen Fragen der letzten Zeit und zum größten Teil befriedigend gelöst worden. (Stürmischer Beifall.) Durch den Kulturkampf sei der Grundstein gelegt worden zu dem stolzen Bau, wie er sich heute in der nicht weniger als 103 Mitglieder zählenden Zentrumsfraktion des neugrwöhlten deutschen Reichstages repräsentiere. Damit fei das Zentrum die stärkste Partei des Reichstages geworden und das Gewicht der 103 Stimmen falle in die Wagschale zu Gunsten der wahren staatlichen Autorität und der Freiheit. (Andauernder Verfall.) Rechtsanwalt v. Brentano- Offenbach führte aus: Der Katholizismus sei der festeste Damm gegenüber dem Andringen der Sozialdemokratie. Die Vaterlandsliebe sei bei den Katholiken nicht geringer als bei anderen Glaubensgemeinschaften, ihre Liebe zum Vaterlande stehe jedenfalls höher als der Hurrahpatriotismus und das byzantinische Ducken gewisser Kreise. Wenn wieder ein neuer Kulturkampf Hereinbrechen sollte, so werde der katholische Mann dafür sorgen, daß der Katzenjammer der Gegner größer werde als beim ersten Male.
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Die deutsche Kriegsflotte wird den Amerikanern zu groß, obgleich sie ihnen nichts angeht. Neuyorker Blätter erklären, die Nordamerikanische Union könne unter keinen Umständen zulassen, daß sie hinter der Streitmacht Deutschlands zurückbleibe. Das Schiffsbauamt in Washington verfolge genau die Fortschritte, welche Deutschland mache, und empfiehlt den Bau von drei weiteren Schlachtschiffen und verschiedenen Kreuzern.
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* Pfalzgrafenweiler. 25. August. Auch unsere,
vom großen Verkehr etwas abgelegene Gegend soll jetzt aufgeschlossen werden. Es ist beabsichtigt, von hier nach FreudenstadteineEisenbahnzubauen. Mit einer norddeutschen Gesellschaft sind Verhandlungen angeknüpft worden. Der Erbauung der Bahn sieht man jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen, einmal, weil es eine Sackbahn ist. deren Fortsetzung wahrscheinlich nie ausgeführt wird, und sodann, weil die Bahn nach Freudenstadt einmündet, statt nach Dornstetten, was den Bedürfnissen des Verkehrs mehr Rechnung tragen würde. Das Hauptinteresse an der Bahn hat die K. Forstverwaltung, die natürlich darauf besteht, daß sie durch die Wälder geführt wird. Bekommen wir aber nur endlich einmal eine bequeme Verbindung mit der Oberamtsstadt und einen Anschluß an das Eisenbahnnetz, dann nimmt man gerne auch einiges, das einem nicht paßt, in den Kauf. Hoffentlich dauert es nicht mehr allzulange, bis das Dampfroß unsere Wälder durchzieht. (N. T.)
* Herrenberg, 26. Aug. Die Amtsversammlung, die vorgestern unter dem Vorsitz des Oberamtmanns Wie- gandt hier abgehalten wurde, bewilligte u. a. 3000 Mark für die Ausarbeitungskosten des Voranschlags für die Eisenbahnstrecke Herrenberg—Tübingen.
* (Verschiedenes.) In Bein st ein, OA. Waiblingen brach im Hause des Taglöhners David Melchior Feuer aus, welches das Gebäude zum größten Teil zerstörte. Außer dem Vieh konnte nur wenig gerettet werden. — Bei Bauarbeiten in der Marienkirche m Reutlingen stürzte der 32 Jahre alte Maurer Gaiser von einem Gerüst etwa 15 w hoch herab, wodurch er so schwere Verletzungen erlitt, daß er nach wenigen Stunden starb. — Der Bauer Gottlieb Flinsbach von Lauffen war mit dem Gespann des Hirschwirts Häcker von Heilbronn nach Lauffen unterwegs, während am südlichen Horizont ein Gewitter sich hinzog. Etwa 2 Kilometer vor dem Stadtthore scheuten die Pferde an einem grellen Blitzstrahl. Der Fuhrmann, der gerade an der vorderen Mücke sperren wollte, kam unter die Räder des schwerbeladcnen Fuhrwerks und erlitt außer einem Bruch des linken Oberschenkels furchtbare Quetschungen im Unterleib. Der Verunglückte, welcher die ganze Nacht hilflos auf der Straße lag, starb nachmittags. — JnMunderkingen ertrank der 12 Jahre alte Sohn des Glasermeisters Handschuh beim Baden in der Donau.
* Ansbach, 24. Aug. In Holzkirchen im Ries sind zwei dort zu Besuch weilende Ansbacher Damen, eine Tochter des Pfarrers Zellfelder und eine Klavierlehrerin, Frl. Pauli, ebenfalls eine Pfarrerstochter, beim Baden in der Wörnitz ertrunken. Vorübergehende sahen Kleider auf dem Wasser schwimmen, dadurcb wurden die Angehörigen der beiden Damen auf deren Ausbleiben aufmerksam und erst nach stundenlangem Suchen gelang es, die Leichen zu finden. Frl. Pauli war verlobt.
* Im Münchener Vorort Perlach beauftragte ein reicher Bauer seine 2 Knechte, 2 Holzbauern „Eines hinaufzugeben", weil sie an einer von dem Bauern gelieferten Fuhre Holz Einiges auszusetzen hatten. Die Knechte besorgten den Auftrag so gründlich, daß der eine Holzbauer tot auf dem Platze liegen blieb, der andere mit zertrümmertem Schädelknocken sterbend ins Krankenhaus verbracht wurde. Herr und Knechte sind verhaftet.
* Berlin, 24. Aug. Die „Allg. Militär. Corr." bringt unter der Aufschrift „Mehr Kavallerie" einen Artikel, in dem es u. a. heißt: Wenn man sich an entscheidender Stelle wegen der erforderlichen Geldmittel scheuen würde, so wäre das ein Sparen am Unrechten Ort, eine Oekonomie, die im geltenden Augenblick verhängnisvoll werden könnte. Dabei soll auch der Umstand nicht übersehen werden, daß die Vermehrung der Kavallerie auch eine unmittelbare vorteilhafte Rückwirkung auf die Pferdezucht zur Folge haben würde. Die Summen, welche man für die Ausstellung neuer Reiterregimenter benötigte, bilden eigentlich nur eine fruchtbare Einrichtung, deren Ergebnisse der Landwirtschaft und der Landespferdezucht zu gute kommen würden. Das ist ein Gedanke, den schon General v. Steinmetz aussprach, als er im Reichstage äußerte, jede große Militäraufwendung sei einem Regen zu vergleichen, der das ganze Land befruchte. General Steinmetz ist tot, seine Ansichten aber leben noch in der Armee und werden voraussichtlich noch lange in ihr leben.
* Berlin, 26. Aug. Der Lokalanz. berichtet aus Petersburg: Furchtbare Erderschütterungen fanden im Kau- kasus statt. Zahlreiche Häuser brachen zusammen. Besonders stark litt die Festung Alexandropol; ihre Türme stürzten ein. Das Lazaret und die Kaserne sind gleichfalls stark beschädigt; ersteres mußte geräumt werden.
* Die deutschen Schiffswerften haben augenblicklich eine Fülle von Bauaufträgen zu bewältigen, Aufträge für die Handels- und Kriegsmarinen des In- und Auslandes. Die glänzenden Leistungen des deutschen Schiffsbaues während der letzten Jahre haben bewiesen, daß die Schiffsbauindustrie Deutschlands derjenigen Englands gleichwertig ist, und an den sich steigernden Bauaufträgen wird man mit Recht die Zunahme des Vertrauens zu den aus deutschen Schiffswerkstätten hervorgegangenen Erzeugnissen erkennen.
* Mit einem wichtigen Aufträge geht der Bergassessor Körfer, bisher im Handelsministerium, nach Kiautschau. Er ist vom Reichsmarineamt zum bergmännischen Sachverständigen ernannt worden und soll dem Gouverneur in Bezug auf alle bergmännischen Fragen, wie beispielsweise Ausbeutung der vorhandenen Mineralien, die Rechtsverleihung für den bergmännischen Betrieb, die Sorge für den Arbeiterschutz beim Bergbau und dergleichen zur Seite stehen, durch Forschungsreisen das Land kennen lernen und etwa vorhandene Mineralschätze feststellen.
Ausländisches.
* Madrid, 26. Aug. Der Ministerrat beschloß, an Cervera Fonds zu senden zum Besten der spanischen Kriegsgefangenen. — Die Gazeta de Madrid meldet, daß die
Kosten des Feldzuges auf Kuba vom 1. Januar bis 30. Juni 447,369,450 Pesetas betragen.
* Madrid, 26. Aug. Der Krieg soll die Spanier bis jetzt 2000 Mill. Fr. gekostet haben. Was den Verlust an Menschenleben betrifft, so haben die Kugeln nur einen verhältnismäßig geringen Beitrag geliefert; von den nach Kuba gesandten 200 000 Mann sind 2 Generale, 70 Offiziere und 1400 Mann gefallen, während ein General, 85 Offiziere und 750 Mann ihren Wunden erlagen und 465 Offiziere und 8200 Mann wieder geheilt wurden. Am gelben Fieber sind aber nach den amtlichen Angaben 350 Offiziere und 13 500 Mann gestorben; an anderen „Krankheiten" (wahrscheinlich an den Folgen schlechter Ernährung) 130 Offiziere und 40000 Mann.
* New-Iork, 25. August. Der dänische Dampfer „Norge" stieß am 20. ds. zwischen 4 und 5 Uhr morgens an den Grand Banks mit dem französischen, in Bayonne beheimateten Fischschoner „La Cocotte" zusammen. Es herrschte Nebel, jedoch war derselbe nicht so dicht, daß für den Dampfer eine Verringerung der Fahrgeschwindigkeit hätte eintreten müssen. Die „La Cocotte" sank fast unmittelbar. Der Kapitän und acht Mann konnten gerettet werden, während 16 Mann der Besatzung ertranken.
* Coruna. 26. Aug. Die Ausschiffung der von Kuba zurückbeförderten spanischen Soldaten wird weiter fortgesetzt und bietet einen wahrhaft traurigen Anblick. In den letzten 24 Stunden sind noch acht Soldaten gestorben.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Oeffentlicher Sprechsal.
Altensteig. Die Einsender dieses sind nicht diejenigen, welche die städtische Verwaltung ohne zwingenden Grund tadeln wollen, sie anerkennen vielmehr, daß sich dieselbe — soweit finanziell und auch sonst möglich — alle Mühe giebt. die hiesige Stadt aus der Höhe der Zeit zu erhalten, wenn natürlich auch noch manches wie z. B. der Wunsch nach Errichtung eines S chlachthause s, der Verwirklichung entgegenfieht. Eines ist es aber, was m letzter Zeit (namentlich anläßlich der Anwesenheit vieler Fremder) öfters zur Sprache gebracht worden ist und was der Verbesserung dringend bedürftig ist, das ist die Ausübung der städtischen L> tra ß e np o l izei in kiesiger Stadt. Da ist es vor allem die Straßen - beleuchtung; man könnte fragen: giebt es überhaupt eine solche hier, man muß (angesichts der Laternenpfähle) sagen, ja. aber was für eine! überall ägyptische Finsternis! Die Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung wäre hier wahrlich kein Luxus gewesen. Dann werden nachts Wagen rc. nickt aus dem Wege geräumt bezw. nicht beleuchtet, so daß man überall ! Gefahr läuft, auf der Straße auf Deichseln aufzulaufen und elendiglich // zu verunglücken ! In der letzten heißen Zeit wäre es sodann auch nicht // ohne gewesen, wenn mit Hilfe der Hydranten der städtischen Wasserleitung /:/ die Straßen besprengt worden wären; der entsetzliche Staub rc. wäre k s zweifellos etwas gemildert worden. Ferner beginnt der Unfug des Lohtrocknens auf den Straßen hie und da wieder einzureißen, das ist eine abscheuliche Sitte, die von Fremden und unbeteiligten Einheimischen auf's schärfste getadelt wird und der von der Polizei energisch zu Leibe gegangen werden sollte. Verboten ist es wenigstens. Ein großer Unfug ist auch das Tränken des Viehs rc., z. B. an dem Brunnen des untern Marktplatzes, jeder Viehbefitzer hat ja ZßMerleitung, da ist das Tränken des Viehs nach der Ansicht der Einsender am^runnen vollständig unnötig, und in anderen Städten, wie z. B. in Nagold, wird es ja auch nicht geduldet. Um die Mittagszeit ist man vor lauter umhertollendem Vieh (auch Pferden), namentlich Kinder des Lebens nicht sicher, ganz abgesehen, daß der Platz manchmal nichts als eine großeMiste ist. Hier sollte entschieden Wandel geschaffen werden. Zum Schluß möchten wir noch anführen. wie notwendig die Errichtung eines.Badeplatzes für Schüler und Erwachsene in der Nagold hier wäre. Nicht oft genug kann man dies betonen; in der letzten heißen Zeit hat sich das Bedürfnis wieder recht deutlich gezeigt. Tue städtische Verwaltung sollte sich doch endlich einmal mit dem Plan einer Badeanstalt ernstlich befassen; andere — sogar kleinere — Städte an fließenden und nicht fließenden Gewässern sind unserer Stadt in dieser Beziehung längst weil voraus. Für dieses Jahr ist es ja zu spät, aber bitte für das nächste Jahr um so sicherer eine Badeanstalt in der Nagold! Im Namen Vieler: X.
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