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mit der GratiS-Beilage .Der Sonntags- Gast."
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Sonntag, 16. August
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EinrückungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 ^ bei mehrmal. je 6 auswärts je 8 ^ die Ijpaltige Zeile oder deren Raum.
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1898.
Tsrsespslitik.
,Daily Chronicle' schreibt, es sei nur eine einzige vorteilhafte, sichere und würdevolle Politik sür die britische Regierung vorhanden, nämlich durch ein Gutachten der besten Sachverständigen genau sestzustellen, wo gebieterische britische Interessen in China beginnen und enden, und zu Rußland zu sagen: Bis hierher und nicht weiter! Jeder Gutunterrichtete wisse, daß Rußland weder bereit noch Willens ist, mit England wegen de« fernen Ostens zu kämpfen. Mit Deutschland könne man ein freundschaftliches Abkommen treffen. Frankreich sei eine „Nebensache."
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Die zur Erörterung der Frage der Errichtung nationaler Getreidelager in England von privater Seite eingesetzte Kommission hat dieser Tage ihren Bericht abgestattet. Die Kommission betont mit größtem Nachdruck, daß der in Nationalspeichern gelagerte Weizen nur für Fälle einer durch Krieg erzeugten großen Not bestimmt sein dürfe. Die Kommission hat sich nicht davon überzeugen können, daß nationale Getreidelager die Interessen des Ackerbaues und des Getreidehandels beeinträchtigen würden. Dagegen ist sie zu der Ansicht gelangt, daß solche Getreidelager für die Landesverteidigung von ungeheurer Bedeutung sein würden. Die Regierung wird dringend ersucht, sobald wie möglich eine aus Vertretern der Landwirschast, des Getreidehandels, der Armee und Marine zusammengesetzte königliche Kommission mit einer erschöpfenden Untersuchung der Frage der Volksernährung in Kriegszeiten zu beauftragen.
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In einem ungarischen Blatte veröffentlicht der Reichstagsabgeordnete Carl Schmidt das Urteil eines hervorragenden österreich-ungarischen Seeoffiziers über das Verhalten des Admirals Cervera vor und bei seinem Ausbruch aus der Bucht von Santiago. Daß der Admiral sich in die Bucht zurückzog, will der Offizier nicht tadeln, da er die Gründe des Rückzugs nicht kenne; desto schärfer tadelt er es, daß der Admiral unthätig in der Bucht liegen blieb und nicht einmal die Landung der Amerikaner zu verhindern suchte. Die gröbsten Fehler aber wachte er bei dem Ausbruch selbst, indem er die elementarsten Regeln für eine solche Aktion außer Acht ließ; er suchte weder den Feind durch einen Scheinausfall zu täuschen, noch teilte er dessen Streitkräfte durch eine gleichzeitige Aktion zu Land, noch führte er die Aktion im Schutze der Nacht durch, sondern trotz des bittern Lehrgelds, das die Spanier in Folge der nächtlichen Einfahrt Dewey's in die Bucht von Manila zahlen mußte, fuhr Cervera „am helllichten Tage ruhig und majestätisch mit der Grandezza eines Don Quixote ans dem Hafen heraus und direkt in den Bereich der Kanonen der amerikanischen Kriegsschiffe hinein." Dann heißt es weiter: Der allergröbste Fehler aber war, daß Cervera's Flotte im Kielwasser des führenden Schiffes fuhr, und zwar in den enormen Zwischenräumen von zehn Minuten bis zu einer Viertelstunde. Jedes Schiff im Kielwasser des vorangehenden, so näherte sich die Flotte Cervera's der Sampson's. das heißt mit anderen Worten: jedes Schiff fuhr, und zwar in riesigen Intervallen, denn in zehn Minuten kann ein Schiff mehr als eine englische Meile zurücklegen, genau in der Linie und Richtung, welche das vorangehende Schiff genommen. Diese Formation zu wählen, war von Cervera nicht Leichtsinn, dies war geradezu Wahnsinn! Denn dies bedeutet nichts weniger, als daß die Amerikaner Zeit hatten, von ihrer gesamten Flottenmacht auf jedes einzelne spanische Schiff ein konzentrisches Feuer zu richten. Bis sich das zweite Schiff den Amerikanern näherte, war das erste schon in den Grund geschossen und die Amerikaner hatten Zeit, ihr konzentrisches Feuer auf das nächste zu richten und dasselbe geradeso in den Grund zu bohren, wie das erste. Und so ging es weiter! Als die letzten Schiffe die ersten vernichtet sahen, suchten sie in der Flucht ihr Heil. Zurück konnten sie nicht mehr, denn so schnell läßt sich nicht wenden und so fuhren sie heldenmütig (?) auf die Felsen am Ufer. Kein einziger Spanier, als er sich verloren sah, hat den Versuch gemacht, wenigstens einen Amerikaner zu rammen. Soll man das auch Heldenmut nennen? Nur so läßt es sich erklären, daß die ganze spanische Flotte vernichtet und kein einziges amerikanisches Schiff ernstlich beschädigt wurde. Wennschon Cervera zur Unzeit und bei Hellem Tageslicht den Ausfall machte, so wäre es seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit gewesen, ein Schiff fest hinter dem andern — soweit natürlich thunlich ist — an dem Wrack des „Merimac" vorüber auslaufen, vor dem Wrack aber die Schiffe in Kolonnen auffahren und sodann die Kolonne einen gleichzeitigen Angriff auf die amerikanische Flotte machen zu lassen. Wenn die Schiffe in Kolonne, unterstützt von den Geschützen des Forts, gleichzeitig das
Feuer der Amerikaner erwidert hätten, so hätten die Letzteren wohl auch siegen können, doch wäre ihnen der Sieg keineswegs so leicht geworden. Cervera hat so gehandelt, wie etwa ein General, der zehn feindlichen Divisionen gegenüber mit ebensoviel Divisionen steht und, anstatt dieselben in Gefechtslinir aufmarschiercn zu lassen, jede Gefechtsdivision einzeln und in Marschformation den in Gefechtsformation befindlichen zehn feindlichen Divisionen entgegenschickt und so jede seiner Divisionen einzeln durch das konzentrische Feuer des entwickelten Feindes hinschlachten läßt. Einen solchen General und einen solchen Admiral nennt man keinen Helden, der gehört vor's — Kriegsgericht!
Lcrir-esirlretzrtietzteir.
* Altensteig, 13. August. Am Samstag den 27. Aug. findet die jährliche Amtsversammlung auf dem Rathaus in Nagold statt. Für die Beschickung der Amtsversammlung ist Turnus XI. maßgebend und sind demnach stimmberechtigt die gewählten Deputierten von Nagold (6), Altensteig-Stadt (3), Haiterbach mit Alt-Nuifra ,2), Beihingen, Beuren, Ebhausen, Effringen, Egenhausen, Emmingen, Enzthal, Fünfbronn, Gült- lingen, Jselshausen, Oberschwandorf, Oberthalheim, Pfrondorf, Nothfelden, Schietingen, Simmersfeld, Sulz, Walddorf, Wildberg (je 1.) Aus den Beratungsgegenständen, über welche Beschluß zu fassen ist, heben wir folgende hervor: Verwilligung von Korporationsbeiträgen zu den Straßenbauten von Oberschwandorf nach Egenhausen und von Berneck ins Köllbachthal nach Hornberg; Gesuch des landwirtschaftl. Bezirksvereins Nagold um einen Beitrag zu den Kosten des abzuüaltenden landwirtschaftl. Bezirkssestes; Festsetzung der Bezüge des neuen Oberamtsdieners; Haftpflichtversicherung der Amtskorporation und der sämtlichen Gemeinden des Bezirks; Regelung der Ucberlassung von Korporationsbriefmarken an öffentliche Stellen und Private; Gehaltserhöhung der Oberamstierarzts; Aenderung der Statuten der Oberamtssparkasse; Ausführung des Bezirkskrankenhausbaues, sowie die Ausstellung des Rechners und des Arztes für das Bezirkskrankenhaus ; Neubesetzung der Oberamtswegmeisterstelle; Neubesetzung der Distriktsarztstelle in Haiterbach.
* Altensteig, 13. August 1 898! „In der H.'schen Sägmühle spukt's, 's ist grausig, schon a paar Wochen dauert's, 's giebt halt doch Geister — 's ist kei Larefare, mir gruselt's ganz, alles Ufpassa und Wacha nützt nex!" so erzählt Einer. — „Und wohr ist's, hab's selber pratzla, rumpla und poltera höra, koa Ruha giebt's mai wenn d' Nacht kommt, dia Leut dauera ain, nex als kaputte Kreuz- stöck giebt's, sapperlott, wenn ma no de Kerle e'mol am Kraga hätt'," erwidert der Andere und giebt damit seinem Unwillen ebenfalls Ausdruck. — So und in ähnlicher Weise war in den letzten Wochen das Tagesgespräch bei den guten Leuten, welche in und um das Omersbachthal herum wohnen. Jetzt hat sich, wie man uns mitteilt, der Spukgeist gedrückt, denn die Landjäger, die keinen Spaß solcher Art verstehen, sind ihm scheint's zu sehr auf die Fersen gerückt. Offenbar hat man's bei der Spukgeschichte mit einem geriebenen Schlingel oder mehreren zu thun und es wäre zu wünschen, daß der oder die sträflichen Schabernackspieler entlarvt und die wohlverdiente Strafe, am passendsten eine gehörige Portion „Haselnussene" aufgesalzen erhielten.
* Zur Ausführung der Bahn Freudenstadt-Klosterreichenbach ist eine Eisenbahnbausektion in Freuden stadt errichtet worden, mit dessen Funktionen Abteilungsingenieur Schiller betraut wurde.
* Calw, 11. August. Heute früh brach in dem in der Vorstadt belegenen Wohn- und Oekonomie-Gebäude des Maschinenstrickers Georg Schechinger ein bedeutender Brand aus. Das Feuer griff so rasch um sich, daß bald der ganze Dachstock des ziemlich umfangreichen Gebäudes in Flammen stand und die angrenzenden Nachbargebäude in große Gefahr gerieten. Zum Glück herrschte Windstille, so daß es gelang, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Nur der Dachstock brannte vollständig nieder; der stehen gebliebene Hausteil, sowie die Nachbargebäude haben indessen durch die Löscharbeiten sehr gelitten; ein großer Teil des Mobiliars ist verbrannt, die Betroffenen sind jedoch versichert.
* Göppingen, 11. Aug. Wie das Göpp. Wochenbl. erfährt, finden die Wahlen zu den Handwerkerkammern in Württemberg voraussichtlich im Januar nächsten Jahres statt. Die Handwerkerkammern werden am 1. April 1899 zusammentreten.
* Ulm, 10. Ang. Die Festordnung für das vom 12. bis 16. September hier stattfindende deutsche Gustav Adolf- Fest ist folgende: Dienstag, 13. September abends 7 Uhr: Münster, erste Festpredigt von Pfarrer Dr. Hackenschmiedt aus Straßburg; Mittwoch, 14. September ^9 Uhr: großer Festzug ins Münster und zweite Festpredigt von Prof. Dr. Spitta aus Straßburg. Daran anschließend: öffentliche
Hauptversammlung in der Dreifaltigkeitskirche und Festmahl im Saalbau. Donnerstag vormittags zweite öffentliche Hauptversammlung rc. — Freitag Ausflug an den Bodensee. Bei den musikalisch reich ausgestattetcn Festgottesdiensten wird u. a. em Chor von 700 Kindern vorgetragen. Der Ulmer Dom faßt 28 000 Personen und hat 5000 Sitzplätze.
* Karlsruhe, 10. Aug. Die goldenen Fünfmarkstücke werden bekanntlich nach und nach eingezogen, um in Kronen und Doppelkronen umgeprägt zu werden. Dieser Tage wurden in die großherzogliche Münze zu Karlsruhe fünf Zentner solcher Geldstücke oder ca. 275 000 Stück im Werte von 1375000 Mark zum Umschmelzen eingeliefert.
* Lahr, 10. August. Der derzeitige Stand der Hopfengärten hiesiger Gegend läßt manches zu wünschen übrig. Die Pflanzen haben nicht überall Stangenhöhe erreicht; und die Ranken sind nicht sehr zahlreich. Die gegenwärtige günstige Witterung kann allerdings noch manches nachholen. Viele Anlagen sind in den letzten Tagen entfernt worden.
* Aachen, 10. Aug. Der hiesigen Polizei ist, wie schon kurz gemeldet, ein guter Fang gelungen: sie hat hier zwei Münzverbrecher verhaftet, die schon lange gesucht wurden. Die eine der Verhafteten, eine in den 50er Jahren stehende Frau, kaufte in hiesigen Geschäften seit einiger Zeit schon für kleine Beträge Sachen, die sie stets mit einem Dreimarkstück bezahlte. So auch gestern. Da nun in letzter Zeit hier wiederholt falsche Dreimarkstücke angehalten worden sind, war die Geschäftsinhaderin vorsichtig, sie betrachtete das empfangene Geld näher und rief, als sie es als falsch erkannte, die Schutzmannschaft. Diese stellte in dem Haus der Käuferin eine Haussuchung an und fand dort rin Kiste mit 1000 Stück gefälschten Thalerstücken, welchen durch Beschmieren mit einem Farbstoffe ein älteres Aussehen gegeben war; weiterhin wurde ein Betrag in Geld gefunden und beschlagnahmt. Die Frau und ihr Sohn wurden in Haft genommen. Sie sind verdächtig, auch in Köln und Hannover falsches Geld m Verkehr gebracht zu haben.
* Berlin, 11. Aug. Prinz Friedrich Leopold hat bei Besichtigung der dritten Gardekavalleriebrigade auf dem Döberitzer Uebungsplatz einen kleinen Unfall erlitten. Das Pferd des Prinzen stolperte, er konnte nicht sofort aus dem Bügel hrrauskommen und geriet mrt dem Kopf auf den Erdboden. Die Verletzungen sind jedoch leichter Natur.
Arrsläir-ifehes.
* Mailand, 11. Aug. Ein furchtbares Gewitter mit orkanartigem Sturm und Hagelschlag verwüstete gestern weite Ländereien in den Provinzen Mantua, Parma, Bologna, Ravenna und Treviso. Vielfach wurden Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckt. Der Hagelschaden ist sehr groß.
* Genua,12. Aug. Bei einem Zugszusammenstoß in der Nähe von Ponte Tessino wurden 9 Personen getötet, darunter 7 vom Fahrpersonal. 40 Personen wurden verletzt, viele dieser Verletzungen sind schwerer Natur.
* Paris, 11. Aug. Labori ersuchte gestern wieder den Generalstaatsanwalt um Mitteilung der Akten betr. die Untersuchung gegen Esterhazy uns seine Maitresse, erhielt jedoch einen ablehnenden Bescheid. — Der Untersuchungsrichter Fabre vernahm heute Mathieu Dreyfus, angeblich über die Publikation des Bordereaus im „Matin."
* Paris, 12. August. Entsprechend dem Gutachten des Prokurators der Republik und entgegen der Entscheidung des Untersuchungsrichters Bertulus beschloß die Anklagekammer die Einstellung des Verfahrens gegen Esterhazy und seine Geliebt^ beide werden noch heute aus der Haft entlassen werden. Dieser Beschluß der Anklagekammer, der Esterhazy außer Verfolgung setzt, beruht nicht auf der Statuie- rung der Inkompetenz, sondern entspricht den Ausführungen des Staatsanwalts, der nach Prüfung der Untersuchungs- akten folgerte, daß die gegen Esterhazy erhobenen Beschuldig, ungen der Fälschung weder rechtlich noch thatsächlich be- gründet seien.
* London, 12. August. Einer Meldung der „D. Chronicle" aus Washington zufolge wurde an General Miles folgendes telegraphiert: „Da der Friede gesichert ist, ersucht Sie der Kriegssekretär, alle Feindseligkeiten einzustellen und demgemäß die spanischen Kommandanten zu benachrichten."
*New-Aork, 11. Aug. Nachrichten aus Vancouver besagen, Deutschland habe wertvolle Bergwerks-Privilegien in Korea erlangt.
*New-Iork, 12. August. Der Korrespondent des „New-Dork-Journal" telegraphiert aus Hongkong, die philippinische Junta habe dem amerikanischen Konsul Wildman offiziell mitgeteilt, ihr einziger Wunsch sei die Annektierung der Philippinen durch Amerika.
Verantwortlicher Redakteur: W. Ri ek er, Altensteig.