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Sonntag, 12. Juni.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

T«rsesP>slitit.

Zäher und ausdauernder als die Germanen sind die Slaven. In Deutschland kann man nicht mehr von einem Zurückdrängen des Siaventums reden, rnelmehr dringen die Slaven Schritt für Schritt weiter vor ins deutsche Land. Nach den unanfechtbaren Zahlen der Statistik hat die Zahl der preußischen Polen um etwa eine Million zugenommen. Es giebt im Osten preußische Städte, die früher rem deutsch gewesen sind, heutzutage haben sie einen vollkommen pol­nischen Charakter angenommen. Deutsche Arbeiter auf den Großgrundbesitzen des Ostens verlassen ihre Heimat und ziehen sich nach dem Westen, wo sie bedeutend bessere Löhne und eine bessere Behandlung erhalten. Die genügsameren Polen rücken an deren Stelle. Allmählich politisieren die­selben diese Gegenden; dann dringen sie in kleineren Gruppen wieder in die benachbarten noch deutschen Bezirke, durchsetzen die dortigen Bewohner, verdrängen dieselben nach und nach, bis diese wieder zum Weiterziehen mehr nach dem Westen genötigt werden, und so dringt das Polen- tum immer weiter, langsam, unaufhörlich vorwärts. Bereits giebt es einzelne Polen-Kolonien auch fchon ganz im Westen, in der Rheinprpvinz, welche sich gewaltig regen und bereits

eine nicht zu unterfchätzende Stellung erobert haben.

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Aus dem Wirrwarr der Kriegsnachrichten und . . . Lügen im sp a n i s ch - a m e r i k a n i sch e n Kriege kann kein Mensch klug werden. Hieß es zuerst aus verschiedenen Quellen und mit aller Bestimmtheit, die Nordamerikaner hätten in der Nähe von San Jago 5000 Mann Truppen gelandet, so wurde das tags daraus von amtlicher Stelle in Washington schon wieder als unwahr bezeichnet. Es herrscht augenblicklich eme derartige Konfusion in Key-West und in Tampa, daß den Journalisten jede Meldung über dortige Verhältnisse untersagt wurde. Dagegen scheint die Nachricht, daß neben derMerrimac" noch ein anderes Schiff versenkt und dadurch die Kanalsperre vollständiger geworden sei, richtig, wenn sie auch noch nicht offiziell be­stätigt worden ist.

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Der amerikanische Weizenschwindel ist nunmehr wirklich zusammengebrochen. Seit dem 7. Mai ist der Preis um nicht weniger als 148 Mark zurückgegangen, während er in Deutschland nur um 22 Mk. sank. Einschließlich des Zolls war amerikanischer Weizen damals 100 Mk. teurer als deutscher, heute ist er fast um 30 Mk. billiger als die>er.

L«rir-esir«rehviHLeir.

* Alten steig, 11. Juni. Der Kandidat der Volks­partei, Hr. Cleß aus Stuttgart, hielt gestern abend im grünen Baum hier eine Wählerversammlung ab, bei welcher er schlicht und sachlich seine Grundsätze darlegte. Herr Cleß ist kein Freund des Bauernbundes; dieser vertrete nur die Interessen der Großbauern, insbesondere derpreußischen Junker. Selbst der preußische Staatsrat habe die Agitation des Bauernbundes als gemeingefährlich bezeichnet. In der Wahl der Mittel sei derselbe nicht wählerisch, die Interessen unserer süddeutschen Kleinbauern vertrete der Bund nicht und eine größere Zumutung sei an den Reichstag noch nie gestellt worden, als wie mit dem Antrag Kanitz. Unsere Klein­bauern seien nicht in der Lage viel Korn zu verkaufen, vielmehr müsse die breite Masse das Brot kaufen, ihnen sei also mit höheren Getreidepreisen nicht geholfen. Den Bauern- bündlern und ihrem Gefolge, den Konservativen, sei auch das Freizügigkeitsgesetz ein Dorn im Auge; durch gesetz­liche Maßnahmen möchten sie den ländlichen Arbeiter sozu­sagen wieder zum Leibeigenen der großen Herren machen. Kennzeichnend für die Konservativen sei, daß sie im Reichs­tag drohten, das bürgerliche Gesetzbuch, welches eine 20- jährige Vorarbeit erforderte, scheitern zu lassen, blos wegen dem beantragtenHasenparagraphen". Die viel kritisierten Handelsverträge seien für die Industrie günstig, Deutsch­land führe jetzt pro Jahr für 550 Millionen mehr Waren aus als solche eingeführt werden und die Geschäfte ständen in Blüte. Herr Cleß würde im Fall feiner Wahl ein- treten für das allgemeine freie Wahlrecht und Einführung von Wahlcouverten, für Diäten an die Reichstagsabgeord­neten, für einen Reichsschulden-Tilgungsplan (die Reichs­schulden hätten die Höhe von 2 250 Millionen erreicht und dabei müsse auch an die Schulden der Einzelstaaten gedacht werden, die sich auf 9000 Mill. Mark beziffern); für verständige Sparsamkeit im Reichshanshalt; für Verein­fachung der Arbeiterverstcherungsgefetze und Nutzbarmachung der angesammelten Kapitalien durch Darlehen an kleine Leute (auch für bedürftige Hinterbliebenen von Renten­empfängern sollte gesorgt werden; ferner ist Redner gegen die weitere Erhöhung der Ofstziersgehälter und für

Beschränkung der Pensionierung übergangener, aber gesunder Offiziere; eine wohlorganisierte Heeresmacht zu Wasser und zu Land hält Redner für ein Bedürfnis, aber Front würde er machen gegen die drohende Reaktion und eintreten für das wahre Wohl des deutschen Volkes und des deutschen Vaterlandes. Die Ausführungen wurden von den An­wesenden beifällig ausgenommen und da sich auf ergangene Aufforderung niemand zum Wort meldete, die Versammlung geschloffen.

* Alten steig, 11. Juni. Nachdem für Benützung des Telephons nunmehr 5 Einzelabonnenten gewonnen worden sind, erscheint die Errichtung einer öffentlichen Telephon- Anstalt in hiesiger Stadt gesichert.

* Alten steig, 11. Juni. Gestern mittag haben sich in unserer Gegend wieder mehrere schwere Gewitter entladen. Bei Fünfbronn fiel ein Wolkenbruch; der sonst ziemlich unschuldige Schnaitbach kam infolgedessen wie ein wilder Fluß daher und ergoß sem schmutziges Wasser in die Nagold, welche hier bis abends 7 Uhr fortwährend stieg und schon in niedere Gelasse eindrang: man machte sich allenthalben an's Aufräumen. Von 7 Uhr ab fiel das Wasser wieder. Auch bei Ebershardt und Nothfelden fiel ein Wolkenbruch; beim Ebershardter Weg wurde die Thalstraße mit meter­hohem Geröll verschüttet, jo daß die Züge unserer Bahn nicht verkehren konnten bis der Schutt wieder weggeräumt war.

* Alpirsbach, 9. Juni. Das dem hiesigen Kloster­brauereibesitzer Glauner gehörige, im Aischfeld auf freiem Felde stehende Haus, welches von der Steinhauersamilie Haas bewohnt war, stürzte dieser Tage in sich zusammen. Ein Unglück hat sich dabei nicht ereignet, weil die Bewohner, durch das Krachen des Hauses in den letzten Tagen aus die Gefahr aufmerksam gemacht, sich und ihre Habe rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatten.

* In Jgelsloch, OA. Neuenbürg, ist in der Nacht vom 4. auf 5. ds. Mts. der Rößleswirt Stoll durch Ein­werfen der Fenster und Zertrümmern der Dachziegel an seinem Wohnhause aus dem Schlafe geweckt worden. Als er aus dem Fenster nacb den Thätern sah, erhielt er einen Schuß in die Brust, daß er schwer verletzt sich zurückziehen mußte. Da die Thäter in ihrem Treiben nicht nachließen, erhob er sich nochmals und rief hinaus, er kenne sie. Die Antwort war ein Schuß in das Gesicht. Das alsbald von der Sachlage in Kenntnis gesetzte Gericht verhaftete sechs Jgelslocher Einwohner, gegen welche der Verdacht des Land­friedensbruchs und der versuchten Tötung begründet ist.

* Stuttgart, 9. Juni. Bezeichnend für die Stim­

mung der ersten Kammer gegenüber dem bekannten volks­parteilichen Antrag, das Umgeld teilweise aufzuheben, ist das, was im allgemeinen Bericht der Steuerkommission dieser Kammer zu den Stcuerreformgesetzen in dieser Hinsicht aus­geführt wird. Es mag angezeigt sein, diese Ausführungen hier kurz wiederzugeben. Im Zusammenhang mit der Er­örterung des Steuertarifs bezw. der zu wählenden Progres­sionshöhe führt der Bericht nämlich aus:Es ist vor allem im Auge zu behalten, daß es, wenigstens für jetzt, sich nicht darum handelt, mittels der Einkommensteuer die direkten Steuererträge zu steigern, sondern lediglich darum, die be­stehende Steuerlast gerechter zu verteilen. Die direkte Staats­steuerlast ist in Württemberg schon heute höher als in fast allen deutschen Staaten; sie beträgt nach den neuesten Er­hebungen pro Kops in Württemberg 8 Mark, in Preußen 4 Mark 85 Pfg., in Sachsen 7 Mark 59 Pfg., in Baden 6 Mark 76 Pfg., in Hessen 10 Mark. Eine Erhöhung dieser Gesamtsteuerlast ist daher unbedingt abzuweisen und kann für die Gestaltung des Tarifs nicht in Frage kommen. Die da und dort schon aufgetauchten Bestrebungen, einzelne in­direkte Steuern zu Lasten der Einkommensteuer sofort auf­zuheben oder der Einkommensteuer eine solche Gestaltung zu geben, daß die Aufhebung in nickt ferner Zeit erfolgen könnte, sind also ausdrücklich von der Hand zu weisen." Diese Ausführungen verdienen eine um so größere Beachtung, als sie bekanntlich der Feder des jetzigen Finanzministers ent­stammen. (Schw. B.)

* Stuttgart, 10. Juni. Heute, gestern und vor­gestern sind in einem großen Teile des Landes Wolkenbrüche niedergegangen. In Ulm richtete das mit Hagelschlag ver­bundene Gewitter starken Schaden an den Feldfrüchten an, ebenso in Schwäbisch-Hall, in Herndors, Kirchheim und Plochingen. Mehrere Flüsse, wie Neckar und Kocher, haben Hochwasser.

* Zum juristischen Staatsexamen in Tübingen sind diesmal nicht weniger als 56 Kandidaten angetreten, eine Zahl, wie sie bisher dort noch niemals auch nur annähernd erreicht worden ist. Die Tüb. Chr. meint, der Andrang komme daher, weil das Bürgerliche Gesetzbuch diesmal noch nicht zu den Prüfungsgegenständen gehöre.

* Sch ramberg, 9. Juni. Die hiesige protestantische Kirche geht rasch ihrer Vollendung entgegen; die Einweih­ung des Gotteshauses, zu der man auf zahlreiche Beteiligung auch von auswärts rechnet, ist aus den Peter- und Paul- feiertag, 29. Juni, festgesetzt.

* Ulm, 10. Juni. Gestern nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr entlud sich über der hiesigen Stadt ein fürchterlicher Wolkenbruch. Der Münsterplatz, die Neuthorstraße und die Glöcknerstraße waren mehrere Fuß hoch überschwemmt. Das Wasser drang in die Keller, wo es vielfach über einen halben Meter hoch stand. Vom Mittelberg herab, aus dem Lehrer­thal hervor drangen gewaltige Fluten. Während des Ge­witters fiel auch Hagel mit Steinen von Haselnußgröße, der vom Sturm gepeitscht, ziemlich Schaden anrichtete. Die prächtigen Roggenfelder gegen Söflingen sind wie gewalzt. Nach Angabe des Regenmessers der meteorologischen Station sind binnen einer Stunde 50 Liter Niederschlag auf das Quadratmer gefallen. Noch spät am Abend sah man in den Straßen die Pumpen in Thätigkeit, um die Keller zu leeren.

* (Verschiedenes.) Beim Baden in der Rems er­trank der Realschüler Linsenmayer von Waiblingen. In Heilbronn hat sich der Vorstand des städtischen chemischen Laboratoriums vr. plül. Fried. Gantter durch Gift getötet. Der Maler Baier in Herrenberg, Vater von fünf Kindern, hat sich aus unbekannter Ursache erschossen. Die Sektion der vor wenigen Tagen getöteten Pferde des Müllers zur oberen Mühle in Weiler (Blau­beuren) hat ergeben, daß eines der Pferde mit Rotzkrankheit behaftet war. Auf polizeiliche Veranlassung sollen nun­mehr acht weitere krankheitsverdächtige, zum Teil wertvolle Pferde aus diesem Stalle getötet werden.

* Kaiserslautern, 10. Juni. Ein gestern Abend im Glanthal niedergegangener Wolkenbruch sichtete großen Schaden an. Das ganze Wiesenthol oberhalb Meisenhenn gleicht einem See. Die Brücke über den Jgelsbach wurde fortgerissen.

* Einen gewaltigen Respekt vor den Ehefesseln scheint ein junger Fabrikarbeiter inOffenbach zu haben, welcher sich hier verheiratete. Als derselbe mit der ihm angetrauten jungen Frau das Standesamt verlassen hatte, wollte er durchaus wieder dahin zurückkehren und seinJawort" zu­rückziehen. Da er einiah, daß dies nicht angängig war, stellte er sich auf die Straße und weinte bitterlich. Zu Hause an­gekommen, weigerte er sich, in die eheliche Wohnung zu treten und bedurfte es der ganzen Ueberredungskunst seiner Frau, um ihn endlich hierzu zu veranlassen.

AitslLn-rsch-s.

D Die italienische Deputiertenkammer wird am 16. ds. wieder zusammentreten. Das neue Kabinett Rudini wird folgende Vorlagen machen: 1) Genehmigung der außerordentlichen Maßregeln, welche infolge der letzten Ruhe­störungen ergriffen wurden; 2) Ausführungen der in einigen Gesetzen, namentlich in denjenigen über die Vereine, über die Presse und über die administrativen Wahlen, vorhandenen Lücken, um die Ursachen der unheilvollen Propagande zu beseitigen; 3) die Ergreifung wirtschaftlicher Maßregeln, namentlich Wohlsahrtseinrichtungen, um für das zu sorgen, was an den Gründen der Unzufriedenheit etwa gesetzmäßig und berechtigt sein könnte; 4) der Budgetvoranschlag mit einer Ergänzung, die durch die mit dem Budget zusammen­hängenden finanziellen Fragen notwendig geworden ist.

* Die junge Königin von Holland hat in Luzern öffent- lich ein kaltes Bad genommen. Die junge Dame ist kurz­sichtig. Als sie den berühmten Luzerner Löwen betrachtete, trat sie zu nahe heran und fiel in das Wasserbasiin, das sich unterhalb des Löwen-Reliefs befindet. Zwei Kavaliere sprangen sofort nach und brachten die Königin ohne Schaden wieder aufs Trockene.

* Paris, 10. Juni. Gestern morgen wurde in einem Hotel der Rue de Moscou eine Hochstaplerin verhaftet, die in mehreren Juwelenläden, wo sie sich für eine Marquise de Kaust ausgab, Schmuckgegenstände im Werte von 200000 Frcs. entwendet hatte. Man stellte fest, daß die Schwind­lerin Louise Menard heiße und die geschiedene Frau eines spanischen Kaufmanns sei.

* Paris, 9. Juni. Bei der endgültigen Wahl eines Präsidenten der Deputiertenkammer wurde Deschanel mit 287 Stimmen gewählt. Brisson erhielt 277 Stimmen. Zum ersten Vizepräsidenten wurde Georges Leygues mit 315 Stimmen, zum zweiten Sarrien mit 298, zum dritten Krantz mit 272 Stimmen gewählt.

* London, 10. Juni. DieTimes" meldet aus Peking von gestern: Durch das heute Unterzeichnete Ab­kommen erhält Großbritannien auf 99 Jahre rings um Hong-