Erscheint LienStag Donnerstag, SamStag und Sonntag nrit der GratiS-Beilage „Der Sonntag S- Gast.'
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Nr. 66.
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Sonntag, 1. Mai.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1898 .
Tsrsespslitik.
An der Berlin er Börse wird der Versuch gemacht, das Publikum zu Spekulationen in spanischen Anleihen zu veranlassen. In der „Köln. Ztg." wird hiezu bemerkt: „Unseres Erachtens haben wir allen Grund, dieses zweifelhafte Vergnügen ausschließlich dem reichern Frankreich zu überlassen und ihm nicht noch kurz vor dem Zusammenbruch einen Teil dieses schon völlig unzweideutigen Besitzes leichtsinnig obzunehmen. Wer heute spanische Anleihen kauft, muß sich darüber klar sein, daß er diesen Kauf auf die Gefahr hin abschließt, durch einen spanischen Not- oder Gewaltakt sein Geld zu verlieren. Jedenfalls wird er nicht darauf rechnen dürfen, daß die deutsche Regierung seinerzeit ihm für solche Verluste diplomatischen Schutz und Unterstützung gewähren wird, wie sie das jüngst mit Erfolg gegenüber den älteren deutschen Gläubigern Griechenlands gethan hat. Für spanische Gläubiger wird sich ein solches Eintreten der deutschen Regierung nicht wiederholen".
Wegen Aufreizung zum militärischen Ungehorsam wurde der Redakteur des .Hamburger Generalanzeiger', Dr. Bruno Wagner, zu 154 Mk. Geldstrafe verurteilt. Anläßlich eines Falles in Danzig, wo ein Posten auf einen Fliehenden geschossen, batte Wagner in seinem Blatte geschrieben, es sei besser, mehrere Tage Haft wegen Instruktions- Verletzung zu erleiden, als sofort loszuschießen und andere zeitlebens unglücklich zu machen.
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Im österreichischen Abqeordnetenhause hat am Mittwoch der Ministerpräsident Graf Thun bei Gelegenheit der Beratung einiger Dringlichkeitsanträge eine Erklärung über die Sprachenfrage abgegeben, die zwar so gut wie nichts Neues enthält, aber durch die Anerkennung des Grundsatzes, daß eine gesetzliche Regelung der Sprachenfrage notwendig ist, wohlthüend berührt. Die Rede machte tiefen Eindruck. Ein Antrag des deutsch-fortschrittlichen Abg. Funke, wegen der Wichtigkeit des Gehörten die Sitzung zu schließen, wurde einstimmig angenommen. — Die Lösung der Sprachenfrage selbst wird zwar mit der Erklärung des Grafen Thun keinen Schritt vorwärts gebracht, aber es wäre schon viel wert, wenn diese die Wirkung hätte, die nationalen Leidenschaften etwas abzukühlen und den Boden für ruhige Verhandlungen über die außerordentlich dornenreiche Frage zu ebnen.
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Nach einer Reuter-Meldung aus Peking berief der Kaiser den Vizekönig von Hunan und Hupei, Tschang-Tschi- Tung, noch Peking; derselbe soll Geheimer Rat und Mitglied des Tsung-Ü-Aamen werden. Tschang-Tschi-Tung, einer der einflußreichsten Männer, kritisierte scharf die Schritte ^ des Tsung-li-Aamen während der letzten Krisis. Er hat den Ruf, ehrenh aft, unbestechlich und russenfeindlich zu sein.
Deutscher Reiehstus
* Berlin, 29. April. Der Reichstag erledigte zunächst
den Gesetzentwurf betreffend die Naturalleistung in erster Lesung ohne Debatte und beriet dann Petitionen. Eine Petition betreffend die Einführung des Befähigungsnachweises für das Baugewerbe führte zur Auszählung, welche die Beschlußuufähigkeit ergab. In der dann folgenden Sitzung wurden wiederum Petitionen beraten und nach deren Erledigung der Antrag Paasche, betreffend den Verkehr mit künstlichen Süßstoffen, wie er sich neuerdings nennt. Die Ab,a. Wurm, Lotze, Stolberg, Schwarze und Rösicke sprachen s' ^r für den Gesetzentwurf aus. Zu einer Abstimmung kam e^ ->ber nicht, da der Abg. Hermes die Beschlußunfähigkeit bezweifelte. Morgen kleinere Sachen. _
Kammer der Abgeordnete»
* Stuttgart, 28. April. (206. Sitzung.) Man fährt fort in der Beratung des Ortsvorstehergesetzes. Die Abgg. Sachs u. Gen. haben beantragt, die Art. 5—9, die eine Beschränkung der Amtsobliegenheiten der Ortsvorsteher bezwecken, zu streichen und mit der Regelung dieser Frage zu warten bis nach Einführung des Bürgerl. Gesetzbuches. Die Kommission beantragt unveränderte Annahme von Art. 5—9. Sachs erklärt Art. 5—9 für völlig entbehrlich, da sie doch den Zweck der Beschränkung der Amtsobliegenheiten der Ortsvorsteher nicht erreichen. Sein Antrag wolle eine Zurückstellung der Frage bis zur Einführung des Bürgerl. Gesetzbuches. Rembold: Der Entwurf möge angenommen werden, er sei der kleine Finger, der die Aussicht gebe, später einmal die ganze Hand zu erlangen; er empfehle den Antrag Schick u. Gen., die Regierung zu ersuchen, bei Ausarbeitung der Ausführungsgesetze zum Bürger!. Gesetzbuch eine weitere Beschränkung der Amtsobliegenheiten der Ortsvorsteher in Erwägung zu ziehen. Frhr. v. Seckendorfs: Man habe auf den Vorschlag der Regierung ein
zugehen, wenn auch die Beschränkung der Amtsobliegenheiten nicht als eine bedeutende bezeichnet werden könne. Frhr. v. Hermann steht auf dem Standpunkt des Abg. Rembold. H a r t r a n f t - Freudenstadt spricht für den Antrag Sachs. Berichterstatter Schick tritt für den Antrag der Kommission ein, ebenso H auß mann - Balingen : Das Attribut der Strafgewalt sei für die Ortsvorsteher nicht zu entbehren. Man solle für die Zukunft freie Hand haben, zu bestimmen, was sich als gut und nützlich erweise. Die Politik des Entwurfs sei die vom Hause verlangte. Der einstimmige Beschluß der Kommission möge auch im Hause angenommen werden. Minister d. I. v. Pischek wendet sich gegen den Antrag Sachs; man müsse endlich vorwärts kommen. Der Entwurf wolle den Ortsvorstehern einige wesentliche Punkte des Polizeistrafrechts abnehmen. Bezüglich des Zentrumsantrages sagt der Minister die gewünschten Erwägungen zu. Sommer tritt für den Kommissionsantrag ein. Prälat v. Schwarz köpf ist ebenfalls für den Kommissionsantrag, v. Geß: Der Antrag Sachs habe seine Berechtigung, doch sei gegen ihn so viel vorgebracht worden, daß er dem Abg. Sachs anheimgeben wolle, ob er seinen Antrag nicht zurückziehen möchte. Krug wird für den Regierungsentwurf stimmen. Sachs meint, sein Antrag wäre wohl annehmbar, bei seiner Aussichtslosigkeit ziehe er ihn jedoch zurück. Betz bittet dem Kommissionsantrag zuzustimmen. Nach kurzer Bemerkung von Rembold, der den Antrag des Zentrums zurückzieht, sowie nach kurzen Ausführungen des Frhr. v. Seckendorff, der Abg. v. Geß und Hartranft- Freudenstadt wird die Diskussion geschlossen und gemäß dem Anträge der Kommission Art. 5—9 in der Fassung des Entwurfs unverändert angenommen: Morgen Fortsetzung.
* Nagold, 27. April. Bei dem letzten städtischen Submissionsverkauf von Nadelholz-Stammholz (meist rot- tannenes Langholz 3. bis 5. Kl. vom Winterhieb) wurde im Gesamtdurchschnitt 125,5 Prozent des Heuer erheblich erhöhten Revierpceises vom Forstbezirk Wildberg erlöst, wobei die hiesigen und benachbarten Sägewerke und Zimmer! eute, sowie hiesige Schreiner das Holz kauften. Die Papierholzstofffabriken, die überhaupt wegen der hohen Stammholzpreise ihren Bedarf teilweise auch durch Beugholz-Aufkäufe decken, beteiligten sich diesmal nicht. Die seit letzten Spätherbst anhaltende starke Nachfrage nach tannenem und forchenem Langholz, das dann meist 4kantig gesägt zum Absatz kommt, weist auf einen überaus starken Bauholzbedarf in ganz Deutschland hin, zumal ja seit einem Jahr außer dem schwedischen und norwegischen und amerikanischen Nutzholz überaus große Massen von tannenem Bauholz resp. Schnittwaren aus Rumänien und Galizien mit dem süddeutschen Nadelholz auf dem Mannheimer Holzmarkt konkurrieren. Unsere Sägwerke arbeiten bei solch hohen Holzeinkaufspreisen derzeit wohl mit geringen Reinerträgen. Durch eine Umgestaltung und künftige Gleichförmigkeit der veralteten Holzfrachttarifsätze der deutschen Eisenbahnen würde ihnen die Konkurrenz mit dem durch enorm billige Wasserfracht begünstigten ausländischen Holze wesentlich erleichtert. — Aber auch bei den Brennholzverkäufen erzielte die Stadt trotz des im ganzen gelinden Winters ansehnliche Erlöse wie z. B. aus gesundem tannenem und forchenem Prügelbrennholz bis zu 8 Mark und darüber pro Rm., obgleich in hiesiger Gegend die Steinkohlenheizung auch auf dem Lande sich immer mehr ausbreitet. Diese hohen Brennholzpreise sind wohl daraus zu erklären, daß eben im Hinblick auf die hohen Nutzholzpreise mehr als früher auch das Gipfelholz der Stämme zu Nutzholz aufbereitet wird, also ziemlich weniger Brennholz als früher zum Verkauf kommt.
* Nagold, 29. April. Gestern nachmittag 2 Uhr entlud sich über unserer Stadt und Umgebung das erste Gewitter in diesem Frühjahr. Dasselbe brachte strömenden Regen, welcher die Bäume von Ungeziefer gesäubert haben dürfte. In Sckietingen hat leider das Gewitter starken Hagel gebracht, der in Garten und Feld geschadet hat. (Schw. B.)
* Reutlingen, 29. April. Die Beteiligung bei der gestrigen Stadtschultheißenwahl war sehr stark. Von 2309 Wahlberechtigten haben 1959 abgestimmt. Die heute früh vorgenommene Zählung ergab für Amtmann Hepp aus Stuttgart 1024 Stimmen, für Rechtanwalt Knapp aus Reutlingen 890 Stimmen. Von den übrigen Bewerbern erhielten Binder 7, Friede! 16 und Weber 22 Stimmen. Amtmann Hepp ist somit gewählt.
* VomOberamtGerabronn,28. April. Diesen Nachmittag gingen an verschiedenen Plätzen Gewitter unter wolkenbruchartigem Regen und Hagel nieder. In Herrenthierbach und Ettenhausen richtete das Unwetter großen Schaden an.
* Heidenheim, 27. April. In nächster Nähe von Nattheim a. d. Härdtsfeld wurde letzter Tage von Professor Gaus hier ein größeres Lager von Zementsteinen bloßgelegt. Steinproben sind bereits zur Analyse an die k. Zentralstelle für Gewerbe und Handel eingesandt worden.
* Ulm, 29. April. Gestern abend von 6 bis ^8 Uhr hatten wir hier ein fürchterliches Gewitter. Der Himmel war schwefelgelb und die elektrischen Entladungen von unerhörter Gewalt. Um 7 Uhr fuhr ein Blitzstrahl in den Turm der Wilhelmsburg über dem Ruhethal, wo die 6. Compagnie des Grenadierregiments Nr. 123 liegt. Eine ganze Anzahl Mannschaften wurde zu Boden geschlagen und 4 Mann mußten betäubt ins Militärlazaret gebracht werden. Von Beimerstetten und Westerstetten kommen Nachrichten über Wolkenbrüche und Hagelschlag. Ebenso von Geislingen und Riedlingen, wo der Hagel arg gehaust haben soll.
* (Verschiedenes.) Von einem jähen Tode ist der Privatier A. Brodmann in Neuhausen ob Eck ereilt worden. Der 75jährige Greis kam vor etwa 2 Jahren aus Amerika, woselbst er 45 Jahre lang weilte, nach Neuhausen zurück, um in seiner Heimat den Rest seines Lebens vollends in Ruhe zuzubringen. Seit seiner Ankunft war er mit einem Fußleiden behaftet, das sich zusehends verschlimmerte und den eingetretenen Todesfall längst befürchten ließ. Letzten Freitag, nach der Heimreise von Tuttlingen — wo der Verunglückte noch ärztliche Hilfe suchte — kam er hier auf freier Straße so unglücklich zu Fall, daß die Hirnschale eingedrückt wurde, was den sofortigen Tod zur Folge hatte. Dem Bedauernswerten sind Frau und Kinder schon längst im Tode vorangegangen und werden sich deshalb die nächsten Anverwandten in sein selbsterworbenes ansehnliches Vermögen teilen. — In Horb ist am Dienstag Bremser Hermann von Altstadt-Rottweil, verheiratet, unter den Zug geraten und so schwer verletzt worden, daß dessen Tod alsbald erfolgte. — Am gleichen Tage wurden dem 24 Jahre alten Güterschaffner Brodbeck von Plochingen zwischen Bempflingen und Metzingen von einem Bahnzuge beide Füße vom Leibe getrennt. Sein Zustand ist hoffnungslos. — In Mergentheim war ein Stier auf dem Transport wild geworden und ausgerissen. Die Metzgsrburschen wagten nicht, sich dem wütenden Tier zu nähern und holten ihren Meister herbei. Dieser wurde von dem Stier überrannt und eine Löschung hinabgeschleudert, wobei er einen doppelten Beinbruch erlitt. — In Heilbronn wurde eine Kellnerin abends dabei erwischt, als sie sich einen Krug mit 3 Liter Wein und eine Flasche Champagner als Schlaftrunk in ihr Zimmer schaffte.
Neueste Nachrichten.
* London, 29. April. Nach einer Meldung des „Daily Mail" aus Washington heißt es, daß zwei Divisionen der cubanischen Jnsurgenten-Armee unter Gomez und Garcia sich schnell vor Matanzas concentrieren. Nach der Vereinigung der beiden Divisionen sollen die Spanier aus Matanzas vertrieben, dort die kubanische Regierung errichtet und Matanzas zur Hauptstadt der cubanischen Republik gemacht werden.
* Berlin, 29. April. Die Budgetkommisiion genehmigte den Nachtragsetat für Kiautschou, nachdem v. Bülow den Vertrag mit China vorgelegt hatte, dessen zweite Hälfte geheim ist und der übrigens keine Pachtsumme enthält. Eine Denkschrift des Admirals Diederichs über die Organisation und Zukunft Kiautschou's fand wegen der eingehenden Berücksichtigung der wirtschaftlichen Interessen allgemeinen Beifall.
* Rom, 29. April. Die Unruhen von Bari, wo jetzt die Ruhe durch Militär wieder hergestellt ist, schlugen gestern nach Foggia über, wo an mehreren Stellen Feuer gelegt und mehrere Läden geplündert wurden. Auch in Gramo (Provinz Neapel) fanden Brot-Unruhen statt. Die Regierung läßt Getreide verteilen. Die Ordnungspresse verlangt strenge Maßregeln gegen die Aufwiegler.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altenstria.
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Hiezu: Fahrplan-Auszug für den Sommerdienst 1898.