Dollarstücke in kleineres Geld umwechseln lassen. Hierbei bemerkte der Wechsler und die ihn umringenden Chinesen, daß Lehmann noch eine größere Summe in seinem Besitz hatte. Dies erregte ihre Begehrlichkeit. Sie folgten den Soldaten, als diese einer anderen Arbeiterkolonne nachmarschierten, in einiger Entfernung, verhielten sich indes so ruhig, daß die Verfolgten nicht den geringsten Verdacht schöpften. Plötzlich aber stürzten sie sich gleichzeitig von hinten auf die Soldaten, ergriffen ihre Gewehre und versuchten, die Ueberfallenen niederzuwerfen, in der Absicht, sie ihrer Baarfchaft zu berauben. Zum Glück gelang es dem Unteroffizier Lehmann, sein Seitengewehr zu ziehen. Er versetzte damit einem der Angreifer einen Hieb über den Kopf. Gleichzeitig feuerte der Seesoldat Schilling, der zur Erde geworfen war und sein Gewehr mit aller Gewalt verteidigte, im heftigsten Ringen und ohne anzuschlagen, einen Schuß ab, durch den ein Chinese tödlich verwundet wurde. Nun war es mit dem Mut der übrigen Angreifer vorbei. In wilder Flucht jagten sie davon. Die frei gewordenen Soldaten wollten ihnen in begreiflicher Erregung sofort ein paar Schüsse nachsenden, doch Unteroffizier Lehmann verbot es ihnen und so gelang es den Räubern, einstweilen unbehelligt zu entkommen. Die deutschen Soldaten sind völlig unverletzt.
* Berlin, 19. März. Prof. Hintze von der Technischen Hochschule in Aachen hielt dem Kaiser
einen Vortrag über Thalsperren im Riesengebirge. Er legt dar, daß es in Zukunft möglich sein werde, durch die Anlegung von Thalsperren und eine damit im Zusammenhänge stehende gründliche Regulierung der Flüsse nicht nur die Gefahren aus dem Niedergange so gewaltiger Wassermaffen, wie der vorige Sommer sie in einer ganz kurzen Zeit gebracht hat (rund 80 Millionen Cubikmeter im Niederschlag gebiete des Bobers und des Queis) zu beseitigen, sondern auch die in Thalsperren uufgespeicherten Wafsermeuge» für die Landwirtschaft und die Industrie nutzbar zu machen. Die Technik ist jetzt so weit und Profeffor Hintze hat es durch den Bau von Thalsperren in der Rheinprovinz praktisch bewiesen, daß den Anwohnern von Thalsperren keinerlei Gefahr mehr droht. Als Bindemittel für das Mauerwerk der Thalsperren verwendet man an vielen Stellen heute nicht mehr Cement, sondern man bevorzugt den Traß, der sich praktisch besser bewähren soll.
Ausländischer.
* Bern, 18. März. Der Bundesrat hat die Züricher Regierung eingeladen, von Italienern und Oesterreichern bei ihrer Niederlassung in der Stadt Zürich keine Leumundszeugnisse mehr zu verlangen. Der Bundesrat anerkannte aber, daß eS geboten sei, vorbestrafte und übel beleumundete Oesterreicher und Italiener von der Schweiz sernzuhalten. Er hat
demgemäß in Heutiger Sitzung da« Justizdepartement beauftragt, diese Frage noch näher zu prüfen.
* Rom, 19. März. Italien verkauft an Spanien den Kreuzer „Varese" und unterhandelt mit den Vereinigten Staaten über den Verkauf anderer Kriegsschiffe ; «ft dem Erlöse will der Marineminister Schiffe des neuesten Typus bauen.
* Paris, 18. März. Der seiner Zeit in den mchtaktiven Stand versetzte Lieutenant Chaplin wurde wegen eines an Zola gerichteten Zustimmungsschreibens von seinen Regimentskameraden mit moralischem Boykott belegt, an welchem teilzunehmen, vier Offiziere sich weigerte«. Der Regimentskommandeur wurde nun vom Kriegsminister ersucht ihm die Namen dieser vier Offiziere zu neunen. Er verweigerte dies aber aufs entschiedenste.
* Paris, 18. März. Die Abberufung de» deutschen Kriegsschiffes Oldenburg aus den kretischen Gewässern berührt hier sehr peinlich. Hanotaux betrachtet den Schritt als eine Auflösung des europäische« Konzerts und schreibt denselben dem Mißmut Deutschlands über die Kandidatur des Prinzen Georg zu.
* Washington, 17. März. Der Flottenaus- ' schuß des Repräsentantenhauses genehmigte einstimmig
die Vorlage, durch welche die Regierung zum Bau von 6 neuen Torpedobooten und 6 Torpedobootszerstörern ermächtigt wird.
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