ist, so daß die Wahl Greffulhes dort zweifellos durch­gesetzt worden wäre. Die Bestechungsunterhandlungen mit Breton wurden namens Greffulhe durch zwei Redakteure eines orleanistisch-klerikalen Blattes geführt. Breton, ein schlauer Bauer, stellte sich, als ginge er auf das Anerbieten ein. Als Preis für den Verkauf des Wahlkreises wurden 100000 Frs. festgesetzt, 50000 sofort zahlbar, 50000 zahlbar nach der Wahl Greffulhes. Außerdem bedang sich Breton seine und seines Schwiegersohns Ernennung für gewisse offizielle Funktionen aus. Greffulhe ließ ihm sagen, daß Felix Faure und Msline ihm diese Ernennungen versprochen hätten. Hierauf vereinbarte Breton mit den Unter­händlern Greffulhe's Rendezvous in einem Extrazimmer des Pariser Cafä de la Paix. Im Nebenzimmer hatte Breton einige Freunde untergebracht, die an der Thüre horchten. Die Unterhändler Greffulhe's erschienen, begleitet von einem aristokratischen Herrn. Sie brachten ein Couvert mit 50000 FrS. und eine Proklamation mit, worin Breton den Wählern seinen Rücktritt an- zeigen sollte. Breton ließ sich alle Bedingungen des Geschäftes wiederholen. Als ihm der aristokratische Herr die 50000 Frs. hinreichte, gab Breton ein Zeichen. Seine Freunde stürzten herein und bemäch­tigten sich aller von den Unterhändlern Greffulhe's mitgebrachten Papiere. Einer der Unterhändler fiel auf die Knie und flehte, man solle ihm die Papiere zurückgeben. Breton gab ihm die 50000 Frs. wieder und sagte: Ich will meine Baucrnhände nicht mit Eurem Gelbe beschmutzen! Hierauf wurden die Unter­händler des Grafen Greffulhe von Breton und seinen Freunden hinausgeworfen.

* Paris, 11. März. Frankreich unterstützt die russischen Forderungen bezüglich Port Arthurs. ' Man hebt hervor, Rußlands Vorherrschaft im Norden Chinas entspreche den Abmachungen der Großmächte.

2 Für den zweijährigen Militärdienst sprach sich in Paris eine Versammlung von etwa 200 Depu­tierten aller Parteien aus und nahm einen Beschluß­antrag an, in welchem die Regierung ersucht wird, einen Gesetzentwurf auf der Grundlage dieses Prinzips vorzubereiten.

* Paris, 11. März. Die meisten Blätter be­kämpfen die Resolution bezüglich der 2jährigen Militär­dienstzeit. Diese sei lediglich eine Wahlreklame und habe wenig Aussicht auf Verwirklichung.

* Die Juden wollen auswandern! Das kann man, wie der Pariser Korrespondent derAllg. Zeitung" schreibt, in Paris jetzt alle Tage hören. Es giebt auch Leute, die es glauben; dabei freut es die einen, während es die andern betrübt. Der Gewährsmann derAllg. Ztg." glaubt an eine solche Absicht in wei­terem Umfange nicht, und doch ist an der Sache etwas wahres. Eine Anzadl jüdischer Notabilitäten läßt tat­sächlich verbreiten, sie seien satt, sich ferner so wie während der Zola-Wochen beschimpfen und mit Mord,

Totschlag und JnS-Wasser-geworfen-werden ängstige» zu lassen. Zum Teil haben sie sogar der Regierung kund und zu wissen gethan, sie würden, wenn man sie nicht besser schützen wolle oder schützen könne, von der Republik abfallen und sich der Reaktion, soll heißen den Orleans, in die Arme werfen. Die Drohung ist weit böser, als sie aussieht. Insbesondere die reichen Rotschilds lassen verbreiten, daß sie ihr Pariser Ge­schäftshaus ins Ausland, nach Amsterdam zu verlegen gedächten und auch andere große Finanziers sollen mit der Absicht umgehen, sich nach London, nach Brüssel rc. zu begeben. Es handelt sich da vielleicht nur um Ge­rückte, ausgestreut mit der Absicht, den schon gedrückten Handels- und Gewerbestand noch mehr zu ängstigen und ihn dem Antisemitismus wieder abspenstig zu machen. Es ist aber sehr wohl möglich, daß, wenn die antisemitische Bewegung hier weiter so, wie in den letzten Jahren und namentlich in den letzten Monaten, Terrain gewinnen sollte, eine Reihe jüdischer Geldleute Paris wirklich verlassen könnte.

D Brüssel. Ein trauriger Vorgang am Congo ruft nicht geringes Aufsehen hervor. Der 23jährige Gerhard Neuhaus, Sohn eines großen Brüsseler Schokolade-Fabrikanten, war als Leiter einer Faktorei der Gesellschaft des Ober-Congo in Borga am Sanga- strom nach Afrika abgegangen. Im Januar teilte er den Seinen mit, daß die Faktorei aus Gesundheits­rücksichten nach Lakolela verlegt worden sei. Lakolela, im Aequatorbezirk am linken Ufer des Congo gelegen, ist durch seinen Tabakbau bekannt. Ein jetzt einge­gangener Drahtbericht bringt die Kunde, daß Neuhaus von den Eingeborenen ermordet und aufgefressen worden ist; man fand nur noch den stark verwesten Kopf des Unglücklichen, und zwar nicht weit von dem Orte, an dem die Menschenfresser ihre Opfer abgeschlachtet haben.

* London, 10. März. In einem Artikel der Times" heißt es, niemals seit dem Krimkriege, selbst nicht zu der Zeit, als im Jahre 1896 das fliegende Geschwader gebildet wurde, sei das englische Volk weniger gewillt gewesen, die von irgend einer Seite ausgehenden Verletzungen seiner guten Rechte zu dulden. Wenn es die Pflicht des englischen Volkes werden sollte, seine Rechte zu verteidigen, so werde es sich nicht davon abhalten lassen.

* Auch Rußland geht mit Energie daran seine Flotte zu vergrößern. In einem kaiserlichen Ukas wird dem Finanzminister, da es als notwendig erachtet werde, die Kriegsflotte zu verstärken, anbefohlen, unabhängig von der bereits erfolgten Vermehrung der Anweisungen für die ordentlichen Ausgaben des Marineministeriums in den Jahren 1898 bis 1904 gegenwärtig aus den freien Baarbeständen der Reichsrentei 90 Millionen Rubel für Schiffsbauten abzulassen, unter Registrierung dieser Summe als überbudgetäre Ausgaben in dem Ab­

schnittmcherotdentllchr Ausgaben des Reichsbudgets süx die laufenden Jahre."

* Aus der Reise nach Jerusalem wird Kaiser Wilhelm beim König Humbert in Rom absteigen. Er hat ihm d»s in dem Glückwünsche mitgeteilt, den er dem König anläßlich der 50jährigen Verfassungsfeierzusandte.

Handel und Verkehr.

Ll. Pfalz grafe nweil er, 11. März. Beim gestrigen Markt ging es wie schon bei manchem nicht lebhaft zu. Am meisten gebandelt wurde auf dem Schweinemarkt, wo die Milchschweine zu guten Preisen rasch Absatz fanden, während Läufer, die in größerer Anzahl zugeführt wurden, wenig begehrt waren. Auf dem Viehmarkt, der recht gut befahren war, war der Handel recht flau, und dre geringe Kauflust machte sich namentlich auf dem Krämermarkt bemerkbar.

Neueste Nachrichten.

* Breslau, 11. März. Aus fürstbischöflichen Kreisen erfahre ich, schreibt man der Frkf. Zt., daß Kardinal Kopp am Dienstag in einer überaus wichtigen Mission nach Rom gefahren ist. Sofort nach seiner Ankunft dort wird der Vatikan die Verhandlungen mit der deutschen Reichsregisrung über dringende Wünsche des Centrums aufnehmen, deren Ergebnis entscheidend für die Flottenvorlage sein werde. Die Abstimmung über die Deckungsfrage wird absichtlich so lange hinausgeschoben werden.

* Budapest, 11. März. Der vor einigen Wochen von vielen Bürgen, größtenteils Christen, für Oberst Picquart bestellte Ehrensäbel wurde im Aufträge des Ministerpräsidenten wegen angeblich unerlaubter Ver­wendung des ungarischen Wappens auf dem Säbel von der Polizei konfisziert und mit Beschlag belegt. Die Affaire, hinter der man eine französische diplo­matische Aktion vermutet, wird im Abgeordnetenhause zur Sprache gelangen. Sw erregt großes Aussehen.

verantwortlicher Redakteur W. Rieker, Alten steig.

Leffentlicher Sprechsaal.

Auf der Tagesordnung der morgigen Hauptvers ammlung der Handwerkerbonk steht als letzter Artikel:Gewährung von Vor­schüssen auf Eonto-Corrsnt gegen Bürgschaft, ein Antrag, welcher oor einige« Jahren von einem Mitglied eingebracht wurde, aber nicht die nötige Zustimmung erhielt. Ohne daß eine Notwendigkeit besteht ist jetzt der bedeutungsvolle Antrag wiederholt auf die Tagesordnung gesetzt worden und sollen die 400 Mitglieder der Bank demselben zustimmen, während doch blos «ine verschwindend kleine Anzahl der Mitglieder vom Conto-Corrent Gebrauch macht. Traurige Erfahrungen mit Bürgschastsverbind- lichkeiten sind im Lande genug vorhanden, wo sogenanntesichere" Persönlichkeiten das in sie gesetzte Vertrauen schnöde mißbraucht haben. Derjenige, dem sein Bankkredit nicht reicht, wird eben einfach nebenher noch besondere Schulden machen und wo eS dann hinausläuft, kann jedermann sich selbst ausmalen. Ihr Mit­glieder mit unbe ! chrän kt er Haftung prüfet und überleget es wohl. eheJhrzu dem AntragJa" saget; Bürgschaftsurkunden liegen gmug im Kassenschrank; verweigert Eure Zustimmung zur Schaffung von weiteren, bei welchen gegenseitige Bürgschaft zulässig ist; lasset nicht an der Solidität der Bank rütteln und erkläret frei und offen:Wir las sen es beim Alten."

A l t e n st e i g.

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Simmersfeld.

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für Landwirtschaft findet bei gutem Lohn sogleich eine Stelle.

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Hesuch.

Kruen kräftigen Jungen von acht­baren Eltern nimmt in die Lehre.

Wer? sagt

die Exped. d. Bl.

Nervenleiden

Herzklopfen, Angstgefühl. Schwindel, Mattigkeit. Schlaflosigkeit, Gemütsver- stimmung, Gedächtnisschwäche, Ohren­sausen, Zittern der Glieder, nervös- rheumatische Schmerzen,

Kopfschmerz

Reißen, Spannen u. Bohren im Kopf, Hämmern u. Pochen in den Schläfen, Blutandrang zum Kopse, Kopfkrampf, einseitiges Kopfweh verbunden mit Drücken und Würgen im Magen. Brechreiz.

Wagenteiden

Magenkrampf, Magenkatarrh, Blähungen, Stuhlverstopfung. Durchsall, Magen­schwäche, Ausstößen, Appetitlosigkeit, Uebelkeit behandle ich seit Jahren nach auswärts brieflich mit bestem Erfolge ohne Störung in der gewohnten Thätigkeit der Patienten. Broschüre mit zahlreichen Attesten von mir geheilter dankbarer Patienten versende

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in Briefmarken frei.

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Spezialbehandlung nervöser Leiden illüavlisa, Bavariaring B3.

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Nähere Auskunft durch: John. Gg. Roller, Altensteig, Gottlob Schmid, Nagold, C. F. Heintel, Pfalzgrafenweiler.

Meine Frau litt an Rheumatismus. Der Schmerz saß in allen Gliedern, am schlimmsten aber war es in den Fingern, so daß sie sogar in der Nacht vor fürchterlicher Qual nicht schlafen konnte. Wir wandten uns daher endlich an den homöopathischen Arzt Kerr» I)r. mefi. 8op« in Körlitz Dessen Behandlung batte den schönsten Erfolg. Denn meine Frau befindet sich jetzt sehr gut und spürt in den Armen und Fingern nichts mehr. Spreche daher Herrn Dr. Hope meinen besten Dank aus.

(gez.) I- Iaap, Bukow b. Frehne.