* Der 4. Sohn des Kaisers, Adalbert, wird See­mann, und ebenso der 5. Sohn, Oskar. Am 24. Juni wird derselbe 10 Jahre alt. Er wird dann als Unterleutenant zur See dem Seeoffizierkorps einge­reiht. Der Sohn des Prinzen Heinrich, welcher am 20. März zehn Jahre alt wird, tritt ebenfalls in die Marine.

Ausländisches.

* Wien, 9. Febr. In hiesigen diplomatischen Kreisen ist man über die Zurückziehung der Kandidatur des Prinzen Georg sehr befriedigt, obwohl man ernstliche Besorgnisse wegen dieser Kandidatur nie gehegt hat.

* Budapest, 8. Febr. Im Szibolcser Komitat ist eine förmliche Bauernrevolte mit kommunistischem Charakter ausgebrochen. Das ausgehetzte Volk strebt die Verteilung von Grund und Boden an, zieht mit Heugabeln, Sensen und Schaufeln bewaffnet umher und bedroht die Grundbesitzer mit Ermordung. In mehreren Dörfern verhindert das Volk die Verhaftung der Aufwiegler und stürmt die Gemeindehäuser. Die Bewegung richtet sich auch gegen die .Geistlichkeit. Die Regierung trifft die strengsten Maßnahmen. Sie entsendet ein großes Militäraufgebot in diese Gegenden und beabsichtigt, das Standrecht zu pro­klamieren.

*Aus der Schweiz, 8. Febr. Bei einer Reichstagswahl kann es nicht hitziger zugehen, als es bei der Schweizer Bevölkerung der Fall ist wegen der Verstaatlichung der Eisenbahnen. In Städten und Städtchen, in großen und kleinen Orten werden Ver­sammlungen abgehalten; die besten Redner werden ins Feld geführt und die erregten Geister platzen heftig aufeinander, um die Zuhörer für oder gegen die Verstaatlichung zu gewinnen. Am 20. Februar ist nun der große Tag, wo die Schweizer in ihrer Gesamtheit zeigen werden, wie sie in diesem wichtigen Punkte gesinnt sind. Eine Erleichterung für das reisende Publikum wird mit ^Beginn des Sommer­fahrplanes insofern eintreten, als der Verwaltungs­rat der Nordostbahn beschlossen hat, die zehntägigen Rctourbillets einzuführen.

* Paris, 9. Febr. Louis Teste schreibt einem Brüsseler katholischen Blatte:Die Idee einer Bartholo­mäusnacht gegen die Juden habe wie ein Blitz durch den französischen Volksgeist gezuckt. Sollte ihr Appell an Deutschland Erfolg haben und zu einem Kriege führen, so würde am Tage nach der Kriegserklärung kein lebender Jude mehr in Frankreich übrig sein ;'man würde sie bis zum L.tzten erwürgen. Keiner werde übrig bleiben, möge er sich auch französischer als der Herzog von Orleans und katholischer als der Papst gebcrden. Angesichts der Protestanten, Freimaurer,

Freidenker, Sozialisten und Anarchisten, die den Inden sich anschließen, sei auch der Gedanke eines Religions­krieges wieder erwacht, und es bedürfe nur wenig, um diesen zum Ausbruch zu bringen. Er sei ein Mann der Ordnung, erklärt Teste, aber auf die politischen und kirchlichen Sektierer, sowie auf die Fremden, die mit Dreyfus gemeinsame Sache machen und zum Drei­bund halten, würde er mit Vergnügen die Flinte an­lege n und die Kerle niederschießen, die das Vaterland und die nationale Religion bedrohen." Wir teilen diesen Wahnsinn mit als ein Symptom der Ueber- hitzung, welche gegenwärtig in Frankreich herrscht.

* Konstantinopel, 8. Febr. Gestern Abend wurde ein Matrose des deutschen Stationsschiffes Loreley" durch einen türkischen Soldaten lebens­gefährlich verletzt, worauf er ins Hospital gebracht wurde. Im Palais wird der Zwischenfall so dar­gestellt, daß der Matrose, der sich in Begleitung eines Civilisten befand, sich einmischen wollte, als der Civilist vorbeikommende, mit der Kriegsmedaille dekorierte türkische Soldaten verhöhnte, doch dürfte diese Darstellung einseitig sein. Der Sultan ist über den Zwischenfall sehr aufgebracht und entsandte heute den Marschall Schakir Pascha zum deuschen Botschafter, um diesem sein tiefes Bedauern über die Verletzung des Matrosen auszudrücken.

* Pretoria, 9. Febr. Präsident Krüger ist auf weitere fünf Jahre zum Präsidenten der südafrikanischen Republik gewählt worden.

*Newyork, 9. Febr. Die Kongreßmitglieder bestürmen Mc Kinley, die sofortige Abberufung des spanischen Gesandten Delone zu verlangen, da dieser in einem anscheinend echten Brief den Präsidenten als einenniedrigen Politiker" bezeichnete.

Handel «nd Verkehr.

* Metzingen, 9. Febr. (Viehmarkt.) DerHandel war flau bei gedrückten Preisen. Zugeführt waren ca. 20 Paar Schaffochsen. Preis 700800 Mk., Milch­kühe 70 Stück, Preis 300 450 Mk. Jungvieh war nur in geringer Anzahl vorhanden. Für Läuferschweine wurden 2540 Mk., für das Paar Milchschweine 26-32 Mk. erzielt.

* Eßlingen, 9. Febr. (Schweinemarkt.) Zu-

geführt waren fünf Körbe Milchschweine: Preis per Paar 3040 Mk. 39 Paar Läuferschweine: Preis 50-80 Mk. Ver kauf lebhaft. _ _

Neueste Nachrichten.

* Paris, 10. Febr. Die gestern um den Justiz­palast versammelte Menge wird von den Blättern übereinstimmend auf 30,000 Köpfe geschätzt. Kleinere Zwischenfälle werden bekannt. Vom Lycse Charlemagne zogen etwa 100 Schüler,Nieder mit den Juden!"

rufend, «ach der Rne de Rösters, wo sie an Nummer linder Werkstatt des Ciseleurs Friedmann, die Fenster einwarfen. Die Polizei zerstreute die Manifestanten. In der nämlichen Straße kam es noch zu einem Zu­sammenstoß. Die Schüler derEcole de Mödecine" riefen:Hoch Zola! Nieder mit der Armee!" Andere Studenten fielen über die Rufenden her. Die Prügelei wurde durch Polizei zersprengt. Ver­haftet wurden drei angebliche Anarchisten.

* Paris. 10. Febr. DiePatrie" erwähnt die deutschen Zustimmungen an Zola und auch die­jenigen aus Frankfurt und meint es geschehe Zola Rechts er verdiene die Pickelhaube.

* London, 10. Febr. Nach einem Telegramm desDaily Chronicle" aus Washington glaubt man dort, daß der Brief des spanischen Gesandten Dupuy de Lome, in welchem er den Präsidenten Mc Kinley als einenniedrigen Politiker" bezeichnet, echt sei.

* London, 10. Febr. DemGlobe" wird aus New-Iork gemeldet, daß alle Beziehungen zwischen dem spanischen Gesandten in Washingthon, Dupuy de Lome und dem Staatsdepartement aufgehört haben. Gestern abend verständigte der Staatssekretär Sherman die spanische Gesandtschaft, daß alle Mitteilungen an den Legationssekretär du Bosc adressiert werden, bis ein Nachfolger für Herrn de Lome ernannt sei. Dieser erhalte seine Pässe, sobald er sie verlangt.

* Petersburg, 10. Febr. In einer Besprechung der Rede des Staatssekretärs v. Bülow im deutschen Reichstage bemerkt dieNowoje Wremja", daß eine Trennung der Großmächte nach dieser Rede nicht mehr wahrscheinlich sei. DiePetersburger Zeitung" meint, dir beruhigenden Versicherungen v. Bülow's dürfen als -eine willkommene Ergänzung der Mitteilungen der russischen Regierung aufgefaßt werden.

BeranNoortlicher.Redakteur: W. Rieker. Altensteig.

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