diesem Verbot keineswegs um agrarpoliüsche Beweggründe; schon die Thatsache, daß sie in einem Zeitpunkte erfolgte, wo kein Obstzüchter in Deutschland noch nennenswerte Obstvorräte besitzt und damit ein Interesse an der jetzigen Hebung des Obstpreises hat, kann als Gegenbeweis gelten. Es wird in verschiedenen Blättern berichtet, daß die Schildlaus in den amerikanischen Obstplantagen große Verheerungen angerichtet hat, und zwar in einem Grade, daß man dort bereits .zu umfassenden Vorsichtsmaßregeln geschritten sei.
* Kiel. 5. Febr. Heute früh sank bei der See- churg die Werftpinasse 2. Auf der Pinasse befand sich die abgelöste Sicherheitsmache der Werft. Ertrunken sind: Die Matrosen Otto, Lepkojes, Brodtag, Schurke, Tolkemit, Mathuthis, Prose, B.'ker, Maihes, Schlonske, Gottwalv und der Dscksmann Wolfsgramm. Gerettet sind Bootsmannsmaat Rimkus und die Obermatrosen Wilke, Hohendorf, Schwark und Maschinist Brose. „Hagen" und „Pfeil" beteiligten sich eifrig an dem Rettungswerk. Der Unfall fand bei schwerem Wetter statt.
* Kiel, 5. Februar. Bis jetzt sind 11 Leichname von den heute im hiesigen Hafen Ertrunkenen geborgen. Die Lage der gesunkenen Dampfpinasse ist durch eine Boje gekennzeichnet.
Arrs.äsrLtschss.
* Wien, 5. Febr. Der krainer und der dalmatinische Landtag beschlossen eine Aufforderung an die Regierung, daß die slavischen Studenten an den deutschen Hochschulen aller akademischen Rechte und Freiheiten unverkürzt teilhaftig werden. Die slavenischen Abgeordneten regten die Äbsenduug von Deputationen allerslavischenLundesvertretungenandas,Ministerium an.
* Prag, 5. Febr. Durch falsche Gerüchte alarmiert, fordern die Einleger der städtischen Sparkasse zuMelnik massenhaft ihre Einlagen zurück. Die Sparkasse zahlt Alles anstandslos aus. Der Bezirkshauptmann nahm eine Revision vor und fand Alles in bester Ordnung, was er der Bevölkerung durch eine besondere Kundmachung mitteilte.
* Laibach, 5. Febr. Heute nachmittags 2 Uhr 53 Minuten wurde hier ein starker doppelter Erdstoß, von Süden nach Norden gehend, verspürt. Schaden wurde nicht angerichtet.
* Reichend erg, 5. Febr. Der Haudelssenat des hiesigen Kreisgerichtes wies gestern das Verlangen, tschechisch zu verhandeln, mit der Begründung zurück, daß die Verhandlungssprache des Kreisgsrichtss Reichenberg die deutsche sei, da die Tschechen nur einen ge- ringen Prozentsatz des Gerichtssprengels ausmachen.
* Zürich, 5. Februar. Die während der Woche öffentlich aufgelegte Sympathieadresse an Zola erhielt 2500 Unterschriften. Der Text wird heute an Zola depeschiert; die Unterschriften werden nachgesandt.
* Als das achtjährige Töchterchen einer Weingutsbesitzerin in Udine begraben wurde, stürzte sich plötzlich die unglückliche Mutter in das offene Grab und versuchte unter lautem Weinen und Schluchzen den Sarg zu öffnen. Mit großer Anstrengung gelang es dem Totengräber und einem anderen Manne, die Frau aut dem Grabe zu bringen. Sie warf sich auf die Erde und schrie und tobte in furchtbarer Weise. Der Tod ibres Kindes hatte die Unglückliche wahnsinnig
gemacht. Gefesselt mußte die Aermste nach Hause gebracht werden.
* Paris, 5. Febr. Das „Echo de Paris" versichert, als Ergebnis eines Ministerrats werde der Kriegsminister dem Präsidenten ein Dekret unterbreiten, durch welches die strafweise Pensionierung des Obersten Picquart vollzogen werden solle. Der „Äurore" zu- folge ist zwischen dem Ministerpräsidenten Meline und dem Kriegsminister ein Konflikt ausgebrochen, weil der Kriegsminister sich für ein weiteres Gerichtsverfahren gegen Oberst Picquart, Meline dagegen für die Versetzung desselben in den Ruhestand ausgesprochen habe. Dasselbe Blatt versichert, der frühere Präsident Cast- mir Perier und der ehemalige Ministerpräsident Dupuy hätten kürzlich den General Mercier ersucht, nach Paris zu kommen und ihn kategorisch aufgefordert, zu erklären, ob er thatsächlich dem Kriegsgericht im Prozeß Dreyfus geheime Schriftstücke habe vorlegen lassen. General Mercier habe dieses eingestanden. Casimir Perier und Dupuy hätten heftige Vorwürfe gegen ihn erhoben, worauf Mercier sein Vorgehen mit der Staatsraison rechtfertigte. Ministerpräsident Meline wurde von der Erklärung Merciers verständigt.
* Paris, 5. Febr. Der Hanotaux nahestehende „Matin" dringt auf die Ernennung des Prinzen Georg von Griechenland zum Gouverneur von Kreta. Deutschland müsse erwägen, ob ein dem Sultan zu leistender Dienst die gänzliche Entfremdung Rußlands wert ser. Wenn durch die Schuld des deutschen Kaisers diese den Umständen durchaus angemessene Kandidatur des Prinzen Georg scheiterte, würde der Kaiser vor der Geschichte die Verantwortlichkeit für ein neues Unglück Kretas und vielleicht sogar süc die Auflösung des europäischen Konzerts tragen.
* London, 5. Febr. Dem „Standard" wird aus Athen gemeldet, daß nach einem dort eingetroffenen Briefs von einer hohen Persönlichkeit in Konstantinope! der Sultan den König Georg ersucht habe, seine Zustimmung der Kandidatur des Prinzen Georg zu versagen.
* Sofia, 5. Februar. Die Uebergabe einer Beschwerdeschrift der bulgarischen Regierung an die Pforte über die jüngsten Vorgänge in Makedonien wird amtlich bestätigt. In hiesigen Regiernngskreisen glaubt man, bei diesem Vorgehen auf die auswärtige Unterstützung rechnen zu können.
sj Die kretensische Nationalversammlung soll bereits den Prinzen Georg von Griechenland zum Gouverneur von Kreta ausgerufen haben. Eine Deputation soll abgesandt sein, um dem Prinzen davon Kenntnis zu geben. Die russische Schwenkung zu Gunsten des Prinzen Georg von Griechenland wird nirgends begriffen. Das Wort Schürzenpolitik macht wieder die Runde und man meint der russische Minister Murawiew suche die Gunst der Zarenmutter um jeden Preis wieder zu gewinnen.
* Washington,^ Febr. Im heutigen Kabinets- rate erklärt der Sekretär für Ackerbau, es sei unzweifelhaft und bekannt, daß Obstkrankheiten durch Obst übertragen und auf gesunde Bäume auf große Entfernungen verpflanzt werden können. Das Vorgehen Deutschlands dürfte daher angemessen sein und Deutschland sei offenbar in seinem Rechte gewesen. W.dcr Mac Kinlcy noch irgend ein Minister seien geneigt, ein
Urteil in der Sache abzugeben, bevor endgiltige Informationen eingetroffen seien.
* Es heißt jetzt, China wolle überhaupt keine Anleihe mehr aufnehmen, weil Japan sich geweigert habe oder weigern werde, Weihaiwei zu räumen, selbst wenn die Kriegsschuld gezahlt werde. Die „Times" bemerkt, kein britisches Interesse würde sehr darunter leiden, wenn China unterließe, die Kriegsentschädigung zu zahlen, und Japan in Weihaiwei bliebe.
ss (Was kostet ein Telegramm nach Kiautschau?) Es wird sich kaum jemand einen Begriff machen können, welche großen Summen das deutsche Reich, im besonderen aber das Auswärtige Amt, für Telegramme aufwenden muß, die nach der neuesten deutschen Besitzung Kiautschau bestimmt sind. Die Taxe für ein Wort mit 10 Buchstaben oder 3 Ziffern kostet nicht weniger als 7,40 Mark oder für die Mindestzahl von zehn Worten 70 Mark. Berücksichtigt man, daß diese Zahl oft nur zur genauen Bestimmung der Adresse genügt, so wird man erklärlich finden, daß ein Depeschenwechsel mit China an einem Tage über 3000 Mk. kostete.
* (Ein Zei ch en d er Z eit.) In der „Schwarzw. Bolksstimme" giebt Herr Otto Fischinger, Schmied und Kapellmeister in Haslach, folgende zeitgemäße Ankündigung bekannt: „Wegen allzuvieler Festlichkeiten (Hochzeiten, Schäpelhirschen, Morgensuppen u. s. w.) und der darauf folgenden Katzenjammer bleibt meine Schmiedewerkstätte noch für 8 Tage geschlossen, was ich dem geehrten Publikum zur allq. Kenntnis bringe."
Handel und Berkehr.
* (Leder preise.) In einer kürzlich in Köln abgehaltenen Versammlung der Mitglieder des Lohgerbervereins wurde zwar allseitig eine gute Nachfrage und eine Preissteigerung von 3 Mark die 50 Kg. vermeldet, doch erachtete man die gegenwärtigen Leder- preiss gegenüber dem Preisstand der Rohware nicht für genügend, weshalb allseitig beschlossen wurde, sie um weitere 5 Mk. die 50 Kg. zu erhöhen.
Berarirwonucher Redakteur: W. Rteker, Altensteig.
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Gesundheitsregel:
Ruhig, langsam, nicht überhastend, jeden Schritt genau erwägend, vorsichtig ansschreitend, um weder rechts noch links anzustoßen, zu gleicher Zeit gegen die Reformer ankämpfend, die über Nackt die Türkei umformen wollten, und die Alten abwehrend, die das Heil des Staates in der Rückkehr zu den Sitten vergangener Jahrhunderte sahen, ging Abdul Hamid unbeirrt seinen Weg zu dem hohen Ziele, das er sich gesteckt hatte.
Und dies Riesenwerk, diese schier unmögliche Aufgabe, sie ist, das wird Jeder zugeben müssen, gelungen, die Türkei steht heute, nachdem sie auch Griechenland eine gebührende Lektion erteilt hat, finanziell rangiert und im europäischen Konzerte ge° achtet da, Eisenbahnen durchziehen überall das os- manische Reich und erschließen meilenweite, bisher fast unbekannte paradiesische Gefilde dem Verkehre, überall herrscht Wohlstand, arbeitssreudiges Schaffen, in allen Gauen des weiten Reiches wachsen förmlich aus der Erde Fabriken und indust.stelle Etablissements hervor. Und ein Heer, wohlorgainsiert, trefflich geschult und vorzüglich ausgerüstet, welches dem deutschen Kaiser die wärmsten Worte der Anerkennung und des Lobes entlockte, weist der Türkei einen ersten Platz unter den europäischen Großmächten an.
Und der Mann, der auf den Ruinen eines Reiches in einer kurzen Spanne Zeit, man möchte fast sagen: ein neues Reich geschaffen hat — heißt Abdul Hamid II.!
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Wenn man die große Perastraße bis zur Militär
akademie von Pankaldi hinauffährt und dann in die vornehme Nischantaschstraße einbiegt, die zu beiden Seiten von zierlichen, von prächtigen Parks umgebenen Konaks (Villen) hoher aktiver und inaktiver Würdenträger umsäumt ist, so sieht man schon von Ferne die Villenstadt „Mdiz", in welcher der Sultan residiert, wo der Mittelpunkt des über drei Erdteile sich aus- dshnenden osmanischen Reiches und das religiöse Zentrum der gesamten mohamedanischen Welt ist, da der Sultan den Titel eines Padischah und Khalifen führt und allen Mohamedanern, wo immer sie auch leben mögen, als der Nachfolger und Stellvertreter des Propheten Mohamed gilt.
Ans einer sorgsamst gepflegten Straße geht es zuerst tief hinab und dann auswärts, bis man nach etwa fünf Minuten auf dem Plateau von Mdiz ankommt. Eine feierliche Stille umfängt uns. Wir befinden uns aus einem weiten Platze, der gegen Niscbantasch zu osten, rechts aber von einer prachtvollen Moschee und links von Kiosken eingesäumt ist, in denen das diplomatische Korps und bevorzugte Fremde der Fahrt des Sultans zur Moschee, die jeden Freitag stattfindet, zusehen können.
Im Hintergründe des Platzes zieht sich eine schmucklose, nur von zwei Thoren unterbrochene hohe Mauer hin, hinter der sich zwischen Parkanlagen, Teichen und kleinen Wäldchen jene Villenstadt befindet, deren märchenhafte Pracht oft beschrieben wurde, aber niemals erschöpfend dargestellt werden kann, da kein Fremder je in dis Lige gekommen ist, Alles zu sehen und kaum je wird sehen dürfen. Aber selbst
das Wenige, das einem ausgewählten Publikum zugänglich ist, blendet durch seine Pracht, entzückt, verwirrt förmlich, ein Märchen aus Tausend und Einer Nacht! Und mitten in diesem Schönsten und Herrlichsten, das man sich denken kann, mitten in aller Pracht und allem Glanz steht der Sultan, einfach und anspruchslos, in schmucklosem Kleide der Einzige, der der von allem Glanze und aller Herrlichkeit nichts genießt, der bescheiden lebt, von frühem Morgen bis zum späten Abend arbeitet, und dessen zu persönlichem Gebrauche bestimmte Gemächer ebenso schmucklos sind, wie sein Aeußeres, wie seine Kleidung, wie er selbst.
(Schluß iolat.f
* Werg statt SerKlevgürtelum Bäume.) Gelegentlich einer Besprechung über Brumataleim zur Anlegung von Klebgürteln um Obstbäume zum Fangen von Insekten bemerkte ein erfahrener Gärtner, daß in seiner Heimat es seit langer Zeit, ehe man überhaupt Brumataleim kannte, Gebrauch sei, Werg um die Bäume zu binden. Kein Insekt sei imstande, darüber hinaus zu kommen und die Baumkrone zu erreichen. Es sei aber notwendig, dann und wann, namentlich nach einem Regen, den Werg aufzuzupsen oder nach geraumer Zeit zu erneuern.
* (Auch nicht üb el.) Im Amtsblatt des Königsberger Landkreises erläßt der Amtsvorsteher von Post- nicken folgende Bekanntmachung: „Die Geflügelcholera unter dem Federvieh des Jnstmannes August Köbler in Postnicken ist „aus spezielle Anordnung des königl. Landratsamts in Königsberg in Preußen erloschen" die Sperre daher aufgehoben."