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SarrrsLerg, 8. Zcrnnar

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm.

^ Einrückung ft <5, bei mehrmal. je ft ^ auswärts je 8 ^ die 1spalt.Zeil.

1898.

Bestellungen ausAus den Tannen" können fort- wäbrend gemacht werden. Bereits erschienene Num­mern sowie der Wandkalender werden nachge­liefert.

In Wenden ist die Man!- und Klanen- seuche ausgebrocken.

Mit Rücksicht auf die größere Verbreitung der Maul- und Klauenseuche in der Umgegend und die drohende Gefahr einer weiteren Verschleppung der- selben innerhalb des Oberamtsbezuks Calw ist das Umhertreiben von Rindvieh nud Schweinen im Hausier­handel innerhalb des Oberamtsbezirks Calw bis auf weiteres verboten worden.

L«n0<Ar»achrichten.

* Alten steig, 7. Jan. Mit dem Erscheinungs­fest sind die schöuenWeihnachtsfeiertagenunmehrvorübcr- gegangen und wurde während dcrseben das gänzlicheFehlen einer Schlittenbahn vielfach vermißt. Zu Ausflügen per Schusters Rappen oder Gefährt waren indes sowohl die Straßen und die Witterung nicht ungünstig und namentlich am gestrigen Erscheinungsfest' hatten wir geradezu einen Frühlingstag, der Jung und Alt in's Freie lockte. Der Liederkranz benützte den schönen Tag zu einem Ausflug nach Egenhausen und fand daselbst mit seinen Gesangsvorträgen reichen Beifall. Gestern abend hielt der evang. Arbeiterverein seine Christbaumseier in der Krone ab. Der Saal konnte die Teilnehmer nicht alle fassen und mußten manche wieder Weggehen, weil sie keinen Platz finden konnten. Mit der Feier war eine Gabenverlosung und die Aus­führung des theatr. Stückes:Förster und Wilddieb" verbunden, das gut gegeben wurde und auch vielen Anklang fand.

* Altensteig, 6. Jan. Wie derSchwäb Merk." milteilt, hat sich unser Reichs- und Landtagsabgcordneter Landgerichtsdireltvr Frhr. v. Gültlmgen in voriger Woche einer Darmoperation unterziehen müssen, die einen glücklichen Verlauf genommen hat.

* Rottweil, 4. Jan. Mit beginnendem Früh­jahr wird die Bauthütigkeit in unserer Stadt eine äußerst lebhafte werden und man spricht von nahezu 20 Häusern, die neu erstellt werden.

*Bopfingen, 4. Jan. Gestern begann durch Oberamtmann Baur von Neresbeim die Untersuchung gegen den entwichenen Schultheiß Heckmann von Ohmenheim. Dieselbe ergab, daß in Führung der Bücher große Unordnung herrscht, auch fehlen Gelder und ist die Annahme, Heckmann sei mittellos davon­gegangen, jedenfalls irrig. In wieweit er zurückge­zahlte Psandgelder nicht gelöscht, sondern für sich verwendet hat, läßt sich noch nicht sagen, da die Untersuchung noch nicht so weit gediehen ist. Im übrigen wurde ein solches Ende vorausgesehen und nur das stramme rücksichtslose Regiment, das derselbe in seiner Gemeinde führte, hieß die Leute schweigen. Die Suche nach ihm war bis jetzt nicht von Erfolg begleitet und dürste das Entlehnen einer Mark in Köfingen und das Kausen eines Strickes in Schwein­dorf seinerseits nur eine Finte sein, um die Behörden von seiner Spur abzubringen.

* Stuttgart, 4. Jan. Die Alters- und Jnvaliditötsversicherung erfreut sich, wie allgemein bekannt, im Volke keiner übermäßig großen Sympathie. Auch bei der letzten Jahresversammlung des Ausschusses ist dies zum Ausdruck gekommen, indem der Vorstand bemerkte, man höre unter den Versicherten vielfach die AeußeruugrWir müssen immer nur bezahlen für die Versicherung." Wenn man das gewaltig angewachsene Vermögen betrachtet, welches allein die württembergische Landesanstalt in wenigen Jahren angesammelt hat, so könnte es scheinen, als ob die Leute nicht ganz unrecht hätten, andererseits darf aber nicht übersehen werdrn, daß es nickt mehr als Pflicht der Anstalt ist, Fürsorge zu. treffen, um die immer höher anwachsenden

Leistungen erfüllen zu können. Fernerhin ist in Betracht zu ziehen, daß ein großer Teil der Kapitalien zu niederem Zinsfüße für gemeinnützige Zwecke und zur Hebung des landwirtschaftlichen Kredits rc. ausgeliehen ist. Äusgeliehen sind in 532 Posten 7,506,400 Mk.; an Wertpapieren sind angelegt 7,757,200 Mk. Hier­zu kommen noch Vorschüsse, Inventar u. s. w., ferner der Reservefonds von 1,230,782 Mk, so daß am 1. Jan. 1897 ein Gesamtverwögen der württem- bergischen Landcsanstalt von 16,360,940 Mk. vor­handen war.

* Stuttgart, 5. Jan. Die Roitweiler Handels­und Gewerbekammer hat sich unter dem Vorsitze des geheimen Kommerzienrats Duttcnhofer für die Be­willigung der Flottenvorlage ausgesprochen.

* Zur Statistik des evangelischen Gottesdienstes in Württemberg veröffentlicht derSt.-Anz." folgende Notizen: Evangelisckerseits sind im Jahre 1897 mit Tod abgegangen 15 Geistliche, 13 definitiv angestellte und 2 Kandidaten. In den Ruhestand versetzt wurden 24, wogegen 19 iw Ruhestand lebende Geistliche gestorben sind. Der Senior der aktiven Geistlichkeit steht im 78. Lebensjahr. Neu besetzt wurden 91 Stellen, darunter 5 Dekanate und 1 Generalsupcrintendenz. Die erste theologische Dienstprüsung haben 42 Kandi­daten erstanden, im Frühling 12, im Herbst 30, darunter 17 Oppidani. Durch Erstehung der zweiten theo­logischen Dienstprüfung haben 31 Kadidaten die Befähigung zu definitiver Anstellung erlangt. An- stellungssühige Kandidaten sind zur Zeit im ganzen vorhanden 135. Erstmals angestellt wurden im Lauf des Jahres 33, darunter im Weg potronatischer Nomination 7. Der Gcsamtdurchschnitt des Anstellungs- alters berechnet sich auf 30,78 Jahre, abgesehen von den patronatisch Angestellten auf 31,12. Das Verzeich­nis der examinierten Predigtamtskandidaten auf I.Jon. 1898 zählt deren 404 gegen 408 im Vorjahr. Evangelische Theologie studieren aus der Landesuni­versität zur Zeit 222 Inländer, nämlich 146 Seminaristen und 76 Oppidani. Auf 1. Jon. 1897 wurden 223 Studierende der evangelischen Theologie gezählt und zwar 151 Seminaristen und 72 Oppidani.

* B e r l i n, 5. Januar. In der Disziplinär- Untersuchung gegen den Polizeikommissar v. Tausch entschied der Gerichtshof, daß der Angeschnldigte die Pflichten, die sein Amt ihm auserlegt, verletzt, und ferner sich durch sein Verhalten außer dem Amte der Achtung, des Ansehens und des Vertrauens, die sein Beruf erfordert, unwürdig gezeigt habe. Deshalb ist v. Tausch von seinem Amte zu entfernen und zwar durch Versetzung in ein anderes Amt mit gleichem Range, jedoch mit Verlust des Anspruchs ans Umzugskosten. Auch sind ihm die Lasten des Verfahrens aufzulegen.

* Berlin, 6. Jan. Das Urteil in dem Dis- ziplinarprozesse gegen Tausch wird von fast allen Blättern mit Befremden ausgenommen und der Er­wartung Ausdruck gegeben, daß das Staatsministerium es umstoßen werde.

* Berlin, 5. Jan. Ein Extrablatt desReichs- anz." meldet: Nach einem Telegramm aus Peking ist hinsichtlich der Ueberlassung van Kwotschau zwischen der deutschen und chinesischen Regierung eine Ver­ständigung erzielt worden, welche im Wesentlichen folgendes enthält: Der deutschen Regierung sei da­durch die Erfüllung des berechtigten Wunsches ermög­licht worden, ebenso wie die andern Mächte einen Stützpunkt für Handel und Schiffahrt in den chinesischen Gewässern zu besitzen. Die Ueberlassung hat die Form eines Pachtvertrags, der 50 Jahre dauert. Es steht der deutschen Regierung frei, innerhalb des überlassenen Gebietes alle nötigen Baulichkeiten und Anlagen zu errichten und für den Schutz derselben die erforder­lichen Maßregeln zu treffen. Das überlassene Gebiet umfaßt das gesamte innere Wasserbecken der Kiaotschau- bucht bis zur Hochwassergrenze, ferner die südlich und

nördlich vom Eingang der Bucht liegenden größeren Landzungen bis zu den natürlichen Abgrenzungen durch geeignete Höhenzüge, sowie die innerhalb der Bucht und vor derselben gelegenen Inseln. Das abgetretene Gebiet hat einen Gesamtinhalt von einigen Quadrat- mcüen, ist eingefaßt von einer größeren rings um die Bucht gezogenen Zone innerhalb welcher keine Maß­nahmen oder Anordnungen chinesischerseits ohne deutsche Zustimmung getroffen werden dürfen. Insbesondere dürfen der deutscherseits erachteten Regulierung der Wasserlüuse keine Hindernisse entgegengesetzt werden. Um Konflikte zu vermeiden, welche das gute Einver­nehmen zwischen den beiden Mächten beeinträchtigen könnten, übertrug die chinesische Regierung für die Dauer der Pachtzeit alle ihr in den überlassenen Gebieten Anstehenden Hob eitsrechte auf die deutsche Regierung. Sollte aus irgend einem Grunde die Kiaotsckaubucht für die von der deutschen Regierung in Aussickt genommenen Zwecke sich als nicht passend erweisen, so wird die chinesische Regierung, nachdem sie sich mit der deutschen Regie­rung ins Einvernehmen gesetzt, der letzteren ein an einem andern Punkt der Küste gelegenes für den ins Auge gefaßten Zweck besser geeignetes Gebiet über­lassen. Die chinesische Regierung wird in diesem Falle die von der deutschen Regierung in dem Kiaotschau- gebiet errichteten Baulichkeiten. Anlagen u. s. w. über­nehmen und muß die verausgabten Auslagen ersetzen.

* Berlin, 5. Januar. DieVossische Zeitung" schreibt über die Stellung der deutschen Regierung zu dem Dreyfus-Prozesse^ Der deutsche Botschafter m Paris, Graf Münster, erklärte vor dem Dreysus- Prozeffe gegenüber der französischen Regierung sich bereit, unter Verzicht aus seine Exterritorialität vor

^ dem Gerichtshöfe zu erscheinen, um eidlich zu be­kräftigen, daß keine deutsche amtliche Stelle oderPersönlichkeir jemalsetwas mit Dreyfus zu thuu gehabt habe. Die französische Regierung lehnte aber dieses Ansinnen ab, weil sie Beschimpfungen des Botschafters durch die Hetzpresse befürchtete. Erstaunlicherweise beging sie das unentschuldbare Versäumnis, der französischen Oeffcntlichkeit den Sachverhalt nicht bekannt zu geben.

* Berlin, 6. Jan. Die nunmehr in allen Wesentlichen Punkten herbeigeführte Verständigung zwischen Deutschland und China wegen Abtretung der Kiaotschaubucht wird als ein Erfolg der deutschen Diplomatie in allen Blättern gewürdigt. Sogar der Vorwärts", wenn er auch die Gefahr ernster Konflikte in Ostasien nicht für ausgeschlossen hielt, konstatiert mit Befriedigung, daß die deutsche Operation in Ost­asien friedlich ausgelaufen sei.

* Paris, 5. Jan. DerTemps" veröffentlicht einen Brief Scheurer-Kestners, in dem es heißt: Vom Elsaß zurückkehrend, wo ick, abermals stärkende Sym­pathie gefunden, erfahre ich überrascht, daß gewisse Personen in meiner kurzen Abwesenheit das Geständ­nis der Entmutigung oder Unsicherheit gesehen haben. Wie könnte ich entmutigt sein, da ich weiß, daß der Triumph der Wahrheit nicht vom guten Willen der Menschen abhängt, wie sollte ich unsicher sein, da mir die Evidenz täglich klarer erscheint, in dem Maße, als sie sick von den Schleiern löst, mit denen die Leidenschaften sie verdunkeln wollen? Was mir an Kraft und Leben bleibt, habe ich in den Dienst der unterdrückten Unschuld gestellt. Diese Schenkung meiner selbst ist nickt widerruflich und ich werde meine Ver­pflichtung einbalten, müßte ich auch allein bleiben. Aber ich bin nicht allein, ich sehe um mich zahlreich« Freunde die mir zustimmen. Wir erwarten, stark in unserem Gewissen, die gerechte unvermeidliche Sühne.

* Kopenhagen, 6. Jon. Das russische Kaiser­paar, der deutsche und der österreichische Kaiser werden hier im April aus Anlaß des 30jährigen Geburtstags des Königs erwartet.

Letanlwortticher Redakteur: W. Rirkrr, Altenstcig.