nachtsfest und in ihm unsere deutsche Weihnachtsfeier zu einem Jungbrunnen deutschen Gemütes geworden, indem es sich immer wieder kräftigt. So zeigt das Weihnachtsfest uns die Wege nach allem Guten, Schönen und Edlem, die wir gehen sollen, und daß dem für alle Tage deutschen Namens so bleiben möge, das ist unser Weihnachtswunsch!

KandeSrrachrtchten.

* Alten steig, 24. Dezbr. Ganz nach Wunsch läßt sich die Witterung für unsere lieben Weihnachts­feiertage an; das Firmament zeigt ein dichtes Schnee- gewölke, Mutter Erde prangt im weißen Kleide, die Temperatur ist milde und günstig zum Reisen. Es ist dies eine wahre Wohlthat für die vielen Tausende, die in diesen Tagen entweder im trauten Elternhause, oder bei Verwandten und Bekannten einen Besuch abstatten. In der Kleinkinderschule, Sonntagsschule und im Jünglingsverein haben bereits erhebende Christ­baumfeiern stattgefunden, in denen die Jugend mit passenden Geschenken erfreut wurde. Der Familien- kranz, der Turnverein und Kriegerverein werden sich noch um den geschmückten Tannenbaum vereinigen. Unfern werten Lesern:Frohe Feiertage!"

Stuttgart, 23. Dezbr. Ein Pistolenduell, in dem beide Gegner schwer verletzt wurden, der eine erhielt einen Schuß in die Nieren, der andere einen in den Unterleib, hat gestern zwischen dem Premier­lieutenant und Bataillonsadj. im Grenadierregiment Königin Olga", Graf Woldemar von Uxkull-Gyllen- band und dem Legationssekretär bei der preußischen Gesandtschaft, Hans Freiherrn von Wangenheim statt­gefunden. Die beiden Duellanten wurden ins Katha­rinen-Hospital verbracht. Angeblich sollen Meinungs­differenzen bei den jüngsten Reiterfestspielen der Grund des Duelles gewesen sein.

* Zur Stichwahl im Oberamt Gmünd sagt der Schw. Merk.", daß in der Stadt Gmünd die Sozial­demokraten fast geschlossen in das Lager von Schwarz abgerückt sind. Von 442 St. ist dort Schwarz auf 1014 gestiegen, was den 591 sozialdemokratischen Stimmen des ersten Wahlgangs fast genau entspricht.

* (Verschiedenes.) Vom Schwurgericht Ulm wurde der 54 Jahre alte Söldner und vormaliger Kirchenpfleger Simon Römer in Lonthal, Gemeinde Stetten O.-A. Ulm wegen erschwerter Amtsunter­schlagung unter Zulassung mildernder Umstände zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. In Nußdorf wurde bei den Jakob Banz'schen Eheleuten einge­brochen und ein Geldbetrag von 140 Mk. entwendet. Das Kameralamt R o t t w e i l quittiert im dortigen Amtsblatt für den Betrag von 100 Mark, welche Summe ihm von unbekannter Handfür zu wenig bezahlte Steuern" zugegangen ist.

* Karlsruhe, 22. Dez. Die Unterschlagungen sowohl bei amtlichen wie Bankstellen haben in unserem Lande in den letzten Jahren in erschreckender Weise zugenommen. Wir müssen die noch frisch im Ge­dächtnis lebenden Mannheimer Bankkrache, die zahl­reichen Unterschlagungen von Gemeinderechnern u. a., die Offenburger Sparkassenaffaire, Veruntreuungen von Beamten und Angestellten, wie sie zahlreich die Tagesordnungen der Schwurgerichte registrierten, ver-

polterten die Glasscherben aus einer Fensterscheibe herab.

Auf einen Wink mit dem Revolver und einen kurzen Befehl in französischer Sprache erschien dann der Bürgermeister und schwur mit tausend Eiden, seit gestern sei kein französischer Soldat mehr in der Stadt. Auch die Bürger, welche noch Waffen zu führen ver­möchten, seien fort, sie gehörten zur Legion der Rächer und wollten sich in einem nahen, günstig gelegenen Orte verbarrikadieren, um dort den Vormarsch der Deutschen aufzuhalten.I

Der Mann sprach die Wahrheit, das war ersicht­lich. Der kecke Husaren - Lieutenant hatte hell aufge­lacht, als der Maire vomKorps der Rächer" sprach: Die Kerle möchte ich nur doch mal ansehen!" lachte er; von den Husaren war Jeder damit einverstanden.

Im schlanken Trabe ging es zur Stadt hinaus, und nach einer Viertelstunde schon sah man auf waldiger Höhe ein kleines Dorf, vor welchem sich einige hundert Bewaffnete tummelten. Man schien gewaltig aufge­räumt zu sein, der Spektakel, den dieRächer" dort oben veranstalteten, war weit hörbar.

Jetzt hatte man auch die Deutschen bemerkt, einige Schüsse fielen. Lieutenant von Reinfeld hätte sich gern eine Weihnachtsfreude nach seinem Herzen ge­gönnt, allein es war von geringem Nutzen, sich mit seiner Handvoll Husaren in ein Waldgefecht einzu­lassen. Langsam ging er mit seiner Mannschaft rückwärts.

Nun wuchs aber die Courage derRächer" ins Riesengroße; in Hellen Trupp's kamen sie aus ihrer Stellung auf die Landstraße herunter, ihre Gewehre

zeichnen. Daß derartige Erscheinungen nachteilig auf unsere Geschäftswelt einwirken, daß sie bedenkliche Folgen für unsere wirtschaftlichen Verhältnisse zeitigen und geeignet sind, das Vertrauen zu den Stellen, die für den Geldverkehr gleich welcher Art geschaffen sind, zu erschüttern ist leider eine Thatsache, über die man sich nicht mehr leicht hinwegsetzen kann. Man hat es bei fast allen diesen Unterschlagungen mit einem in gewissem Sinne gleichartigen System zu thun, dessen verderbliches Wirken und Wuchern unter dem zur Schau getragenen Mantel der Ehrlichkeit die Kontrolle nichts merkt und sieht. Die Früchte dieses Systems werden erst erkannt, wenn entweder durch einen Zu­fall die Unredlichkeiten entdeckt werden oder der Kassier durchgebrannt ist. Auch die bedeutenden Konstanzer Unterschlagungen bei der Reichsbank­nebenstelle sind auf dieses System zurückzuführen. Die Veruntreuungen des Agenten Hegele verteilen sich auf mehrere Jahre. Sie wurden von ihm nach der Art aller Defraudanten durch falsche Buchungen und fingierte Werte (falsche Wechsel) verdeckt. Es wird, wenn die Gefahr der Unterschlagungen bekämpft werden soll, eine verschärfte, mit weiten Vollmachten ausgerüstete Kontrolle geschaffen werden müssen. (Schw. B.)

* Berlin, 23. Dez. Angesichts der finanziellen Erschöpfung durch verunglückte Streiks sind, der Na- tional-Ztg. zufolge, die sozialdemokratischen Gewerk­schaften zu dem Entschluß gekommen, vorläufig von allen Angriffsstreiks Abstand zu nehmen.

D Auf kaiserliche Ordre sind der Kreuzer 3. Klasse Freya", das VermessungsschiffNautilus" und das HafenschiffLuise" aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen worden.

Der neue Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Oberst Liebert, verließ am Montag abend Berlin, um sich über Neapel, von wo die Abreise am 30. d. er­folgt, auf seinen Posten zu begeben.

T Nachdem Preußen, Bayern und die anderen Bundesstaaten die Umwandlung der vierprozentigen Konsols beschlossen haben, ist der ,Nordd. Allg. Ztg.' zufolge zu erwarten, daß der Reichstag nach der Weihnachtspause sich mit der Vorlage zubeschäftigenhaben wird, welche die Umwandlung der Reichsanleihe vorsieht.

Ausländisch-«.

D Der Wiener Bürgermeister Strohbach (Antisemit) wurde vom Kaiser Franz Joseph zum Landmarschall- Stellvertreter von Nieder-Oesterreich ernannt. Er führt als solcher neben dem Landmarschall den Vor­sitz im nieder-österreichischen Landtag, der demnächst Zusammentritt.

D Der schweizerische Nationalrat hat den italienisch-schweizerischen Staatsvertrag betr. den Simplondurchstich einstimmig genehmigt.

* Zürich, 22. Dezbr. Die hiesige Polizei ver­haftete den flüchtigen Kassierer des Sparvereins für Görlitz und Umgegend, Schneider. Ein größerer Be­trag des gestohlenen Geldes wurde bei ihm vorgesunden.

* R o m , 22. Dez. Die erste Gruppe der italieni­schen Gefangenen, hauptsächlich Verwundete, ist gestern vormittag mit Major Nerazzini von Massaua nach Neapel in See gegangen. Major Gamerra, welcher die Gefangenen begleitete, erzählte, daß General Albertone und die übrigen Offiziere sich bei guter Ge- >

abfeuernd, deren Kugeln nicht den geringsten Schaden anrichteten. Die Husaren ritten langsam weiter, in immer dichteren Schwärmen folgten die Franzosen. Der Spektakel, den sie vollführten, reizte jetzt die deutschen Reiter zu Hellem Lachen.

Immer mehr lärmten die wackerenRächer", die vom Kriege augenscheinlich so wenig verstanden, wie ein Soldat vom Opernsingen, da ein kurzes Kommando, die Husaren machtenKehrt, dieSäbel blitzten,Galopp!" hieß es, und in stürmischer Attacke ging es auf die Freischärler zu. Einen Augenblick standen die wie angewurzelt, dann knallten ein paar Schüsse, und im nächsten Moment waren schon die Husaren zwischen ihnen, hageldicht sausten die Hiebe, und mit wildem Geheul rannten die entsetztenRächer" nach allen Seiten hin auseinander, zum großen Teil sogar die Waffen fortwerfend, um schneller ausreißen zu können.

Brausendes Hohngelächter der Husaren, von wel­chen nur zwei leicht verwundet worden waren, folgte ihnen, dann aber ging es schnell zur Stadt zurück. Der Maire war in wahrer Todesangst, daß es nun ihm an Kopf und Kragen gehen werde, er bot ein Füßchen vorzüglichen Weines und sonst noch alles Gute an, wenn man ihn frei lassen wolle. Er wurde beruhigt, ein Verräter war er ja nicht, und Durst und Hunger hatten die Husaren ja auch.

Aufgesessen!" erscholl dannwiederdasKommando. Mit dem Karabiner in der Faust ging es rückwärts, aber nirgendwo zeigte sich eine Bedrohung und in heiterster Stimmung kam man in das Schwadrons- Quartier zurück. Von dem berühmten Grogk war noch

sundheit befinden. General Albertone sei in Adis« Alebra zurückgeblieben, um die übrigen Gefangenen- Abteilungen für die Beförderung zu organisieren. Die übrigen Gruppen werden nach und nach folgen.

* Petersburg, 21. Dezbr. Für den Negus Menelik ist von hier ein Geschenk nach Abessynien abgegangen, bestehend in musikalischen Instrumenten, wie Konzertflügeln, Pianinos und Blasinstrumenten. Für den Transport dieses Geschenkes werden vier Waggons benötigt. Auch ein Kapellmeister und Musiker sind nach Abessynien abgegangen. Wie ver­lautet, handelt es sich um ein Geschenk des Kaisers Nikolaus.

* K o n sta nt ino p el, 23. Dez. Eine gestern er­lassene Jrade verkündete die General-Amnestie für die Armenier, ausgenommen 84 zum Tode Verurteilter, welche zu Freiheitsstrafen begnadigt wurden. Darunter befinden sich auch die Bischöfe von Bitlis und Hascey, welche in einem Jerusalemer Kloster interniert werden.

D Das jungtürkische Komitee bereitet ein neues Manifest an die Mächte vor, in welchem es die For­derung aufstellt, daß die Reformvorschläge nicht allein die Christen, sondern auch die Mohammedaner berück­sichtigen sollen, und in dem es die Wiedereinführung der aufgehobenen Verfassung beantragt.

2: Fünfzig türkische Offiziere sind, wie dem Berichterstatter der,Frans. Ztg.' von hoher militärischer Seite versichert wird, in den letzten Tagen verschwunden, von denen nicht einmal die Vorgesetzten wissen wohin. Die Offiziere wurden nachts in das Palais gebracht, wo über sie entschieden wurde. Eine Ordre des Palastes befiehlt, daß kein zu der Umgebung des Sultans nicht gehörender Offizier sich dem Mdiz-Kiosk nähern darf. Die Wachen sind angewiesen, andernfalls zur sofortigen Verhaftung zu schreiten.

* Nach Meldungen aus Bukarest steht dort eine neuerliche Kabinettskrise bevor. Die Kronprinzessin Marie (Tochter des Herzogs Alfred von Koburg) er­klärte in einem Brief an den König Carol, sie werde so lange nickt nach Rumänien zurückkehren, bis der Metropolit Cheunadios, der Taufpate ihrer Kinder war, wieder in sein Amt eingesetzt sei.

* Tanger, 23. Dezbr. Reuter meldet: Drei spanische Frauen wurden unter dem Verdachte der Mitwissenschast an der Ermordung Häßners verhaftet. Es geht das Gerücht, dieselben gaben die Namen der Mörder an, welche, wie man glaubt, Spanier seien.

* Im Sta mbuloffprozeß setzt sich der Gerichts­hof aus 3 Richtern und 3 Geschworenen zusammen. Die drei Angeklagten erklärten sich für unschuldig. Tufekt- schief sagt aus, er sei an der Ermordung nicht be­teiligt gewesen, er würde aber Stambuloff ermordet haben, wenn er ihm begegnet wäre, da Stambuloff ein Tyrann gewesen sei, der seinen (Tufektschieff's) Bruder zu Grunde gerichtet habe. Petkoffs bekundet, Stambuloff habe Halju und Tufektschieff als seine Mörder bezeichnet. Grekoff erklärte, Stambuloff sei stets in Sorge gewesen, daß sein Haus mit Dynamit in die Luft gesprengt werde. Alach legt einen Brief Stambuloffs vor, welcher erst nach seinem Tode geöffnet wurde und in welchem der Ermordete die damaligen Minister beschuldigt, mit Tufektschieff einen Anschlag gegen sein Leben verabredet zu haben.

AeiamworUlHer ritedakieur: ÄZ. Mieter Alte, Nein.

> eine ansehnliche Portion reserviert, unter einem Tannen- ! bäum wurde er ausgetrunken. Noch lange aber ward von diesemWeihnachtsvergnügen" erzählt.

Der Traum.

Ich lag und schlief, da träumte mir Ein wunderschöner Traum:

Es stand auf unserm Tisch vor mir Ein hoher Weihnachtsbaum.

Und bunte Lichter ohne Zahl,

Die brannten ringsumher,

Die Zweige waren allzumal Von gold'nen Aepfeln schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran:

Das war mal eine Pracht!

Da gab's, was ich nur wünschen kaqn Und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah Und ganz verwundert stand,

Nach einem Apfel griff ich da,

Und Alles, Alles schwand.

Da wacht' ich auf aus meinem Traum Und dunkel war's um mich!

Du lieber schöner Weihnachtsbaum,

Sag' an, wo find' ich Dich?

Da war es just, als rief er mir:

»Du darfst nur artig sein,

Dann steh ich wiederum vor Dir

Jetzt aber schlaf' nur ein!

Und wenn Du folgst und artig bist.

Dann ist erfüllt Dein Traum,

Dann bringet Dir der heil'ge Ehrist,

Den schönsten Weihnachtsbaum.'