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Donnerstag, 9. Juki.

Bekanntmachungen Mer Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS Wensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 ^ die Ispalt.Zeile

1896.

Für Schmiede, welche eine Prüfung im Hufbeschlag erstehen wollen, finden an den Lehrwerkstätten des Landes drei­monatliche Unterrichiskurse im Hufbeschlag statt, welche am Mon­tag den 7. September d. I. ihren Anfang nehmen. Näheres ist aus der dieSbezügl. Bekanntmachung imStaats-Anz." Nr. 154 (Beilage) ersichtlich.

Landesnachrichten.

* Höfen a. d. Enz, 6. Juli. Unterlehrer W. hier, ein allgemein beliebter junger Mann, hat in der vor­letzten Nacht Hand an sich gelegt. Der Verstorbene klagte seit einiger Zeit über Unwohlsein und Schlaf­losigkeit, die Folgen eines heftigen Herzleidens, und zeigte in den letzten Tagen Spuren von geistiger Um­nachtung. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag kam er verstört in eine benachbarte Wirtschaft, um einen vermeintlich Gestochenen zu verbinden, obwohl dort alles ruhig war. Die Anwesenden beruhigten ihn und ließen den Unglücklichen allein sein Zimmer aufsuchen. Eine Stunde später war das Schreckliche geschehen.

* Vom 20.22. September hält in Stuttgart der Verband der deutschen Gewerbe-Vereine feine 5. ordentliche Hauptversammlung; gleichzeitig mit der­selben findet die Wanderversammlung des Verbands der württembergischen Gewerbe-Vereine statt.

* Von der Lotterie der Stuttgarter internationalen Gemäldeausstellung sind 17 zum Teil wertvolle Ge­mälde von den Gewinnern noch nicht erhoben worden. Mit Ende August verfallen die bis dahin nicht ab­geholten Gewinne dem Konnte.

* Die Zahl der Anmeldungen zum deutschen Sänger­bundesfest beläuft sich jetzt auf 14 300. Der Apell an die Bürgerschaft Stuttgarts hat den Erfolg ge­habt, daß noch etwa 1000 Quartiere mehr als ver­langt werden, darunter auch viele Freiquartiere, zur Verfügung stehen.

* (Ein Reuiger.) Nach demKirchl. Anz." hat Th. v. Wächter seine bisherige (sozialistisch-agita­torische) Thätigkeit ausgegeben und kehrt zurück zum Pfarramt. Er habe bereits eine Vikarstelle in der Schweiz angenommen.

* Cannstatt, 6. Juli. In der letzten Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde beschlossen, dieses Jahr das Volksfest ausfallen zu lassen.

* Vom Roththal,?. Juli. In einer der letzten Nächte verendeten in einem Gehöfte m Oberroth einem Viehbesitzer 5 Stück Vieh, denen statt Viehsalz Chili­salpeter gefüttert wurde. Darunter befindet sich eine Kuh, die bei der vorgestern abgehaltenen Bezirksrind­viehschau mit einem 4. Preis (80 Mk.) prämiiert wurde. Glücklicherweise hat der Eigentümer, der einen Schaden von ca. 1500 Mk. erlitten hat, sein Vieh beim Ober- rother Viehversicherungsverein versichert und dürfte von letzterem einen Teil seines Schadens ersetzt be­kommen.

* (Verschiedenes.) In Tuttlingen fiel das in der Nähe der Donau spielende 3jährige Töchter- chen des Schuhmachers Hauser ins Wasser. Das Un­glück war bemerkt worden und auf die Hilferufe eilte Zimmermeister Häberle herbei und rettete das Kind. In Westerflach zündeten einige Burschen einen vollen Heuwagen während der Fahrt ,an. Der Brand wurde erst bemerkt, als die Hälfte des Heues ver­dorben und der Wagen selbst stark beschädigt war. In H of bei Großbottwar beschäftigte sich Müller Claar. der erst kürzlich Hochzeit gemacht hatte, mit Rebpsahlsägen auf einer Zirkularsäge. In einem der­selben war ein starker Ast, der zurückgestoßen wurde und Claar derart auf den Unterleib traf, daß derselbe das Bewußtsein verlor und hoffnungslos darnieder­liegt. In Ramsenstruth wurde das 5jährige Mädchen des Schuhmachers Nagler von 2 Heuwagen überfahren und sofort getötet. Wahrscheinlich ist das Kind auf eine Deichsel gesessen und dann herunter­gefallen Den Fuhrmann trifft keine Schuld. In Altheim, OA. Biberach, wurde während des Gottes­dienstes bet Gemeindepsteger Frank eingebrochen und

1060 Mk. gestohlen. 1000 Mk. sind Privateigentum des Frank; 60 Mk. gehören der Gemeinde. Als Thäter vermutet man einen Handwerksburschen, der sich dort Herumgetrieben hat. In Wiesensteig ereignete sich eine grauenhafte That. Ein 20jähriger Dienstknecht, welcher mit Holzspalten beschäftigt war, rief das 2jährige Söhnchen seines Dienstherrn zu sich heran und hieb mit dem Beil aus einen Schlag dem ahnungslosen Kind die rechte Hand ab. Die Eltern sind um so mehr zu bedauern, als der Knecht nicht die geringste Ursache zu dieser That hatte. Der Schurke ist dem K. Amtsgericht Geislingen eingeliefert worden.

In Obern heim ließ eine Zigeunerin im Hause des Schneiders H., während sie dort bettelte, zwei in der Tischschublade liegendeGoldvögel" mitfliegen.

In der nach Aichhalden (Schramberg) gehörigen Parzelle Wühler zündete ein noch schulpflichtiger Dienst­bube aus Heimweh den Heustock seines Dienstherrn an. Glücklicherweise brannte das Futter, weilnichtganztrocken eingebracht, langsam und so konnte das Feuer bald wieder gelöscht werden. In Ludwigsburg hat sich Sergeant Eßlinger der 9. Compagnie des Jnf.-Regts. Nr. 121 in der Kaserne erschossen. Was den sehr wackeren Mann in den Tod getrieben hat, ist noch nicht aufgeklärt. Der 20 Jahre alte Tag­löhner W. Winter von Wüstenhausen wurde im Stein­bruch des Werkmeisters Keppler in Heilbronn durch eineu umstürzenden Stein, an dem er sich trotz vorangegangener Warnung zu schaffen machte, getötet.

In Urach ist der Straßenwärter Muckenfuß, wel­cher beauftragt war, eine an Milzbrand verendete Kuh zu verscharren, wobei er sich verletzte, an den Folgen von Milzbrandvergiftung gestorben. In Reut­lingen ist Fuchshalter Winter, der von einem Insekt in den Hals gestochen wurde, an Blutvergiftung ge­storben. In Ludwigsburg wurde ein Dienst­knecht von einem Pferd derart auf den Unterleib ge­schlagen, daß er bewußtlos vom Platze getragen werden mußte. Er wurde in das Bezirksspital verbracht, wo er bald daraus starb. Eine Metzelsuppe mit Hinder­nissen ist vorige Woche inBöckingen vorgekommen. Ein bekannter Bäckermeister und Wirt hatte eine Metzel­suppe in Aussicht gestellt; als man aber nach dem ca. 160 Pfund schweren Schlachtopfer sehen wollte, war es spurlos verschwunden. Durch die Ortsschelle wurde sowohl in Bückingen, wie in den benachbarten Ortschaften bekannt gemacht, daß sich ein Borstenvieh verlaufen habe, doch ohne Erfolg. Vor einigen Tagen wurde es nun im Güllenloch des Eigentümers ver­endet ausgesunden. Statt einer fröhlichen Metzelsnppe gab es jetzt eine Beerdigung ohne Sang und Klang.

* Konstanz, 6. Juli. Am heutigen Todestag des Johannes Huß (6. Juli 1415 verbrannt) wurde der Husensteiu, wie alljährlich, geschmückt. Böhmische Deputationen waren erschienen aus Gottlieben, Täger- weilen, Berlin und Zürich. Kränze wurden nieder­gelegt von dem akademischen Verein und dem Turn­verein Sokol in Prag.

* Darmstadt, 4. Juli. (Abtretung der Gemeinde Kürnbach.) Der Köln. Ztg. wird von hier geschrieben: Dem Vernehmen nach wurde zwischen den Regierungen von Baden und Hessen ein Staatsvertrag vereinbart, wonach das Kondominat über die Gemeinde Kürnbach aufgehoben werden und das alleinige Besitzrecht an Baden übergehen soll, wofür Hessen als Entschädigung einen Wald erhalten würde. Der jetzt noch hessische Anteil soll seinerzeit von Württemberg an Philipp den Großmütigen verpfändet worden sein, nachdem dieser dem Herzog Ulrich Hilfe geleistet hatte. Durch den Vertrag wird ein Rechtszustand beseitigt werden, für den in Deutschland heutzutage wohl kaum noch ein Seitenstück gefunden werden kann. Die Häuser in Kürnbach sind nämlich nicht etwa durch eine bestimmte Grenze in hessische oder badische geschieden, sondern sie liegen bunt durcheinander, da nicht die Lage des Platzes, sondern die Zahl und die Reihenfolge der

Bauten für die Zugehörigkeit entschied. Die Uniform des Gemeindedieners ist zurzeit halb hessisch und halb badisch, und derlei Kuriosa giebt es in diesem sonder­baren Gemeinwesen noch eine ganze Anzahl. Bezüg­lich der Steuern waren die hessischen Gemeinde-Insassen bisher recht gut daran, da sie nur eine geringe Aversionalsumme, etwa 180 Mk., an den hessischen Staat ablieferten und im übrigen von Staatssteuern befreit waren. Dagegen mußten sie viele Zeit und Geld opfern, wenn sie sich in der geringfügigsten An­gelegenheit an eine hessische Behörde wenden wollten.

* Leipzig, 6. Juli. Vor dem Disziplinarhof begann heute die Verhandlung zweiter Instanz gegen den Assessor Wehlan, der seiner Zeit von der Pots­damer Disziplinarkammer wegen der bekannten Ver­gehungen, die er sich in der westafrikanischen Kolonie Kamerun hatte zuschulden kommen lassen, zu einer Geldstrafe von 500 Mk. unter Versetzung in ein Amt gleichen Ranges verurteilt worden war. Gegen dieses von der gesamten öffentlichen Meinung Deutschlands gemißbilligte Urteil hat das Auswärtige Amt Berufung eingelegt. Die Verhandlung vor dem Disziplinarhofe leitet der Präsident des Reichsgerichts Dr. v. Oel- schläger, die Staatsanwaltschaft vertritt Regierungs- assessor Dr. v. Buri vom Auswärtigen Amt, die Ver­teidigung führt Rechtsanwalt Boyens-Leipzig. Prinz Albert von Sachsen wohnt den Verhandlungen bei. Wehlan bestreitet, seine Amtsbefugnis überschritten zu haben. Nach Schluß der Beweisaufnahme stellte der Vertreter der Staatsanwaltschaft den Antrag aus Dienst­entlassung. Der kaiserliche Disziplinarhof erkannte auf Verwerfung beider Revisionen, nämlich der des Auswärtigen Amts und der des Angeklagten, und bestätigte das Urteil des ersten Richters auf 500 Mk. Geldstrafe und Versetzung in ein anderes Amt mit gleichem Range. Die Kosten des Verfahrens wurden zur Hälfte der Reichskasse, zur Hälfte dem Angeklagten auferlegt. Die Tötung der Gefangenen wurde nicht als Vergehen angesehen, dagegen der Fall Bell um so schwerer genommen.

* Berlin, 5. Juli. Der Prozeß gegen Hermann Friedmann, den Vetter des kürzlich freigesprochenen Rechtsanwalts Dr. Fritz Friedmann, ist nach tagelanger Verhandlung am Samstag zu Ende geführt worden. Die Geschworenen verneinten die Schuldfrage bezüglich des Münzverbrechens, bejahten sie dagegen in sechs Fällen des Betrugs, der Unterschlagung und der schweren Urkundenfälschung. Unter Versagung aller mildernden Umstände lautete das Urteil auf sechs Jahre Zuchthaus und siebenjährigen Ehrenverlust! Der Staatsanwalt hatte zehn Jahre Zuchthaus beantragt. Der Spruch ist hart, aber gerecht und wird in diesem Sinne all­gemein beurteilt. Ein gemeingefährlicher, gewissenloser, geriebener Spekulant, der sich trotz des Mangels elemen­tarer Schulkenntnisse bis zur Stellung eines Bank­direktors hinaufzuschwindeln wußte, als solcher binnen wenigen Jahren zehn Millionen fremdes Geld ver­wirtschaftete und grenzenloses Unheil stiftete, hat nicht den leisesten Anspruch auf menschliches Mitleid.

* Berlin, 7. Juli. Einer Danziger Privat­meldung zufolge wurde bei der seit Freitag erkrankten Witwe Drexler asiatische Cholera amtlich festgestellt. (Diese Nachricht ist mit großer Vorsicht aufzunehmen.)

* Berlin, 7. Juli. Für Transvaal hat die- wesche Fabrik 60,000 Gewehre und andere Waffen zu liefern; 10,000 Gewehre sind bereits geliefert.

* Dem Reichstage werden im Herbste Eisenbahn­vorlagen, eine für Ostafrika und zwei für Südafrika zugehen, an denen das Reich sich durch Zinsgarautien beteiligen soll.

* DerReichsanzeiger" veröffentlicht die Namen der Ehrenritter des Johanniter-Ordens, denen der Herrenmeister Prinz Albrecht von Preußen am 26. Juni in der Johanniter - Ordeuskirche in Sou neu bürg Ritterschlag und Investitur erteilt hat. Es befindet sich unter denselben Landgerichtsdirektor Freiherr v. Gültlingen.