* Berlin, 13. Juli. Zum Attentatsversuch gegen den Polizeioberst Krause wird dem „Lokalanz." gemeldet, daß die Kriminalpolizei seit gestern ans nene Spuren gekommen sei, welche einen Erfolg erhoffen laffen.
* Die Pariser Ausgabe des New-Aork Herald bringt aus Berlin die unglaubwürdige Nachricht, daß Fürst Hohenlohe auf dem Punkte stehe, vom Kaiser seine Entlassung vom Reichskanzlerposten zu verlangen. Die Gesundheit des Kanzlers sei mehr als erschüttert und besonders dringe seine Familie darauf, daß er seinen Rücktritt nachsuche.
* Rendsbürg, 13. Juli. Gestern nachmittag stieß im Kaiser Wilhelmskanal der französische Dampfer „Emilie" mit einem Segelschiff zusammen. Das Segelschiff sank sofort. Der Dampfer konnte seine Fahrt nach Kiel fortsetzen. Die Schifffahrt im Kanal ist nicht wesentlich beeinträchtigt.
* Bremen, 12. Juli. Nach einer aus Gibraltar eingegangenen Depesche ist der an der marrokanischen Küste auf den Grund geratene Dampfer „Drachenfels" wieder flott gemacht und in den dortigen Hafen gebracht worden, nachdem ungefähr 300 Tonnen seiner Ladung gelöscht waren.
* Zum Besuch der Metzer Schlachtfelder im nächsten Monat werden allein an Angehörigen von Kricgervereinen mehr als 20 000 Personen erwartet. Auf den Schlachtfeldern ist man zur Zeit damit beschäftigt, die Denkmäler auszudessern und die Grabhügel und Kirchhofsanlagen zu erneuern. Der Aussichtsturm ist dis zur oberen Plattform vollendet. Für die in der Schlucht von Gravelotte abzuhaltende Gedenkfeier sind große Vorbereitungen im Gang.
Ausländisches«
* Wien, 11. Juli. Bei der Fortsetzung der Beratung des Untsrrichtsbudgets brachten zum Titel Vorschulen mehrere jungtschechtsche Redner Klagen vor, daß durch den Deutschen Schulverein viele slavische Kinder entnationalisiert würden.
* Lemberg, 12. Juli. Der Polizeiagent Bodek in Przemysl wurde vom Gericht der Spionage zu Gunsten Rußlands durch Ausfolgung eines Manlicher- gewehrs für schuldig befunden und zu 4 Jahren schweren Kerkers verurteilt.
"Rom, 12. Juli. In der Kammer wurde der Antrag Vischi den 20. September (Tag der Besetzung Roms im Jahre 1870) als bürgerlichen Festtag zu begehen, in geheimer Abstimmung mit 204 gegen 62 Stimmen angenommen.
* Paris, 13. Juli. Die Kammer genehmigte einstimmig den Gesetzentwurf b:tr. die Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die 1870 gefallenen Soldaten.
* Paris. Großes Aufsehen erregt hier ein unglücklicher Fall von Sernm-Behandluna. Einem hatskranken Kinde wurde vom Hausarzt Diphtherie- Serrtm eingespritzt, bevor das Vorhandensein von Diphtherie bakteriologisch ieflgestellt war. Die Untersuchung ergab auch, daß keine Diphtherie vorlag. Das Kind starb. Der offizielle Bericht des Sanitäts- amtes konstatiert, daß der Tod auf Ssrurn zurück- zsführen ist. Pasteurs bekannter Schüler Professor Roux sagt, daß die Serumgegner aus einem solchen
genau verstehen, denn als Curt schließlich rief: „So, jetzt ist's wieder gut! Nun auch vorwärts, marsch nach Haus!" sprangen die Tiere wie elektrisiert in die Höhe und an dem Hilfsjäger hinauf. Dann stürmten sie mit Hellem Gebell bald vor, bald hinter diesem her. Minuten überkugelten sie sich gleichsam um die Wette. Immer aber blieben die klugen Geschöpfe in des Herrn Nähe.
So langte Curt im Fmsthause an. Dort empfing man den Heimkehrenden mit ernster Freundlichkeit, ohne doch viel über den Verlust zu reden, den er inzwischen erlitten. Die einfachen Menschen achteten den Schmerz zu heilig, als daß sie es vermocht hätten, mit nichtssagenden Redensarten ihr Beileid auszudrücken. Und doch hatten auch schon die wenigen gutgemeinten Tlvsftsworte des Rinow'schen Ehepaars genügt, vm gerade das Gegenteil von dem zu er- reichen, was sie beabsichtigten: Der Gang durch den Wald — die drollige Affaire mit den Hunden hatten Eirrt merklich erheitert. Nun aber empfand er mit voller Herbheit wieder, was ihm genommen. Da aber streckte ihm auch Anna die kleine warme Rechte entgegen. Und als er jetzt da in das treue Auge des Mädchens sah, wich das brennende Weh in seiner Seele von neuem. W-Me ec doch, daß chm für das Herz des Vaters, Lessen Schlagen für immer ver- klungen war, ein anderes gegeben worden.
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Der Winter war vergangen, und mit Donnergetöse hatte d e Wechsel ihren Eispanzer gesprengt. Riesige Schollen trieben auf der gurgelnden gelben
vereinzelten Falle Kapital schlagen. Bisher sei das Serum in vterhunderttausend Fällen angeveudet worden; die Gegner stürzen sich aber nur auf diesen einen Todesfall.
* In Brüssel stellte sich auf einer Polizeistation ein Mann vor und sagte: Ich bin der deutsche Kaffer, ich will den Frieden um jeden Preis. Ich werde euch Befehl geben, damit das Fest, daS ich organisieren will, an Reichtum alles übertreffe waS bis jetzt dagewesen ist. Ich will, daß alle Nationen abrüsten, ihre Kanonen einschmelzen und sich mit Industrie und Landbau beschäftigen. Alle Bewohner der Erde sollen gleich gekleidet sein. Ich will — der Kommissär sagte darauf: Ich werde Sie in ihr Palais zurückbegletten lasten, Majestät brauchen etwas Ruhe, Sie haben zu viel gearbeitet." Man brachte ihn in das Jrrenspital. Dort fand er einen „Zar Nikolaus II." vor, den man vor zwei Tagen einspsrrte, als er gerade nach Paris reisen wollte, um den Präsidenten Faure- zu besuchen.
* London, 9. Juli. Daß man im 19. Jahrhundert selbst in Irland nicht mehr an Hexen glauben darf, ergiebt sich aus einem jetzt gefällten Urteil. Ein Ehemann, der seine Frau mit Hilfe beiderseitiger Verwandten verbrannt hat, weil er glaubte, eine Hexe sei in sie gefahren, ist zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die übrigen Helfershelfer kamen mit gelinderen Zuchthausstrafen davon.
* London, 12. Juli. Zwischen Peru und Bo- livia droht ein Krieg auszubrechen. Äolivta hat in einem Ultimatum an Peru von diese« Genugthuung für die Verletzung der bolivianischen Grenze während des letzten Bürgerkrieges in Peru verlangt und die Forderung hinzugefügt, daß die Regierung in Lima binnen 24 Stunden antworte und die Flagge Bolivta'S salutieren laste. Die peruanische Regierung hat darauf erwidert, daß sie nicht geneigt sei, die von Boli- via geforderte Genugthuung zu gewähren, indem sie erklärte, daß diese Forderung nicht hinreichend begründet sei.
* Warschau, 13. Juli. Die im Gouvernement Minsk gelegene Stadt Lachowicz ist vollständig niedergebrannt. Gegen 5000 Personen stad obdachlos, 5 Menschen sind verbrannt.
* Belgrad, 12. Juli. Der Meldung eines Privatberichterstatters zufolge befahl die serbisch: R: gierung den Grenzbehörden, an der türkischen Grenze strengste Uebsrwachung zu übe», um den Uebertritt solcher bulgarischen Freiwilligen zu verhindern, die sich nach Makedonien begeben wollen.
* Dem Bureau Reuter ist eine Meldung aus Jokohama zugegangen, nach welcher 700 Chinesen d»e japanische Garnison in Hstncha auf Formosa a m 10. Juli angegriffen haben sollen. 200 Chinesen wären getötet und viele gefangen genommen worden. Die Japaner hätten 11 Mann verloren.
* Amtliche Berichte an die Regierung der Bereinigten Staaten in Washington melden das epidemische Auftreten des gelben Fiebers auf der Insel Cuba.
* In Ain Tedelks (Algier) wurde eine bedeutende PetroleumqMe entdeckt. Die Ingenieure behaupten, es sei die größte der Welt; in fünf Stunden wurden 5000 Liter gewonnen.
Flut. Tief aus Polen waren sie heruntergekommen, und ihre Oberflächen zeigten, daß sich Menschen aus ihnen geregt. Hier auf diesem gewaltigen Eisstücke, das wie ein steuerloses Schiff seinen Weg sucht, gewahrt das Auge zum Beispiel eine Feuerstelle, und ganze Kohlenhaufen liegen verstreut umher. Wahrscheinlich haben viele, viele Mellen von der Stelle entfernt, wo wir die Scholle erblickten, Fischer auf derselben gelagert. —
Aber auch auf dem festen Lande regte es sich. Eines Morgens war ja der Schnee verschwunden. Nur wenige Tage des Sonnenscheins noch, und die ersten weißen Glöckchen guckten aus der schwarzen Erde hervor, um — den Frühling einzuläuten.
Ueberall Leben — überall Schaffen!
Auch für Curt brach eine anstrengende Arbeitszeit heran. Galt es doch, auf der durch den Holzschlag entblößten Stelle eine neue Kultur anzulegen — dazu die vorjährigen aufzubeffern und ihre etwa eingrzangcn-n Bäumchen dnrch Pflänzlinge zu ersetzen. So hatte der ft- >-e Mann von morgens bis abends zu thun. Und so rastlos schaffte er, daß ihm gar nicht die Zell bUeb, sich auch der Trauer um den geliebten Vater hinzugcben.
In seinem Verhältnis zu der schönen Försterstochter hatte sich »zwischen noch nichts geändert. Wie fest Curt sich auch in seiner Liebe fühlte und wie innig er davon überzeugt war, daß Anna Rinow seine Empfindungen erwiderte, so war doch das bindende Wort immer noch nicht zwischen den beiden jungen Leuten gewechselt worden.
Handel «ad Verkehr.
* Rottenburg, 11. Juli. Wmn wir Rundschau tu unseren Hopfenanlagen halten, so finden wir, daß die Hopfenstöcke überall gesund dastehen und auch frei von Ungeziefer find. Frühhopfenstöcke entwickeln sich hie und da schon zur Doldmbildang und früh geschnittene Gärten zeigen bereits häufig An- flug. So viel steht jetzt schon fest, daß der henrige Ertrag die vorjährige keineswegs erreicht. Der strenge, lang anhaltende Winter mag auch für die Hopfenstöcke nicht ohne nachteilige Einwirkung geblieben sein. Eta erfrischender Regen käme den Hopfengärten jetzt sehr zu gut.
* Hofen, 10. Juli. Heute wurde der erste Wagen reifen Roggens eingeführt.
* Heilbronn. (Wollmarkt vom 2. Juli.) Die Zufuhren betrugen gegen voriges Jahr ca. 500 Ztr. mehr, meist Handelswolle. Der Verkauf ging am ersten Tag flau, am zweiten und dritten Tag dagegen wurde alles bis auf ca. 400 Ztr., welche in einer Hand sich befinden, zu etwas niedrigeren Preisen gegenüber den andere» süddeutschen Märkten verkauft. Die Preise bewegten sich für bessere Schäferwolle 112—116 Mk., mtttelfeine Bastardwolle 106 -111M., rauhe und gemischte Wolle 93—100 M., deutsche Wolle 82—92 Mk. per Ztr.
Haus- ««d Landwirtschaftliches.
* Dünget die Stachelbeeren! Zur guten Kultur der Stachelbeeren ist selbstverständlich auch eine gute Düngung nötig, die am besten in der Weise vor- genomme» wird, daß nach der Beerenernte die Sträu- cher mit Gülle gedüngt werden, im Herbste die Erde unter dem Strauche gelockert und mit Asche und Mist bezw. Kompost bestreut wird.
Vermischte-.
"(Eine gewissenhafte Mutter.) Aus Stuttgart wird der Fr. Zig. berichtet: Der Neckar- remser Mord übte bet der Verhandlung vor dem Stuttgarter Schwurgericht eine ganz außerordentliche Anziehungskraft insbesondere auf das schwächere Geschlecht. Nicht nur, daß Frauen jeden Alters und Standes Tag für Tag stundenlang in Hitze und Gedränge aushielten, eine junge Frau ließ sich sogar täglich ihren jüngsten Sprößling in den Justtzpalast bringen, um ihn während der Mittagspause zu stillen l
* 732000 Pferdekräfte. Der Fachschrift „Das zwanzigste Jahrhundert" zufolge hat der Elektriker Leonard Henkle einen erstaunlichen neuen Plan zur Ausnutzung der Wasserkraft der Ntagarafälle ausgearbeitet. Er will an den Fällen ein 20 Stockwerke hohes Gebäude errichten, in dessen unteren Teilen eine von den herabstürzenden Wassern getriebene Maschinerie mit 122 Paar Doppelrädern aufgestellt werden soll. Henkle glaubt dadurch eine Kraft gleich der von 732 000 Pferden erzielen zu können» was ausreichend sei, um die ganzen Vereinigten Staaten und Kanada mit Elektrizität zu versorgen.
* Aus einem Soldatenbrief. „Liebe Eltern! Schickt mir sofort meine Manschrttenknöpfe, die ich bei Euch zurücklisß; das Kilo-Paket könnt Ihr ja mit Schinken und Wurst ausfüllen. Euer Pspi."
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieke r, Altensteig.
Ost genug freilich hatte sich Curt vorgenommen abends, wenn er aus dem Revier kam, mit dem Mädchen zu sprechen. Aber fand er dann wirklich eine Minute des Alleinseins mit der Geliebten, so fehlte es ihm wieder an Mut, seine Werbung vor- zubringen. Freilich kannte er Annas Herz und wußte, daß er keinen Korb zu befürchten hatte. Trotzdem wollte es ihm im entscheidenden Augenblick immer wieder dünken, als würde es doch zu viel gefordert heißen» diesem schönen, liebenswürdigen, mit so großen Vorzügen gesegneten Kinde zuzumuten, Jahre lang auf ihn zu warten. Denn die müßten ja, wie schon früher gesagt, vergehen, ehe Curt, blieb er im königlichen Dienste, heiraten konnte. —
So verging der Frühling, und der Sommer kam, damit die Zeit, in der Rinow sich endlich hergestellt fühlte, daß er sich zum Wiederantritt seines Dienstes melden konnte. Der Hilfsjäger sah somit bereits dem Abschied von Karemba entgegen, ohne doch aus seinem Hangen und Bangen herausgekommen zu sein. .... (Fortsetzung folgt.)
L e s e f r ü ch t e.
Das Gewissen hat immer recht, denn es spricht nur wmn es recht hat.
Bist du besiegt, sage von deinem virborgenen Kampfe nichts.
Wenn Gottes Posaune ertönt, dann schweigen des Menschen Trompeten.