wirklich ein fröhliches seliges Weihnachtsfest im Kreise der lieben Angehörigen feiern zu können.

«Stuttgart, 18. Dez. Da unsere neulich- Meldung, daß wir für den kommenden Landtag eine Gesetzesvorlage betr. die Steuerreform zu erwarten haben, von allen Seiten bestätigt wird, so wird es Interesse haben, daS Wesen, der allgemeinen Ein­kommensteuer, die als Ergänzung unseres bestehenden Steuersystems die Basis der Reform bilden wird, näher zu charakterisieren auf Grund der in Preußen und anderen Bundesstaaten bereits bestehenden Ver­hältnisse. Für alle Einkommensquellen ist die Regel aufgestellt, daß nicht das Roh-, sondern Rein-Ein­kommen steuerpflichtig ist. Um dieses letztere zu er­mitteln, dürfen vom Roh-Einkommen folgende Aus­gaben tu Abzug gebracht werden: «,) die zur Erwer­bung, Sicherung und Erhaltung des Einkommens verwendeten Ausgaben; b) die von dem Steuerpflich­tigen zu zahlenden Schuldztnsen, o) die auf besonderen Rechtstiteln beruhenden dauernden Lasten; ä) die von dem Grundeigentum, dem Bergbau und dem Gewerbe­betrieb z« entrichtenden direkten Staatssteuern, sowie solche indirekte Abgaben, die zu den Geschäftsunkosten zu rechnen find; s) die von den Steuerpflichtigen gesetz- und vertragsmäßig zu entrichtenden Beiträge zu Kranken-, Unfall-, Alters-, Jnvaltdenverficherungs, Witwen-, Waisen- und Penfionskafsen; s) Versiche­rungsprämien, welche für Versicherung des Steuer­pflichtigen auf Todes- oder Lebensfall gezahlt wer­den, soweit dieselben 600 Mk. jährlich nicht übersteigen. Ferner dürfen vom Roheinkommen abgerechnet werden die Abschreibungen für Abnützung von Gebäuden und Maschinen rc. Als abzugsfähtge Ausgaben dagegen sind nicht anzusehen a) die Auf» Wendungen für Haushalt rc.; d) die Verwendungen, welche zur Verbesserung und Vermehrung des Ver­mögens, zu Kapitalanlagen, Kapitalabtragungen rc. gemacht werden.

* Stuttgart, 18. Dez. Als S. M. der Kö­nig mit I. K. H. der Prinzessin Paultne einen Spaziergang in der Neckarstraße machte, trat, wie dasN. T.« meldet, eine Korbverkäuferin von aus- wärts an die Herrschaften heran, ohne sie zu erken­nen, und pries denselben ihre Ware an. Prinzessin Pauline ließ sich mit der Frau tn ein Gespräch ein und hieß sie, ihnen zu folgen. Wie erstaunte die Ver­käuferin, als die Herrschaften in den K. Wilhelms­palast eintraten, woselbst der König der hochbeglückt« Frau sämtliche Körbe abkaufte, welche sie besaß.

* Cannstatt, 19. Dez. Die zehn hier prakü- zierenden Aerzt haben von Neujahr ab die Taxe für ärztliche Hilfeleistungen neu geordnet, bezw. erhöht. Danach wird der erstmalige Besuch mit 23 Mk., jeder folgende mit 1 Mk. 50 Pf. bis 2 Mk. berech­net, Nachtbesuche kosten 36 Mk.; eine erste gemein­schaftliche Beratung wird von jedem Arzte mit 10 M., jede folgende mit 5 Mk. berechnet.

* Tuttlingen, 19. Dez. Die Klagen über auffallend geringen Umsatz im Deiailgeschäft mehren sich von Woche zu Woche. In manchen Branchen, welchen der Konsumverein Konkurrenz macht, wird dieser als Ursache angegeben, der einen ganz bedeu­tenden Umsatz im eigenen Geschäft wie bei den im Vertragsverhältnts stehenden Geschäftsleuten aufzu­

er hergekommen und ein jeder Schritt mußte mit Blut und Menschenleben erkauft werden. Die Sol­daten hätten sich gern ergebe», allein alles Rufen ver­hallte in dem Lärm und das Winken mit den Taschen­tüchern vermochten die Tiroler vor Pulverdampf nicht zu sehen,

In dem allgemeinen Gedränge wurde Jakob, der bisher unversehrt geblieben, von dem Menschen- koäuel willenlos mit fortgerifsen. Eben kam er wie­der bet der Stelle an, wo sich der kleine Einschnitt in der einen Felsenwand befand und er sich mit einem kühnen Sprunge hätte retten können. Er wollte es nun versuchen. Mit aller Macht drängte er sich an den Rand des Felsens und gleich darauf schnellte er empor, und er war ihm geglückt, der mächtige Sprung. Aber im selben Augenblicke, als er weiter fliehen wollte, wurde er zurückgerissen und als er aufblickte, starrte er in das erdfahle Gesicht des Kommandeurs, der wutbebend rief:

Du sollst deinem Führerlohne nicht entgehen! Soldaten, sorgt dafür, baß der Verräter nicht ent­wischen kann!«

Mit Kolbenstößen wurde Jakob fortgestoßen und er sah sein Schicksal bereits erfüllt; er ersehnte es, von einer Kugel, einem Baumstamm oder Felsblock vernichtet zu werden, allein er blieb unversehrt.

Zweitausend Mann stark war die Heeresabtei­lung ausgezogen und bis auf die Hälfte zusammen­geschmolzen kehrte ste aus der Felsenschlucht zurück. Als sie dieselbe hinter sich hatte, blieb ihr nichts übrig, als sich zu ergeben. Während es geschah,

weisen hat. Wieder andere Geschäfte, namentlich solche, die ziemlich große ländliche Kundschaft besitzen, erblicken die Ursache des flauen Weihnachtsgeschäfts wohl nicht mit Unrecht in dem Mangel an barem Geld in ländlichen Kreisen, da manche landwirtschaft­liche Erzeugnisse nur zu unerhört billigen Preisen abgesetzt werden können, andere gar keinen Liebhaber finden, so namentlich nicht gut eingebrachte Gerste. Diese mißlichen Verhältnisse spürt jetzt zunächst mehr der Detailist, namentlich tn jetziger Zeit, in der er unter gewöhnlichen Verhältnissen ein flottes Geschäft machte und den Jahresumsatz noch um ein Gutes erhöhte. Bald werden sich aber diese unliebsamen Erscheinungen auf weiteren Gebieten des Erwerbs­lebens geltend machen.

* Ravensburg, 19. Dez. Im Jahr 1881 übergaben hiesige Einwohner der Stadtpflege den ansehnlichen Betrag von 22000 Mk. als Fonds zum Neubau eines Theaters unter der Bedingung, daß letzteres bis zum 13. Dezember 1896 durch die Stadt- gemeinde oder auch durch eine Akcien-Gesellschaft tn Angriff genommen sein müsse, widrigenfalls Kapital und Zinsen, die bis dahin zus. 36000 Mk. betragen, an die Stifter resp. ihre Erben zurückfallen. Die bürgerlichen Kollegien beauftragten heute eine größere Kommission mit Vorberatung der Frage.

«Vom Bodensee, 18. Dez. Eine bei Kon­stanz wohnende Familie hat in den letzten 7 Wochen 6 Kinder an der Diphtherie verloren.

* (Verschiedenes.) Dem Forstwächter Hof­mann in Flein sind aus Rache von bübischer Hand 14 Traubenstöcke in seinem Weinberg abgeschnitten worden. In Stuttgart fiel ein dreijähriges Kind zum Fenster hinaus und war sofort tot. Ebendaselbst ist ein 15jähriger Kaufmannslehrling mit 1500 Mk. verduftet. Unterhalb der Station Eislingen wurde auf dem Bahngeletss der Körper eines unbekannten jungen Mannes gefunden, dem der Kopf abgefahren war. Einige nette Frücht­chen wurden tn Heilbronn durch die Polizei auf­gegriffen. Ein 16 Jahre alter, aus der Lehre ent­laufener Malerlehrling hat in einem Spezereigeschäft Waren auf den Namen seines früheren Meisters, so namentlich 15 Pfd. Rosinen erschwindelt und ver­zehrte diese mit zwei gleichaltrigen, ebenfalls arbeits scheuen Kameraden» Die beiden letzteren stahlen von einem Botenwagen herunter einen Ueberzieher. Die saubere Geseüfchafr hatte sich in einem außerhalb der Stadt befindlichen Strohhaufen häuslich eingerichtet. Bet einer in Tübingen stattgefundenen Beer­digung ereignete sich ein peinlicher Zwischenfall. Als der Sarg versenkt werden sollte, blieb er in der Mitte des Grabes stecken und keilte sich derart fest, daß, wenn man ihn losbringen wollte, sich der Sarg­deckel löste. Durch diesen Zwischenfall wurde der bet der Leichenfeierlichkett anwesende Geistliche ver­hindert, seines Amtes ganz zu warten und die Trauer- Versammlung verließ den Kirchhof vor Beendigung des Begräbnisses. Ein in den 70er Jahren in der Baumwollspinnerei in Wangen beschäftigter Buch­halter ist nach seinem Austritt von dort Teerbändiger geworden. Wie nun aus Konstantinopel gemeldet wird, ist derselbe bet einer Produktion von einem Löwen zerrissen worden.

hing Jakob bereits mit verzerrten Zügen an dem Aste einer mächtigen Tanne.

Der sonst so schimpfliche Tod des Hängens, dem er einstmals schon so nahe gewesen, war nun für ihn zum Ehrentod geworden, hatte er ihn doch als Mär­tyrer fürs Vaterland erduldet.

Als man ihn dann unter demselben Baume, an dem er das Leben hatte lassen müssen, tn die Erde senkte, da knallten über seinem Grabe die Büchsen der Tiroler als letzter Ehrengruß. Und als man die Bitte Jakobs las, die mit auf dem Zettel stand, den er durch den Knaben den Tirolern zugesandt, und welche lautet:Verlaßt nicht meine alte Mut­ter und mein liebes Enkelkind!« da rief man bewegt: So lange es noch treue Tirolrrherzen gibt, sollen ste weder Not noch Mangel leiden!«

11 .

Während es überall gewaltiges Kämpfen und Ringen im Lande gab, war auch das Schloß der Schwestern Johanna und Auguste nicht verschont da­von geblieben. Wer würde tn dem frischen Tiroler Heldenmädchen in den kurzen Röcken und dem spitzen breitränderigen Hute wohl Auguste wiedererkannt haben, die zu Beginn des Frühjahrs als schwärme­rische Verehrerin Napoleons aus Parts gekommen! Beide Mädchen hatten dem Baterlande die größten Opfer gebracht und den Aufstand durch Geld und Waffen unterstützt.

Der Feind hatte schon bei der ersten Erhebung der Tiroler ihr Schloß belagert, war aber mit Hilfe der eigenen Leute und einer Abteilung Landsturm-

« München, 18. Dez. Wegen fahrlässiger Töt­ung wurse vom Lrnogsricht München I. der J.ren Pfleger Braun von der hiesigen Kreisircenanstrlt zu einem Monat.Gefängnis verurteilt. Derselbe hatte am 10. März d. I. den Pflegling Drechslermeister Erhard mit Salicylsp ritus einzaretben; der Spiri­tus fing Feuer und Erhard erlitt infolge der Brand­wunden am nächsten Tage einen qualvollen Tod. Braun hatte geraucht und ein Zündholz weggeworfen, wodurch der Spiritus am Leibe Erhards in Brand

«Berlin, 20. Dez. Laut stenographischem Bericht über die Reichstagssttzung vom Samstag haben bet der Abstimmung über den Antrag, betr. die Straf Verfolgung Liebknechts, 143 Abgeordnete ohne Ent­schuldigung gefehlt, krank waren 8, beurlaubt 10, entschuldigt 8 Abgeordnete.

* Berlin, 20. De;. DemBörsenkurier« zu­folge ist die Ernennung des russischen Botschafters Graf Schuwalow zum General-Gouverneur von Po­len an Stelle des Generals Gurko gestern in Peters­burg erfolgt. Graf Schuwalow, der sich noch in Petersburg aufhält, wird in nächster Woche nach Ber­lin kommen, um dem Kaiser sein Abberufungsschretben zu überreichen.

« Berlin, 20. Dez. Der sozialdemokratische Vorwärts veröffentlicht einen geheimen Erlaß der Oberpostdirektion Kiel, der den Vorstehern der kaiser­lichen Verkehrsämter zur Pflicht macht, unüber­legten, vorzeitigen Heiraten der nicht definitiv ange- stellten Unterbeamten entgegsnzutreten mit dem Er­öffnen, daß im Fall einer Eheschließung ihre Bei­behaltung im Postdienst in Frage gestellt würde.

«Berlin, 20. Dez. Der sozialdemokratische Vorwärts behauptet, daß die Berliner Ringbrauereien einen Verlust von 1,085,725 Mk. vom Mat bis Sep­tember durch den Boykott erlitten haben.

* Köln, 29. Dez. Die Kölnische Zeitung meldet aus Straßburg im Elsaß: Der frühere Reichstags- abgeordneie Doktor North ist gestorben.

* Wien, 19. Dez. Um das Verbot zu umgehen,

* Wien, 19. Dez. Um das Verbot zu umgehen, wurde den Abonnenten der Frankfurter Zeitung die­selbe unter Couvert zugestellt. Nun aber hat die Post die Adressaten auf das H ruptzollamt bestellt, wo dis Couverts amtlich in Gegenwart der Adressaten oder ihrer Bevollmächtigten geöffnet werden. Die darin befindlichen Nummern derFrankfurter Zeitung« werden nicht ausgefolgt.

* Budapest,20.Dez. InOravicza(Süd-Ungarn) herrschte heute Nacht größte Panik. Um 10 Uhr 35 Min. wurde ein minutenlanges heftiges Erdbeben ver­spürt. Viele Häuser stürzten ein, andere bekamen Risse, Dächer und Gesimse stürzten nieder. In den Wohnungen war alles durcheinander geworfen. Die Stöße wiederholten sich um 1 und 2 Uhr morgens. Der größte Teil der Bevölkerung kampierte des Nachts trotz der strengen Kälte im Freien.

« Paris, 18 Dez. Heute wurde Brifson mit 249 Stimmen zum Präsidenten der Kammer gewählt. Meltne erhielt 213.

« Die Anzahl der Medizin Studierenden wächst in Frankreich in einem beunruhigenden Matze.

männer siegreich zurückgeschlagen worden. Und nun bedrängten es die Franzosen aufs neue und bei der großen Anzahl derselben schien Aussicht vorhanden zu sein, es zu halten.

Wo Gefahr drohte, da war Auguste zu finden, mit feurigem Mut die Ihren aufrecht haltend, wäh­rend Johanna unermüdlich war, die Verwundeten zu pflegen. Schon war das Häuflein der Tiroler zu­sammengeschmolzen, daß ste nicht mehr im stände waren, die Mauern genügend zu besetzen, wodurch es dem Feinde denn auch endlich gelang, dieselben zu übersteigen und in den Schloßhof etnzudrtngen. Als alles schon verloren schien, stürmte Auguste mit den wenigen übrig gebliebenen Leuten den Franzosen entgegen, welche zu den wilden Scharen des Generals Ruska, dieses gemeinen Mordbrenners, gehörten. Ste wollten lieber sterben, als ihnen lebendig tn die Hände fallen, da ste wußten, welch' ein Schicksal ihrer in diesem Falle harrte. Aber auch Johanna hatte beschlossen, im letzten Augenblicke durch einen Sprung vom Thurm in den Abgrund sich vor der Gefangenschaft zu bewahren. Schon sank einer nach dem andern hin und her und nur der alte Kastellan stand noch unversehrt an Augustens Sette. Plötzlich erscholl vom Waldessaume her ein Singnalhorn. Kaum war es verhallt, so stürmte auch schon eine Abteilung österreichischer Soldaten heran und mit ihnen eine Schar tiroler Streiter. Eben zückte ein Franzose das Schwert über Auguste, welche er zu seinen Füßen niedergeriffen hatte, als er tätlich ge­troffen rückwärts zu Boden sank. (Forts, folgt.)