vier prächtigen Rappen «nd einer deutschen Fahne zum Parlament nach Frankfurt fuhr. Er war ein kerndeutscher Mann und echter Albbauer. Sein Neffe Oekonomierat Bantleon ist zugleich sein Nachfolger auf dem Hofgut, mit dem eine größere Brauerei verbunden ist, gewesen. Hagmaier hat die Kirchen­pflege und Gemeinde in Waldhausen mit vielen Ge­schenken bedacht.

* (Verschiedenes.) In Gos.setsweiler bei Ravenburg fiel ein 5 Jahre altes Kind, während die Hausbewohner beim Mtttagstisch saßen, in eine Güllengrube. Dasselbe wurde zwar noch lebend herausgezogen, starb aber am andern Tag. In Fre» denthal kam am Samstag abend ein Wein­berghüter in den Laden eines Kaufmanns um etwas zu holen; er hatte seine Pistole schußfertig auf dem Rücken hängen. Ein im Laden anwesender Bursche machte stch an der Waffe zu schaffen, wobei plötzlich der Schuß losging und drei Mädchen, sowie den Kaufmann an den Armen »nd im Gesicht verletzte. Am schwersten wurde die 16jährige Tochter des Kauf­manns getroffen, welche den größten Teil der Lad­ung (Hammerschlag und Eisenstückchen) ins Kinn und Arm erhielt. Zur Vorsicht beim Mahlen von Obst auf Obstmühlen mahnt nachfolgender Unglücks­fall. Der Bauer W. hier wollte, nachdem die Mühle bis auf einen kleinen Vorrat geleert war, mit der Hand nachhelfen, kam aber den Zähnen der im vollen Gang befindlichen Maschine zu nahe. Es wurden dem Mann zwei Finger der rechten Hand durch die­selbe abgerissen. Die Garnisonsbauverwaltung bringt die Erbauung eines Gebäudes für Verhei­ratete und eines Wachtgebäudes für das Baracken­kasernement zur Ausführung und hat die Verdingung der Bauarbeiten im Gesamtbetrag? von 70,000 Mk. zur öffentlichen Bewerbung ausgeschrieben.

* Kaden, 11. Okt. Die Dummen werden nicht alle I^Etnen neuen Beweis für dies alte Wort bildet das nachstehende wahre Geschichtchen, welches stch im Jahr des Heils 1894 in dem nahen Gaisbach er­eignet hat. Dort giebt es ein Haus, das im Ge­rüche steht, daß es darin spucke, und die Bewohner desselben find so abergläubisch, daß sie fest »nd steif an den Spuck glauben. Eine Zigeunerbande bekommt davon Wind und hat nichts eiligeres zu thun, als die Sache auszubeuten. Man redet den Bauersleuten ein, daß in dem Hause ein Schatz 160 000 Mk. verborgen sei und daß sie ihr Lebtag keine Ruhe mehr bekämen, wenn der Schatz nicht gehoben werde. Dazu wollten die Zigeuner behilflich sein, man solle ihnen nur das hierzu notwendige Geld geben. Die Bauersleute gingen auf den Leim »nd brockten so nach und nach 1879 Mark ein, außerdem gaben sie lautKrlsr. Ztg.* den Zigeunern noch Kleider und Eßwaren im Betrage von über 200 Mark. Ein Gendarm hörte auf dem Patrouillengang in Gais­bach von der Sache «nd ihm erzählten die noch immer Vertrauensseligen, daß sie in den nächsten Tagen wieder in Oos am Bahnhof 200 Mk. auszahlen müßten. Der Gendarm versicherte stch über Tag und Stunde «nd begab stch in Zivil nach Oos, wo es ihm auch gelang, einen der Zigeuner abzufaffen. In­zwischen ist es auch gelungen, die übrigen Mitglieder

der Bande bis auf einen zn verhaften. Die Gauner werden zwar ihrer Strafe nicht entgehen, das sauer ersparte Geld der Bauersleute aber ist verloren.

* Aus der Pfalz, 12. Okt. Der Mzische Humor hat dem diesjährigenNeuen* den Namen Wai - Hei - Wai* beigelegt. So berichtet der Pfalz. Kur.*

* Berlin, 12. Okt. Ein großartiges militärisches Galadiner wird anläßlich der Fahnenweihe im Neuen Palais stattstnden. Es ist auf 300 Gedecke berechnet. Die deutschen Bundesfürsten, welche sämtlich zur Feier eingeladen stad, werden auch an dem Diner teilnehmen. Auch König Alexander von Serbien wird zugegen sein.

* Berlin, 11. Okt. Zur Affaire der verhafteten Oberfeuerwerkerschüler hatte ein hiesiges Blatt kurz hintereinander zweimal die falsche Meldung gebracht, daß alle Verhafteten bis auf zwei bereits wieder ent­lassen seien. Heute wird aus Magdeburg gemeldet, daß vorgestern einige Schüler tatsächlich zu ihren Regimentern zurückgeschickt worden find. Auch heute vormittag find hier einige aus der Magdeburger Cidatelle entlassene Unteroffiziere angekommen. Danach scheint stch zu bestätigen, daß die Untersuchung den Verlauf nimmt, den man erwartet hatte. Es stellt stch die Unschuld zahlreicher Unteroffiziere heraus. Die Haftentlassungen dürften in den nächsten Tagen fortdauern. Bestätigt wird endlich, daß sämtliche Schüler, auch diejenigen, welche ihr Examen bereits gut bestanden haben, zu ihren Truppenteilen zurück­geschickt werden.

* Berlin, 13. Okt. Professor Virchow erklärte, der Wert des Heilserums bestehe vorläufig in seiner stark schützenden Wirkung, welche Wochen auch Monate lang anhalten könne. Ob ein dauernder Schutz oder Heilung möglich sei, müsse abgewartet werden.

* Berlin, 13. Okt. Der Bierboykott dauert fort, die heutigen Einigungsversuche stad gescheitert. Die Brauereidirektoren forderten, daß von den am 16. Mat entlassenen Brauereiarbeitern 33 nicht wieder angestellt werden sollen. Das Boykottkomite erklärt diese Forderung für unannehmbar.

* Berlin, 13. Okt. In Avignon wurde eine große anarchistische Druckerei entdeckt, welche ganz Südfrankretch mit Flugblätter versorgte. Fünf Ver­haftungen fanden .statt, zahlreiche weitere stehen bevor.

* Berlin, 12. Okt. DemTageblatt* wird aus Petersburg gemeldet, daß am 5. Ott. in der Mongolei ein Aufstand allsgebrochen ist. Chinesische Truppen wurden zur Unterdrückung des Aufstandes abgeschickt. Das Ziel der Aufständischen soll dahin gehen, die Mongolei, nachdem die verhaßten Chinesen vertrieben, Rußland zur Inkorporation anzubieten.

* (Auch ein Gratulant.) Bei einem Kaufmanne in Berlin, der am Donnerstag seinen Geburtstag feierte, fand sich auch ein amtierender Gerichtsvollzieher ein, um dort eine Pfändung vorzunehmen. Er trat auf das Geburtstagskind zu, wünschte ihm Glück und bat, ihm doch die Geburtstagsgeschenke zu zeigen. Der Hausherr, der das Entgegenkommen des unge­betenen Gastes wohl zu würdigen wußte, führte ihn ins Nebenzimmer und händigte ihm dort den schuldigen Betrag ein.

* Der gegenwärtig tagende Kolonialrat hatte zur

Prüfung der Frage, in welcher Weise bei gesetzlicher Regelung des Auswanderunzswesens auf die Besie­delung unserer Schutzgebiete Rücksicht zu nehmen sei, einen Ausschuß gewählt. In diesem Ausschuß er­stattete Herr Dr. Scharlach Bericht. Seinem An­träge entsprechend nahm der Ausschuß den Standpunkt ein, daß die Uebersiedelung deutscher Rekchsangehöriger nach den Schutzgebieten anders zu behandeln sei als die Auswanderung nach fremden Ländern. Jene Uebersiedelung will ver Ausschuß in weitestem Um­fange zügelassen »nd nur den unumgänglich notwen­digen polizeilichen «nd sonstigen Beschränkungen unter­worfen sehen.

* Bromberg, 12. Oktbr. Das Schwurgericht verurteilte die Frau Kuniszevaska aus Lerbischin, die ihren Stiefsohn lebendig begraben hatte, zu 10 Jahren Zuchthaus.

* Kiel, 10. Okt. Ein Verhafteter schleuderte tn vergangener Nacht den Schutzmann Lan über die große Brücke am kleinen Kiel ins Wasser, so daß Lan ertrank.

* Altona. Der Justizrat S. hatte die Sache eines Klienten zu führen, verlor jedoch den Prozeß. Als er nun seinem Klienten den unglücklichen Ausgang auseinaadersetzen wollte, geriet dieser in Helle Wut und schleuderte seinem Verteidiger nicht nur grobe Beleidigungen entgegen, sondern begann, ihn kurzer Hand mit dem Handftock zu bearbeiten. Zeugen deS Vorfalles kamen dem Ueberfallenen zu Hilfe und über­wanden den Wütenden, der sofort in Haft genommen wurde. Der Verteidiger stellte sogleich Strafantrag.

* Zu dem Kapitel:Billig und schlecht* wird aus Görlitz ein recht lehrreiches Beispiel ge­liefert: Ein Handwerker kaufte für 7 Mk. ein Paar Stiefel. Da diese nach mehrtägigem Gebrauche aus- einandergingen, brachte er sie zum Schuhmacher, der der Wissenschaft wegen diese Stiefel der versammelten Innung vorlegte. Diese stellte fest, daß dieseneuen Stiefel* einen neuen Boden gebrauchten, da die Kap­pen und die Brandsohlen von Pappe waren, die Ab­sätze aus Kunstleder und die Schäfte aus dreimal zerspaltenem Rindleder bestanden. Die Sohlen waren nur so stark wie eine Brandsohle, und ein unterlegter Rand ließ dieselben dick erscheinen. Die Sohlen waren weder aufgenähr noch aufgenagelt, sondern aufge­klebt. Dieses Blendwerkbilliger* Ware war absolut weder zu gebrauchen noch zu reparieren.

* Von der Ruhr, 10. Okt. Grabschändung. Das Grab der gestern beerdigten 20 Jahre alten Tochter des Photographen v. Rojewsky ist während der letzten Nacht von verbrecherischer Hand geöffnet worden und die Leiche des Schmackes beraubt worden. Leider ist bis zur Stunde noch nicht gelungen, die Thäter ausfindig zu machen, obwohl die Polizei eifrige Nachforschungen anstellt. Da ist's doch weit gekommen!

Ausländisches.

* Der österreichische Justtzmtntster Graf Schönborn wird dem österreichischen Reichsrat noch in dieser Session, wahrscheinlich schon zu Beginn derselben, einen Gesetzentwurf über die Einführung von Friedens­richtern vorlegen. Die Friedensrichter sollen die Auf­gabe haben, in allen kleineren Rechtsstreiten als Grenze dürfte der Betrag von 20 Kronen gesetzt sei«

Kerzenswandl'ungen.

Roman von I. v. Böttcher.

(Fortsetzung.)

Nur von Mathilde begleitet, reiste Frau Dela­ware nach Ncw-Aork, wo sie fich auf dem ersten, nach Europa abgehenden Dampfer einzuschiffen dachte. In einem ruhigen Hotel, in der Nähe jener hübschen Parks, welche eine so schöne Zierde der großen Städte bilden, stieg sie ab. Sie zog sogleich Erkundigungen über die Abfahrt der Dampfer ein und erfuhr zu ihrer großen Befriedigung, daß einer am nächsten Freitag abgehen werde, «nd heute war es Mittwoch.

So weit war alles gut. Aber wie sollte ste die langen Stunden bis zum Freitag hinbringen.

Ich werde zunächst einen Spaziergang im Park machen,* sagte sie,die Lust ist schön und wird mir wohl thun.*

Sie überschritt eben die Straße, als ein Wagen schnell um die Ecke einbog. Jda stieß einen leichten Schrei aus, aber ein Herr, welcher von der ihr ent­gegengesetzten Seite kam, griff den Pferden in die Zügel und verhütete so einen Unglücksfall.

Sich dann zu Frau Delamare wendend, zog er den Hut vor der verschleierten Dame.

Aengstigen Sie stch nicht," sagte er.Die Ge­fahr ist vorüber »nd*

Aber Jda hatte den Schleier zurückgeschlagen und trat rasch auf ihn zu.

.Herr Dudley?"

Ist es möglich Frau Delamare?* rief er. Hier in der Stadt «nd um diese Jahreszeit?" Jdas Entschluß war schnell gefaßt.

Herr Dudley,* sagte ste,es freut mich. Ihnen begegnet zu sein, denn ich glaube. Sie werden mir Auskunft über einen meiner früheren Gäste Herrn Dorillon geben können.*

Dorillon! Natürlich kann ich das. Erlau­ben Sie, daß ich Ihnen meinen Ar« gebe, um die Straße zu überschreiten, wenn es nicht Ihr beson­derer Wunsch ist, überfahren zu werden,* sagte er lächelnd «nd fuhr dann fort:Dorillon dinierte erst vorgestern mit mir.*

Jdas Herz zuckte freudig auf und Purpurglut überzog ihre Wangen.

Können Sie mir seine Adresse geben?" fragte ste, fich vergeblich bemühend, gelassen zu sprechen. Er verließ Beechcliff ganz plötzlich während meiner Abwesenheit und ich fürchte, daß ich ihn unwissentlich beleidigt habe.*

Gewiß,* erwiderte Dudley.Er ist in St. Alfonso, in Upper Broadway, oder war wenigstens vorgestern dort.*

Können wir nicht gleich hingeheu?* fragte Jda.Ich möchte ihn zu gern sprechen.*

Wenn Sie meine Begleitung annehmen wollen,* antwortete Dudley, stch im stillen wundernd, wie es Dorillon, dem Glücklichen, gelungen sein mochte, ein so tiefes Interesse für fich bei der schönen Herrin von Beechcliff zu erwecken.

Nicht gar zu weit. Wollen wir nicht einen Wagen nehmen?*

Ich möchte lieber gehen,* sagte Jda, denn ste fühlte, daß schnelle, anhaltende Bewegung das beste Mittel sei, ihr stürmisch klopfendes Herz zu beschwich­tigen. Sie war kaum im stände, auf die unbedeuten­den Bemerkungen Dudleys eine zusammenhängende Antwort zu geben, so sehr war ste in ihre eigenen Betrachtungen vertieft.

»Ist Ihnen nicht wohl, Frau Delamare?* fragte Dudley, auf der Schwelle des Hotels St. Alfonso stehen bleibend und ste besorgt ausehend.

Mir ist ganz wohl,* erwiderte Jda, stch auf­raffend.

Aber Sie sind so blaß. Sind wir vielleicht zu rasch gegangen?"

Nein, nein!* rief ste ungeduldig.Ich gehe immer sehr rasch. O, lassen Sie uns eilen.*

Dudley führte sie in das Damenztmmer und zog die Klingel.

Für Herrn Dorillon,* sagte er, seine Karte dem Kellner gebend.

Herr Dorillon? Ach ja, Nr. 60, nicht mehr hier. Gestern abgereist, mit der Euterpe, nach Eu­ropa.*

Das ist unmöglich. Er wird doch nicht abge­reist sein, ohne es mich wissen zu lassen,* rief Dudley bestürzt.

Gewiß, Sir,* sagte der Kellner.Der Herr ist fort, das ist sicher.*

Nochmals getäuscht!