mißt. Luitgardt ist Söldner und Vater von 5 Kindern und wird sonst als ein äußerst pflichttreuer Mann geschildert. Best hinterläßt eine Witwe und drei erwachsene Kinder, welche zum Teil schon verheiratet sind. — Dem Win Schäle in Ensingen starben im Verlauf eines halben Jahres seine sämtlichen sechs Kinder an der Diphtheritis. Am Mittwoch hat man das letzte zu Grabe getragen.
* Gernsbach, 21. Sept. Der 43 Jahre alte Unternehmer Matthäus Schummvon Kirchreich (Bayern) hatte die Verladung des Schottermatecials beim Obertsrother Bahnhof zu letten; mtt dieser Arbeit beschäftigt, stand er am 18 ds. während des Rangierens von beladenen Wagen auf dem Tritt eines solchen; bei der Einfahrt in eine Weiche entgleiste nun auf noch unaufgeklärte Weise ein Wagen, schlug zurück und traf den Schümm so, daß er an die Kopfwanv des stehenden Wagens gepreßt wurde. In seine Wohnung hierher verbracht, starb der Verunglücke in der gleichen Nacht.
* München, 24. Sept. Die „Neuesten Nachr." melden aus Innsbruck: Am Samstag morgen wurden ganz nahe bet dem Schlöffe Ambros, nicht weit von einander zwei Leichen von jungen Bauernmädchen gefunden, an denen unmittelbar nacheinander ein Lustmord verübt worden war. Die Leichen waren schrecklich verstümmelt und ausgeraubt. Ueber einen dritten Lustmord in der Nähe fehlt noch die Bestätigung. Mehrere Compagnien Kaiserjager wurden zur Aufspürung des ruchlosen Mörders ausgesandt.
* In Bayern erhält sich in militärischen Kreisen die Annahme, daß von Einführung grauer Mäntel Umgang genommen wird, nachdem diesen manche Mängel anhaften, zu welchen die von dem grauen Manteltuche erwarteten Vorteile in keinem Verhältnisse stehen.
* Frankfurt a. M., 24. Sept. Der städtische Kassier Fischer hat sich erschossen. Wie sich herausstellte, hat er sich Veruntreuungen im Betrage von 7—800,000 Mk. zu schulden kommen lassen, indessen soll dieser Betrag durch den Nachlaß gedeckt sein.
' Wiesbaden, 24. Sept. Der „Rhein. Kur." meldet aus Darmstadt: Da man am hessischen Hofe einem freudigen Ereignisse entgegensetze, hänge es lediglich von dem Befinden der Großherzogtn ab, ob die Hochzett des russischen Thronfolgers im Januar oder einige Wochen später stattfinde. Der Uebertritt der Prinzessin Alix zur griechischen Kirche sei zweifellos und werde kurz vor der Hochzeit erfolgen.
* Berlin, 24. Sept. Der „Reichsanzeiger" macht bekannt, daß in den Staaten Belgien, Brasilien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Rumänien, Rußland, Schweden- Norwegen, Schweiz, Serbien, Venezuela und den Vereinigten Staaten von Amerika die deutschen Warenbezeichnungen in gleichem Umfange wie die inländischen zum gesetzlichen Schutz zugelassen sind.
* B erli n, 24. Sept. Schneidermeister Dowe erklärt in einem längeren Schreiben an ein Mannheimer Blatt, daß er mit der Absicht umgehe, seinen in Kopenhagen aufs neue bewährten Panzer dem
KerzenswanbLungen.
Roman von I, v. Böttcher.
(Fortsetzung.)
Als Helene fort war, erhob sich Dorillon und ging in der Bibliothek auf und ab. Die Gefühle, die in seinem Herzen tobten, hätte er nicht erklären können, nur des einen war er sich bewußt, daß eine große Last von ihm hinweggenommen war. Ihr Herz war nicht vergeben, es konnte ihm vielleicht noch angehören. Er hatte sich zurückgehalten und seinem Nebenbuhler freies Spiel gelassen, jetzt sollte keine Macht der Erde ihn mehr von dem Versuche abhalten, seinen verlorenen Schatz wieder zu gewinnen. Neue Hoffnung war in seiner Brust erwacht und neuer Mut beseelte ihn. Mochte Reginald Delaware in seinem stillen Grabe in Neapel ruhen — Frederic Dorillon würde all das Glück erben, das ihm nicht bestimmt gewesen war.
Ob Jda ihn wohl liebte? Er wich vor dem leisen Schauer des Zweifels und der Furcht zurück, die ihn beschleichen wollten; er wollte nichts sehen, was seinen Wünschen hätte zuwider sein können. Das Glück ist nur dem Kühnen hold. Er hatte lange genug gezaudert, die Zeit zu handeln war gekommen!
Er sah nach der Uhr. Fünfzehn Minuten nach zehn; er schüttelte den Kovf, als er sah, wie spät es schon war. Sie waren alle, ermüdet von der ungewohnten Anstrengung des Tages, wahrscheinlich früh zu Bett gegangen, und er mußte noch eine lange Nacht in Ungewißheit über sein Schicksal verbringen. Die
Auslande zu verkaufen, da er bei deutschen Behörden zu wenig Entgegenkommen finde.
* Unbekümmert um das Geschrei der Gegner hat die Stadt Naumburg zuerst die — Klaviersteuer eingeführt. 20,000 Einwohner zählt Naumburg; über 1100 musikalische Instrumente hat die amtliche Zäh- lung ergeben; das ergiebt für den städtischen Gemeindesäckel eine Gesamieinnahms von über 10 000 Mk. (für das Klavier 10 Mk.)
Ausländisches.
* Paris, 22. Sept. Durch Dekret wurde eine Kommission eingesetzt, welche die Möglichkeit der H erstellung eines Kanals zwischen dem Atlandischen Ozean und dem Mittelländischen Meer prüfen soll.
* Paris, 24. Sept. Der Marineminister bereitet für November eine große Expedition nach Madagaskar behufs endgültiger Unterwerfung der Insel vor.
* Paris, 24. Sept. Wie verlautet, soll der italienische Botschafter in Paris wegen seiner allzu versöhnlichen Haltung demnächst abberufen werden.
* Paris, 24. Sept. Unter dem Titel „Deutsche Spionage in Frankreich" bringt das Boulewardblatt „Patrie" einen gehässigen Artikel gegen die Art und Weise, wie die elsässtsche Polizei diejenigen Elsässer, welche Verwandte in Frankreich besuchen, ausspioniere und ihnen bei der Rückkehr Schwierigkeiten bereite. Das Blatt zitiert drei Fälle, woraus hervorgehe, daß deutsche Spione in Frankreich beauftragt sind, die Begegnung von Elsässern mit Franzosen zu überwachen und darüber zu berichten.
* In Lyon verbrannte sich eine 35jährige Frau Ogter in der Weise, daß sie im Hintergründe ihres Gartens einen Haufen Holzspäne errichtete, sich darauf setzte und ihn dann anzündete. Als die Flammen die Kleider der Frau ergriffen, lief sie wie toll durch die Baumgänge und rief um Hilfe. Die herbeieilenden Nachbarn fanden nur noch eine Leiche. Der Selbstmord der sehr reichen Frau wird auf ehelichen Zwist zurückgeführt.
* Brüssel, 21. Sept. Der Schiffslieutenant Mohun erzählt den genauen Hergang bei der Ermordung Emin Pascha's. Emin, der auf seinem letzten Zug nach dem Kongostaate ziehen wollte, hatte bereits den Oberkongo erreicht und ließ den Ktbonge, den Sultan von Kirundu, bitten, ihm den Durchzug durch sein Gebiet zu gestatten. Ktbonge richtete einen Brief an Emin, worin er förmlich diese Erlaubnis erteilte. Aber zu gleicher Zeit richtete Ktbonge einen zweiten Brief an einen seiner Vasallen, Said, mit dem Befehle, Emin zu töten. Vier Leute Said's wurden mit der Ermordung beauftragt; sie fanden den nichtsahnenden Emin in seinem Zelte sitzend und kündigten ihm das gegen ihn ausgesprochene Todesurteil an. Emin erwiderte ihnen, daß sein Tod eine furchtbare Rache der Weißen gegen sie entfesseln werde und mahnte sie, keinen Mord zu begehen, aber vergebens. Die vier Mörder ergriffen ihn; einer hielt ihn am Kopfe, einer an den Armen, einer an den Beinen fest, der vierte versetzte ihm den Todesstreich. Die Leute Emin's, die in den umliegenden Dörfern und Feldern zerstreut waren, bemerkten von seiner Ermordung gar nichts. Die vier Mörder wurden im Laufe des Feldzuges gefangen genommen und vor das Kriegsgericht
zehn Jahre, die er durchlebt, erschienen ihm nichts im Vergleich mit den Stunden, die noch vor ihm lagen.
Er klingelte und James trat ein.
„Sind die Damen schon alle hinaufgegangen, James?"
„O, schon lange, Herr Dorillon," erwiderte James. „Seit einer halben Stunde ist niemand mehr im Salon gewesen."
„Gut, gut," sagte Dorillon, „Sie können gehen."
James zog sich zurück und mit einem tiefen Seufzer nahm der junge Mann seine Zigarrentasche heraus, jenes allgemeine Universalmtttel in allen Nöten, und wählte eine Zigarre.
„Schlafen kann ich doch nicht," dachte er, „so will ich draußen auf dem Rasen eine Zigarre rauchen."
Er verließ das Haus und schlug den Weg nach einer Bank unter der Ulme ein, nicht weit von dem Springbrunnen, dessen hoher Wasserstrahl im Mondschein blitzte und funklelre.
Hell glänzten die Sterne am nächtlichen Himmel und die laue, linde Sommerluft bewegte kaum die tief herabhängenden Zweige der Bäume, als Dorillon dort stand, schweigend und in sich versunken, von tiefem Schatten umgeben, der seine Gestalt den Blicken entzog.
Plötzlich schreckte er auf und sah sich um. Die kleine Gitterpforte, welche aus dem Bosket in den Rosengarten führte, wurde geöffnet und zwei Damen in Hellen Sommerkleidern traten aus dem Grün hervor.
„Frau Hyde macht heute früh Feierabend," ließ sich Angie Gresham vernehmen. „Sieh', alle Fenster find schon dunkel. Kommst du nicht mit in das Haus, Jda ?'
gestellt. Das Verhör, dem Mohun beiwohnte, wie die Zeugenvernehmung stellten den geschilderten Hergang bei der Ermordung Emin's fest, die vier Misse, thäter wurden zum Tode verurteilt und gehängt.
* Brüssel, 22. Sept. Gestern abend durchzogen ca. 50 Soldaten der Heilsarmee mit Musik und Gesang die Straßen. Der Pöbel pfiff dieselben aus und bewarf sie mit Steinen. Schließlich entstand eine große Schlägerei und die Polizei mußte die Prozession auflösen.
* Nach einem Telegramm der „Neuen Freien Presse" aus Petersburg soll der Zar in leidendem Zustand in Spala eingetroffen sein, die Residenz sei in hohem Grade beunruhigt. Von einer Besserung sei, wie man höre, keine Rede; im Gegenteile solle das Allgemeinbefinden des Zaren durchaus unbefriedigend sein. Oö unter solchen Umständen die weite Reise nach der Krim überhaupt noch zu Stande komme, sei fraglich. Ohne daß man den wahren Charakter der Krankheit des Zaren kenne, werde sein Zustand in Petersburg doch als sehr ernst aufgefaßt. Man befürchte, daß eine weitere plötzliche Verschlimmerung eintreten könnte.
* Warschau, 25. Sept. Den Blättern wurde streng verboten, über das Befinden des Zaren zu berichten.
* Sofia, 24. Sept. Bis gestern abends 11 Uhr waren 72 von 160 Wahlresultaten bekannt. Kein Karawelist, noch sonst ein Oppositioneller ist gewählt. Ueber die Hälfte der Gewählten sind Konservative und Anhänger von Stoiloff und Natschowitsch. Gewählt i sind ferner Unionisten, Anhänger Radoslawoffs, einige > wenige Zankofftsten, Karaweloff und Tontscheff nir- ! gends; letzteres machte großen Eindruck.
* Konstanttnopel, 25. Sept. Der russische Admiral Avellane wird nächstens auf einem Aviso- , dampfer zum Besuche des Sultans hier eintreffen.
* New - Nork, 23. Sept. Ein Cyklon in Minnesota hat neun Städte und Dörfer verwüstet. 60 Menschen sind umgekommen.
* Dokohama, 24. Sept. Die japanische Regierung ist entschlossen, die errungenen Vorteile auszunützen und den Krieg vor Beginn des Winters mit aller Macht fortzuführen. 80,000 Mann haben sofortige Marschordre nach der Grenze erhalten. Es ist unbekannt, wo dieselben verwandt werden sollen, doch glaubt man allgemein, daß ein großer Handstreich geplant ist. Die Begeisterung in Japan ist ungeheuer, allerorts werden die Truppen mit Beifall begrüßt.
Gesundheitspflege.
* Kalt Baden. Gewöhnt Euch an häufiges, besonders häufiges kaltes Baden, rufen wir wiederholt unseren Lesern zu. Dasselbe bewirkt nicht nur eine Auffrischung des ganzen Menschen, sondern es ist auch in gesundheitlicher Beziehung von größtem Werte. Die Abhärtung, welche durch kaltes Baden, kalte Schwimmbäder das ganze Jahr hindurch erzielt werden, kommen dem ganzen Körper zu Gute. Es stählt die Nerven, macht froh zum Lernen und zur Arbeit und läßt uns den Kampf mit dem Dasein leichter durchfechlen.
Die Angeredete war am Rande des Marmorbeckens, das den Springbrunnen umgab, stehen geblieben.
„Noch nicht, Angie, es ist drinnen so heiß."
„Aber du sagtest doch, daß du müde seiest."
„DaS bin ich auch und deshalb möchte ich mich hier in der köstlichen Luft ausruhen."
„Du wirst dich erkälten."
„Warum nicht gar — ich erkälte mich niemals."
„Soll ich bei dir bleiben, Jda?" fragte Angie.
„Wozu ? — Nein, nein. Kleine, ich möchte lieber ein wenig allein sein. Geh' hinein, denn wenn du morgen bleich aussähest, würde ich dem ernstlichen Unwillen deines Verlobten verfallen."
Angie lachte und lief die Stufen zur Veranda hinauf, wo sie bald durch die große Glasthür verschwunden war, während Jda, eine Hand auf den Rand des Marmorbeckens gestützt, anscheinend «nbe- weglich stehen blieb.
Dorillons Herz klopfte in stürmischen Schlägen. Das Schicksal hatte ihm die Gelegenheit geboten, nach der er sich so heiß gesehnt. Jda war ihm nahe und sie waren allein. Welch' seltsame Zaghaftigkeit bemächtigte sich seiner und schien ihm zu gebieten, regungslos im Schatten der Ulme stehen zu bleiben und den glücklichen Moment vorüber zu lassen, der für ihn vielleicht nie wiederkehren würde und von dessen Folgen das Glück oder das Unglück seiner Zukunft ab- htng? Aber Dorillon war nicht der Mann, einer augenblicklichen Schwäche nachzugeben. Er schob die herabhängenden Zweige des Baumes zur Seite und