AS 215. Amts- Md AnMgMatt für dm Oberamtsbyirk Calw. 86. )«hkMs

ErscheinungStsge: M-nta«. DienSta«. »»nnerlt-g, Freitag und Eamttag. Jniertiantpr«» LI Msg. Pr» ^eil« für Stadt u. Be>irktorre; außer 8«,iri II Psg.

Donnerstag, Len 14. September 1911.

Bezugspr. i. b. Stadt>/^LHrl. m. Träger!. Mk. 1.25. PostbezugSpr. f.d. Orts-u.Nachbarortsverk. ' .jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mt. 1.30. Bestellg. in Württ. 30 Psg.. in Bayern u. Reich UPI,.

Amtlich» V-ranrntmach«»»-»«.

Bekanntmachung.

In der Gemeinde Döffingen, Oberamts Böb­lingen, ist die Manl- «nd Klauenseuche ausge­brochen.

Calw, 13. September 1911.

K. Oberamt.

Binder.

westmarokko deutsch und die deutschen vundessürsten.

Sämtliche deutschen Fürsten erhielten kürz­lich Widmung! rxemplare der vom Vorsitzenden de« Alldeutschen Verbände«, H. Claß in Mainz, verfaßten SchriftWestmarokko deutsch" über­reicht.

Mit Ausnahme von zweies, an deren Hof grundsätzlich für Widmungsexemplare nicht ge­dankt wird, haben sämtliche Fürsten geantwortet.

Von der begeisterte» Zuschrift, in der eine Königliche Hoheit ihren herzlichen Dank au»- spreche« läßt für die so verdienstvolle, treffliche Schrift, von der sie mit größtem Jvtereffe Kenntnis genommen habe, finden sich Zuschriften aller Art bis zum schlichten Dank für die Zu­sendung.

Aus der Gesamtheit der Antworte« bekommt man de« Eindruck, daß die deutsche» Fürsten genau so wie das deutsche Volk von dem Ge­danken durchdrungen find, daß er sich in Marokko um eine Lebensfrage für da» deutsche Volk handelt, und diese kann durch keine Konzession außerhalb Marokkos befriedigt werde».

Die deutsche Presse gibt seit Wochen dem zielbewußten Wollen und Empfinde« der Nation in nicht mißzuvcrstehender Weise Ausdruck. Jetzt haben auch die deutsche» Fürsten, wenn auch in einer ganz unoffiziellen, so doch recht erfreuliche« Weise gezeigt, daß auch sie genau ebenso fühlen und empfinden wie die ganze Nation.

Wenn unter diesen Umständen zum Schutze unseres Handels noch einige Hundert Man« aurgkschifft werden, könne» wir ruhig abwartev, wer es wagt, sie aus dem Lande zu weisen. Sollte trotzdem der Versuch gemacht werde», weiß das Auswärtige Amt, daß Volk und Fürsten wie ei« Mann zu ihm stehe«.

ragrsuenigkeiterl.

X. Calw 13. Sept. Sicherem Vernehmen «ach wird der ReichktagSabgeordnete Fr. Nau­mann am nächsten Mittwoch hier einen poli­tische« Vortrag halten.

* Calw 14. Sept. Die Hopfenpreise halten sich auf der seitherigen Höhe. I» Alt- hengstett wurde« mehrere Parlier« zu 290 bi« 300 ^ per Zentner verkauft.

Calw 13. Sept. (Viehmarkt.) Der heute wieder stattgehabte Viehmarkt war mit 437 Stück Rindvieh beschickt. Verkauft wurde« 2 Farrrn zu 620 und 870 Ochse» «nd Stiere 64 Stück zu 5151026 ^ das Paar, Kühe 26 Stück zu 265413 Kalbe!« und Schmal- virh 38 Stück zu 118442 Kälber 8 Stück zu 6483 Viel Vieh wanderte in die alten Ställe zurück.Zum Verschenken hat'« noch lange Zeit," so äußerte sich mancher, der sein Vieh wieder nach Hause nahm. Auf de« Schweinemarkt wäre« zugebracht 423 Milch - schweine, 76 Läufer. Erlöster Preis für Milch­schweine 1540 für Läufer 45130 ^ pro Paar. Bei lebhaftem Handel fast alle« verkauft.

RuteSheim OA. Leonbrrg 13. Sept. Gestern abend 9 Uhr kam e« zwischen hiesigen und zwei Eltinger Burschen wegen MädleS- geschichten vor dem Ort zu Streitigkeiten, die ursprünglich harmloser Natur waren. Plötzlich schoß der 19jährige Arbeiter Gottlieb Wied- maier von Eltingen dem 18jährigen Schreiner

Emil Binder von hier eine Kugel in den Leib. Die Kugel drang in die rechte Bauchseite ein «nd konnte bis jetzt «och nicht entfernt werde», doch besteht «ach Aussage de« Arzte« für den Verletzte« vorerst keine Lebensgefahr. Da« Ge­richt begab sich zur Feststellung des Tatbestände» gestern nacht noch nach Rutesheim. Der Täter wurde heute früh 4 Uhr verhaftet «nd an« Amts­gericht eingeliefert.

Kirchheim 13. Sept. Gestern nachmittag ist in einem Obstgut de« Landtagsabgeordneten Beuerle« eine prächtige Hecke in Brand ge­rate« und in einer Länge von 110 Meter ver­nichtet worden. Von herbeieilenden Personen wurde ei« Graben gezogen und auf diese Weife dem Feuer Einhalt getan. E« liegt zweifellos Brandstiftung vor. Zwei Knaben wollen einen jungen Mann beobachtet haben, der sich an der Hecke beschäftigt hatte.

Berlin 13. Sept. Ein in Verdun beschlagnahmter Ballon heißt einer Lokal­anzeigermeldung au« Frankfurt zufolgeHansea". Er hatte von Griesheim au« eine Nachtfahrt unternommen und war »ach einer Zwischen­landung bei Trier auf französischem Gebiet »iedergegavgen. Die bei dev Luftschiffen» be­schlagnahmten photographische« Platten wurden sofort entwickelt. Die beide» Insassen der Gondel mußten 600 ^ Zoll hiuterlegen «nd wurden in Polizeigewahrsam gebracht. Dem einen gelang e« «ach kurzer Zeit freigelaffen zu werden. Der andere aber, Referendar Kand- man», mußte 26 Stunden lang im Polizei­gebäude verharren, bis ihm seine Freiheit wieder­gegeben wurde.

Demmin (Pommern) 13. Sept. (Luft­schiff M III" verbrannt.) Mittags V»12 Uhr. DasDemminer Tageblatt" meldet: Da« Luftschiff ,LI III", da« über Nacht von einem kleine« Schaden repariert wurde, stieg heute

Frau Lores Lebenswerk.

37) Roman von Erich Ebenstein.

«Fortsetzung.)

Verzeihen Sie, Fräulein Reinling," sagte Rudi,aber ich bin «och

ganz verwirrt-begreife eigentlich nicht«-Daß ich kam

war doch natürlich! Barbe schrieb so dringend-was ist den» mit

Mama geschehen?"

Das alte Fräulein zuckte die Achsel« und blickte verlegen an ihm vorüber.

Ich weiß e» nicht. Vielleicht kann Barbe Ihnen Auskunft geben." Dann nahm sie noch einmal Rudis Hand und fügte wie beschwörend hinzu:Aber nicht wahr, eines verspreche» Sie mir: Sie nehmen Mamachen jetzt gleich mit sich? Lasse» sie nicht länger allein hier?"

Aber selbstverständlich, Fräulein Reinling! Sowie Mama aufstehen darf-"

Dr Weyer meint, sie könnte jede Stunde abreise». Je eher, .desto lieber. Was ihr not tut, ist nur Zerstreuung."

Gut, dann reisen wir morgen früh, ich werde nachher gleich meiner ' Fra« depeschieren."

Da« alte Fräulein ging, «nd Rudi trat au« Fenster. Ein kühler Wind rüttelte an den entlaubten Bäumen, bleigra« spannte sich der Himmel über der Erde, die tot und farblo» lag unter moderndem Laub und welkem Rasen. Fröstelnd schüttelte» sich die Spatzen auf de« nackten Arsten. Hin und wieder hallte draußen auf dem Pflaster der Schritt eine»

einsamen Spaziergängers, sonst kein Laut ringsum, al« da» gelegentliche Seufzen de« Winde«.

Rudi dachte an vergangene Jahre. Auch da war e» Herbst geworden, aber es war ihm nie so in» Bewußtsein getreten, denn hier innen war'« immer warm und behaglich gewesen. Mama hatte in ihrer stillen, lieben Weise geschaltet, Papa zuweilen gebrummt, Affunta gelacht «nd gesungen und Onkel Peter tiefsinnige Reden gehalten, die eine Flut von Entgegnungen heraufbeschworen.

Nun war e« leer geworden «nd still wie in einem Grabe. Er hätte nie gedacht, daß sei« Elternhau» ihn je so todtraurig anmuten könnte wie heute. Und hier verbrachte Mama ihre Tage!

Barbe trat ei», und er wandte sich hastig um.

Endlich! Wirst Du nun sage», wa« eigentlich geschehen ist? Au» Mama ist kein Wort herauSzubringen, «nd Fräulein Reinling behauptet, nicht« zu wisse«. Und doch sieht Mama krank aus zum Erbarme«-"

Barbe stand steif aufgerichtet an der Tür, und die blanke« dunkle» Augen in dem unschönen, knochigen Gesicht ruhten kühl auf dem junge» Man».

Ganz gern will ich Ihnen sagen, wa« ich selber weiß. Und da« andere können sie sich nachher ja allein zusammenreime». Vor vier Tage« wie da« große Wetter hier niederging war Ihre Mutter bei der jungen Frau drüben. Sonst kam sie immer gegen Mittag heim, aber

diesmal muß wohl da« Unwetter dazwischen kommen sei«-da blieb

sie drüben. Bi« auf den Abend-siebe« war'« durch, sagte Lisette,

al« sie fortging. Ohne Hut und Krage», im dünnen, schwarzen Kleid, wie sie war, so ging sie fort in de« strömende« Rege« hinaus. Ich war