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dritten Motor ei« und verlegte sich aufs Ab­warten. Unter diesen Umständen ist «ach der Theorie da» Luftschiff eigentlich mausetot. Warum? Weil der Flugdrache eben schneller fliegt, noch höher hinauf kann, wie der Lenk­ballon, ihn also einfach vernichten oder, in Ketten gelegt, mit nach Hause nehmen kann. In der Theorie. Im Kriege der Praxi» bekommen aber selbst die schönsten Theorien durch die besonder» fast könnte man sagen: in­dividuellen Verhältnisse ihr Loch. Muß jeder Flugdrache schneller fliegen als jedes Luftschiff? Eine interessante Frage. Im vorliegende« Fall ist sie, nach einer Erklärung Dr. Eckener», der dieSchwaben" führte, verneint worden. Er sagt:Als ich alle 3 Motoren mit voller Kraft laufen ließ, zeigte er sich, daß der Zweidecker nicht nur aufholen konnte, sondern ständig an Terrain verlor. Er versuchte sein Glück in ver­schiedenen Höhenlagen, in der Meinung, vielleicht in irgend einer Schicht günstigeren Wind zu bekommen. Vergeben». DieSchwaben" lief ihm sicher davon. Als wir in Frankfurt an­kamen, war der Flieger 23 km hinter uns. Erst als wir dann über der Stadt eine Schleife machten und den dritten Motor wieder abgestellt hatten, kam der Flieger wieder nach. Ich möchte dieses fefistellen, um damit die allgemeine An­schauung zu widerlegen, als ob Luftschiffe im Vergleich mit de« Aeroplanen stets langsamere Luftfahrzeuge sein müßten."

(Waldreserven in unseren Kolonien.) Von allen Seiten kommen gegenwärtig Nachrichten über große Waldbrände. Und mancher seufzt dabei im Stillen: Wohin sollen da «och die Holzpreise steigen, wo das Holz ohnehin schon fast unerschwinglich geworden ist? Unter de» Holzbkständen unserer Erde ist eben schon tüchtig aufgeräumt worden, ohne daß für genügenden Ersatz gesorgt worden wäre. Heute dehnt sich in allen Ländern Einöde, wo früher weite Hoch­wälder standen. Und immer mehr ist man genötigt, die letzten Waldrese v'.n heranzuziehrn, die bisher unberührt und ungenutzt dagrstande» si rd. An diesen Waldrrserven der Erde haben so wenig dies bekannt ist auch wir deutsche einen guten Anteil. In Guinea, Deutsch-Ostafrika und Kamerun stehen noch Tausende von Quadratkilo­metern prächtigen Urwald» die für da» d mische Volk ein Vermögen von Milliarde« repräsentieren. Nur gilt e«, diese Milliarden erst flüssig zu machen. Wohl die günstigsten Bedingungen dafür bietet Kamerun. In einer Breite von 100 bi» 150 Kilometern legt sich dort ein Urwaldgürtel

um da» ganze Küstengebiet, da» mit seinen Strömen und bald auch mit seinen Eisenbahnen die Möglich­keit der Abfuhr bietet. Baumriese« von 60 Metern Höhe find in diesen Gebieten keine Seltenheit, und der gewaltigen Höhe entsprechen ebenso gewaltige Durchmesser. Daneben stehe« Bäume von der Größe unserer Hochwälder und dazwischen junge» Holz, das die Schlagreife noch nicht erreicht hat, aber auch dafür, daß es den Holzschlag etwa» behindert, bei dieser Schon­ung den Bestand de« Urwalde« gewährleistet. Das Verständnis für den Wert dieser Holz­mengen bricht sich allmählich in unserem Volke Bahn. Bisher wurde nur da» Ebenholz au«genützt, da» wir echt und unecht als Meffer- und Gabelgriffe alle kennen. Erst in jüngster Zeit beginnt man auf den Wert der anderen Holzarten, der Eisenholze», de» echten und un­echten Mahagoni, des Rot- und Seidenbaumwoll- holzr», und all der andere» Hölzer aufmerksam zu werden, für die wir noch gar keine deutschen Namen besitzen und deren Wert wir eben mit unseren Begriffen, . wie Afrikanische Eiche, Afrikanisch Birn- und Buchsbaum usw. amdrücken. Für die rasche Eroberung des Markte» durch diese Hölzer wird e» von Bedeutung sein, daß sich unser Kaiser lebhaft für dieselben interessiert und die Verwendung derselben im Bau der Kriegsschiffe begünstigt. Hier bietet sich für die deutsche Arbeit und für da» deutsche Kapital noch ein weites Feld, auf dem wirklich etwas zu holen ist. Nur muß dabei zweierlei wohl im Auge behalte« werden, wenn nicht die Kolonie und damit das deutsche Volk in seiner Gesamt­heit die Zeche bezahlen soll. E» darf erstens kein Raubbau getrieben werden; denn der Ur­wald ist zugleich ein unersetzlicher Wasserreservoir, in dessen Mauern nicht leichtsinnig Lücken ge­brochen werden dürfen. Sonst könnte es gehen wie auf der englischen Goldküste. Dort wird seit einer Anzahl von Jahren der Urwald nieder- gelegt, um Platz für Kakaoplantagen zu schaffen und schon klagen die Schwarzen über da» Aus­bleiben der gewohnte» Regen. Das darf in un­seren Kolonien nicht geschehen. Und zweitens: Die Ausnützung de» afrikanischen Urwaldes braucht Kapital. Das ist zunächst noch keine Sache für kleine Leute, die neben ein paar Mark nur über tüchtige Arbeittkraft verfügen. Wird jedoch die Sache richtig an gefaßt, so läßt sich hier eine Geldquelle für unser Volk er­schließen, die ohne die üblen Wirkungen des GoldfirberS unserem Volk mehr eintragen wird, als wenn dort wirklich Gold gesunden würde.

Dr. V.

(Ein einträglicher Schwindel ist der AdoptionSschwiudel.) Derselbe besteht darin, daß durch Inserate Kinder zur Adoption oder Pflege mit Abfindungssumme» au»- geboten werden. Wie bei dem sogenannten Darlehensschwindel, kommt e» den Inserenten keineswegs auf die reguläre Abwicklung des Ge­schäftes, sondern auf die angeblichen AutkunftS- gebähre» in Höhe von 3 bis 6 an, die den Reflektanten aboerlangt und von ihnen in den meiste» Fällen gezahlt werden, ohne daß sie natürlich da» Kind und die Abfindung erhalte». Wie beim Darlehensschwindel die Unternehmer einige Leute Nachweise», denen sie Darlehen, natürlich außer jedem Verhältnis zu den ver­einnahmten Gesamtgebühren, verschafft haben, so haben auch die Adoptionsschwindler Renommier- kundrn, die von ihnen tatsächlich ein Kind mit einigen tausend Mark bekommen habe». Das ist noch der günstigste Fall, denn dabei sind nur einige hundert oder tausend arme Leute um ihre 3 bis 6 ^ bekommen, während eine Person wenigstens einen Vorteil davon gehabt hat, also wie bei einer Lotterie, die bei vielen tausend Lose» nur eine» Gewinn aufwrist, vielfach aber rxrstiert da» Kind nur in der Behauptung de» Inserenten, und alle» gezahlte Geld ist verloren. Etliche dieser betriebsamen Leute besitzen sogar die naive Frechheit, in ihren Drucksachen zu er­klären, ihr Geschäft sei vom Berliner Polizei­präsidium geprüft, in der, vielleicht zutreffenden Annahme, damit da» Mißtrauen de» Publikum» zu zerstreuen und ihm zu imponieren. Diese Behauptung ist Unsinn. Solche Geschäfte unter­stehen leider nicht einer polizeilichen Kontrolle, und diePrüfungen" bestehen darin, daß in de» GeschäftsräumenDurchsuchungen" abgehalten und alle Bücher und Korrespondenzen zu den bereit» anhängigen Strafverfahren beschlagnahmt worden sind. Die A?optionischwiudler wohnen nicht nur in Berlin und inserieren hauptsächlich in Provinz- und Lokalblättern im ganzen Reiche. Eine Verurteilung solcher Leute zu Freiheits­strafen gibt den Geschädigten doch nicht ihr Geld wieder, sodaß nur empfohlen werden kann, In­serate in welchen Kinder mit Geld zur Adoption oder in Pflege angeboten werden, gänzlich un­beachtet zu kaffen. Bei einigem Nachdenken muß sich Jeder sagen, daß e» soviel reiche Kinder nicht gibt und daß, wer dabei über einige tausend Mark verfügen kan», keinen gewerbsmäßigen Vermittler braucht, sondern sich einfach an ge­meinnützige Unternehmungen, wie z. B. an die Zentrale für Jugendfürsorge u. a. m. wendet.

Amtliche und Primtaiyeigen.

Oberkollwangen.

Veigholz-Verkaus.

Am Donnerstag, den 14. September 1911, nach­mittags 1 Uhr, werden im Rathaus hier aus dem Ge­meindewald verkauft:

Nadelholz: 31 Rm. Papierholz, 28 Rm. Prügel, 26 Rm. Anbruch, 2 Rm. Scheiter.

Gemeinderat.

Lslw^lklikr M» 4

I

^VsidsrstraWtz 22 1382.

WMK« IN« io il-mirci»»! (tan z M. so),

8psrialität:

im Istunöv tostoitrenäo krüokonarboiton oiine Kaumvnplattsn. k'Iombsn in allen Arten. Aut Wuneok eolimerrloevs 2aünrioken.

Lclronencte öedsnctlung. iViäkiZe ?re>8e.

Forstvezirk Liebenzell.

Schichtdervholz-undReis-

Verkaus

am Freitag, den 15. September, vormittags 9 Uhr in derSonne" in Liebenzell.

Scheidholz der Hut Kaffeehof. Rm.: buchen: 3 Anbruch; Nadelholz: 2 Scheiter, 3 Prügel, 190 Anbruch, hier­unter 17 Rm. Papierholz aus Unterer Badwald. Reisig: 10 Flächenlose.

Im Auftrag verkaufe ich am Don- «erstag, den 14. ds., mittags 2 Uhr, gegen Barzahlung

1 doppelte« Schreibputt.

auf ein Comptoir passend. Der Pult ist noch ganz neu.

Zusammenkunft hinter dem Rathaus.

Biedermann,

Gerichtsvollzieher.

kr. ,iM>M

>8t ruküokgekelirl.

Ca. 300 Liter guten, reinen

Apfelmost

hat auch von 20 Liter an ab­zugeben

A. Rüdinger,

Gärtner.

Eine freundltche

Wohnung

mit 23 Zimmern samt Zubehör hat zu vermieten bis 1. Oktober

Caroline Quasti,

Hirsau b. Calw.

Ende dieses Monats trifft eine größere Sendung

franz. Traube«

(Roussillon) «in. Bestellungen nimmt ent­gegen

Ad. Giebenrath,

Küsermeister.

rr-n

SaattruLht-

Veizs

(k'ormslin) zum Beizen von Saat- frncht, eine Portion reichend für:

50 Ltr. Beizflüsfigkeit MI. 0.60, 100 1.10, empfiehlt

kteuk kpollieke 6al«.

Einige tüchtige

Mödche«

für Zimmer, Küche und Haus­arbeit bei hohem Lohn in danernde gute Stelle baldigst gesncht.

bei Wildbad.