des Gewerbevereins zum Ausdruck kamen, voll und ganz in Erfüllung gehen.
* Mit dem 31. März treten alle diejenigen Landwehrleute, in den Landsturm über, welche in diesem Jahre ihr 39. Lebensjahr vollenden, also im Jahre 1855 geboren sind. Die Ueberführung erfolgt durch die Bezirkskommandos ohne weiteres; Einreichung der Militärpäffe ist deshalb nicht erforderlich. Ausgenommen sind diejenigen Landwehrleute, welche durch chr Verschulden verspätet in den Militärdienst ein- getrrten stnd oder sich der militärische» Kontrolle entzogen haben.
* Neuenbürg. Am Ostermontag fand in Oberlengenhardt eine Hochzeit statt, an welcher eine Anzahl von Goldarbeitern aus Huchenfeld, Bezirksamts Pforzheim, teilnahm. Abends zwischen 6 und 7 Uhr wurde der Bäcker Gottlieb Matsenbacher aus Schömberg von einem dieser Goldarbeiter mit einem Prügel dermaßen über den Kopf geschlagen, daß er ohnmächtig zu Boden stürzte und mehrere Stunden ohne Bewußtsein blieb. Der Schultheiß von Oberlengenhardt wurde herbeigeholt, um amtlich einzuschreiten. Als er an den Thatort kam und sich den Huchen- feldern als Ortsvorsteher zu erkennen gab, wurde ihm von einem derselben zugerufen, er solle sich entfernen oder er schieße ihn zusammen. Die Erwiderung des Schultheißen, er sei berufen amtlich einzuschreiten, erwiderte der Bursche mit drei auf den Schultheißen abgefeuerten scharfen Revolver- schüffen. Als er sah, daß er nicht getroffen hatte, ging er mit einem IVr langen Prügel und unter der Drohung, er schlage ihn tot, auf den Schultheißen los. Am andern Tag wurde der Bursche mit 5 seiner Genoffen in Huchenfeld verhaftet und an das Amtsgericht eingeliefert: es ist der 18 Jahre «oldarbeiter Wilhelm Fell. — Man fragt sich mit Recht, ob es denn notwendig zu den „Grundrechten* gehört, daß jeder Bube mit dem Revolver in der Tasche herumläuft.
* Horb, 29. März. Der Ftscherverein Horb wurde von dem deutschen Ftscherverein mit einem sehr praktischen Geschenk erfreut. Er erhielt nämlich 3000 junge Aale, welche oberhalb der Stadt in den Neckar eingesetzt wurden. Dieselben kamen, in einem Korbe zwischen Schilf und Eisstücken verpackt, aus St. Ludwig im Elsaß wohlbehalten hier an. Die Tischchen stnd ungefähr 8 om lang.
* Der „Schwäb. Merk.* meldet: Der Landtagsabgeordnete der Stadt Stuttgart, Kommerzienrat Gustav Stälin, ist seit mehreren Wochen an einem Herzleiden schwer erkrankt.
* Dem Rechtsanwalt Dr. Schall wurde die erledigte Direktorsstelle bei der Stuttgarter Le- bensverficherungs- und Ersparnisbank übertragen. Wie der „Beob.* erfährt, wird Schall die Anwalts- Praxis niederlegen und aus der Vorkandschafl der Deutschen Partei wie aus dem Stuttgarter Gemeinderat statutengemäß ausscheiden.
* Ebingen, 30. März. In einer der letzten Nächte wurde eine ruchlose That am Fuß des Zellerhorns, das gegenüber der Zollernburg liegt, verübt. Dort besaß nämlich der Fürst von Hohenzollern eine herrliche junge Pflanzenkultur, und diese ist vollständig
Viktoria rsZia,
Roman von H. von Ziegler.
(Fortsetzung.)
Eine tüchtige Ohrfeige von der mütterlichen Hand unterbrach die kleine Widerspenstige, und die Baronin sagte zornig: „Still, Lottie, wenn der Papa etwas haben will, so ist es natürlich Gehorsam, ebenso wie ich, und wenn du noch mit einem Worte widersprichst, giebt es noch einen Schlag. Die Düte gehört gar nicht dir und du sollst von Fremden eben so wenig annehmen als deine Cousine. Hörst du — und nun gehe hinaus; ich werde dich gleich abholen.
Stumm und niedergeschlagen schlichen die beiden Kinder hinaus. Als sie im Vorzimmer standen, sagte Lottie unter Thränen, aber voller Genugthuung:
-- „Siehst du, Ines, es ist doch wahr, daß meine Mama mir Ohrfeigen giebt, nun hast du es selbst gesehen. Ich dachte ganz bestimmt, Tante Viktoria würde es nachmachen und dir auch eine geben."
„Ach nein, Mama schlägt mich nicht, aber — es thut mir so leid, daß ich etwas Unartiges ge- than habe; ich dachte nicht, daß es schlimm sei."
Und in bittere Thränen ausbrechend, preßte sie die kleinen Hände vors Gesicht, während Lottie ausrtef:
„Aber warum weinst du nur, Iness Tante war doch gar nicht böse gegen dich, hat dir auch keine Ohrfeige gegeben!"
„Ja, warum bist du so betrübt, Lieblings" fragte der Botschafter, welcher soeben emgetreten war, sich
abgemäht worden, so daß ca. 20000 junge Pflänzchen zu Grunde gingen.
* (Verschiedenes.) In Glatten fiel das 4jähr. Söhnchen des Taglöhners Wetnmann in den Mühlkanal und ertrank. — InUlm sank das Bürgerausschußmitglied Werkmeister und Ziegler Roschmann während der Sitzung der bürgerlichen Kollegien am Donnerstag vom Schlage getroffen tot zu Boden.— Von ruchloser Hand wurde einem Weingärtner in Heilbronn eine Anzahl Rebstöcke abgeschnitten. — Der Schultheiß und der Gemeindepfleger in Ma- golsheim (Münstngen) wurden wegen Urkundenfälschung in Haft genommen.
* München, 28. März. Das Finanzministerium verlangt vom Landtag 1,4 Millionen, um die Brauerei des Hofbräuhauses vor die Stadt zu verlegen. Die jetzigen Gebäude 'am „Platzl" in der Stadt sollen lediglich für den Ausschank eingerichtet werden. Die Debatte über diese Forderung wird sehr lebhaft werden. Es herrscht unter den Gewerbetreibenden ziemliche Erregung, weil das Hofbräuhaus damit begonnen hat, Filialen in den verschiedenen Stadtteilen zu errichten. Die Wirte haben sich wegen dieser Konkurrenz mit einer Vorstellung an den Prinzregenten gewendet. Die Bräuer werden Nachfolgen.
* Darmstadt, 31. März. Der König von Württemberg ist hier zum Besuche des Großherzogs eingetroffen. Nach Empfang am Bahnhofe fuhren der König und der Großherzog, eskortiert von Kavallerie, durch die festlich geschmückte Stadt nach dem Schlosse. Später fand Galatafel, abends Festvorstellung im Theater statt. Die Rückreise des Königs erfolgt morgen.
* Berlin. 30. März. In einem längeren Artikel bespricht die „Nordd. Allg. Ztg." die heutigen Preßverhältntffe und kommt zu dem Schluffe, daß neuerdings in der Tagespreise bösartige und böswillige Verleumdung statt eines sachlichen politischen Kampfes um sich greife und zu einer förmlichen Krankhettseptdemte ausgeartet sei. Ferner liege nicht geringe Gefahr in der Rücksichtslosigkeit, mit welcher die radikalste Gruppe in einem eigenen Organ aller Revolutionäre die Propaganda der That und ein revolutionäres Heidentum predige. An der Preßfreiheit, unter deren Schutz sich das Alles vollziehe, lasse sich nichts ändern, aber auf Represfivmaßregeln könne man bedacht sein.
* Berlin, 30. März. Die Bestimmungen über die Gepäck-Erleichterung der Infanterie werden nunmehr bekannt gegeben; dieselbe beträgt 13 Pfund, so daß die neue deutsche Ausrüstung mit zusammen 26 Kl. eine der leichtesten sein wird.
* Berlin, 30. März. Der „Lokalanzeizer* meldet aus London: Durch Herabstürzen eines Tragkorbs mit 4 Malern aus 60 Fuß Höhe auf das Trottoir wurden 2 Insassen getötet und 2 lebensgefährlich verletzt. Zahlreiche Fußgänger wurden teilweise sehr schwer verletzt.
* Berlin, 30. März. Major v. Francois telegraphierte, er habe am 20. Januar und am 2. Febr. südlich vom bisherigen Kriegsschauplatz im Tsoakhaub- thale den Witbois zwei empfindliche Niederlagen hergebracht.
* Beuthen. In der Zuckerfabrik zu Klettendorf vergnügten sich zwei jugendliche Arbeiter damit, an den Drähten der elektrischen Beleuchtungsanlagen zu spielen und zu untersuchen, ob man sich daran elektrisieren lassen könne. Der eine kratzte zu diesem Zwecke an einer Stelle die isolierende Umwickelung los und berührte dann mit dem Finger den Draht. In demselben Augenblicke erhielt er einen so heftigen elektrischen Schlag, daß er wie vom Blitz getroffen zu Boden sank und auf der Stelle verschied.
* Bromberg. Ein rechtes Wort zur rechten Zeit schreibt der Direktor eines Gymnasiums der Provinz Posen in folgender Schlußbemerkung des Jahresberichtes der von ihm geleiteten Anstalt: „Schon seit Jahren hat sich mir die Bemerkung aufgedrängt, daß die immer mehr zunehmende Ver- gnügungs- und Genußsucht auch in Schülerkreisen in bedenklicher Weise um sich greift. Insbesondere übersteigen die Ausgaben der Abiturienten nach der Reifeprüfung bet weitem das richtige Maß. Ich sehe mich daher veranlaßt, aus diesem Wege an die Eltern die dringende Bitte zu richten, im Verein mit der Schule dahin zu wirken, daß die Schüler in ihren Ansprüchen an das Leben sich beschränken lernen und unnötige Ausgaben vermeiden.*
* Hamburg, 29. März. Die Bürgerschaft nahm nach längerer Debatte den Antrag Peters auf motivierte Ablehnung des Antrages Reimer und Genossen wegen Niederlegung der gesundheitsschädlichen Wohnungen mit 58 gegen 40 Stimmen an. Die zur Sanierung Hamburgs gestellte Vorfrage hatte ergeben, daß der Antrag in Betracht zu ziehe» sei. Der eventuell zu gewährende Kredit von 10 Millionen wurde im Laufe der Debatte als zu niedrig bezeichnet; es seien dazu 200 Millionen erforderlich.
* Einem Brief des Reichslehrers Karl Kübele in Klein-Popo, der im Lauf des Sommers auf Urlaub in die Heimat zu kommen gedenkt, entnehmen wir, daß der Wüstenwind Harmattann im Januar in seltener Heftigkeit auftrat und zweierlei Erscheinungen mitbrachte: 1) eine Abkühlung der Temperatur innerhalb 5 Stunden um 20°, so daß Winterzeug, Grog und Glühwein begehrte Artikel waren und einem Kaufmann in Lome sogar 2 Enten erfroren sein sollen; 2) ungeheure Schwärme von Wanderheuschrecken (von den ältesten Leuten nicht erlebt), welche die Luft verfinsterten und streckenweise Gras, Mais, Bananen, Kokospalmen vernichteten.
Ausländisches.
* Der österreichische sozialdemokratische Parteitag in Wi en hat beschlossen, an der Feier des 1. Mai durch Arbeitsruhe festzuhalten. In bezug auf den achtstündigen Arbeitstag wurde eine Entschließung angenommen, in der es heißt, ein Fach nach dem andern solle, unterstützt von den andern Fächern, im günstigen Augenblick den Kampf für die Verkürzung der Arbeitszeit eröffnen; zunächst sei die Achtstundenschicht für Grubenarbeiter zu erkämpfen.
* Budapest, 31. März. Der Pfarrer der Leopoldstädter Basilika verweigerte während der Ueberführung der Leiche Kossuths nach dem Museum das Glockengeläute; dasselbe mußten Feuerwehrleute besorgen.
zärtlich zu seinem Töchterchen niederbeugsnd, „warst du etwa unartig?"
„Ach, lieber, lieber Papa, ich wollte es ganz gewiß nicht sein." Ines hob treuherzig das süße Ge- sichtchen zum Vater auf, „aber du sollst alles wissen, wie es kam. Wir sind dem fremden Herrn begegnet, der neulich früh bei Mama Besuch machte, und er nahm uns zum Konditor, gab mir dann auch eine große Zuckerdüte, und — und — Mama nahm sie fort und sagte, ich dürfe mir nie mehr etwas von Fremden schenken lassen. Ach, ich wußte ganz gewiß nicht, daß es etwas Unrechtes sei!"
Graf Hohenburgs Augen leuchteten plötzlich auf wie in lichtem Glück, er hob die Kleine in seine Arme und sagte sehr zärtlich: „Mama hat ganz recht, denn ich will es auch nicht, daß andere dir etwas schenken, aber du sollst noch heute eine andere Düte bekommen, Mäuschen; weine nicht mehr, Mama ist wohl nicht mehr böse."
Seelenvergnügt faßte die blonde Kleine Lottie an der Hand und lief mit ihr hinaus; als aber Papa sie nicht mehr hören konnte, sagte sie ganz stolz: „Nicht wahr, Lottie, ich habe doch die besten Eltern auf der ganzen Welt."
„Hm. sie geben wenigstens keine Ohrfeigen," meinte die Gefragte, deren Thränen bereits wieder versiegt waren; darin schien für sie die Potenz alles wünschenswerten zu liegen.
Als Graf Hohenburg bei seiner Gemahlin eintrat, fand er die Baronin gerade im Fortgehen be
griffen; man verabredete noch rechte Pünktlichkeit und trennte sich dann: die Gatten blieben allein.
„Ich habe dir etwas mitzuteilen, Rudolf," begann Viktoria befangen und blickte zu dem Gemahl auf, dessen Blick voller Innigkeit auf ihr ruhte; weshalb nur sah er sie jetzt so sonderbar ans Auch seine Stimme klang anders wie sonst, viel weicher und inniger; das Herz schlug ihr stets schneller, wenn sie mit ihm allein war.
„Sprich, mein Kind, doch glaube ich, die Sache bereits zu wissen; ich traf im Vorzimmer die Kinder, und Ines war sehr betrübt, etwas gethan zu haben, was Mama nicht wollte.*
„Arme Kleine; sie wußte nicht, weshalb ich ihr die schöne Schokoladendüte so rasch aus der Hand nahm."
„Du weißt auch, daß sie — von Wilkens ist?"
„Allerdings, deshalb konfiscierte ich dieselbe. Sein Benehmen gestern Abend war für mich fast beleidigend."
„Wünschest du, Viktoria, daß ich selbst eingretfe s Der Ausgang würde freilich ein ernster sein."
Sie wurde totenbleich und streckte beinah angstvoll beide Hände nach ihm aus.
„Um Gotteswillen, Rudolf, ich errate, was du meinst. Nein, nein; ich will mich selbst verteidigen, da ich sicher bin — daß du mir vertraust."
„Gewiß, mein Kind, ohne alles Bedenken! Und nun zu dem Eigentümer der schönen Düte."
„Wir müssen sie zurücksenden, Rudolf. Hast du eine Visitenkarte bei dir?"
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