brechen des Mordes zur Aburteilung, begangen am 1. Oktbr. v. IS. an dem Bäcker und Löwenwirt Karl FaaS in Liebenzell. Als der Thäterschaft dringend verdächtig wurde noch in der nämlichen Nacht dessen 26jährige Ehefrau Eva Maria Faas festgenommen. Die Angeklagte, die im allgemeinen keinen ungünstigen Eindruck macht und deren ganzer Erscheinung eine solche, mit bestialischer Rohheit ausgeführte Blutthat kaum zuzutrauen ist, trägt vor Gericht ein äußerst ruhiges, gefaßtes und bescheidenes Auftreten zur Schau, das sichtlich nicht zu ihren Ungunsten spricht. Die Angeklagte stammt aus Gleiszellen, daher. Bezirks Landau, ist die Tochter des in guten Verhältnissen lebenden Gutsbesitzers und Weingärtners Joh. Hoffmann und seit dem 8. Juni v. Js. mit dem Ermordeten verheiratet. Die Ehe scheint aber vom ersten Tage an keine glückliche gewesen zu sein, denn schon bei der Anfertigung des Beibringungsinventars kam es zwischen den Eheleuten zu wiederholten Differenzen wegen Geldangelegenheiten, auch kam es öfters zu Zwistigkeiten, so daß sich die Angeklagte wegen schlechter Behandlung von Seiten ihres Mannes mit Scheidungsgedanken trug. Der Hergang der Mordaffaire wird so ziemlich gleich angegeben, wie er früher in diesem Blatte geschildert wurde. Gravierend für die Angeklagte ist, daß sie zwei Zeugen gegenüber sich beklagt hat, daß ihr Mann sie in den Keller gelockt und gewürgt habe und daß, wenn wieder etwas derartiges vorkomme, richte sie die Axt in den Keller hinunter und erschlage ihren Mann, wenn sie auch ein paar Jahre ins Zuchthaus komme, das mache nichts, sie komme auch wieder heraus. Die Angeklagte giebt in dieser Hinsicht zu, sie könne im Unmut derartige Bemerkungen gethan haben, keinen- falls aber habe sie die Bemerkung wegen des Zuchthauses gethan, denn so viel wisse sie schon auch, daß man wegen eines Mords nicht blos ein paar Jahre ins Zuchthaus komme, sondern daß man entweder um den Kopf oder lebenslänglich ins Zuchthaus komme. Ein wichtiges Belastungsmoment bildet ferner ein im Hause Vorgefundenes Beil, an dem deutlich Blutspuren nachgewiesen werden konnten und daß es erst vor kurzer Zeit mit Wasser abgewaschen worden war. Ein Schuhfabrikant aus Pirmasens, bei dem die Faas vor ihrer Verheiratung 4 Monate im Dienst gewesen ist, bestätigt indes, daß sie während dieser Zeit 2—3 mal sehr heftiges Nasenbluten bekommen habe, einmal hätte das Bluten ^ Stunden gewährt, so daß es ihm und seinen Angehörigen Angst geworden sei. Im Uebrigen wird die Angeklagte von diesem Dienstherr» als eine fleißige, willige und sehr solide Person geschildert. Die Sachverstän digen, Oberamtsarzt Dr. Müller von Calw und Professor Dr. Oesterlen hier, sprachen sich entschieden dahin aus, daß insbesondere die Blutspritzer am blauen Unterrock der Angeklagten nur davon herrühren können, daß auf den blutenden Kopf des Faas mit einem stumpfen Instrument eingeschlagen und das Blut von dort direkt an den Unterrock der Faas gespritzt sei. Das Blut gerinne in weniger Zeit als einer Minute, eS sei daher an ein Aufspritzen des Blutes beim Zu- rückfallenlassen des Kopfes auf den Boden, wie es die Angeklagte geschildert hat, nicht zu denken. Die Flecken am Unterrock und Beil sind nach Ausspruch
des wetteren Sachverständigen Prof. Hüfner hier wirklich Blutflecken, und ist insbesondere durch die chemischen Untersuchungen sicher nachgewiesen, daß solche von einem Menschen oder einem Säugetier — nicht aber von einem Vogel — herrühren. Erster Staatsanwalt Fetzer begründete die Anklage auf Mord, wogegen die Verteidiger um Verneinung der auf Mord und Totschlag gerichteten Frage baten und insbesondere betonten, daß es rätselhaft erscheine, daß an den Schuhen und Strümpfen der Angeklagten keine Blutflecken entdeckt worden seien. Die Geschworenen, welche als Obmann Fabrikant Hartmann von Wannwetl berufen hatten, konnten sich von der Schuld der Angeklagten nicht überzeugen, weshalb sie beide Schuldfragen verneinten, worauf vom Gericht die Freisprechung erfolgte. Die Angeklagte wurde sofort auf freien Fuß gesetzt. Während der drei Verhandlungstage war der Andrang des Publikums ein sehr großer.
* Stuttgart, 7. März. Einen recht plumpen Erpressungsversuch machie gestern abend ein etwa 18jähriger junger Mensch in einem Geschäftsladen der inneren Stadt. Der Äursche überreichte dem Geschäftsinhaber einen Brief, worin die sofortige Auslieferung einer Summe von 100 Mk. an den Ueber- bringer mit dem Hinzufügen verlangt wurde, daß im Falle des Nichterfüllens der Forderung spätere Gewaltmaßregeln zur Ausführung gebracht würden. Mit Hilfe eines Fahnders wurde der Bursche fest gehalten. Er gab zuerst an, von zwei ihm unbekannten Männern den Auftrag zur Uebergabe des Briefes erhalten zu haben; später räumte er jedoch ein, denselben selbst geschrieben zu haben. Das saubere Bürschchen wird seiner wohlverdienten Strafe nicht entgehen.
* Ulm, 6. März. In dem Konkurs des Martin Neuburger ist gestern eine Schuldmaffe von 400 000 Mk. festgestellt, denen nur 40 000 Mk. gegenüberstehen. Den Gläubigern steht übrigens bevor, daß sie das Beibringen der Ehefrau, das sie in einem früheren Konkurs schon einmal bezahlt haben, nochmals bezahlen müssen.
* Mainz, 7. März. In Heppenheim a. W. fand man gestern den Händler H. Schreiber, genannt „Zwiebelmännchen", ermordet und beraubt auf dem Boden seiner Schlafstube. Er lebte getrennt von seiner Frau in einem sonst unbewohnten Häuschen. Die Leiche lag am Boden mit Messerstichen im Kopf und am Hals. Als mutmaßlicher Mörder wurde heute der 19jährige Küferbursche Franz Rohrbacher aus Bleichweiler in der Pfalz verhaftet.
* Berlin, 6. März. Der Abgeordnete Ahl- wardt ist heute mittag aus dem Gefängnisse in Plötzensee entlassen worden. Der von den Antisemiten geplante großartige Empfang ist infolge des schlechten Wetters unterblieben. Nur etwa 100 Personen holten Ahlwardt ab.
* Berlin, 8. März. Die Wahlprüfungskommis- ston des Reichstags beantragt, die Wahl Siegles (Stuttgart) zu beanstanden.
' Berlin, 7. März. Der bekannte Schneidermeister Dowe hat einen neuen kugelsicheren Panzer erfunden, der Montag vor einer geladenen Gesell
schaft geprüft werden soll; ferner will Dowe eine neue Methode zur Herstellung von Platzpatronen mit Holzhülsen erfunden haben, welche sich erheblich billiger stellen.
* Auf Bestellung des Auswärtigen Amtes hat eine Firma in Berlin in jüngster Zeit fünf Leuchtfeuer angefertigt; dieselben sind zur Sicherung der Schiffahrt an der ostafcikanischen Küste bestimmt. Diese Leuchtfeuer werfen ihr intensives Licht bis auf drei deutsche Meilen in das Meer hinaus.
* Kiel. Der König von Schweden sandte an die Prinzessin Heinrich 700 Mark für die Hinterbliebenen der auf der „Brandenburg" Verunglückten. BisherstndbeisämtlichenSammelstellmetwabOOOO Mk. eingegangen.
Ausländisches.
* Bern, 7. März. Das Militärdepartement befand nach Kenntnisnahme des Ergebnisses der Untersuchung über den Zwischenfall in Airolo, daß Oberst Affolter darin gefehlt hat, daß er die beiden Deutschen unter militärischer Bewachung nach dem Fort bringen ließ, dieselben dort nicht sofort verhörte, sondern in Haft nahm und erst nach 1 Stunde verhörte, deshalb legte das Militärdepartement dem Obersten eine zwölftägige Arreststrafe auf.
* Paris, 7. März. Die Sozialdemokraten beantragten in der Kammer die Abschaffung der Todesstrafe.
* Nizza, 6. März. An dem gestern stattge- fundenen Begräbnis des russischen Generals Fried beteiligten sich 300 französische Offiziere. Die ganze Begräbnisfeier hatte dm Charakter einer französisch- russischen Kundgebung.
* Petersburg, 5. März. Die Behauptung, der Finanzminister habe den russischen Bahnen verboten, Bestellungen für ihre Bedürfnisse in Deutschland zu machen, ist völlig unbegründet. Ein Auftrag, für Lieferung von 40 Lokomotiven ist bereits deutschen Fabriken zugegangen.
Handel «nd Verkehr.
*Stuttgart, 5. März. (Landesprodukten-Börse.) Die Börse ist ziemlich gut besucht. Geschäft von keinem Belang. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, daher. Ia. Mk. 18.25, fränk. Mk. 15.75, nieder- bayer. Mk. 18.50, baysr. Mk. 16., Kernen Mk. 15.50 bis 16,20, Dinkel Mk. 11 bis 11.60, Haber, Holländer la. Mk. 19. Mehlpreise per 100 Kilo inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries: Mk.27.50, Mehl Nr. 0: Mk. 27 bis 28, Nr. 1: Mk. 25.50 bis 26, Nr. 2: Mk. 23.50 bis 24, Nr. 3: Mk. 21.50 bis 22, Nr. 4: Mk. 18 bis 18.50. Kleie mit Sack Mk. 8.30 per 100 Kilo je nach Qualität.
* Niederstetten, 5. März. Die Preise für alle Viehgattungen waren beim heutigen Viehmarkte sehr hoch. Fast der ganze Zutrieb wurde geräumt.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker. Altensteig.
Ueberzieher «. Lodenstoffe L Mk. 4.95 Pfg. per Meter versenden in einzelnen Metern an Jedermann. Erstes Deutsches Tuchversandtgeschäft Hetlinger L Ko., Iraukfurt a. W., Fabrik- Depot. Muster bereirwllllgst franco.
Revier Altensteig.
Nadelstammholz-
Berkauf.
Am Donnerstag den 15. März, vormittags 11 Uhr,
in der „Traube" in Altensteig aus den Staatswaldungen Buhler, Abt. 15 und 19; Neubann Abt. 10, Nonnenwald Abt. 2 und 6, Geißeltann, Abt. 1 und Eichhalde Abt. 2 und 7. (Durchforstungen und Schläge):
2182 St. Normal Langholz I.—V. Kl. mit 1^67 Fm., 1210 St. Ausschuß Langholz I.—V. Kl. mit 1011 Fm., 101 St. Normal Sägholz I. bis III. Kl. mit 45 Fm., 250 Stück Aus- schuß-Sägholz I—III. Kl. mit 130 Fm.
Nicktig iiir leäsemann!
Aus wollenen Lumpe» aller Art werden moderne, haltbare Kleider-, Ilnterrock- »nd Läuferstoffe, Schkaf- decke», Teppiche, sowie Mckski», blau Kheviot und Lode» «mgearbeitet. Muster gratis und franko durch
Kedriider Lohn
Balle,>s«k0t a. Har, 130 .
A l t e n st e i g.
Kleesamen
setdefret, billigst bei
Gustav Wucherer.
Rohrdorf.
Honig
geschleuderte« garantiert rei»
verkauft in größeren u. kleineren Quantitäten billigst
Luirl Keese* ult.
A l t e n st e i g.
WerzinkLes
Drahtgeflecht
zu Umzäunungen aller Art liefert äußerst billig_ W. Beert.
A l t e n st e i g.
ÜÄlktnekS
i« großer Auswahl bei
Hust. Wucherer.
Martinsmoos. Letzten Dienstag ist mir mein
agdhund
auf den Ruf „Sick" gehend, enlaufen. Farbe schwarz mit gelber Brust. Der Hund wolle gefl. bei mir abgegeben werden.
I. G. Match.
A l t e n st e t g. Ein jüngeres
wird gesucht von
Schuhmacher Hornberger.
Dienstmädchen
B e r n e ck.
am Sonntag, den 11. März im Gasthaus zur „Linde."
Altensteig.
10 Ms 12 LÄerr
Milch
kann täglich abgeben
Pseifle z. Blume
A l t e n st e i g.
Für Konfirmanden empfehle ich
Gesangbücher
in schönster Auswahl, sowie
?st>isn- (llötss) Krisis
Tsteodor Schriller, Buchbinder bei der Schill'schen Mühle.
Sie Küsten U
bei Gebrauch von
msn's K»A-<lmii>eI1kii
wohlschmeckend und sofort lindernd
bei Küste«, Keiferkeit, HLrust- L Lungeukatarrh.
Echt in Pak. L 25 Pfg. bei
Fr. Flaig in Altensteig.
Weisfuttermehl
von Mk. 3 an, nur waggonweise.
H. L H. Lüders, Dampfreismnhle, Hamburg.
empfiehlt W. Htteker.