1893
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MMblatt für
VS
Wr. 151.
MLensteig, SamsLag öen 23. Dezember
1893.
Vertage.
WeHNüchtKschäfchen.
Skizze nach dem Leb»». Bon Jda Barbe r.
(Schluß.)
»Da ich vor sechs Jahren die Reise nach Wiesbaden mit Adolf unternahm, war er elend und fast aufgegeben; er hielt sich noch für gesund und glaubte, daß sein Husten nur ein anhaltender Katarrh sei, von dem er in Wiesbaden geheilt zu werden hoffte. Als ich eines Abends von einer Reunion nach Hause kam, hörte ich zu meinem Entsetzen, daß er einen Blutsturz gehabt; — ich fand einen Sterbenden! »Gut, daß du kommst!" rief er mit stockender Stimme; »ich habe — dir — Wichtiges — mit —" ein abermaliger Blutstrom entquoll seinen Lippen. Als er zu sich gekommen: »Helene ist meine — Frau — sorge
-für sie!" Kaum hatte er diese Worte aus-
^ gehaucht, so war auch sein Leben entwichen! Und wie habe ich Sie gesucht — um den letzten Willen des geliebten Toten zu erfüllen! Sie waren entschwunden."
»O, weinen Sie nicht!" bat er, da er sah, wie die arme Frau in ein konvulsivisches Schluchzen verfiel; »sehen Sie, es giebt eine Vorsehung, die meine Schritte durch diesen Engel —" er zog die Kleine herzlich an sich — »zu Ihnen geleitet! Lassen Sie uns jetzt gut machen, was wir Ihnen damals wehe gethan! Wir kannten Sie nicht! Sie wissen, daß Adolf dem Willen des verstorbenen Vaters gemäß seine Cousine Alma heiraten sollte — daher unsere l Weigerung! Adolfs Liebe zu Ihnen war stärker als die Pietät, die er dem Verewigten schuldete — er heiratete Sie ohne unser Wissen, wie ich nach seinem Tode aus seinen Briefschaften ersah. Meine arme j Mutter machte sich die heftigsten Vorwürfe! Sie hatte § den innigsten Wunsch, ihres unvergeßlichen Sohnes geliebtes Kind an ihr Herz zu drücken — Sie waren indes mit dem Kiude verschollen!"
»Als ich die Nachricht von Adolfs Tod erhielt," j entgegnete Helene unter Schluchzen, »verfiel ich in ein ! heftiges Nervenfieber. Meine Tante Jda nahm mich
! zu sich, pflegte mich, und als ich genas, verblieb ich
' den Sommer in ihrer Behausung. Im Herbst trat
ich eine Stelle als Erzieherin an — die Tante Jda
hatte meine Kleine — von der ich mich, ach, wie schwer trennte, bei sich behalten. Mit Absicht habe ich jede Nachforschung unmöglich gemacht; ich wollte nach meines Adolf Tode keine Almosen von einer Familie, die mich einst — weil ich arm war — für unwürdig gehalten, in ihren Kreis einzutreten. Mein Stolz hat sich empfindlich gerächt. Nach einem Jahre starb die gute Tante — ich mußte meine Stelle aufgeben und das Kind zu mir nehmen. Fünf Jahre habe ich mein Leben als Privatlehrerin gefristet — ' o Gott, welch' ein Leben! Was nützen mir meine Kenntnisse — ich konnte sie nicht verwerten! Kaum verdiente ich, was wir zum Essen brauchten. Seit einem Jahre bin ich krank. Alles, was mir lieb und teuer war, ist ins Leihhaus gewandert — mit blutendem Herzen trennte ich mich von meinen Kleinodien, die mir Adolf in jenen sonnenhellen Tagen des Glücks geschenkt."
! »Genug!" unterbrach sie Ernst v. Salmen, da
! er sah, wie von neuem ein Thränenstrom ihren Augen entquoll. »Ich danke Gott, daß er meine Schritte endlich zu Ihnen geleitet! Ich weiß, Sie sind keine Unwürdige — meine Mutter wird Sie und die gute Anna mit Freuden ausnehmen. Ich kann ihr keine schönere Weihnachtsfreude bereiten, als wenn ich ihr ! sage: »Ich habe sie gesunden! — Können Sie mich ! begleitend" fragte er nach einer Weile.
^ Die Kranke schüttelte das Haupt, j »So führe ich meine Mutter noch heute zu Ihnen," i entgegnete Ernst v. Salmen, »aber das Kind, die
! liebe, süße Anna, müssen Sie mir gleich mitgeben."
Anna holte ihr verschossenes Wollklcidchen aus dem Schrank, die Kranke frisierte, während ihre Thränen reichlich flössen, das blonde Lockenköpfchen und begleitete sie mit ihren besten Segenswünschen, als der Onkel sie, wie er sagte, in ihre neue Heimat führte.
Kaum eine Stunde hernach kam ein galonterter Diener mit einem großen Korbe in die ärmliche Stube. Er packte unzählige Packete aus; Weinflaschen, Kuchen, Fleischspeisen, Kleidungsstücke — der kleine Tisch schien unter der Last zusammenzubrechen.
Bald nachdem er gegangen, trat auf einen Stock gestützt, eine alte Dame mit silberweißen Locken in das Zimmer.
»Laßt mich allein, bat sie die draußen Stehenden; dann wankte sie hin an das Bett der Kranken, nahm ihren Kopf in beide Hände und küßte sie lange und innig: »Meine Tochter!" rief sie endlich, kannst du mir verzeihend Willst du mir gestatten, all' das Unrecht gut zu machen, das —"
„Ich bin eine Sterbende," unterbrach sie Helene; „meine Tage sind gezählt; mir kann man wenig noch helfen, aber meine Anna lege ich Ihnen ans Herz, seien Sie ihr —"
„Regen Sie sich nicht auf!" unterbrach Ernst von Salmen, der jetzt mit Anna an der Hand eintrat ; „Anna ist das Vermächtnis meines verstorbenen Bruders — damit ist alles gesagt. Doch was können wir jetzt für Sie thun d"
Helene schwieg.
„Sie kommen zu uns, Helene!" bat die alte Dame; „mein Wagen wartet; wir packen Sie in Betten, daß kein Lüftchen Ihnen nahe kommt !"
Traurig schüttelte die junge Frau das Haupt. — „Ich würde Ihnen nur eine Last sein!"
„Gönnen Sie mir die süße Beruhigung, Sie in meiner Nähe zu haben!" bat die alte Dame. „Wie habe ich Sir doch so lange und leider vergeblich gesucht, nachdem ich wußte, was Sie meinem Sohne gewesen."
Da Helene fühlte, wie aufrichtig es Frau von Salmen meinte, gab sie endlich ihren Bitten nach.
Welch' ein Weihnachtsabend! Im Salon der Rätin Salmen waren die Kronleuchter angezündet, ein herrlich geschmückter Tannenbaum prangte in der Mitte und hinein in dieses Meer des Lichts trug man in ihren Kissen die Kranke, die daheim kaum ein ärmliches Talglicht auf ihrem Tisch hatte. — Es gibt Freudengefühle, die jeder Beschreibung spotten. * *
Zehn Jahre sind nach jenem glücklichen Abend vergangen. Wieder ist es Weihnachten; wieder strahlen die Kerzen und Kronen in dem hochgewölbten, prächtig geschmückten Saal. Man erwartet glänzende Gesellschaft. — Helene von Salmen trifft mit bewunderungswerter Umsicht alle Vorkehrungen, sie empfängt die herzlichsten Glückwünsche der nach und nach Erscheinenden — ein Feuer reinsten Glückes strahlt aus ihren immer noch schönen Augen.
Man feiert heute das Verlobungsfest ihrer Anna mit dem Ftnanzrat Ernst von Salmen! Aus dem zärtlichen Onkel ist ein feuriger Liebhaber geworden, der kein anderes Glück kennt, als die „kleine Anna" sein zu nennen. Anna ist zu einem herrlichen Mädchen erblüht, deren körperliche und geistige Schönheit jeden bezaubert. Doch wo weilt sie d Der Saal ist schon mit Gästen gefüllt. Man fragt nach dem Brautpaar.
Endlich öffnet sich die Thür — Ernst von Salmen führt das bezaubernd schöne Mädchen in den Salon. Wie glüht es vor Freude und Leben! Wir haben uns zu lange aufgehalten," bittet er um Entschuldigung. „Aber Anna konnte sich von ihren Armen nicht trennen. Das gab ein Danksagen, eine Thränenflut, eine Freude!"
„Ich habe meinen Armen ihren Weihnachtsbaum angezündet!" erklärte Anna, „und nun, da ich andere beglückt, will ich mich des eigenen Glückes freuen!" Mit herzgewinnendem Lächeln nahm sie die Glückwünsche der Versammelten entgegen — es war, als ob eine Wonne-Atmosphäre das ganze Haus durchströmte.
Niemand schien glücklicher als Ernst von Salmen; mit bewundernden Blicken hing er an der anmutigen jugendfrischen Erscheinung, die dem geliebten Onkel heute zugesagt hatte, ihm fürs Leben anzugehören. Endlich führte er sie, nachdem Anna mit allen freundliche Worte ausgetauscht, unter den reichgeschmücktes Weihnachtsbaum.
»Such' dir dein Teil, Herz!" sagte er. Sogleich fiel ihr Blick auf ein weißes, ungefähr handgroßes Schäfchen, das mitten unter Blumen versteckt schien. — Tausend Erinnerungen durchwogten ihre Brust — durch einen Druck sprang ein Deckel auf, — welch' ein Meer des Lichtes strahlte ihr da entgegen. In Form von Schäfchen ein herrlicher Brtl- lantschmuck, wie sie ihn schöner nie gesehen! „Mutter, schau her!" rief sie mit freudig erregter Stimme; dann sank sie ihrem Verlobten an die Brust und schien in der Glut der Erinnerungen, Hoffnungen und seligen Gefühle, die auf sie einstürmten, zu vergessen, daß es nach diesem Augenblick noch eine Zukunft gebe, die ihr in goldenen Farben entgegenlachte. Zwei Weihnachtsabende waren von Bestimmung für ihr Leben geworden — beide erhellt durch die Liebe eines edlen, gemütreichen Mannes, mit dem sie heute ihr Lebeusgeschick einte.
Ende.
Vermischtes.
* Die „Ul wer Schnellpost" veröffentlicht nachstehenden Gruß an die zu wählenden dortigen Väter der Stadr mit den Worten des österreichischen Volksdtchters SMzhammer an seinen Sohn:
Die Brust voll Mut,
DaS Herz voll Glut,
DaS Wahre erkannt Mit Geist und Verstand.
Das Schöne geliebt,
Das Gute geübt,
So dienen wir freudig,
Mit treuer Hand,
Dem Wohle der Bürger,
Dem Vaterland»
„Nur so werdet ihr zerstreuen das falsche Gerücht Auf 'm Rathaus sei nur a Vetterles G'fchicht".
WericHte von Merzten, welche öie Apotheker Wichnrd Wrcrnüt's Schweizerpillen in ihren eigenen Icnnilien verwenden.
Petersdorf a. Kynast in Schlesien. Indem ich für dir gütige Zusendung Ihrer schätzenswerten Pillen hiermit bestens danke, zeige ich Ihnen zugleich an, daß dieselben von meiner Frau und mir vielfach erprobt und empfohlen worden sind, wobei ich Sie versichere, daß ich es auch an weiteren Empfehlungen nicht fehlen lassen werde. WLech, pract. Arzt.
Stroppen, Kreis Trebnitz, in Schlesien. Ew. Wohlgeboren benachrichtige ich hierdurch, daß ich die mir freundl. überlassene Quantität Ihrer Pillen in meiner eigenen Familie behufs sicherer Kontrole habe verbrauchen lassen und zwar bei einem an hartnäckiger chronischer Obstipation leidenden Mitglieds, das schon vielerlei diesbezüglicher Mittel mit mehr oder weniger Erfolg hat gebrauchen müssen. Ich muß der Wahrheit die Ehre geben, indem ich Ihnen mitteile, daß Ihre Pillen allerdings in größeren Dosen (2 mal 2 . tück) mit sehr gutem Erfolge (ergiebiger schmerzloser Stuhlgang nach 12 Stunden nach der zweiten Dosis) verbraucht worden sind. Ar. Hühner, Arzt.
Weilburg (Lahn). Die mir gefl. übersandten Pillen habe ich in meiner eigenen Familie verwendet und bin mit der Wirkung sehr zufrieden. Ar. Wüsgerr.
Habelschwer dt (in Schlesien). Der Ecsmg Ihrer, bei Mitgliedern meiner Familie angewendeten Schweizerpillen war ein sicherer und guter. Ar. KufcheL, KreisphysikuS a. D.
Die ächten Apotheker Richard Brandt'schen Schwetzerpillen mit dem weißen Kresz in rotem Grunde sind nur in Schachteln ä. 1 Mk. in den Apotheken erhältlich.
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Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.