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Wr. 148.

ALLensteig, SamsLcrg den 16 . Dezember

1893.

Kaus- und Landwirtschaftliches.

Me kan« der Landmann seine Erzeugnisse geeignet verwerten?

Daß der Ackerbau heutzutage sich schlecht rentiert, ist allgemein bekannt. Man macht auch häufig die Beobachtung, daß der Landwirt sich deshalb auf einen besonderen Zweig wirft, aus dem er einen besseren Gewinn erzielt, die größeren Gutspächter z. B. aus Milchwirtschaft, kleinere Bauern auf Schweinezucht und anderes. Aber es hält oft schwer, für solche Produkte den entsprechenden, noch schwerer wirklich lohnenden Absatz zu finden, weil der Markt mit den betreffenden Erzeugnissen zu übersetzt ist. Und doch giebt es einen Artikel, nach dem die Nachfrage groß ist, wett größer als daß sie kann im Inlands be­friedigt werden. Wir meinen Eier und Geflügel. Die Eier find ein kräftiges, schmackhaftes Nahrungsmittel, darüber ist kein Zweifel. Der Verbrauch in den Städten ist enorm; sie müssen vom Lande bezogen werden, tatsächlich werden aber sehr viele aus Italien in Kisten bezogen. Seine Eier kann aber jedermann bei uns absetzen, es wird nicht leicht jemand in die Lage kommen, für dieselben keinen Liebhaber zu finden. Man sollte es nicht glauben, aber es ist eine selbst­erlebte Thatsache, daß man sogar auf dem Lande in­mitten einer Ackerbau treibenden Bevölkerung, wo vor jedem Hause ein Misthaufen liegt, oft recht schwer thut, seinen Eierbedarf zu decken. Diese Erfahrung hat Einsender veranlaßt, selbst Hühner zu halten, und wenn er heute von Verwandten und Bekannten um Besorgung von Eiern angegangen wird, so hält es oft recht schwer, denn etliche Händlerinnen kaufen alles zusammen was erhältlich ist, viele Weiber tragen ihre Eier selbst zu Markt, nie nehmen sie die­selben oder einen Teil davon wieder mit, wohl aber werden sie ihnen schon gleich beim Betreten der Stadt abgekauft; diese Erfahrungen machen auch andere Bekannte, die auf dem Lande ansässig find und die trotzdem, daß es um ihre Häuser herum lustig gackert, doch Kisteneier aus Italien kommen lassen müssen, weil sie im Orte keine oder nicht genügend bekommen!

Das wäre ein Gebiet, das der Landmann besser pflegen sollte, hier könnte er, was er sonst nicht günstig absetzen kann, an seinen Erzeugnissen bestens verwerten. Es würde dann viel Geld im Lande bleiben und das wäre auch des Landmanns Schaden nicht. Wie gut könnte die Frucht, die heute so schlecht bezahlt wird, hier Verwendung finden! Niemand hat so günstige Gelegenheit zur Geflügelzuchtwie eben der Landmann; wenn er sich derselben annehmen wollte, müßte für ihn etwas herauskommen; Mühe hätte er dabei viel weniger als beim Ackerbau, das Risiko wäre nicht größer. Den wenigen Geflügelseuchen gegenüber, denen man bei reinlicher Haltung wenig ausgesetzt ist, könnte man eine gegenseitige Versicherungskasse gründen. Ein Beispiel finde hier seinen Ort. Um Weihnachten 1892 kaufte meine Nachbarin ein Ferkel um 10 Mk., an. fangs Juli 1893 gab ihr der Metzger dafür 20 Mk., so halte sie es für 10 Mk. ein halb Jahr füttern müssen. Hätte sie dafür 5 Hühner gekauft und diesen das Futter des Schweins verabreicht, so hätte sie dabei größeren Gewinn gehabt bet geringerer Mühe. Alles, was zu ersprießlichem Geflügelfutter gehört, hat der Landmann eigen, er baut Frucht verschiedener Art, baut Kartoffel, baut Grünes, hat Kleie, hat Milch, sein Misthaufen liefert noch mancherlei; Maden finden die Tiere beim Auslauf. Einsender muß alles Futter kaufen, dennoch kommt ihn das Ei nicht höher als 4 Pf. und was find das für schöne große Eier von italienischen und französischen Hühnern!

Wenn an der Elbe manche ländliche Familie aus der Zucht von Geflügel jährlich eine hübsche

Einnahme erzielt, warum sollte es der Bauer nicht bei uns auch so machen? Ich weiß wohl, der Land­mann hat das Geflügel nicht sehr gerne, es ist ihm Ziefer", d. h. wertloses Getier. Es gilt also zuerst die Vorurteile zu überwinden, das Landhuhn ist durch Nachzucht vielfach herabgekommen, legt kleine Eier, alte Tiere werden noch lange gefüttert, wenn sie fast nicht mehr legen. Gegen fremde Rassen hat der Bauer sein Mißtrauen, er hat schon gehört von Cochinchina und andern und gelegentlich erfahren, daß diese nicht viel legen; so meint er, alle fremden Rassen taugen nichts.

Auch manchem Schlendrian sollte begegnet wer­den ; es wird oft nur einerlei Futter gereicht, Kleie, Mühlstaub, das ist verfehlt, recht viel Mischfutter, animalisches und vegetabilisches; fehlt es am elfteren oder letzteren, so kann man mit Seifenstedergrieben und auch mit Sägmehl helfen, diese beiden Futter­mittel zusammen angebrüht und gemengt, eignen sich vortrefflich. Auch für luftigen, Hellen, nicht zu feuch­ten, nicht zu kalten Stall kann der Bauer unschwer sorgen- Das Wasser verdient auch alle Beachtung. Die Pflege muß nur pünktlich und sorgfältig sein. Die Vorbedingungen sind für den Landmann günstig, setze er, was er nicht preiswürdig absetzen kann, in Eier um, diese wird er los werden.

Gr ist der Ave!

(Fortsetzung.)

Wenn Sie's nur betrachten wollten, Herr Rich­ter! Wenn ich und der Mann, der Willem, kamen und bezeugten, wir sahen das und das, so konnten Sie wohl glauben, wir hätten es selbst gethan, denn wir hatten beide Grund zum Haß gegen Harterott. Mir hatte er den Enkel in Schimpf und Schande bis an den Tod gebracht und als Willem verunglückte, da hat er ausgesagt, Willem sei leichtsinnig gewesen und an dem Unglück selbst schuld. Er hat ihm nicht einmal Schmerzensgeld bezahlt und als Willem um Arbeit bat, da er aus dem Krankenhaus kam, da wollte Harterott nichts von ihm wissen."

Und deshalb schweigt Ihr!"

Ja, Herr, denn an meinem Enkel sah ich, daß ein dringender Verdacht, um einen ins Gefängnis zu bringen, genügt an Herrn Lörrach sehen wir das ja auch."

Der Name Lörrachs erinnerte den Beamten an den Brief, den er immer noch in der Hand hielt. Er öffnete ihn. Seine Augen erweiterten sich beim Lesen des nur weinige Zeilen enthaltenden Schreibens.

Dann sank ihm das Papier aus der Hand, er zog sein Tuch> trocknete die blasse, feucht gewor­dene Stirn.

Der Baron v. Jhlefleth teilt hier mit, daß er sich verpflichtet fühle, folgendes zur Anzeige zu bringen: Seine Tochter Hedwig sei auf einem Spaziergang am Nachmittag des 7. August mit Herrn Lörrach zu­sammengetroffen, habe sich länger mit ihm unter- 1)alten; seine Mägde seien zum Melftn der ^dort weidenden Kühe dazugekommen, und Herr Lörrach habe sich, als es vom Gasberger Turm halb 8 Uhr schlug, von seiner Tochter getrennt. Dieselbe werde ihre Aussagen, wenn nötig, unter Eid wiederholen; Herrn Lörrachs Schweigen über diese Verwendung seiner Zeit müsse seiner Rücksichtnahme als Gentle­man zugeschrieben werden, und er füge zu seinen An­gaben noch die Bitte, wenn irgend möglich, diese An­gelegenheit mit Schonung für seine Tochter zu be­handeln."

Der Richter legte den Brief zu Len Akten.

Und jetzt wieder zu Preuß und dessen Aussagen". Inzwischen wurde der betreffende andere Zeuge her­beigeholt, der, wie sich ergab, heute gerade in der Restauration Preuß mit Bürsten unter den Füßen das Parkett des Tanzsaales polierte.

Es war schon dunkler Abend und zum ersten- male saß Fritz Lörrach nicht in dumpfes, trübes Brüten verloren, sondern noch immer in glückseliges Sinnen vertieft und blickte durch die Eisengitter und das offene Fenster in die warme Mondnacht hinaus.

Ihm war, als müsse jetzt alles besser werden, als umschwebe ihn sein Schutzgeist und lächele ihm Mut und Hoffnung zu. >

Freilich sagte er sich dann wieder: Die Gefängnis­luft macht mich zum Thoren aber nach fünf Mi­nuten schon saß er abermals ganz in seine süße Thor- heit versunken.

Das Abendessen war ihm schon gebracht, die Geräte abgeholt worden und eine Flasche frisches Wasser vor sein Bett gestellt. Das war immer das letzte des Abends, was ihn mit der Außenwelt in Verbindung brachte; um so mehr erstaunte er, als er so spät noch wieder Schritte hörte und gar, als diese sich seinem Zimmer näherten und dann der Schlüssel im Schlosse klirrte.

Guten Abend, Herr Lörrach!" sagte eine bekannte Stimme, ehe er die Eintretenden bei dem stürmischen Andrange des Blutes zum Kopfe zu erkennen vermochte.

Guten Abend, Herr Lörrach! Ich bringe Ihnen gute Nachricht. Sie sind frei!"

Träumte er? Aber nein! Der so sprach, war der Untersuchungsrichter! Da stand der Tisch, das Licht darauf da war der alte Preuß? Und er zitterte und weinte unv streckte ihm die schwieligen Hände entgegen, als bitte er um Verzeihung. Und hinter ihm stand der Schließer? Er träumte doch wohl.

Es dauerte geraume Zeit, bis er sein Glück begriff, bis er verstand, daß Preuß wohl Ursache halte, ihn um Verzeihung zu bitten, und bis er der gerechten Erwägung Raum gab, der Alte handelte, wie er bei seinen letzten Erfahrungen und seinem geistigen Standpunkt nicht anders konnte.

Wir hätten es nicht zum Schlimmsten kommen lassen, Herr Lörrach, aber der Herr Baron konnte doch längst schreiben! Dem thut keiner was!" ent­schuldigte sich der alte Preuß.

Fritz Lörrach hörte und sah kaum vor über­mächtiger Aufregung.

Ich bin also frei? Jetzt gleich? Und kann gehen, wohin ich will?" fragte er mit funkelnden Augen.

Ja! ja! ja! Nur geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie sich auf Verlangen stellen werden!"

Das haben Sie. Und nun, Preuß, nach War­menau! Ich werde verrückt, wenn ich noch eine Stunde hier bleibe!" rief Lörrach außer sich.

Mein Sohn holt schon einen Wagen, Herr Lörrach!" lachte glückselig der Großvater.

(Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Aüensteig.

Weber Land und Meer" schrieb in Nummer ll des Jahrgangs 1892/93 bei einer Besprechung von Weihnachts­geschenken über Richters Anker-Steinbaukasten folgendes:In erster Linie haben wir die Anker-Steinbcrukusten von F. Ad. Richter L Cie. in lltudolstadt (Thüringen) aus unsere Geschenksliste gesetzt. Diese sind in der That eine wirklich ge­diegene, prächtige Weihnachtsgabe, deren innerer Gehalt in der Familie erst nach Gebrauch so recht sich kundgiebt Bald wird sich da, wir sprechen ans eigener Erfahrung, die Mutter wie der Vater den Häuser und Schlösser bauenden Kindern zugesellen, und mit deren Teilnahme wächst auch in den Augen der Kleinen die Lust und Freude, wie das Interesse an der zum Denken an­regenden, das Schönheitsgefühl in hohem Maße weckenden, wechsel­vollen Beschäftigung. Wir wüßten in der That kein Spiel, das so anziehend ist, wie diese Steinbaukasten mit ihrem bunten, soliden, reichen, korrekt geformten Material und den hübschen Vorlagen, wonach in überraschender Naiurtreue die wunderbarsten Bauten aufgestellt werden können. Es ist eine geradezu unerschöpfliche Quelle unterhaltendster Belehrung, ein Spiel, dem an erzieherischem Wert kein zweites an tue Seite gestellt werden kan». Ungemein fesselnd, neu und eigenartig sind auch die erstaunlich billigen HeöulöspieLe" von der gleichen Firma: interessant und unterhaltend auch für denjenig.n, der an ernstere Beschäftigung gewöhnt ist; auch sie verdienen warme Empfehlung."

Wir schließen uns dem Urteil vonUeber Land und Meer" gern und vollständig an: Richters Anker-Steinbaukasten sind in der That das beste Kestgeschenk für Kinder.