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Wr. 145. AtLenjteig, ScrmsLcrg den 9. Dezember 1893.
Beit<»Ke.
Kr ist der Kröe!
Roman von L. H a i d h e i m.
(Fortsetzung.)
Der Brief lautete:
„Mein liebes Fräulein Wieüner! Ich habe zwar nur selten das Vergnügen gehabt, unsere Bekanntschaft pflegen zu können, aber mir kam, als Sie in diesem Frühling uns mit Ihrer Frau Schwester und Ihrem armen Schwager besuchten, das Gefühl zum Bewußtsein, daß ich Ihnen recht gut sein könnte und Sie Freundin nennen möchte. So Gott will, haben Sie e nige Sympathie für mich, und in dieser Hoffnung schreibe ich Ihnen, fest auf Ihr richtiges Gefühl bauend. Sie werden mich nicht verkennen. — Und so bitte ich Sie also um Nachricht über den Prozeß des Herrn Lörrach. Er war oft bei uns in GaSberg, Papa und ich schätzten ihn sehr; auch erfuhren wir erst jetzt und durch einen Zufall von all den schrecklichen Dingen, die mit dem Tode des beklagenswerten Herrn Harterott Zusammenhängen. Papa ist so tief verstimmt über dies alles, daß ec noch nicht nach Hause reisen will, wie wir fest geplant hatten; ich aber bin in Unruhe, kann von niemand erfahren, wie es Herrn Lörrach geht, und habe ich doch die bestimmte Empfindung, wir müßten ihn wissen lassen, daß wir seine Freunde sind. Dazu sehe ich kein Mittel, wie ich wir den Kopf darum zersonnen habe; aber gewiß sind Sie so freundlich und geben mir Nachricht von ihm.
Verkennen Sie mich nur nicht! Es ist so schrecklich für ihn, des Mordes verdächtig angeklagt zu sein. Daß er unschuldig ist, werden Sie nicht bezweifeln, ich weiß esijganz gewiß, denn ich traf ihn ja au demselben Tage auf einer zu unserem Gute gehörenden Wiese, plauderte da lange mit ihm, und als wir dann uns trennten, hörten wir beide einen Schuß, ahnten nichts Böses, lachten über sein „Pech", daß er das Reh nun nicht zum Schuß bekommen, und wahrscheinlich ist dies der unglückliche Augenblick gewesen, in dem Ser arme Hans Harterott sich im Fallen erschoß. — Nun habe ich Ihnen einen bogen- langen Brief geschrieben — und wenn Sie gut und lieb gegen mich sein wollen, so erfüllen Sie meine Bitte!
Hedwig v. I."
Mit fliegendem Atem las Bettina zuletzt laut.
„Ella! Ella! Da ist ja der Beweis! Er war mit ihr zusammen! Er liebt sie — sie liebt ihn! Ach, du gutes, herziges Mädchen!" Bettina küßte in leidenschaftlicher Aufregung den Brief und fing dann bitterlich an zu weinen.
Der jungen Witwe Gesicht hatte sich mit einer fahlen Blässe überzogen.
Die Hände ineinander gekrampft, saß sie wie versteinert da. Entsetzen, Reue, Angst und daneben doch wieder dieser Zorn auf den Manu, den sie für den Räuber ihres Glückes hielt, kämpften in ihr und malten sich auf ihrem Gesicht.
„Frau Harterott, Mr. Leuven bittet um die Ehre!" meldete der Diener.
„Ich tann ihn nicht sehen! Nein, nein! Ich will nicht!" Mit diesen Worten sprang sie empor und eilte nach dem Nebenzimmer.
„Bleib' Ella! Ich will gehen, ihn zu empfangen! Wir können ihn nicht jedesmal abweisen," rief Bettina, die Thränen trocknend und sich zusammennehmend.
„Führen Sie den Herrn in das Wohnzimmer," befahl sie dem Diener.
Frau Ella schritt, die Hände fest ineinander gefaltet, in sichtbarer Unruhe, auf nichts weiter achtend, auf und ab. Das war kein Beweis, was jener Brief brachte.
Lörrach liebte das Fräulein,erwolltees vielleicht heiraten; er, ein vermögensloser Mann, brauchte eine Stellung, um mit Erfolg sich um das arme adelige Fräulein zu bewerben.
Und der schreckliche Verdacht wuchsen ihr wieder zur festen Ueberzeugung empor.
Das schien ihr fast wie eine Wohlthat. Sie hatte ihre zu Protokoll gegebenen Aussagen in den letzten Tagen bis zur Pein hin und her überdacht, die öffentliche Stimme, die, für Lörrach Partei nehmend, sie scharf verurteilte, hatte sie unbeschreiblich schwer getroffen und verbittert.
Jetzt beruhigte sie fast der Gedanke, daß Lörrach mehr noch, als sie geahnt, sich an seines Vetters Stelle gewünscht haben mußte.
Sie schauderte zusammen und wagte nicht weiter zu denken.
Das in ihr erwachte Gefühl, daß sie Lörrach fälschlich angeklagt, wehrte sich empört gegen diese neue Verdächtigung. Ella Harterott sah sich verstrickt in einen Konflikt der schlimmsten Art; sie wollte ja nicht Unrecht thun, aber sie wollte Recht behalten. Sie wäre sich sehr schlecht vorgekommen, wenn sie wissentlich verleumdete — aber mußte sie den Mann nicht hassen, der Hans beerbte, weil sie kinderlos geblieben?
Unterdes hatte Bettina vor dem Spiegel rasch ihre Haare gebürstet, den Brief Hedwigs in die Tasche gesteckt und schritt nun hinüber nach Ellas Wohnzimmer.
Mr. Leuven war ihr schon bekannt. Der Doktor Zindler hatte ihn telegraphisch herberufen, als Lörrach in seiner Apathie sich um nichts kümmern, nichts wissen wollte; und der Kompagnon war auch, einem älteren Bruder die Stellvertretung im Geschäft übergebend, so schnell er konnte, erschienen.
„Ich bin Ihnen sehr dankbar, Fräulein Wiedner, daß Sie mich empfangen," begrüßte er die junge Dame mit einem warmen, interessierten Blick, dem es nicht entging, daß sie geweint hatte; „mich zwingt die Notwendigkeit, Sie zu belästigen."
Er sprach das Deutsche, die Sprache seiner Mutter, mit großer Geläufigkeit, wenn auch mit etwas fremdem Accent.
„Das thun Sie nicht, Mr. Leuven, meine Schwester hat Sie leider bis jetzt nicht empfangen können; das werden Sie ihr aber nicht übel deuten dürfen."
Der Engländer verneigte sich zustimmend.
„Ich war heute zu Ihrem Herrn Vater gegangen, traf ihn aber nicht zu Hause, da blieb mir nur die Hoffnung, Sie zu sprechen."
„Und womit kann ich Ihnen dienen."
„Mein Freund hat erfahren, daß Frau Harterott das Haus schon jetzt verlassen will. Er beauftragt mich, da sein Wunsch, sie möge sich nicht beeilen, nicht berücksichtigt wurde, daran zu erinnern, daß Warmenau, wenn auch von den Harterottschen Erben gekauft und somit in die Elbschaftsmasse fallend, vielleicht als Aufenthalt beliebt wurde."
„Sagen Sie Herrn Lörrach Dank, Mr. Leuven, er ist sehr edelmütig, daß er meiner Schwester dieses Anerbieten macht."
„Mein Freund ist überzeugt, daß Frau Harterott unter dem Einflüsse eines schrecklichen Irrtums steht, aber eines Tags davon zurückkommen wird."
„Ich glaube. Sie thun bester, ihr nichts von Herrn Lörrachs Rücksichten kür sie zu sagen; verbittert, wie sie leider ist, und in ihrer Aufregung alle Dinge von einem schiefen Standpunkte aus beurteilend, würde sie nicht nur jede Güte seinerseits verschmähen, sie würde dieselbe wohl gar für einen Bestechungsversuch ansehen."
„Mistreß Harterott muß sehr krank sein."
„Das ist sie, Mr. Leuven, sogar sehr gemüts
leidend. Sie war das heiterste, leichtlebigste Geschöpf, jeder hatte sie gern; urteilen Sie immer so milde. Sie thun recht daran, und sagen Sie auch Herrn Lörrach, wie es mit ihr steht."
Mr. Leuven hatte dann verschiedene andere Fragen geschäftlicher Art, welche Bettina ihm beantworten konnte.
D„Und wie steht es mit Herrn Lörrachs Prozeß?" fragte sie dann, tief errötend, als sie den strafenden Blick des Engländers und sein sichtliches Erschrecken sah. Er hatte offenbar schon gehört. — O Himmel! — sie wußte vor Verlegenheit nicht, wohin und fühlte doch zugleich, daß Mr. Leuven ein näheres persönliches Interesse an ihr nahm, denn welche Frau wäre blind für dergleichen ?
(Fortsetzung folgt.)
Stilles Wirke«.
Hast du ein gutes Werk gethan, —
Wall' es der Menge nicht verkünden;
Halt' es geheim und laß daran Sich nimmer deinen Stolz entzünden.
In deinem Innern spürest du Des zarten Herzens leisen Tadel,
Und deine That verlor dazu Ein Stück von ihrem Königsadel.
Sie sei dem Manna Gottes gleich,
Das nährend sank in nächt'ger Wüste,
Doch bald zerschmolz, sobald ihr Reich Die Königin des Tages grüßte.
Logogriph.
Ueber Berg und Thal,
Ueber Stock und Stein Setzt es den flücht'gen Fuß.
Füge rasch den Kopf An den Fuß ihm keck Sofort dier leuchten muß.
Auflösung folgt in nächster Nummer.
* (Ein G emütsm ens ch.) Sie: „Willst Du schon wieder in's Wirtshaus: Au mein Grab wirst Du 'mal wohl nicht kommen?"-Ec: „O ja, Weiberl, recht gern sogar!"
* (In seinem Sinne.) Gläubiger: „Wann werden Sie mir nun endlich die fragliche Summe zahlen?" — Schuldner: „Hm, also für fraglich halten Sie sie auch schon?"
Verfälschte schwarze Gerde. Manver-
brenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hell- ^ bräunlicher Farbe. — Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die „Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Die Seiden-Fabrik G. Henneberg (k. u. k. Hoflief.), Zürich versendet gern Muster von ihren echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto- und zollfrei in's Haus.
Weihnachten rückt irnrner näher und damit tritt an viele Eltern die Sorge um die richtige Wahl der Weihnachtsgeschenke immer dringender heran. Wenn wir nun als sehr empfehlenswerte Geschenke für Kinder über drei Jahren die Wichter- schen Anker-Steinöaukasten nennen, so sind wir uns wohl bewußt, daß wir dadurch auf keine Neuigkeit Hinweisen. Das ist aber gerade der große und seltene Vorzug dieses gediegenen Spiel-Beschäftigungsmittels. daß es nicht veraltet. Durch die sinnreichen Ergänzungs-Ordnungen bleiben die Anker-Steinbau- kasten stets neu, da jeder Ergänzungskasten Neues bringt; ja die alten Kasten können durch diese Einrichtung immer wertvoller und unterhaltender gestaltet werden. Es würde zu weit führen, wollten wir die vielen Vorzüge dieses Spielmittels hier naher besprechen, wir verweisen auf die von der Firma F. Ad. Richter L Eie. in Rudolstadt zu beziehende illustrierte Beschreibung und vor allen Dingen auf die Anker-Steinbaukasten selbst; ihr« herrlichen Banvorlagen sind die beste Empfehlung.