Amtsblatt für
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Wr. 136.
MLensteig, Scrrnstcrg den 18. Wovember
1893.
Kaus- und Landwirtschaftliches.
^Behandlung derMinder nach dem Verschlucken zu großer Bissen oder Fremdkörper. Beim Rinde kommt eS verhältnismäßig nicht selten vor, daß ein zu großer Bissen eines Futtermittels, eine kleine Rübe, eine Kartoffel und dergleichen in der Speiseröhre sitzen bleibt und ohne fremde Hilfe von dem Tiere weder völlig verschluckt noch wieder in das Maul empor befördert werden kann. Der Fall sieht recht bedenklich aus, schreiben die „Westpr. landw. Milt.", und Unerfahrene find, wenn die vorgenommenen Versuche, Hilfe zu schaffen, nicht sogleich gelingen, nur zu willig, an Stelle des Tierarztes den Fleischer holen zu lassen. Zumeist steht es damit noch lange nicht so schlimm, als es den Anschein hat. Die Möglichkeit, das Tier zu retten, ist größer, als die Möglichkeit, es zu verlieren. Dazu gehört nur, daß die geeigneten Maßnahmen ergriffen werden uns daß Jemand vorhanden ist, der Ruhe und Geschick besitzt, dieselben auszusühren. Beachtenswert in hohem Grade sind die hieraus bezüglichen Ratschläge und Erfahrungen des Tierarztes Stredel, dieses umsomehr, als daraus erhellt, daß verhältnismäßig selten Gefahr im Verzüge ist, dagegen häufig durch Ueberertung alles verdorben wird.
Sind zu große Stücke eines festen Futtermittels oder auch weiche Bissen im Schlunde stecken geblieben, so zeigt das Rind Unruhe, starkes Speicheln, Würgen, leere Schluckbewegungen, häufiges Kopsschütteln und Husten, sowie Ausblähen in verschiedenem Grade. Eluge schüttele Flüssigkeit wird wieder ausgeworsen. Steckt der Fremdkörper unmittelbar hinter dem Kehlkopf, so sind Angst und Aufregung größer, als wenn er weiter abwärts oder gar in der Brusthöhlenpartte der Speiseröhre sitzt.
Um Hilfe zu schaffen, ist der Bissen oder fremde Körper je nachdem entweder aufwärts zu entfernen oder in den Magen htnabzustoßen. Unter Umständen muß man ihn aber kürzere oder längere Zeit ruhig fitzen lassen. Sitzt derselbe weit oben, so läßt man den Kopf des Tieres tief halten ooer anbinden, schlägt, sich links stellend, den rechten Arm über seinen Hals, vereinigt beide Hände an der Luftröhre und versucht nun aut den an der Kehlader aufwärts gelegten Daumen den Körper durch Druck in das Maul zurückzubefördern. Geht das nicht, so muß man um der Hand in das Maul eingehen und den vom Schlundkops eingehüllten und sestgehaltenen Körper zu fassen suchen. Wiederholt gelingt dieses nicht; die Manipulation erzeugt jedoch eine Lockerung der feststtzenden Stücke, worauf dieselben durch künstlich hervorgerufene Hustenstöße ausgeworfen werden. Meist zieht sich übrigens bei diesem Verfahren der Operateur selber Verletzungen zu. Sitzt der Bissen bezw. Fremdkörper in der Halspartie der Schlundröhre, so kann er auswärts oder abwärts befördert werden. Gelingt beides nicht, so kann ein weicher Körper durch Zerquetschung entfernt werden. Von dem Versuch, auch einen harten Fremdkörper zu zerquetschen, ist ad- zusehen. Am meisten empfiehlt Stredel den Versuch, den festsitzenden Körper mit der Schlundsonde in den Magen zu stoßen. Aber auch dieses Instrument ist mit Vorsicht anzuwenden. Aber was ist zu thun, wenn eine Schlunbsonde nicht zur Hand ist? Die als Notbehelf gelegentlich benutzten Peitschenstiele und dergleichen sind gefährlich. Stredel bedient sich meistens eines wenigstens 2,5 Millimeter dicken an einem Ende büschelförmig aufgedrehten Strickes (Wa- gensetl). Von diesem Slrrck wird ein etwa 2 Meter langes Stuck so lange in kaltes Wasser getaucht, bis es steif wird, dann emgefettet und nunmehr als
geschloffen und das Hinabstoßen des schlimmen Bissens gelingt fast immer. Läßt aber auch dieses Verfahren im Stich, so lasse man zunächst den Bissen bezw. Fremdkörper, bis er mürbe geworden, ruhig sitzen. Glücklicherweise dauert dieses selten längere Zeit. Im Falle hochgradiger Aufblähung muß der Pansenstich gemacht werden. Oefteres Eingeben kleiner Mengen Oel unterstützt die Erweichung des Fremdkörpers, die fast ausnahmslos in 6—24 Stunden etntritt. Nur ein einzigesmal mußte Stredel darauf 48 Stunden warten. Während dieser Zeit wurde der Fremdkörper so schlüpfrig, daß er entweder aus- geworfen oder durch Schlingbewegungen in den Magen befördert wird oder doch leicht hinabgestoßen werden kann. Stredel ist in allen Fällen, wo er den Fremdkörper nicht künstlich herausschaffen konnte, damit zum Ziele gekommen. Also vor allen Dingen: Ruhe und keine Uebereilung.
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* (Wie man Rettich, Sellerie, Schwarzwurzeln rc. im Keller aufbewahrt.) An der Kellerwand wird eine Reihe Knollen, Kopf nach außen, Wurzel nach innen, dicht nebeneinander gelegt, dann mit Erde bedeckt, nun folgt auf ersteren liegend eine zweite Reihe, wieder Erde und so fort, so hoch man will und das Material reicht, ebenso kann eine Runde oder ovale Pyramide in der Mitte des Kellers aufgebaut werden, es eignen sich hierzu Sellerie, Rettich, Rüben, Schwarzwurzeln, Cichorie, Petersilie u. s. w.
-Vermischtes.
* In Berlin geriet eine Frau durch einen glühenden Ofen in Flammen und verbrannte bei lebendigem Leibe.
* Die Umgebung deS Fürsten Bismarck behütet den Fürsten mit besonderer Sorgfalt und läßt keinen der zahlreichen Fremden, die Friedrichsruh in der Absicht besuchen, den ehemaligen Reichskanzler zu sehen und zu sprechen, bis zu ihm vorzudringen. Das hat kürzlich wieder der Vertreter eines großen Pariser Blattes erfahren, der eigens die weite Reise nach Friedrtchsruh gemacht hatte, um den Fürsten über seine Meinung bezüglich der russisch-französischen Verbrüderung auszufragen, und der trotz einer yanke- artigen Unverfrorenheit unverrichteter Sache abztehen mußte.
* Die Tragweite des Mannlichergewehres ist in Miskolcz im ungarischen Komitat Borsod in unerwünschter Weise erprobt worden und bildet den Gegenstand einer strengen Untersuchung. Während der großen Herbstschiebübungen der dort vereinigt gewesenen Kaschauer Brigade hat ein Infanterist über das Ziel hinaus geschossen. Die Kugel durchbohrte den Brustkorb eines jungen Bauernburschen, der hinter der Schteßstätte in einer Entfernung von 2000 Metern in einem Weingarten vor einer Lehmhütte saß. Dann durchlöcherte das Geschoß auch die Wand der Hütte und grub sich dahinter im Flugsande ein. Der Aufschrei des Getroffenen machte die Offiziere stutzen und man fand den verwundeten Burschen bewußtlos in seinem Blute liegen. Sofort wurden die Schießübungen eingestellt, da in den benachbarten Wemdergen auch andere Bauern arbeitend gesehen wurden. — Dem Opfer der große» Tragweite eines „Mannlicher" geht es übrigens verhältnismäßig gut und er dürfte die Verwundung glücklich überstehen.
* Der Wert der Geschenke, die Admiral Avelane allein für seine Person in Frankreich erhalten hat wird auf 3V, Millionen Frank geschätzt.
* Der Ortspolizeimeister in Warschau General Klejgels hat vor einigen Tagen eine in ihrer Art einzige Verordnung erlaffen, welche das Datum (russischer Stil) vom 11. Oktober 1893, trägt. In dieser Verordnung heißt es: „Alle Hauseigentümer
wie z. B. grün, rot oder blau zu bemalen, um dem Volke keinen Anlaß zu Demonstrationen zu geben." Zur Erklärung dieser Verordnung muß erwähnt werden, daß alle Häuser in Warschau seit vielen Jahren von unten mit einem breiten schwarzen Strich bemalt sind, um die Häuser vor dem Straßenschmutz zu beschützen. Diese schwarze Schutzfarbe wurde von einem höheren Beamten übel vermerkt, indem er darin Len Ausdruck einer allgemeinen Trauer erblickte. Dies genügte, und nun müssen die Häuser in Warschau ein heiteres Kleid anlegen. Nur keine Trauer unter dem Szepter des Zaren l
*(Das rechte Wort.) Mutter (um deren Tochter soeben ein Assessor angehalten, in's Nebenzimmer rufend): „Amanda! Amanda! Aber hörst Du denn nicht?!" (Keine Antwort.) — „Amanda! So komme doch, wenn ich Dich rufe!" (Amanda gibt noch keine Antwort.) — „Amanda! A Mann da!" — Tochter (heretnstürzend): „Wo denn, liebe Mama?"
* (Tröstlich.) Reisender (im Gebirge): „Also Ihr Vater -ist abgestürzt und auch Ihr Großvater; demnach scheint das Geschäft eines Führers doch recht gefährlich zu sein!" — Führer: „O, so schlimm ist's halt doch nichr, aus zwanzig Reisende kommt immer erst ein Führer!"
* (Er hat Recht.) Schneider (ärgerlich): „Immer vertrösten Sie mich auf den Tod Ihrer alten Tante ... — Student: „Na ja, liefern Sie mir doch mal wieder etwas; Ihrer armseligen achtzig Mark halber wird sie doch nicht sterben."
* (Verfängliche Wendung.) Vater: „Wie sind Sie mit meinem Hans zufrieden?" — Lehrer: „Fast gar nicht, er ist faul und nachlässig." — Vater: „So? Nun, wenn er dies wieder einmal ist, so hauen Sie ihn, ich bitte, tüchtig durch. Zu Gegendiensten bin ich stets gern bereit."
Die Liebe wiutert nicht!
Feldeinwarts flog ein Vögelein,
Und sang im muntern Sonnenschein Mit süßem, wunderbarem Ton:
Adel ich fliege nun davon.
Weit! «eit!
Reis' ich noch heut!
Und als ich Blätter fallen sah,
Da sagt' ich: Ach! der Herbst ist da,
Der Sommergast, die Schwalbe, zieht,
Vielleicht so Lieb' und Sehnsucht flieht,
Weit! weit!
Rasch mit der Zeit!
Doch rückwärts kam der Sonnenschein,
Dicht zu mir drauf das Wgelein,
Es sah mein thränend Angesicht Und sang: Die Liebe wintert nicht,
Nein! nein!
Ist und bleibet Frühlingsschein I
-» . . . —.
Denksprnch.
Es ist nichr immer möglich Im Leben sich so kmderretn zu halten.
Wie uns die Stimme lehrt im Innersten.
In steter Notwehr gegen arge List Bleibt auch das redliche Gemüt nicht wahr,
Das eben ist der Fluch der bösen Thal,
Daß sie sonzeugend immer Böses muß gebären.
Verantwortlicher Redakteur: W. Meier, Altmsreig.
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