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geknüpft hat, find folgende: i) Da» Flugzeug muß die Gesamtstrecke mit Paffagieren durchflogen haben; 3) Flugzeug und Motor müssen deutschen Ursprung» sein; 3) Flugzeug-und Führerwechsel ist nicht gestattet; 4) das Flugzeug muß — nach dem Ermessen de» Kriegsministerium» — Eigenschaften von militärischem Wert haben. — Graf Zeppelin, der dem Schwabeuflug schon so große Opfer durch Schenkung von 35000 ^ gebracht hat, hat von neuem wieder die reiche Spende von 1000 ^ dem Organisatio«»au»sch«ß zur Verfügung gestellt, unter der Bedingung, daß die Summe zur Vermehrung der Fliegerpreise, die, um ein Zustandekommen zu ermöglichen reduziert werde« mußten, benutzt werde. Nicht nur die Flieger, sondern auch da» gesamte württembergische Volk werden die hochherzige Spende unsere» Grafen, der de» Fliegern für da» Einsetzen ihres Leben» und für ihre hervor- ragende» Leistungen einigermaßen ei» Aequivalent zu bieten bestrebt ist, mit großer Freude zu begrüße» wissen. Am 37. d». Mt«, lief nun der Meldetermin für den Schwabeuflug ab. E» haben fich 15 Flieger gemeldet. Noch ist eine Nachnenvungsfrist bi» zum 3. September gegeben, Nachmeldungen können aber voraussichtlich nicht mehr Berücksichtigung finden. Da» Gouvernement Ulm, da» die Liste und da» Nationale der einzelne» Flieger verlangt, erhielt gestern die Flieger namentlich genannt. Ursprünglich waren nur 6 Doppelzrlte zur Unterbringung der Flugzeuge in Aussicht genommen. Infolge der ungemein zahlreiche» Meldungen mußte die Zahl der zu liefernden Doppelzrlte auf 7 bi» 8 erhöht werden.
Stuttgart 30. Aug. Da» bei weitem erfolgreichste dramatische Werk de» letzte« Theaterwinter» „Glaube und Heimat", wird an diesem SamStag im Hofthrater seine 23. Aufführung erleben, die erste in der neuen Spielzeit. Die letzten Vorstellungen, die da» erschütternde Drama vor den Theaterferie» erfahren hat, fanden sämtlich vor auSverkauste« Häusern statt. E» ist anzunehmev, daß die Zugkraft de» Stücke» ihm auch in der neuen Spielzeit noch für eine stattliche Zahl von Aufführungen getreu bleibe« wird. Smetana'» komische Oper „Die verkaufte Braut" wird in »euer Einstudierung am Freitag die Spielzeit eröffnen.
Plieningen a. F. 30. Aug. (Autounfall.) Gestern mittag kurz nach 12 Uhr fuhr an der Straßenkreuzung beim „Landhau»" gerade in dem Augenblick de» Uebergang» über die Straße ein Privatautomobil auf den von Plieningen nach Möhringen fahrenden Güterzug der Filderbah» bi» dicht an den Zug heran, wendete sich jedoch im letzte« Augenblick noch so, daß e» nur noch leicht von der Seite gefaßt wurde,
wobei da» Verdeck abgerissen wurde und sonstige leichtere Beschädigungen erlitt. Von den Insassen de» Auto», Brauereibefitzer Sriffert-Aalen und Brauereidirektor Hährer mit Frau, erlitt die letztere nur leichte Verletzungen am Arm, während die übrigen mit dem Schrecken davonkamen. Nach kurzer Reparatur fuhr da» Auto nach Stuttgart weiter.
Stamm heim OA. Ludwig»burg 30. Aug. In der vorige» Nacht wurde der ledige Jagdaufseher Stein von dem verheirateten Taglöhner Wilh. Pfisterer durch 10—13 Messerstiche in Kopf und Rücke» lebensgefährlich verletzt. Dem Vorgang war ei» Streit in einer Wirtschaft vorau»gegangev, der sich auf der Straße fortgesetzt hatte. Der Täter, der schon wegen ähnlicher Delikte vorbestraft ist, wurde verhaftet.
Eglosheim OA. Ludwigsburg 30. Aug. Au» de» Cichorie anbauenden Gegenden ist zu höre», daß diese Handelspflanze sich über die große Hitze im Gegensatz zu allen Wurzel- und Knollengewächsen recht gut gehalten hat. Da» rührt daher, d,ß sie ihre Nahrung durch feine Saugwürzelchen au« der Tiefe, wo noch genügend Feuchtigkeit vorhanden war, holen konnte. Da seit einige» Tagen häufig Rege» niedergivg, ist für eine gute Weiterentwicklung gesorgt und auf eine ausgiebige Ernte zu hoffen.
Hall 30. Aug. Gestern hatte fich vor der hiesigen Strafkammer die noch nicht ganz 15 Jahre alte Pauline Bischer, Küferttochter von Braunsbach OA. KünzelSau wegen Mords z i verantworten. Die Angeklagte war seit 2. Januar d. I. bei de» Wirtseheleuten Gottfried Schön in Neuenstein OA. Orhringe» bedienstet, wo ihr die Aufsicht über die Kinder anvertraut war. Am 26. Juni d. I. hat sie dem kleinsten der Kinder, der am 14. April d. I. geborenen Frida Schön zuerst mit dem Schnuller und dann durch Einschütten aus einem Kölbchen Salzsäure beigebracht, wa» de» alsbaldigen Tod de« Kinde« zur Folge hatte. Die Angeklagte gab die Absicht der Tötung zu und konnte zu ihrer Entschuldigung bloß Vorbringen, daß ihr da« Kind hinderlich gewesen sei, da sie nicht mehr so viel freie Zeit gehabt habe, um mit anderen Mädchen verkehren zu können. Da« Urteil lautete auf 3 Jahre 6 Monate Gefängni», wovon 1 Monat der erlittenen Untersuchungshaft in Anrechnung kommt. In der Urteilsbegründung wurde festgestellt, daß die Angeklagte bei Begehung der Tat die zur Erkenntnis ihrer Strafbarkeit erforderliche Einsicht besessen hat.
Biberach 30. Aug. Forstwart Römer vom Burren, Stadlgemeinde Biberach, machte die Anzeige, daß in dem städtischen Waldteile
„Aussang" auf einer großen Tanne in ca. 15 Meter Höhe ein Leichnam sich befinde. Unter polizeilicher Aufsicht begab fich eine Mannschaft mit einer mechanische« Leiter in den Waldteil. Der Leichnam wurde abgenomme» und al» der de« vor 4 Woche» verschwundenen 16 Jahre alten Schneiderlehrlings Maier erkannt. Der Leichnam war sehr eingetrocknet und wurde hierher übergeführt. Ein zahlreiches Publikum hatte sich in den Waldteil „Aussang" begeben.
Biberach 30. Aug. Bei unseren Festlichkeiten wurden seit vielen Jahren zum Schießen Böller verwendet, so auch beim letzten Gauturntag. Es kamen über diese« Schießen wiederholt Wünsche, die das Abschaffen diese» Böllerschießens forderten. Auch die Schützenfestdireklio» hat den Wunsch au» gedrückt, an Stelle de» gefährlichen Böllerschießens eine Kanone zu erhalten. Diesem Wunsch ist Kommerzienrat Gustav Baur nachgekomme», indem er der Schützenfestdirektion eine Donnerkanone spendete. Sie wurde gestern von der Schützenfestdirektion probiert und übernommen. Die Kanone hat eine staunend einfache Handhabung, leichten und sicheren Verschluß, selbsttätigen Auswerfer der Patrone und schließt eine Explosion au». Sie leistet 10 Schuß in einer Minute und der Schuß kostet bloß 6 Pfennig. Allgemein wurden die Vorteile de« Instrumente» anerkannt. Die Schützenfestdirektion dankte dem Spender bestens für seine Stiftung.
Hechingen 30. Aug. (Zollern- jubiläum.) Zwischen der Stadt Hechingen und dem Kaiser hat folgender Telegrammwechsel stattgefunden: Hechingen 29. August. An S. M den Kaiser und König in Berlin: Am 850jährigen Gedenktage Ew. Majestät erlauchten Hause« sendet die reichsälteste Zollern- stadt au» ihrem 400jährigen Rathause ehrfurchtsvolle« Huldigungsgruß. Bürgermeister Häußler. Darauf traf folgende Antwort ein: Stettin, Schloß 29 August. Bürgermeister Häußler. Sehr erfreut über da» freundliche Gedenken de» Erinnerungstage» meine» Hause» sende ich der ältesten Zollernstadt meinen Dank und Gruß. Wilhelm I. L.
vermischtes.
(Papier statt Gold.) Um den Goldbestand der Reichsbank zu schone« und damit einer Erhöhung des ReichSbankdiSkontosatze» vorzubeugen, womit de« Interessen von Handel und Gewerbe erheblich gedient ist, hat da» Ministerium der Auswärtige» Angelegenheiten, Verkehr» abteilung, angeordnet, daß die Kaffe« der VerkehrSanstaltev mit sofortiger Wirkung
Jetzt, im Licht, sah Peter Lott deutlich, daß sie wirklich geweint haben mußte. Ei» unsägliche» Mitleid schwellte sei« Herz. Zugleich Erbitterung gegen Lanzendorf, der sich ihr gegenüber offenbar al» de» Beleidigten aufspielte und die» zum Vorwand nahm, um den Weihnachtsabend nicht bei Mama zu verbringen. Denn ein Vorwand war e» natürlich. Er konnte nicht den mindeste» Grund habe», sie wirklich für beleidigt zu halten.
„Dein Mann will also, wenn ich Dich recht verstanden habe, den Weihnachtsabend nicht bei mir verbringe». Gut, Du kannst ihn beruhige»; ich werde nicht zu Mama kommen."
„Aber da» meinte ich doch nicht — im Gegenteil — versteh' mich doch —"
„Es ist alle«, was ich tun kann. Ich bin ei« alter Mann, und da« Alter macht in gewisse« Dingen empfindlich. Nicht, daß ich Ehrfurcht beanspruche, Gott bewahre, aber doch mindesten« die Rücksicht, welche mir meine Jahre und meine Stellung überall verschaffen."
Affunta flocht die Finger ineinander und sah vor fich nieder. —
„Ich werde »och einmal mit Ferry sprechen. Wenn er zu Dir kommt, dann — nicht wahr, dann willst Du vergessen und mit ihm gut sei«, ja?"
„Von Herzen gern."
Draußen ging die Flurtür. Ein rascher herrischer Schritt wurde hörbar, und Peter Lott sah, wie Affunta erschrocken zusammenfuhr.
„Er — Ferry —" stammelte sie, „so früh heute schon —"
Warum erschrak sie? Wa» bedeutete dieser unruhige verlegene Blick? Sie sah au» wie eine Frau, welche auf einer verbotenen Zusammenkunft ertappt wird.
Peter Lott fühlte, wie er unruhig ward, und dann erbleichte er plötzlich bi» in die Lippen hinein, al» sie ihm hastig zurauute: „Sage, daß Du zufällig gekommen bist. Er will nicht —"
Da trat Ferry Lanzendorf schon ein. Als er Peter Lott erkannte, verfinsterten fich seine Züge «nd ei« vorwurf«voller Blick streifte Affunta, die wie eine Schuldige dastand.
„Aha, darum kommst Du mir nicht mal entgegen, heute?" sagte er zwischen Hohn und Aerger schwankend. „Hast wieder mal Besuch von Deinen Leuten. Guten Abend, Onkel Peter. Uebrigen» sehr angenehm, daß ich Sie mal persönlich hier treffe — so kann ich'» Ihnen doch selbst sagen."
„Was?" fragte Peter Lott, der steif aufgerichtet neben dem Tisch stand und dem nervös auf- «nd abgehenden Lanzendorf kerzengerade anblickte. „Was wollen sie damit sagen." —
„Hat Ihnen Affunta denn nicht» mitgeteilt?" Lanzendorf blieb plötzlich vor ihm stehe» und ihre Blicke kreuzte» fich. —
„Nein. Gabe» Sie ihr einen Auftrag?"
„Mein Gott ja, wegen dem ewigen Mufikmachen — eigentlich hätten Sie «» ja selbst fühlen müsse». E» ist doch nicht mehr wie früher. Affunta gehört nicht mehr sich selbst an. — Schließlich wollte ich nicht» sage», wenn Sie mit ihr musizieren in meinem Sinn. Aber so! Immer die klassische Musik — wo sie doch genau wisse» müssen, daß ich nur da» leichtere Genre liebe. Da» heißt mir entgegenarbeiten. Sie ist überspannt genug in manche« Dingen. — Mein Bestreben ist, sie au» dieser gefühlsselige», schwerblütigen Atmosphäre, in der sie auf- wuch», herautzureißen, «nd Sie — Sie drücken sie immer wieder tiefer hinein. — Ich habe ja nicht» dagegen, wenn Sie Ihre Nichte besuchen."
„Ferry!" Angstvoll bittend klang e» von Affunta» Lippe«, aber er schloß ihr den Mund mit einem Kuß.
„Still, Klein», das verstehst Du nicht, und heute rede mal ich. Also ich habe nicht« gegen gelegentliche Besuche, aber da« Musizieren möchte ich eingestellt wisse«, falls Sie fich nicht entschließen können, ein andere» — heftere» Genre zu wählen."
W (Fortsetzung folgt.)