Unter den an Bord beschlagnahmten Sachen befinden sich Skizzen, eine Beschreibung von Helgoland, der Befestigungswerke und des Panzers „Kaiser." Die Verhafteten, deren Uederführung voraussichtlich heute nach dem Untersuchungsgefängnis erfolgt, behaupten, die Anfertigung zum Vergnügen gemacht zu haben. Zwei photographische Apparate, Aufnahmen und Platten sind beschlagnahmt. Um 3 Uhr wurde ein Verhör angestellt, zu dem beide Franzosen getrennt von je zwei Polizei-Beamten vorgeführt werden.
Ausländisches.
* Aus der Schweiz, 26. Aug. Von mehreren höheren Alpen im Appenzell J.-Rh., die noch auf Wochen hinaus üppigen Futterreichtum hätten, mußte letzter Tage das Vieh wegen gänzlichem Wassermangel abgefahren werden.
* Ueber die heurige Saison in der Schweiz schreibt man: Die Meinungen über den Erfolg der heurigen Fremdmsaison sind geteilt. Die Hotels in den Bergen, deren Gäste Heuer des heißen Juni wegen früher kamen und welche die Hitze noch immer auf den Höhen gebannt hält, sind vom Sommer 1893 entzückt. Hingegen klagt man allgemein in den Hotels der Ebene. Genf hat bis jetzt eine schlechte Saison zu verzeichnen, auch in Bern, Zürich, Basel und Chur rc. hat man starken Grund zur Unzufriedenheit. Einzig Luzern ist überfüllt, und zwar beherbergt es meist Gäste aus Deutschland. Für die Hotels in den Schweizer Städten gestaltet sich die Saison erfahrungsgemäß nur dann erfolgreich, wenn zeitweilige Regenpsrioden die Fremden von den Höhenkurorten in die Thäler treiben; dieser Regen aber fehlt Heuer, daher die Dürre auch in den Hotelkassen. Der Entgaug amerikanischer Gäste macht sich auch ziemlich fühlbar, desgleichen hat England viele seiner Söhne und Töchter Heuer statt in die Schweizer Berge nach Chicago entsendet. Nun, da die französischen Wahlen vorüber, hofft man auf eine September-Saison, die unter frischem Zuzug von französischen Ferienreisenden den Schaden teilweise wieder gut machen soll.
* Paris, 26. Aug. Eine Mitteilung an die Blätter besagt, die französische Regierung werde ihren Berliner Militärattache, den Major Meunier, von den Manövern in Elsaß-Lothringen deshalb fcrnhal- ten, weil die deutsche Regierung diese Manöver mit dem Jahrestage der Schlacht von Sedan habe zusammenfallen lassen.
* Nancy, 29. August. Französische Arbeiter hinderten gestern fünf italienische Arbeiter, Steine aus den Steinbrüch n Fagollet herauszuschaffen. Die Gensdarmerie verhaftete drei Angreifer.
* Montpellier, 28. Aug. Während der Messe in der Kirche Sainte Anne erschoß gestern eine sechzig- jährige Dame mit vier Revolverschüffen den allgemein geachteten Notar Jean. Die Mörderin verweigert die Aufklärung; es wird angenommen, daß er ihr die Herausgabe von Geld verweigerte, das jene als Eigentum beanspruchte.
* Kopenhagen, 29. Aug. Die russische Kaiser- samiUe ist heute vormittag hier eingetroffen.
* Petersburg, 26. Aug. Die von der Haupt- jntendantur der Verwaltung des Kriegsministeripms einberufene Konferenz von Vertretern verschiedener Verwaltungszweige behufs Besprechung der Frage des direkten Einkaufs von Roggen von Landwirten für die Bedürfnisse der Armee erachtete eine solche Maßnahme für zweckmäßig, um die Getretdepreise zu halten, und setzte das Quantum des für das nächste Jahr anzuschaffenden Roggens auf 30 Millionen Pud fest.
* Petersburg, 27. Aug. Der „Regierungsbote" veröffentlicht den Text des Handelsabkommens zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten vom Jahr 1891, um nachzuweisen, daß Deutschland von den Vereinigten Staaten keine Zollermäßigungen für die Gewährung ermäßigter Zölle auf amerikanische landwirtschaftliche Erzeugnisse verlangt und sich mit dem Versprechen der amerikanischen Regierung begnügt habe, gegenüber gewissen deutsch:« Waren keinen erhöhten Tarif anzuwenden und von dem gesetzlich vorgesehenen Recht der Anwendung von Repressalien, sowie dem gänzlichen Verbot der Einfuhr deutscher Waren keinen Gebrauch zu machen.
* Petersburg, 28. Aug. Ein Kaiserlicher Tagesbefehl an die baltische Flotte hebt die Bedeutung des Mauer Kriegshafens hervor und schließt, der Kaiser sei überzeugt, die tapfere baltische Flotte werde jeden Versuch, in russisches Gebiet einzudringen, zurückweisen, der rassischen Flagg: die ruhige Herrschaft in ihren Gewässern sichern und rechtzeitig überall da zu erscheinen wissen, wo die Würde der russischen Macht es erheische.
* Madrid, 28. August. Aus San Sebastian wird gemeldet: Gestern abend verlangte eine große Volksmenge auf dem Marktplatze, die Musikkapelle solle dir bask-sche Hymne spielen, und rief dabei: „Es leben die Fueros! Nieder mit Sagasta!" Als die Kapelle sich weigerte, dieser Aufforderung Folge zu leisteu, erfolgte ein heftiger Tumult. Die Menge warf Steine auf den Zivilgouverneur, welcher sich gerade zu Sagasta begeben wollte. Infolgedessen gaben die Truppen Feuer. 4 Personen wurden gelötet, 20 verwundet. Auch 5 Poltzeibeamte und einige Soldaten erlitten Verwundungen.
* New-York, 28. Aug. Reutermeldung von Rockaway: Ein nach Beach (Longisland) mit Ausflügler« zurückfahrenver Etsenbahnzug stieß auf den vorangegan^enen ebenfalls stark besetzten Zug und zertrümmerte die letzten Wagen. Es gab sechzehn Tote nnd fünfzig Verwundete.
* New-York, 29. August. Seit Mitternacht herrscht ein furchtbarer Sturm. Die Telegrophen- drähte im Süden sind zerrissen. Der Sturm verbreitete sich nordwärts längs der Küste; das Schlimmste wird befürchtet.
* Washington, 29. Aug. Der Antrag Wilson, betr. die Abschaffung der Sherman-Bill wurde vom Repräsentantenhaus mit 239 gegen 110 St. angenommen. Der Gesetzentwurf geht nunmehr an den Senat.
* Eine sensationelle Erfindung kommt soeben von Amerika herüber. Dieselbe ist berufen, einen Umschwung in einem sehr wichtigen Zweige der weiblichen Handarbeit, von welcher sich jährlich Tausende ernähren, herbeizuführcn und zwar einen sehr heil
samen Umschwung. Die schwierige und mühselige Kunst-Handstickerei ist durch eine ebenso sinnreiche, wie einfache Methode einer Nähmaschinenstickerei ersetzt. Diese neue Erfindung ist um so wertvoller, als man die besagte Kunststickerei auf einer jeden besseren Hausnähmaschiue Herstellen kann.
Handel und Berkehr.
-x. Pfalz grafen Weiler, 30. August. Der gestrige hiesige Vieh markt war mäßig befahren. Händler waren zahlreich anwesend, oer Handel vollzog sich jedoch schleppend. Fettoieh war begehrt und wurde zu seitherigem Preise bezahlt, dagegen war der Umsatz in Zug- und Nutzvieh ganz unbedeutend und die Preise wichen wieder um 15 bis 20pCt. zurück. Für Jungvieh, Halbjährlinge und Jährlinge wurden 40 bis 70 Mark angelegt und jüdische Händler kauften es zahlreich auf. Obwohl noch mancher Viehvesitzer seinen Biehstand vermindern muß, so konnte er sich doch nicht dazu verstehen, zu den gebotenen Schandpreisen sein teuer erworbenes Zug oder Nutzvieh ab- zusetzsn, denn er trägt sich immer noch mit der Hoff- nunp, das Lpätjahr könne sich doch noch einigermaßen günstig gestalten. Möge ein ergiebiger Regen nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn die Kalamität wächst m-t jedem Tage.
* Stuttga rt, 28. Aug. (Landesprodukten-Börse.) Ja der abgelaufenen Woche hat sich am Getreide Weltmärkte nichts Neaes zugetrazen. Das Geschäft bleibt lustlos und P.etse sind nachgebend. Sämtliche süddeutschen Märkte verkehrten unter dem Druck des Weltmarktes. Geschäft belanglos. Die Börse ist gut besucht. Wir notieren per 190 Kilozr.: Weizen, bayerisch Mk. 17 bis 18, Kansas Mk. 17.70 bis 17.80, I-Lk1g.ta.Mk. 17.15 bis 17.40, Kernen, daher. Mk. 17.50 bis 18.25, neue oberl. Mk. 17.60, Gerste, unzar Mk. 18.90, Haber Mk. 18 50, Mais Mk. 12.25. Mehrpreise per 10) Mo tnkl. Sack bei Wagenladung: Suppengrtes Mk. 30.50, Mehl Nr. 0: Mk. 29.50 bis 30, Nr. 1: Mk. 27.50 bis 28.50, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24.50, Nr. 4: Mk. 19.50 bis 20. Kleie mit Sack Mk. 11 per 100 Kilo je nach Qualität.
* Stuttgart, 29. Aug. Kartoffelmarkc. Zufuhr 400 Ztr. Preis per Zwtner 2 Mk. 60 Pf. bis 3 Mk. — Kcautmarkr. Zufuhr 3000 Stück. Preis 20 bis 25 Mk. per 100 Stück. — Mostobstmarkt. Wtlhelmsplatz. Zufuhr 1000 Ztr. Preis per Ztr. 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. 49 Pf.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mensteig.
Verfälschte schwarze Beide Manver-
brenne ein Miisterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. — Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die „Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Die Seiden-Fabrik G. Henneberg (k. u. k. Hoflief.), Zürich versendet gern Muster von ihren echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porio- und zollfrei in's Haus.__
Haus- und LandivirtschaftlLches.
* Wie pflückt man das Kernobst (Aepfel, Birnen?) Vor allem ist darauf zu achten, daß das Abnehmer! der Früchte nicht allein bei gutem Wetter, sondern auch erst dann vorzunehmen ist, wenn dieselben gut abgetrocknet, von dem sich bei Nacht ansammelnden Tau befreit sind. Die Sommcrsorten, welche von Juli b s September reifen, müssen immer etwas vor ihrer vollkommenen Reise gepflückt werden; letzteres gilt insbesondere bet den Birnen. Dieses vorzeitige Abpflücken wird etwa fünf bis acht Tage vor der gänzlichen Reife vorgenommen und die Früchte alsdann im Zimmer oder Speicher auf Stroh nebeneinandergelegt, ausbewahrt, bis sie den notwendigen Reifegrad erlangt haben. Alls Sommerfcüchte, welche auf dem Baum bleiben, bis sie von selbst abfallen, sind mehliger, säst- und gewürzärmer, lassen sich minder lang aufbewahren und werden rascher teigig. Diejenigen Obstsorten, welche lang aufbewahrt werden, das eigentliche Winterobst, müssen auf dem Baum bleiben, bis das Holz vollkommen ausgereift ist, und die Blätter ihre Färbung verändern und abfallen. Eine Ausnahme hievon ist nur ratsam, wenn Kälte von mehr als drei Grad Reamnur zu befürchten ist oder wenn die Bäume aus irgend einer Ursache ihre Blätter gänzlich fallen lassen. Läßt man die Wtntersorten früher pflückm, so werden die Früchte runzelig, schrumpfen zusammen und verlieren nicht nur an Güte, sondern auch an Aussehen. Außer dem äußern Ansehen der Früchte, welche durch leichte Veränderungen in der Farbe den Zeitpunkt
ankündigen, wo die Frucht auf dem Punkte ist, ihre Reife zu vollenden, gibt cs noch das Merkmal, daß der Stiel bei der geringsten Erschütterung oder Kraftaufwand, mit welchem man die Frucht erfaßt und leicht dreht oder in die Höhe hebt, sich vom Zweig löst und dadurch anzeigt, daß die Frucht keine Nahrung mehr vom Baum bezieht, und ihre volle Entwicklung erreicht hat. — Beim Obstbrcchen ist jedes Drücken und Anstoßen sorgfältig zu vermeiden, es sollen die Früchte in mehr flache mit Hru ansge- legte Körbe nach dem Pflücken verbracht werden, damit nicht zu viele Schichten aufeinander zu liegen kommen. Wird auf den Bäumen in umgehängte Säcke gepflückt, müssen die Säcke, um Druck- und Stoßflcckm zu vermeiden, gleichfalls etwas Heu enthalten; auch dürfen die Säcke nicht zu voll gepflückt und nicht in die Körbe ausgeschüttet werden. Es ist jeder einzelne Apfel zu legen. Es ist nötig, daß alles Lagerobst mit Ausnahme der grauen (Leder-) Reinetten erst einige Tage über der Erde gelagert wird, damit ein Teil des Wassers verdunstet.
* Geschälte Korbweiden zu Einfassungen. Mit geschälten Weidenruten, so wie sie die Korbmacher zu ihren Körben verwenden, lassen sich recht hübsche und zierliche Einfassungen um Blumenbeete Herstellen. Je nach Größe des einzufassenden Beetes schneidet man die Weidenruten 20—40 Zentimeter lang, steckt jede Weidenrute mit ihren beiden Enden in die Erde, so daß sie einen sanften Bogen bildet. Die zweite Rute wird nun nicht etwa da in den Boden gesteckt, wo die erste aufyört, sondern ein Stückchen zurück,
nicht ganz in die Mttte des zuerst gebildeten Bozens, so daß eine Bogeulinie die andere kreuzt, und in dieser Weise fortgefahren, bis die Einfassung beendet ist. Eine derartige Einfassung kommt nicht nur allein billig, sondern gefällt auch. Ungeschälte Weidenruten sind nicht zu gebrauchen, indem diese Blätter treiben.
* (Beschlagen der Fohlen.) Man soll schon in früher Jugend die Fohlen ans Beschlagen dadurch gewöhnen, daß man sie an die Beine faßt; man streiche ihnen zunächst nur leicht mit der Hand an diesen entlang, suche dann nach und nach den ein n oder anderen Fuß zu heben, zunächst nur wenig, dann mehr und mehr, bis man die beim B-schlag notige Stellung erreicht hat. Besonders auch ein Reinigen der Hufe, verbunden mit leichtem Klopfen, trägt sehr zur allmählichen Gewöhnung an das Beschlagen bet.
* (Frischen Hafer ohne Gefahr zu füttern.) Allen Pserdevesttzern ist es hinlänglich bekannt, daß frischer Hafer bet den Pferden Beschwerden, selbst heftige Kolik verursacht. Bttngt man jedoch frischen Hafer in einen Backofen, nachdem man das Brot herausgenommen Hai, und läßt ihn dortselbst trocken werden, so wird es den Haustieren keinen Nachteil bringen.
* Kühlen von Getränken. Ein sehr einfaches und doch vorzügl ches Mittel, im Sommer Bier oder andere Getränke zu kühlen, besteht darin, daß man die Flaschen in ein nasses Tuch einschlägc und sie der Zugluft aussept, indem man sie in ein offenes Fenster stellt. Das Bier rc. wird in kurzer Zeit so kalt, als ob eS im Eisschranke gestanden hätte.