Jahr nicht, wie früher, Unteroffiziere her hiesi­gen Garnison, sondern Privatpersonen zur Un­terstützung deS ständigen Personals eingestellt worden. An Aspiranten für diese Posten war, wie sich denken läßt, kein Mangel.

* Nach dem vom St.-A. veröffentlichten Rechnungsabschluß der württ. Jnvaliditäts- und Altersversicherung vom Jahre 1891 betrug die Gesamteinnahme 5 341 166 Mk., die Gesamt­ausgabe 2 942 329 Mk., der Bestand am Schluffe des Rechnungsjahrs 2398837 Mk. Angelegt find in Wertpapieren 2610112 Mk., Gut­haben bei der Reichsbank 1119 Mk., Kassen­bestand 2210 Mk., zus. 2613449 Mk. Alters­renten wurden bezahlt 421611 Mk. Die Ver­waltungskosten beliefen sich auf ca. 95 500 Mk.

* Stuttgart, 21. Dezbr. Die Vermehr­ung der Geisteskranken legt dem Staat die Pflicht auf, im Etat für 1893/95 wieder mit neuen Forderungen zur Fürsorge für diese Be­dauernswerten vor den Landtag zu treten. Diese Forderungen belaufen sich für 1893/94 auf 132000 M., für 1894/95 auf 108000 M., darunter erhebliche Summen zur Einrichtung resp. Vergrößerung der landwirtschaftl. Kolonie bei den Irrenanstalten. Die Zahl der Geistes­kranken in den staatlichen Anstalten ist ange­nommen für 1893/94 mit 1664, für 1894/95 mit 1764.

* Heilbronn, 20. Dez. Die Strafsache gegen den suspendierten Oberbürgermeister Hegel­maier wegen falscher Beurkundung kommt am 17. Januar 1893 vor dem Reichsgericht in

Gebrüder Kiderlen zur unteren Bleiche um 430 000 Mk. angekauft.

* (Verschiedenes.) In Vierlingen hat in den letzten Wochen die Diphtheritis so stark gehaust, daß derselben 14 junge Leben zum Opfer fielen, die großenteils im schulpflichti­gen Alter standen. In Engstlatt wurde der Gemeindepfleger Jetter tot unten an der Treppe seines Hauses aufgefunden. Ob ein Verbrechen oder ein Unglücksfall vorliegt, wird die etngeleitete gerichtliche Untersuchung ergeben. Nach derUlmrr Zeitung" kaufte sich ein Kavallerie-Offizierauf hohem Roß" in einem U l m e r Zigarrengeschäft seine Havanna, indem er durch die eine Ladenthüre hinein- und zur anderen Hinausritt.

* Aus Baden, 20. Dezbr. Ueber Selbst­hilfe gegen Wucher wird derSoz.Corr." ge­schrieben: Im vorigen Jahre hat sich in Baden einSchutzverein gegen wucherische Ausbeutung des Volks" gebildet und es rasch bis auf nahezu 1000 Mitglieder gebracht. Am häufigsten zeigt sich die Bewucherung und Ausbeutung der Un­erfahrenen, Unwissenden und Bedrängten beim Viehhandel, und es hat deshalb der Verein eine leicht verständliche Schrift ausardeiten und in Massen verteilen lassen, welche aufklärend wirken soll. Neuerdings ist eine Anzahl von Ausbeutungen durch Weinreisende zur Kenntnis des Vereins gekommen und er hat dagegen Stellung genommen. Man hat den unerfahrenen Leuten Unterschriften abgeschwindelt, indem man sie nur bat, ihren Namen auf ein Blatt zu schreiben, und hinterher zeigt sich, daß das Blatt ein Bestellschein war und der Besteller zugleich die Heimat des Verkäufers als Erfüllungsort anzusehen hatte, wodurch dem Lieferanten er­möglicht war, die entstehenden Prozesse an seinem Domizil zu führen. Wenn ein unerfahrener Bauer aber etwa in Hamburg oder Bremen verklagt wird und dort einen Anwalt annehmen

muß, gibt er schon seine Sache gleich verloren und beschafft selbst unter den erschwerendsten Umständen das Geld. Ist auch ähnliches, wie hier beim Weinhandel, bet anderem Warenhandel noch nicht vorgekommen, so ist doch erwiesen, daß sowohl Hausierer wie Detatlreisende die Unwissenden häufig übervorteilen, und ist von den letzteren auch schon zuweilen bei unreeller Bedienung das ausgenutzt worden, daß auf der Rechnung oder einem Bestellschein das wett ent­fernte Domizil des Verkäufers als Erfüllungs­ort für das Geschäft bezeichnet war, und somit der einfache Landmann, mit einem Prozeß in Berlin oder wo sonst bedroht, gute Miene zum bösen Spiel machte.

* Karlsruhe, 22. Dez. Im Leibgren.- Regiment kamen mehrere tödliche Fälle vom Genickkrampf vor. Die Einquartierung des bisher krankenlosen 2. Bataillons in einem Nach­barort wird beabsichtigt.

* Berlin, 22. Dez. An den Minister der öff. Arbeiten und an den Finanzminister ist eine Denkschrift gelangt, welche befürwortet, die aus­ländischen Holzschwellen durch deutsche Eisen­schwellen zu ersetzen, da das Inland die bisher gebrauchte Menge von Holzschwellen bei weitem nicht liefern könne. In der Denkschrift werden die großen volkswirtschaftlichen Vorteile und auf die Dauer die größere Billigkeit der Eisen­schwellen nachgewiesen.

* Berlin, 22. Dez. Die deutsch-russischen Zollverhandlungen sollen im Januar wieder ausgenommen werden und bessere Aussichten haben als bisher.

' Landgerichtsrat Brixius in Cleve aus dem Bnschoff-Prozeß bekannt, hat die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension bewilligt erhalten.

* Der Verteidiger im letzten Ahlwardt-Prozeß, Rechtsanwalt Hertwig, wird von den Antisemiten als Kandidat rm Wahlkreise Liegnitz-Goldberg- Haynau ausgestellt.

* Aus Kamerun kommt die Kunde von

ihnachten sein", flüstert igt uns wieder lauter Trommel und" efferkuchen und Zucker-

Hänschen, worauf sie imen.

I verklärtem Gesichte: die Wangen der Kinder I in heimlichem Geflüster shristabend anvertrauen! ihrer Phantasie, daß Lag kommen wird, an lerden, wo das Christ-

rinvu-ctt von ^»rurer laugen wird und mit ihm

tausend andere wunderbare Dinge. Ach, wenn es doch bald Weihnachts­abend wäre! Die rosigen Kindermündchen plappern unaufhörlich und ihrer Wünsche werden immer mehr und mehr. Sie merken in ihrem Eifer nicht, wie dunkel es geworden ist und schließen fast geblendet die Aeuglein, wie die alte Christel mit dem Licht ins Zimmer tritt. Lächelnd hält diese etwas unter der Schürze verborgen, was einen merkwürdig süßen Duft verbreitet.Nun, ihr^ kleinen Leut', was Hab' ich hier ? Ratet, wonach riecht es? Schwesterchen hebt ihr Stumpfnäschen hoch und behauptet, es riecheganz nach Weihnachten", während der pracktische Hans rasch den Blondkopf unter Christels Schürze bringt und dann in das Jubelgeschrei ansbricht:Bratäpfel! Bratäpfel!" Nun wissen sie ganz gewiß, daß der Christabend nicht mehr fern ist, denn gebratene Aepfel und Weihnachten gehören untrennbar zusammen, wie Schwesterchen drei und Hans viermal erfahren hat.

Sinn aber heißt's ins Bett mit dem kleinen Volk, der Sandmann kommt und macht die Hellen Augen trüb und schwer. Wo aber bleibt die Mutter? Ja die Mutter! Die ist zum Christkindchen gegangen, um dort Allerlei zu bestellen.

Sanft breitet der Schlaf seine Fittige über die Bettchen und wunder­volle Traumbilder ziehen auf Mondesstrahlen durch das stille Zimmer.

Jur Nebenzimmer aber raschelt und knistert es, es pocht und hämmert, leise, leise, als sei die Schar der Heinzelmännchen eingekehrt. Die Lampe sendet ihren Schein ans den großen Tisch, auf dem es so eigen­artig blitzt und funkelt, als wären Edelsteine ausgestreut. O, was für wunderliche Dinge werden da gemacht, eine ganze Werkstatt scheint sich auf dem Tische aufgethan zu haben! Da liegt eine große Puppe aus- gestreckt, mit geschlossenen Augen, als sei sie in Ohnmacht gefallen. Ein hübsches Häubchen umschließt den Lockenkopf aber sonst o Jammer! sonst hat sie gar nichts an. Doch an den Kleidchen näht die Mutter ja so emsig, während ein frohes Lächeln um ihre Lipven zieht. Wie wird sich Lisi freuen, wenn sie die Puppe unter dem Christbaum sieht, eine Puppe, die schlafen kann und eine wundervolle Aussteuer hat!

Vater pocht und hämmert, als sei er zum Tischler geboren, er legt ja die letzte Hand an den reizendsten Pnppenschrank, den man sich denken

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kann. Dann geht es an die Festung, aus der ein ganzes Regiment Soldaten hervormarschieren soll, mit Kanonen, Wagen und Pferden, sowie allem Kriegsgerät. Das Schönste aber geht doch aus den Händen der alten Christel hervor. Sie bohrt den Nüssen Stiftchen in den Leib, sucht sie dann in Eiweiß grausam zu ertränken und wickelt sie endlich zum Trost in einen goldenen Mantel ein. Den Aepfelchen geht es nicht besser, auch sie werden in ein glänzendes Kleidchm gesteckt, und den armen Lichtern gar, denen geht es am allerschlechtesten. Sie waren so schön zusammengerollt, waren ganz gelb und dufteten nach Honig, nun aber werden sie lang ausgestreckt, in gleiche Stücke geschnitten und am unteren Ende gespalten, so daß sie auf Füßen stehen können. Bald liegen sie alle in Reih und Glied, die wunderbaren Kerzen, welche ihr Licht so hell in die Kindesseele strahlen sollen, daß dort ein Abglanz bleiben wird, der sie durch ihr ganzes Leben erwärmend und verklärend begleitet.

So werden noch unzählige Dinge vorbereitet und mancher Abend vergeht, bis endlich alles fertig ist. Dann kommt der wundersame Tag, auf den die große und kleine Welt gehofft hat o, so lange schon! Wie geheimnisvoll ist es im ganzen Hause! Vater und Mutter, ja selbst Christel sind unsichtbar geworden und das große Zimmer ist abgeschlossen. Hans und Liesel drücken sich an der Thür herum, als könnten sie durch das Holz sehen. Ah, wie wonnig es düstet nach Tannenharz und Weih­nachtskerzen. Da drinnen im Zimmer sind so piel raschelnde Geräusche, wahrscheinlich huscht jetzt das Christkind dort umher. O, wenn man es doch nur ein einzigesmal sehen könnte, aber so emsig die Kinderangen auch spähen, sie sehen nichts.

Im Innern des geheimnisvollen Zimmers streckt ein hoher Tannen- baum weit die grünen Zweige von sich, es ist, als wüchse er höher und höher vor Stolz ob all des Prunkes, der ihn schmückt. Auf seinen Aesten liegen noch die Schneelasten, als sei er soeben aus dem Walde gekommen. Es ist weiche Watte, die so flaumig darauf liegt und aufgestreutes Salz ersetzt das Glitzern des Schnees. Goldene Haselnüsse werden mit ver­breiten Seite in kochenden Siegellack getaucht und in unzählbaren Mengen auf die Zweige gesetzt. An die Zweigspitzen klebt die Mutter all die bunten Lichter und wo sie nur ein Aestchen findet, behängt sie es mit süßem Naschwerk. Von Orangen werden die Schalen so abgelöst, daß diese Tulpenkelche bilden, den Blumenstengel bildet ein kleines Licht und wenn sie, tief.darin im Gezweig angebracht, angezündet sind, so schimmern und leuchten sie wie wunderbare Zauberblumen. Zum Schluß werden hübsche funkelnde Fäden um den schönen Baum gezogen u. nun steht er da in seiner ganzen Pracht, duftend und leuchtend, verheißungsvoll und beglückend.

Der Abend sinkt hernieder, Stern an Stern funkelt droben am hohen Himmelszelt. Wie viel pochende Kinderherzen jetzt auf Erden der heiligen Nacht eutgegenschlagen! Aus dem Mund der Alten ertönen wieder all die Sagen und Märchen, die von Kind auf Kindeskind sich vererben in unvergänglichem Zauber, Knecht Rupprecht erscheint, die Kin­der murmeln zwischen Angst und Wonneschauern ihr Sprüchlein her, dann schwebt leiser Elockenton durch die Lust wie Eugelsgesang, die Thüren springen auf und strahlend steht der Christbaum vor dem Kinde. Aus der Ferne aber tönt ein Lied, sich in die Kinderseelen prägend für alle Zeit:

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O du selige, ö du fröhliche, Gnadenbringende Weihnachtszeit!"