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Wr. 145.

Allensleig, Samstcrg den 10. Dezember

1892.

Tages-Neuigkeiten»

* Ravensburg. Die hohen Obstpreise haben im ganzen Lande die Lust und Freude zum Obstbau sehr gefördert; denn der Obstbau ist dasjenige Fach, welches seit Jahrzehnten stets und sicher rentiert; er ist dasjenige Kapital, welches bei leichter Mühe die höchsten Zinsen trägt. Ein wohlgepflegter Obstbau verschönert die Gegend, mildert das Klima, erhöht den Wert der Grundstücke bedeutend und erfreut Herz und Auge. Wem gefällt nicht eine Allee oder ein Garten mit fruchttragenden Obstbäumen? Dagegen wie leer, wie öde ist eine Landschaft ohne Obstwuchs; baumlos reizlos! In dieser Hinsicht geschieht im Bezirk Ravensburg ganz Bedeutendes. Eine Menge Obstbäumen wurden im Laufe der letzten Jahre angelegt und Obst­baumanlagen entstehen allerorts. Die hohen Obstpreise haben dies zu Wege gebracht, der Landmann sieht eben immer ein, daß er das bauen soll, was Einnahmen gewährt.

* (Ortssinn einer Katze.) Aus Mainz schreibt man: Eine in der Neustadt wohnende Familie verschenkte vor etwa zehn Tagen einen prächtigen Kater an einen Landwirt in der Nähe von Darmstadt; der neue Eigentümer des Tieres nahm es in einem festverschlossenen Korbe mit der Bahn nach Darmstadt, um es von da nach seinem Heimatsorte zu tragen. Am nächsten Tage war das Tier wieder ver­schwunden und nirgends mehr aufzufinden. Am 24. Nov. nachmittags um 4 Uhr traf der Ka­ter, halb verhungert und in einem vollständig trostlosen Zustande wieder bei der hiesigen Familie ein. Wie cs dem armen Tiere mög­lich war, den Weg von Darmstadt nach Mainz zurückzufinden, ist ganz unbegreislich.

* Leid und Freud um einen Tausend­mark sch ein. Manschreibtaus Köln: Ein Tausendmarkschein sollte am Samstag einem Herzen arge Schmerzen und große Freude ver­ursachen. Eine im Hause eines Meisters be­

schäftigte Frau erhielt den Auftrag, ein solch kostbares Papierchen in Kleingeld umietzen zu lassen. Sie legte die Note sorgfältig in ihr Portemonnaie und steckte dies behutsam in die Tasche; nun machte sie sich auf den Weg, um den ihr gegebenen Auftrag auszuführen. Auf dem Markte, den sie auch besuchen mußte, machte sie plötzlich zu ihrem Schrecken die Entdeckung, daß ihr Portemonnaie mit dem Tauseudmark- schein gestohlen war. Sie jammerte und klagte, aber umsonst. Mit schwerem Herzen kam sie zu dem Meister und machte Mitteilung von dem ihr entsetzlichen Verluste. Nun hatten sich der Meister und dessen Gattin glücklicherweise die Nummer des Tausendmarkschcius gemerkt. Schnell wurde den Kölner Banken durchs Tele­phon Mitteilung gemacht, und es dauerte nicht lange, da traf von der Gewerbebank die Nach­richt ein, daß die wertvolle Note dort in Empfang zu nehmen sei. Ein Mann hatte dieselbe bei der Bank zum Wechseln vorgelegt. Der be­treffende Beamte, dem auch die Nachricht von dem Diebstahl zugegangen, erkannte an der Nummer, daß es die gesuchte Note sei, und wollte sich aus dem Bureauraum zur Ausgangs- thüre begeben, um diese abzuschlüß ri; inzwischen war jedoch der Mann unter Zurücklassung des Tausendmarkscheins schleunigst davongelaufen.

* Eine resolute Angeklagte präsentierte sich dieser Tage in Wien vor Gericht in der Per­son der wegen Ehrenbeleidigung angeklagten Naschniarkl Händlerin Elisabeth Schratt, nholzer. Sie hatte ihreStanglgenossin" Franziska tzeinisch eine Schwindlerin genannt, leugnete dies aber rundweg ab. Zwei Zeugen bestätigten die Anklage und es entspann sich nun folgender drastische Dialog: Richter:Sie hören, was die Zeugen unter Eid angegeben heö.n." Angekl. (zu den Zeugen):Schamen's Jhna, so ausz'jag'n." N chter:Benehmen Sie sich anständig." Angekl.:Dös i mei Sach! Pfui! so ausz'sag'n." Richter:Ich ver-

Are Tochter des Gauklers.

(Nachdruck

verboten.)

Original-Roman von Gebh. S chä tz i er-P era si ni.

(Fortsetzung.»

Sein Name ward berühmt, weit über die Grenze!! des Vaterlan­des; man pries sein edles, warmes Herz, das sich jedem Armen und Unglücklichen stets öffnete.

Gräfin Franziska wußte wohl, welche Gefühle den Sanitätsrat beseelten.

Welcher Frau bliebe es auch verborgen, wenn ein Mann sie liebt?!

Sie hatte nur nötig, in diese Augen zu schauen; darin stand der heiße, znrückgedümmte Wunsch.

Ein einziges Wort der Ermutigung, und diese Dämme brachen vor der Macht der Leidenschaft.

Allein Franziska mußte dem Doktor jede Hoffnung nehmen.

Und dennoch faßte er immer wieder neue, wenn sie auch schwächer ward von Jahr zu Jahr, v

Er kam oft nach Felsberg, stand überhaupt der Gräfin thatkräftig mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln zur Seite. Er engagierte vorzügliche Lehrkräfte für Kurt und Lmbine, welche übrigens in dem Glauben erhalten wurde, die leibliche Schwester Kurts zu sein.

Sorgsam wurde das Geheimnis von der Gräfin, wie vom Dok­tor gehütet.

Es sollte nicht immer so bleiben; wenn die beiden Kinder ein passendes Alter erreicht hätten, sollten sie erfahren, wie sie zueinan­der standen.

Bis dahin aber sollten sie leben wie Geschwister, harmlos und vertrauend. Der Name Stanislaus Ferina ward nie^ genannt.

Sabine hatte den Gedanken verloren an den Tag, da ihr Vater sie in Felsberg zurückließ.

hänge über Sie eine Disziplinarstrafe von einem Gnldcn." Angekl.:Js m'r a recht." Richter:Ter sofort zu erlegen ist." Angekl.: Da hab'n S' an Fünfer, geben S' mer vier Gulden retour." (Stürmische Heiterkeit. Der Vertreter der Klägerin wechselt vto Fünfgulde - note und der Richter giebt der Angeklagten 4 Gulden zurück.) Richter:Nehmen Si: sich jetzt in Acht!" Angekl.:Ah was! können reden, was wollen, 's is a falscher Eid!" Richter:Ich verurteile Sie zu einer wei­teren Disziplinarstrafe von zwei Gulden." Angekl. (entsetzt):Dawätt ja bald der ganze Fünfer pfutsch ... Da Ham S' an Gulden, mehr geb' i net her'" Richter (den Gulden nehmend):Wenn Sie den zweiten Gulden nicht binnen 24 Stunden erlegen, kommt der Amtsdtemr zu Ihnen; zahlen Sie also lieber gleich." Angekl.: ,,J' wir' schon zahl'n, i geh' net durch, kane Aengsten! Machen S' mit mir, was wöll'n, jetzt gieb i ihn net Herl" Richter:Gut dann kommt der Amtsdiener." Angekl.:Js mi'r a recht, da kann er glei' meine acht Kinder als Exkulion mitnehmen . . . von mir kinnen S' Alles haben!" Das Ur­teil lautete auf zwanzig Gulden Geldstrafe., Die Verurteilte zahlte nun den zweiten Gulden an der Disziplinarstrafe, erbat sich jedoch be­züglich der Zahlung der 20 Gulden eine Frist.

Verantwortlicher Redakteur: LZ. Rieker, Aliensteig.

I. G. ScHrniöt's AbreiMatonüsr mit täg­lichen Ralschtägen für den Blumen- und Pflanzenfreund 1893. Preis 60 Pfennige.

Dieser von der einen großartigen Betrieb entwickelnden Gärtnerei von I. E. Schmidt in Erfurt herausgc- gebene Abreißkalender liegt im vierten Jahrgang vor. Es ist erstaunlich, welche Fülle nützlicher Belehrung dieser Ka­lender auf seinen Tageszetteln bietet, er erspart dem Be- lehrungssuchenden die Lektüre anderer Garte «werke. Die Anweisungen sind, das sieht und erprobt man sofort, nicht hinter dem Schreibtische entstanden, sondern in der vollen Praxis. Der Kalender bietet ein angenehmes Weihnachts­geschenk in hohem Maße. Zu haben bei W. Misker, ALtenstsig.

Und auch Kurt dachte nicht anders, als daß Sabine sein lustiges Schwesterchen sei; er wußte es gar nicht besser. Mama nannte sie so der Doktor nannte sie so die Bediensteten ebenso. Wie hätte ihm ein anderer Gedanke kommen können?!

Von den ehemaligen Bedienten war, wie erwähnt, keiner mehr im Schlosse außer Friedrich, den man dazu nicht rechnen konnte.

Er kannte natürlich das Geheimnis, verlor aber nie eine Silbe davon.

Kurt und Sabine hatten sich in sein starres Herz geschlichen. Er vergötterte in seiner Art die Kinder, welche in glücklichster Eintracht, nur sich selbst und der Mutter lebend, aufwuchsen. Dergestalt gingen die Jahre hin.

Auf dem Haupte Dr. Bromiigs zeigten sich die ersten silbernen Fäden schon, als sein Herz noch in warmer Liebe schlug. Er hatte ge­hofft und geharrt; aber die Zeit konnte ihm nicht das Glück bringen, das er so lange und treu ersehnte. Nach langem Kampfe gab er es endlich auf; er erhoffte nichts mehr von der Liebe Franziskas, von der er lange Jahre geträumt.

Eine stille, ruhige Wehmut zog in des Doktors Brust: ihm war's, als trauere er um eine teure Tote. Und hatte er doch auch seine Liebe begraben.

Nichtsdestoweniger blieb er der Gräfin in großer Verehrung zu- gethan. Ja, wenn es noch möglich gewesen wäre, hätte sein Entsagen die Anhänglichkeit und Treue für Franziska noch gesteigert. Jetzt erst konnte er auch der Freundin mit freiem Herzen, ohne jeden Nebenge­danken, seine Dienste weihen.

Er schätzte und verehrte sie wie eine Heilige; sie hatte das ganze Glück ihres Lebens dem Kinde geopfert und dies Leben wäre noch voll von Reiz gewesen.