wofür beide Kaiser sich lebhaft interessieren und hohe Preise aussetzen.
* Berlin, 16. Juni. Rektor Ahlwardt wurde nach Stellung einer Kaution von 10000 M. aus der Haft entlassen.
* Im Reichs-Verstcherungsamt trat am Montag eine Konferenz von Vertretern der Jnvali- ditäts- und Altersversicherungs-Anstalten zu Beratungen über verschiedene Fragen aus dem Gebiete der Jnvaliditäts- und Altersversicherung zusammen. Auf der Tagesordnung stand u. a. die Gewinnung statistischen Materials zum Zwecke der künftigen Bemessung der Versicherungsbeiträge, sowie die Frage, ob und in welcher Weise die Mittel der Versicherungs-Anstalten zum Teil für die Erbauung billiger Arbeitswohnungen (Arbeiterheime mit Garten rc.) verwendet werden können.
* Die, Zahl der Taubstummen in Deutschland beträgt gegenwärtig, wie auf dem letzten Taubstummenkongreffe in Hannover bekannt gegeben ist, rund 40000.
* Ko bürg, 14. Juni. Bei der heutigen Feuerwehrhauptprobe brach die neue Nürnberger Schiebeleiter, so daß ein Steiger aus schwindelnder Höhe auf das Straßenpstaster herabfiel und sofort lot auf dem Platze blieb.
* Hannover, 14. Juni. Die Anklage in der Welfen-Affaire ist nach der „Hannov. Volks- Ztg." gegen 32 welfische Clubs rc. und 65 Personen, meist Vorstandsmitglieder dieser Clubs, gerichtet und geht auf Uebertretung des Vereinsgesetzes.
* Ein von allen Kanzeln des Bistums Luxemburg verkündigter Erlaß des Papstes gewährt allen Teilnehmern an der diesjährigen Echter- nacher Springprozession einen außergewöhnlichen Ablaß von sechs Jahren.
* Aus Koblenz, 14. Juni, wird berichtet: Die Gewitter der letzten Tage haben hier eine so Karte Abkühlung bewirkt, daß das Thermometer in verflossener Nacht erheblich sank; heute srüh zeigte sich auf den Hohen Reif. Das Thermometer zeigte nur 1 Grad Wärme. Für die Obstbäume und den Weinstock ist dies eine bedenkliche Temperatur. Ebenso meldet man aus Gießen, 14. Juni: Heute nacht sind in den tiefergelegenen Gegenden Kartoffeln, Gurken und Bohnen erfroren.
* Bochum, 15. Juni. Die sozial-demokratischen geschlossenen Gesellschaften „Gute Hoffnung" in Eickel, „Dornröschen" in Bicheln sind polizeilich aufgelöst worden.
* Thorn. Die Auswanderung von aus Rußland vertriebenen Personen wird immer stärker. Dieser Tage langten hier 20 deutsche Familien an. Sie haben dreißig Jahre in der Umgegend von Kiew gewohnt, sich während dieser Zeit ihr Deutschtum rein erhallen und mußten, weil sie ihre Religion nicht wechseln wollten, zum Lande hinaus. Die ihnen gewährte Frist war so kurz, daß sie nicht einmal ihre Habe ganz verkaufen konnten, sondern bie besten Vermögensobjekte, so auch ihre Waldungen, im Stiche lassen mußten. Sie wollen nach ihrer früheren Heimat an der hinterpommerischen Grenze ziehen.
Ausländisches.
* Pest, 15. Juni. Das Hochwasser richtet in Ungarn unermeßlichen Schaden an. Im Komitat sind viele Tausend Joch Aecker überschwemmt. In Gefsenstadt und Gran steht das Wasser 2 Meter hoch; in Pest selbst hat der Strom die Höhe des unteren Quais erreicht und die Schutzwehr für den im Bau begriffenen neuen Kanal durchbrochen, wodurch auch der Eisenbahndamm zum Bersten gebracht wurde.
* Die „Vossische Ztg." meldet aus Triest: In dem Waisenhaus Görz hielten die Nonnen ein achtjähriges Mädchen drei Tage angeblich ohne Nahrung in finsterem Gemache eingesperrt. Das Mädchen stieß Hilferufe aus, welche auf der Straße gehört wurden. Das Volk rottete sich zusammen, bewarf es mit Steinen und wollte es stürmen. Die Erregung dauert an.
* Aus Hermann st adt in Siebenbürgen wird der „Kreuzztg." gemeldet: Eine mehrhundertköpfige Menge, von Magyaren angeführt, überfiel den Leiter der rumänischen Nationalpartei, Dr. Ratiu, in seiner Wohnung, raubte die Wertsachen, zerschlug die gesamte Wohnungseinrichtung in Stücke und verbrannte alle Bücher und Akten. Der Familie gelang die Flucht. Die beiden erwachsenen Töchter Ratiu's sind schwer erkrankt. Ratiu war Führer der jüngst nach Wien entsandten Rumänenabordnung.
* Die „Sokols" (tschechische Turner) sollen zu ihrer Exkursion nach Nancy — russisches Geld bekommen haben. Polnische Blätter teilen mit, daß die Reisekosten für die tschechischen Turner vom Petersburger slawischen Wohlthä- tigkeitsveretn bestritten worden sind.
* In der schweizerischen Armee sollen grobe Unregelmäßigkeiten vorgekommen sein. Nach der .Neuen Zürcher Zeitung' soll in Bern eine kriegsgerichtliche Untersuchung darüber begonnen haben, ob nicht einzelne Soldaten des 4. Infanterie-Regiments ihre Dienstpflicht durch Knechte oder Taglöhner hätten abmachen lassen und selbst zu Hause geblieben seien. Dasselbe Blatt verzeichnet ein weiteres Gerücht, daß bei demselben Regiment gelegentlich eines Manövers von der einen Seite mit scharfer Munition geschossen worden sei.
* Ro m, 16. Juni. In der Abgeordnetenkammer beantragte der Abg. Tromper, den Präsidenten zu ermächtigen, dem König u. der Königin anläßlich ihrer Reise nach Potsdam den Gruß derKam mer zu entbieten. (Beifall.) Jmbriani erklärte, er beklage nicht das Ende Vieser Kammer, welche eine ungetreue Verwahrerin der Volksrechte gewesen sei; er brachte eine Anfrage ein über die Reise des Herrscherpaares nach Berlin und gebrauchte dabei Ausdrücke, welche einen andauernden Lärm hervorriefen. Der Präsident erklärte, er glaube nicht verpflichtet zu sein, die Anfrage Jmbrianis zu verlesen, nehme aber aus dessen Worten den Anlaß, sich zum Dolmetscher der Gefühle der Kammer zu machen und dem Königspaar die wärmsten Wünsche der Kammer zu übermitteln. (Allseitiger lebhafter Beifall.)
schlug sich, das Pferd fiel ihm auf den Kopf, letzteres sprang jedoch wieder auf, während der Reiter liegen bleiben mußte. Der Arzt konstatierte eine heftige Gehirnerschütterung. Graf Zeppelin wurde in das Katharinenhospital nach Stuttgart verbracht. Sein Befinden ist schlecht. — In Sontheim erhängte sich ein lediger 20jähriger Bursche. Was den bedauernswerten Menschen, der in voriger Woche bei der Generalmusterung noch mit seinen Kameraden heiter und vergnügt war, zu diesem schrecklichen Entschluß gebracht, ist unaufgeklärt. — In Steinbach wurde der 23 Jahre alte Wilhelm Schieber in einer Kiesgrube verschüttet und ihm der Brustkasten eingedrückt. Der Tod trat augenblicklich ein. — InGmünd fiel ein Kind in einem unbewachten Augenblick in einen Mühlkanal und ertrank. — Am 21. Juni werden II. MM. der König und die Königin der Stadt Tübingen einen Besuch machen. Sodann nimmt das Königspaar dem Vernehmen nach einen 8tägigen Aufenthalt in Bebenhausen und stattet am 28. Juni der Stadt Reutlingenden zugedachten Besuch ab. — Vom Schwurgericht Ulm wurde der Kommissionär Laupheimer aus Laupheim wegen wissentlichen Meineids zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus, sowie 6jährigem Ehrverlust und Tragung der Kosten verurteilt.
* Beim diesjährigen Jubiläumsfeste desKon - stanz er Regiments im Okt. d. I. soll zur Erleichterung der Festteilnahme für die früheren Soldaten freies Quartier und Verpflegung an alle Teilnehmer seitens des Regiments gewährt werden, die Eisenbahnfahrpreise werden ermäßigt. Bei der Festparade soll geplant sein, daß die alten Soldaten des Regiments sich in ihre Stammkompagnien, bei denen sie gedient haben, formieren und so kompagnieweise den Parademarsch mitmachen, in Zivil natürlich mit eigens dazu bestimmten Abzeichen!!
* Berlin, 15. Juni. Der König und die Königin von Italien treffen am Montag abend hier ein.
* Berlin, 15. Juni. Der ehemalige Hauptmann O'Danne wurde gestern wegen wissentlich falscher Anschuldigung und verleumderischer Beleidigung gegen den frühen: deutschen Militärattache in Paris Oberst Frhrn. v. Hoiningen (genannt Huene) und mehrere andere hohe Offiziere zu dreijährigem Gefängnis und fünfjährigem Ehrverlust verurteilt.
* Berlin, 15. Juni. Am heutigen Todestage Kaiser Friedrichs begaben sich der Kaiser und die Kaiserin mit den ältesten Prinzen in das Mausoleum der Friedenskirche zu stiller Andacht und legten Kränze auf den Sarg nieder. Auch die Kaiserin Friedrich und die anderen höchsten Herrschaften ließen Kränze niederlegen.
* Berlin, 16. Juni. Zwischen Wien und Berlin und umgekehrt wird ein Distanzritt deutscher und österreichischer Offiziere stattfinden,
halb im Sarge umgedreht haben — aber darum brauchen Sie Ihre Verwunderung, daß meine Elisa die Braut einer Erlaucht ist, denn doch nicht so gar offen auszusprechen."
Sternau lächelte. „Lassen Sie mich nur ein wenig zu Atem gelangen, meine Gnädigste! Sie sehen mich wirklich im höchsten Grade überrascht, und ich habe nötig, mich zu sammeln. Denken Sie ja nichts Böses von meinem Zweifel — ich bin mit der gräflichen Familie, die Sie nannten, sehr genau bekannt, und erlaube mir die Frage: „Ist der Verlobte Ihrer Fräulein Tochter Graf Max, der jetzt zur Kur in Teplitz weilt?"
Der Hofrätin Aerger verwandelte sich in Erstaunen. „Sie mit den Lichtenfelsen bekannt — und so familiär? Ja wohl, mein Herr, derselbe: Graf Maximilian."
Sternau wurde sehr ernst. „Verzeihung, gnädige Frau," sprach er nach kurzer Pause, „hier muß ein Irrtum obwalten, eine Personenverwechselung — gestatten Sie mir —"
In diesem Augenblick wurde die Thür hastig geöffnet, und Elisens elegante Gestalt erschien auf der Schwelle.
Die Hofrätin machte sich nicht klar, was es für ein Gefühl war, welches ihr die Brust zusammenpreßte, unwillkürlich rief sie aber beim Anblick der Tochter: „Gott sei Dank, da bist du ja!"
Elisabeth, die nicht wie ihre Mutter so leicht die Fassung verlor, erwiderte nichts und warf nur einen fragenden Blick auf Sternau, der sich zur Begrüßung der jungen Dame erhoben hatte und sie seinerseits auch ziemlich forschend und mit Interesse betrachtete.
Die Hofrätin verstand jetzt und sprach vorstellend: „Meine Tochter Elisa — Herr Sternau, der Abgesandte des Vetter Hubenstein."
Elisabeth verneigte sich vornehm gemessen und sprach zu Sternau gewendet: „Sie wollen uns einen Moment entschuldigen — einige un-
aufschiebliche Arrangements beanspruchen uns für wenige Minuten, meine Kousine Marie wird die Güte haben, Ihnen indessen Gesellschaft zu leisten."
Sternau stammelte einige entschuldigende Worte, während die Hofrätin auf einen Wink der Tochter dieser in das anstoßende Zimmer folgte.
Hier sprach Elisa hastig: „Die Gräfin war nicht zu Hause, der Graf auch nicht — nur die unausstehliche Gesellschafterin. Ich mußte ihr wohl oder übel meine Einladung anbringen. Die malitiöse Person versicherte, die Durchlaucht hätte unsere Wohnung sehr lange gesucht, weil du als Adresse eine Hofrätin von Hartenberg angegeben hättest. Mama, ich begreife dich nicht!"
Die Hofrätin errötete. „Ach was, in Oesterreich behält die Frau immer ihren Adel, wenn der Mann auch bürgerlich ist, und da Hab' ich mein „von" vom Hubenstein genommen und zum Hartenberg gesetzt — was mehr!"
„Lassen wir das jetzt, und in Zukunft richte dich doch lieber ganz nach meinen Vorschriften, du verdirbst ja alles," erwiderte Elisa und fügte beklommen hinzu: „Ach Gott, Mama, wenn ich an das malitiöse Gesicht der Person denke, so bekomme ich jedesmal ein banges Gefühl wie eine Vorahnung — wenn es nun nichts wäre!"
Die Hofrätin lachte. „Kind, du bist wohl nicht recht gescheit? Siehst du denn nicht, daß es nichts als Neid ist von der albernen Person! Halte den Kopf nur oben und tritt namentlich jetzt diesem Herrn Sternau — wie sagtest du doch immer in Teplitz? — ja mit „lächelnder Verachtung" entgegen. Er bringt die Entschuldigungen des noblen Vetters."
Elisa blickte zur Erde. „Was kann er dafür, daß er in solch unangenehmer Sendung zu uns kommt! Er ist ein so schöner Mann, eine so elegante Erscheinung, wenn wir nur einigermaßen gerecht sind, dürfen wir ihm das nicht entgelten lassen." (Forts, folgt.)