alten Frauensperson gefunden. Dieselbe scheint zum Fenster hinausgestürzt zu sein. In Ulm feierte Harmoniumfabrikant Hinkel im Kreise seiner Familie und seiner Arbeiter die Fertig­stellung des 5000sten Harmoniums.

* Im Konkurs des flüchtigen Bankiers Leo­pold Bloch in Karlsruhe betragen laut Bad. Landesb." die Aktiven 120000 Mk.. die Passiven 520000 Mk., so daß eine Divi­dende von 1?t/z pCt. zu erwarten sein dürfte.

* Karlsruhe. Aus den Rebgegenden lauten die Nachrichten wenig erfreulich. Infolge der Mißjahre sind die Winzer entmutigt, der Glaube an eine Besserung ist geschwunden; es herrscht Geldmangel unter ihnen. Man ist allgemein der Ueberzeugung, daß hier helfend eingeschritten werden muß. Vom Kaiserstuhl und von der Elz wird geklagt über die mangelhafte Be­schaffenheit des Holzes der Reben, die große Feuchtigkeit des Bodens, Eigenschaften, welche einen wenig guten Herbst in Aussicht stellen und die Hoffnungen noch mehr Niederdrücken. Die Ausrodung wird dadurch noch weiter ge­fördert und dauert an, obschon über hundert Morgen Gelände am Kaiserstuhl und der Elz ausgehört haben, Weinberge zu sein; Getreide, Tabak und Feldfrüchte nehmen ihren Platz ein, da diese Gewächse besser rentieren.

* Mannheim, 15. Febr. Unsere Stadt wurde heute Mittag von einem großen Brand­unglück heimgesucht. Während der Mittags­pause brach nämlich im ersten Flügel der land­wirtschaftlichen Maschinenfabrik von Heinrich Lanz Feuer aus, das mit rasender Schnellig­keit um sich griff. Dem Brande wäre unzweifel­haft das ganze Gebäude zum Opfer gefallen, wenn dasselbe nicht durch Brandmauern in drei Teile geschieden gewesen wäre, welcher Umstand es verhinderte, daß das Feuer auf sämtliche Flügel Übergriff. Der rechte Flügel der Fabrik, in welchem das Feuer ausbrach, fiel demselben völlig zum Opfer, während von der angrenzenden Abteilung der Dachstuhl ab­brannte und das dritte Stockwerk beschädigt wurde. Der Schaden wird auf 200250000 Mk. geschätzt, der Betrieb wird teilweise für einige Wochen unterbrochen werden müssen, wo­durch zahlreiche Arbeiter eine Zeit lang be­schäftigungslos werden. Das Feuer ist dadurch entstanden, daß in dem an der Außenseite des Gebäudes befindlichen Aufzuge ein Lehrling ein Leintuch zu nahe an die Gasflamme ge­bracht hatte. Der Lehrling hatte das Leintuch vor die Gasflamme gezogen, um das Auslöschen der letzteren durch den heftig tobenden Wind zu verhindern. Das Feuer fand in dem mit Oel getränkten Aufzug reichliche Nahrung.

* Amberg, 15. Febr. Der Bismarck- Attentäter Kullmann ist vor einen Tagen im hiesigen Gefängnis gestorben.

* InMainz wird in Bälde eine Erinnerung an schlimme Tage verschwinden. Es wird dort die ehemalige französische Posthalterei, die Na­

poleon I. verschiedene Male als Absteigequartier benutzte, abgebrochen. In diesem Hause hielt Napoleon auch Rast, als er aus dem für ihn so unglücklichen Feldzuge von 1812 nach Frank­reich zurückkehrte. Das Haus, vas bis heute noch 2 große französische Adler schmücken, war im Laufe der Zeit etwas verfallen. Ehe der Herbst herankommt, wird sich an seiner Stelle ein großer Neubau erheben. Der letzte Besitzer war ein vr. Mellinger, dessen Großvater unter Napoleon als Posthalter amtirte.

* Frankfurt a. M., 13. Febr. Die ser­bische Regierung hat den langjährigen Belgrader Korrespondenten derFrkf. Ztg.", Herrn Paul Weitz, ausgewiesen.

* Kehl, 12. Febr. Beunruhigende Ge­rüchte über den Stand unserer Kredit-Bank A.-G. sind schon seit Wochen im Umgänge, ob­gleich verschiedene an einen schlechten Stand der­selben nicht glaubten. Zur traurigen Wahrheit wurde leider dieses Gerücht, als man heute morgen den Direktor der Bank, Emil Durain sen., erschossen auffand. Die Passiven sollen bedeutend sein und müssen nun die Aktionäre dafür aufkommen.

* Berlin, 15. Febr. Der gestrige Gottes - dienst im Dom, bei welchem der Kaiser an­wesend war, wurde durch einen irrsinnigen Pastor gestört, der bei der Predigt ausrief: Das tausendjährige Reich wird kommen! Der­selbe wurde auf die Polizeiwache geführt.

* Berlin, 15. Febr. Der Lehrkörper der Berliner Universität wird derNationalzeitung" zufolge eine Petition gegen das Volksschulgesetz einreichen, von der nur wenige Dozenten sich ausschließen.

* Berlin, 16. Febr. DieVosflsche Zei­tung" meldet, daß sich in dem evangelischen Oberkircheurat Bedenken gegen den Volksschul­gesetzentwurf geltend gemacht haben. Dieselben hätten sich im Ganzen und Großen mit den Einwänden von liberaler Seite gedeckt. Der Präsident, Bankhausen, bekanntlich unter Goß- ler Unterstaatssekretär, werde demnächst dem Kaiser darüber berichten.

* Man schreibt aus Berlin: In den Gewerkschaften macht die Bewegung, welche verwandte Berufe Zusammen­legen und durch die Vereinigung Krafterhöhung erzielen will, Fortschritte. So vereinigten sich unter dem Manien gewerblicher Hilfsarbeiter verschiedene bisher getrennte klei­nere Organisationen und es soll die neue Vereinigung alle ungelernten" Arbeiter ausnehmen. Ferner haben sich der Fachverein der Lederarbeiter" und die Organisation der Etuiarbeiter neuerdings demVerbände deutscher Buch­binder" anzeschlossen. Derartige sog. Zentralisationen dür­fen nicht politische Gegenstände erörtern, es ist ihnen aber wegen dieser Beschränkung gesetzlich gestattet, weibliche Mitglieder auszunehmen; die Zahl der weiblichen Arbeiter im Buchbinderberuf nimmt hier stark zu. Die Folge wird sein, daß die Löhne in diesem Gewerbe noch weiter her­untergehen werden. Sie sind ohnehin schon gedrückt durch die bösen Rückwirkungen der Mac Kinley Bill. In Ber­lin giebt es eine Albumindustrie ersten Ranges, vielmehr es gab bis zum Januar eine solche. Die großen Album­firmen sind durch die Erhöhung des amerikanischen Zolls einfach ruiniert, insoweit sie das Absatzgebiet in den Ver­einigten Staaten hatten. Wir kennen mehrere solcher Fab­riken, die Jahrzehnte lang geblüht hatten und jetzt ge­

schlossen werden mußten. Gerade die tüchtigsten Gehilfen im Buchbindergewerbe, die den Stamm des Personals in den Fabriken gebildet hatten, sehen sich so aufs Pflaster geworfen.

*(100-mal über den Ozean.) Der Kapitän Jüngst vom SchnelldampferHavel" - feierte das Fest seiner hundertsten Reise über ! den Ozean. Er erhielt vom Norddeutschen Lloyd 5000 Mark. Der Kaiser verlieh ihm ! den Kronenorden 4. Klasse. ?

* Der große Bremer HansadampferEh- ?

renfels", von Bombay kommend, ist nahe Cux- ^ haven gestrandet. Hilfe ist abgegangen. j

* Bernkastel. Einer seltsamen Einkap- ! selung kam man dieser Tage im hiesigen Kasino - auf die Spur. Beim Wechseln fiel ein Zehn­pfennigstück durch seine Klanglosigkeit auf; man probierte es auf seine Echtheit. Nachdem ein Riß an dem Geldstück festgestellt und dieser mit einem Messer erweitert worden war, spaltete' sich das Geldstück in zwei Teile, und es ent- fiel ihm ein Fünfmarkstück in Gold, das in ! seinem säuberlich ausgehöhlten Innern steckte, j Jedenfalls das Werk eines reichen Sonderlings, der auch auf der Drehbank gut Bescheid wußte.

Ausländisches.

* Wien, 16. Febr. Nach den Berichten des hiesigen Stadtphysikats ist die Influenza in allen Formen im Erlöschen begriffen und tritt dieselbe nur noch vereinzelt auf.

* Wien, 15. Febr. Exkönig Milan von Serbien legte die Ehrenstelle eines Regiments­inhabers in der österreichischen Armee nieder.

* In Graz wurde am Mittwoch ein Be- ^ amter der dortigen Eskomptebank, Namens Ban- nert, wegen Unterschlagung größerer Summen ! (bisher ist ein Defizit von mehr als 130,000 fl. ^ festgestellt) verhaftet.

* Von Setten des Papstes und der päpstlichen " Ritus-Kongregation haben nunmehr die Wunder ^ von Lourdes offizielle Anerkennung gefunden. > Denn in den römischen Festkalender, beglaubigt ! von der Kongregation der Riten, ist für den ! 11. Februar das Fest der Erschünung der un- ' befleckten Jungfrau von Lourdes eingerückt. In den Lektionen des Breviers wird die erste Er­scheinung der Jungfran Maria bei der Höhle zu Lourdes am II. Februar 1858 als That- sache genannt und die wunderbare Heilkraft des Lourdeswasfers für Kranke gerühmt und den Gläubigen empfohlen.

- Genua, 14. Febr. Ein reicher Spanier, Namens Näfsa, hat sich, nachdem er sein gan- i zes Vermögen in Montccarlo verspielt hatte f' erschossen. Seit Neujahr ist es der vierzehnte f Selbstmord. j

* Paris, 14. Febr. In der Gironde haben i die Royalisten eine Adresse an den Grafen von s Paris beschlossen, worin sie ihre Treue zum s Monarchischen Prinzip beteuern. Die Republik sei das Unglück Frankreichs, denn sie liefere das Land den Parteimännern aus, die durch allerhand verwerfliche Mittel in den Wahlen k

Der Genchlstmm. (Nachdruck v- b°.°n.

Kriminal - Erzählung von L. Grothe.

(Fortsetzung.)

Im Versammlungslokal fand ich den Onkel und die Tante, nicht aber Johanna, die ich seit dem gestrigen Morgen nicht wieder gesehen hatte. Ich erfuhr, daß sie durch Unwohlsein, welches sie sich an einem Ausgang am heutigen Nachmittag, wo sie von dem plötzlich eintretenden Regen und Schneetreiben überrascht worden, zugezogen habe, genötigt sei, das Zimmer zu hüten. Der Umstand kam mir jetzt sehr gelegen; denn ich hätte fürchten müssen, daß der Reichsgraf zu uns beiden von unserer vermeintlich bevorstehenden Hochzeit sprechen würde, was mich natürlich in die ärgste Verlegenheit gesetzt hätte. Dieser Gefahr war ich also, dank des Unwohlseins oder der Laune Johannas, glücklich ent­gangen. Bald kündete eine Trompeten- und Pauken - Fanfare das Erscheinen der reichsgräflichen Herrschaften an und das Fest nahm seinen Beginn.

Die hier nun zunächst zu erzählenden Vorkommnisse dieses Abends im Hause meiner Verwandten, denen ich natürlich nicht beigewohnt, teile ich mit, wie sie später zu meiner Kenntnis gelangt.

Da die Heimkehr des Onkels und der Tante von dem Feste erst nach Mitternacht zu erwarten war, so hatte der wackere Friedrich auf die Bitte der letzteren gern sich bereit finden lassen, bis dahin im Wohnhause der Herrschaft zu verweilen, damit Johanna, die sonst mit der alten Christine hier allein sei, des sofortigen männlichen Beistandes nicht ent­behre, falls sie bei ihrem Unwohlsein desselben bedürfe. Er konnte jetzt um so eher seiner eigenen Behausung fern bleiben, obgleich die Zeit, die ihm die Erfüllung seiner Hoffnung auf Vaterfreuden bringen sollte, schon ziemlich nahe gerückt war, da eben in anbetracht dieses Umstandes seine

Schwiegermutter, eine brave und verständige Witwe, seit einigen Tagen ' bei ihm Wohnung genommen hatte und außerdem auch sein achtzehn Jahre alter Bursche, der kräftige und aufgeweckte Sohn eines Dorf­schullehrers, daheim war. Er hatte seinen Platz in dem neben der Küche belegenen Zimmer genommen und brachte, durch die Fürsorge meiner Tante mit Speise und Trank, Zigarren und so weiter wohl versehen, die Zeit mit Lesen zu, während seine Mutter bei Johanna verweilte, die, nachdem sie der Tante bei der einfachen Toilette geholfen, sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte.

Die beiden saßen hier am Tische, mit Handarbeiten beschäftigt. Das bisher von ihnen beobachtete Schweigen ward von Christine un­terbrochen.

Jetzt schlägt's acht, und nun geht das Fest auf dem Schlöffe an, das Ihnen immer so gut gefallen hat, Fräuleinchen. Es ist jammer- > schade, daß Sie's heute versäumen, da ja nun auch der Justitiar dort ist, der sein Koustnchen gewiß vermissen wird."

Laß mich mit dem Feste in Ruhe, Christine. Der Herr Justitiar wird sich auch ohne mich amüsieren."

Wieder trat Schweigen ein, bis die alte Dienerin abermals das­selbe, jedoch mit leiser Stimme unterbrach:

Müssen Sie denn wirklich heute nacht wieder fort, Fräuleinchen?"

Ich werde um zehn Uhr gehen und in einer Stunde zurück sein. Es geschieht heute zum letzten Mal."

Zum letzten Mal! Das sagten Sie auch an dem Samstag, als das schreckliche Wetter war. Und nun müssen Sie doch heute wie­der fort?"

Es geschieht heute gewiß zum letzten Mal, Christine."

Das ist doch ein Trost. Ich habe mich immer zu Tode geäng-