Hilfe zur Linderung der durch Gewitterschäden im Jahr 1891 verursachten Notstände die Summe von 8000 Mk. der Zentralleitung des Wohl- thätigkeitsveretns zur Verteilung überwiesen und 2) dem Verein für Arbeiterkolonien in Württem­berg ein Beitrag von 1000 Mk. gewährt wird.

* Stuttgart, 27. Dez. Die Weihnachts­feier der Königlichen Familie fand im Wilhelm- Palais statt, wo sich außer den hohen und höch­sten Herrschaften auch die Hofstaaten um den Christbaum versammelten. Für die Christbe- scheerung hatten die Majestäten zahlreiche Ein­läufe in hiesigen Geschäften gemacht. Die Kö­nigin-Witwe wohnte der Christfeier in der Fa­milie der Herzogin Vera bei.

* (Ein Krebsschaden auf dem Lande.) Das Württ. Landwirtschaftliche Wochenblatt" schreibt hierüber: Die schlechten Ernten der letzten Jahre und der Ausfall an Wein, Obst und Kartoffeln in diesem Jahre haben den Wohl­stand vieler Familien schwer erschüttert. Die rückständigen Zinsen konnten wieder nicht auf­gebracht werden. Es ist eine alte, verwerfliche Neigung der Leute auf dem Lande, wenn sie in Not kommen, da Hilfe zu suchen, wo die Not allerdings auf kurze Zeit gelindert wird, aber dadurch, daß diese Hilfe teuer bezahlt wer­den muß, später um so schlimmer wird. Statt bei den Darlehenskassen Geld zu billigem Zins­fuß aufzunehmen, was allerdings nicht heimlich geschehen kann, gehen immer noch sehr viele zu heimlichen Wucherern, welche für ihre Dienste bekanntlich teure Gegendienste zu verlangen pflegen. Durch Beherzigung dieser Mahnung würde viel Unheil, welche die Wucherdarlehen mit sich bringen, erspart bleiben.

* Stuttgart, 28. Dezember. Zur Ent­schädigung unschuldig Verurteilter schreibt der St.-A.": Wenn der Fall des Bäckergesellen Pius Entreß von Rottenburg in dem derzeit noch nicht beendigten Wiederaufnahmeverfahren zur nachträglichen Freisprechung des Entreß wegen erwiesener Unschuld führen wird, so ist tu sichere Aussicht zu nehmen, daß gemäß dem Bundesratsbeschlusse vom 17. März 1887 an die Allerhöchste Stelle ein Antrag auf ent- prechende Entschädigung des Entreß aus Staats­mitteln gerichtet werden wird.

* Nach statistischen Notizen zählte Württem­berg am t. Dezbr 1890: 1 407426 Evange-

'sche, 609 656 Katholiken, 12 622 Israeliten

:d 6818 Anhänger sonstiger Bekenntnisse.

' (Verschiedenes.) JnMagstadt stürzte

i ersten Christfetertage ein 13jähr. Knabe von -.c Scheuer auf die Tenne; an seinem Auf­kommen wird gezweifelt. JnSindringen -ertrank der lljähr. Sohn des dortigen Stadt­schultheißen beim Schlittschuhlaufen im Kocher; bei gleichem Anlaß ertrank in der Donau der 10jährige Sohn des Frhrn. v. Enzberg zu Mül­heim. Es sind dies lauter Fälle die zur Vor- ftcht mahnen. In SH wirb erd in gen hat sich eine 46jährige geistig gestörte Bauers­frau durch Erhängen das Leben genommen.

* Berlin, 23. Dez. Der Beamte der preußischen Hypotheken - Versicherungs-Aktienge­sellschaft Bock wurde wegen Veruntreuung von 380,000 Mk. zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt.

* Berlin, 29. Dezbr. Die Sozialdemo­kraten verweigerten den streikenden Setzern einen Vorschuß von 20,000 Mark. Der Streik­schluß ist bevorstehend.

'Berlin, 29. Dez. Der englische Bot­schafter in Konstantinopel, White, starb hier an der Influenza.

* Berlin, 28. Dez. Als der Kaiser am Weihnachtsheiligabend mit einem seiner Adjutan­ten im Park von Sanssouci einen Spaziergang machte, trat er an einige Gartenarbeiter heran, welche auf der obersten Terrasse von Schloß Sanssouci eine alte Linde fällten, und fragte dieselben nach ihren Verhältnissen, worauf er jedem einzelnen ein namhaftes Geldgeschenk als Weihnachtsgabe überreichte. Der Vorgang hatte unter andern auch drei rheinländische Bauers­leute angelockt, welche der Feiertage wegen nach Berlin gekommen waren, um ihre dort beim Militär stehenden Angehörigen zu besuchen. Ohne zu ahnen, daß der Kaiser dicht dabei sei, fragten nun die Bauersleute den Adjutanten, ob sie wohl einmal den Kaiser sehen könnten, worauf dieser mit der Hand auf den Monarchen deutete. Der Kaiser, welcher die Frage gehört hatte, ließ sich nunmehr mit den Landleuten in eine Unterhaltung ein, bei welcher er sich nament­lich nach ihren heimischen landwirtschaftlichen Verhältnissen erkundigte. Als der Monarch schließlich die Rheinländer mit einem Hände­druck verabschiedete, rief er einen Gartenbe­diensteten herbei und befahl, daß den Bauern unentgeltlich die Königlichen Schlösser u. s. w. gezeigt würden.

* Berlin, 28. Dez. Die Vorlage an den preuß. Landtag wegen der Verwendung des Welfenfonds ist fertig ausgearbeitet und wird dem Abg.-Hause so bald wie möglich zugehen. Vorbedingung ist indessen die Bewilligung der im Reichsetat geforderten Erhöhung der Mittel des Ausw. Amts zu geheimen Ausgaben von 48,000 auf 500,000 Mk. Die Bewilligung dieser Summe betrachtet man übrigens als ge­sichert.

* Der Vergolder Otto in der Rheinsberger­straße in Berlin fand am Montag abend bei der Rückkehr in seine Wohnung seine Ehe­frau erhängt und das 4 Wochen alte Kind durch Bettstücke erstickt vor. Grund zu der schrecklichen That ist wahrscheinlich Schwermut gewesen, wovon die Frau schon seit längerer Zeit Spuren gezeigt hat.

* Dresden, 26. Dezbr. Die Königin >ist krank. Bei ziemlicher Schwäche und mangel­haftem Appetit hat die hohe Patientin abends Fieber.

* Magdeburg, 22. Dez. Auch hier hatte sich heute ein ungetreuer Banquier vor der Strafkammer zu verantworten. Gust. Greiffen- berger war von 18571887 hier an einem

Leinen- und Wäschegeschäft beteiligt; Dam grün­dete er mit einem Kapital von 600,000 Mk. ein Bankgeschäft. Das Geld ging bald in Börsen­spekulationen verloren. Um weiter spekulieren zu können, fälschte der Banquier eine Menge Wechsel und setzte dieselben in Umlauf. Als er im Frühjahr d. I. verhaftet wurde, befanden sich 52 gefälschte Wechsel mit 88 800 Mk. in Umlauf. Ferner verpfändete Greiffenberger ihm anvertraute Wertpapiere in acht Fällen mit einem Betrage von etwa 30 000 Mark. Für seine Familie, Frau und acht Kinder, hat Greif- fenberger jährlich 14 000M!. verbraucht. Der Staatsanwalt beantragte 15 Jahre! Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust; das Urtell lautet auf 6V, Jahr Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust.

Ausländisches.

* Paris, 29. Dez. Laut einer Meldung des Debats verhängte der Papst gegen einen brasilischen Benediktinerabt die große Exkom­munikation, gegen den päpstlichen Nuntius die Abberufung in Ungnade wegen seiner den In­teressen der Kirche zuwtderlaufenden Haltung.

* Brüssel, 28. Dez. Die französische Regierung verständigte den Minister Beernaert, daß, falls die belgische Kammer den deutschen Handelsvertrag ablehne, Frankreich Belgien dieselben Zugeständnisse mache wie Spanien.

* Brüssel, 24. Dez. König Leopold be­wirtete am Weihnachtsabend 500 Arbeiter, welche bei der Restauration des Schlosses Lacken, in den Treibhäusern und im Parke beschäftigt waren; außerdem erhielt jeder Arbeiter 5 Frks., eine Flasche Wein und eine Schachtel mit Bon­bons für seine Familie.

* London, 29. Dezbr. Das Reutersche Bureau meldet: Das durch einen Schrotschuß auf der Jagd verletzte linke Auge des Prinzen Christian von Schleswig-Holstein wurde am 28. ds. herausgenommen.

Handel «nd Verkehr.

* Stuttgart, 28. Dezbr. (Landesprodukten- Börse.) Die Börse ist schwach besucht. Geschäft ohne Belang. Wir notieren perlOO Kilogr.: Weizen bayerisch 25, ruff. 25.50, rumän. 25. 25, bis 25. 50, amerik. 25.50, Dinkel 15.60 Haber prima 16.15. Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bet Wagenladung: Suppengries: 40. Mehl Nr. 0: 39.50,bis 40.50, Nr. 1: 37.50 bis 38.50, Nr. 2: 35.50 bis 36.50. Nr. 3: 33.50 bis 34.50, Nr. 4: 30 bis 30.50. Kleie mit Sack 10.80 pr. 100 Kilo je nach Qalität.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Lltenfteig.

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eignet sich RauPs Regensburger Malzkaffee in Folge seines hohen Nährwertes 64"/, für Wohlthätigkeitsvereine rc., an Kinderasyle, Armen- und Suppenanstalten.

Niederlagen: H. Strobel, Akterrsteig.

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