als Gatte der bekannten Sängerin Melba gegen seine Frau auf Scheidung und verlangt vom Herzog 20 OVO Pfd. Sterling als Entschädigung wegen Ehebruchs. In Folge dieses großen Skandals verlangen die orleanistischen Familienmitglieder unter Führung des Herzogs von Aumale, daß der Graf von Paris seinen leichtsinnigen Sohn entmündige. Die Melba, eine geborene Melbournerin, war früher im Brüsseler Monnaietheatcr.
* Im österreichischen Abgeocdnetenhause kam bei der Beratung des Budgets des Unterrichtsministeriums die Frauenfrage zur Erörterung. Der Umerrichtsminister bezeichnete es als eine Aufgabe der Unterrichtsverwaltung, die Frauen für die Erziehung ihrer eigenen Kinder zu erziehen. Der Minister erkannte wohl die Befähigung der Frauen für die Heilkunde betreffs ihres eigenen Geschlechts an, bemerkte indessen, die Lösung dieser Hrage liege nicht hauptsächlich im Reffort der Unterrichtsverwaltung.
* London, 7. Nov. Die japanische Ge- sanetschast teilt nachfolgende Depesche mit: Bei dem Erdbeben vom 28. Oktober wurden in den Verwaltungsbezirken Aichi und Gifa 6500 Personen gelötet, 9000 verwundet. Die Zahl der zerstörren Häuser wird aus 75 000, die der beschädigten aus 1200 angegeben.
* Aus London wird gemeldet: Die Neuwahlen in Brasilien werden anfangs Januar stattfinden. Die Times behauptet, Nordbrasilien und der größte Teil von Südbrasilien seien für die Wiederherstellung des Kaiserreichs, die Republikaner seien nur populär in dem Zentralstaate Rio. Ein Enkel Dom Pedros werde zum Kaiser gewählt und unter eine Regentschaft gestellt werden.
* Warschau. Im Forsthaus Osowiec, Gouvernement Grodno, wurde ein reicher Holz- Händler mit seiner Familie, im ganzen zwölf Personen, darunter vier Männer, zwei Frauen, nachts von Räubern überfallen und durch Axt- Hiebe grausam ermordet. Nach Mitnahme einer bedeutenden Geldsumme steckten die Raubmörder das Fvtfthaus in Brand. Die Gendarmerie hat sechs des Mordes verdächtige Individuen verhaftet; die ganze Bande soll aus mindestens zwanzig Personen bestanden haben.
* Die russischen Eisenvahnmörder Pla- wak und Wyorstkiewitsch sind thatsächlich in Brasilien verhaftet worden. Sie selbst brachten die Polizei auf ihre Spur. Wyorstkiewitsch hatte bet seiner in Lodz wohnenden Schwester 15 OO'i Rubel zurückgelassen; die Summe wurde de: einer Haussuchung gesunden. Äon Brasilien aus, wohin die Mörder im Jam d. I. gelangt waren, schrieb Wyorstkiewitsch an seine Schwester. Der Brief gelangte in die Hände der Polizei.
"Rio d e I a u e i ro, 6. Nov. General Fon- seca übernahm die Diktatur. Ein Ausschuß wird die Monarchisten summarisch verurteilen und deportieren.
* Aus Brasilien liegen neuere Nachrichten nicht vor, da die Regierung den Telegraphen streng beaufsichtigt. Es soll Ruhe herrschen; die allgemeine Lage sei unverändert und alles scheine anzudeuten, daß die Diktatur Fonsccas keinen Widerstand finden werde. Die Regierung sei entschlossen, alle monarchistischen Kundgebungen zu verbieten. Alle Gegner der Republik sollten vor eine Kommission gestellt, durch dieselbe summarisch abgeurteilt und deportiert werden. Die Gouverneure der hervorragendsten Provinzen Brasiliens hätten den Präsidenten zur Sicherung der Ordnung im Lande beglückwünscht.
* (Erzeugung von Elektrizität direkt aus Kohle.) Wieder läßt der „Weise vom Menlo-Park," wie die Amerikaner mit Vorliebe ihren Thomas A. Edison nennen, von sich hören. Und diesmal ist die Entdeckung auf die er in Amerika das Patent Nr. 490,122 erteilt bekam, so gewaltiger Natnr, daß ihre Umsetzung in die Praxis eine vollständige Umwälzung aus dem gesamten Gebiete der Industrie und des Maschinenbaus herbeiführen dürfte. Es handelt sich, nach einem uns zugehmden Berichte des Patent- und technischen Bureaus von Richard Luders in Görlitz, in den 7 Patentansprüchen, die von Edison gestellt und ihm gewährt wurden, mit kurzen Worten um nichts mehr und nichts weniger als um die direkte Erzeugung von Elektrizität aus Kohle, während die elektrischen Kräite bis jetzt auf dem umständlichen Wege der Dampferzeugung durch „Verbrennung der Kohle" und des Betriebes von Dynamos durch die Dampfmaschine gewonnen werden mußten. Der Kern dieser 7 Patentansprüche besteht darin, daß Kohle oder ein kohlenstoffhaltiger Körper in hoher Temperatur der Einwirkung eines Stoffes ausgesetzt wird, mit dem er sich dabei verbinden kann, während das positive Element, das mit dem genannten Gemenge in Kontakt gebracht wird, von dem gedachten Stoff in keinerlei Weise beeinflußt werden darf. Dadurch soll bei genügend hoher Temperatur ein mächtiger Strom erzeug: werden. Der auf den Kohlenkörper cinwirkende Stoff ist von Edison als Bleioxyd angegeben, während die Natur des positiven Elements nicht näher bezeichnet wird. Berücksichtigt man nun, daß Edison alle seine Patente, denen er seine Weltberühmtheit verdankt, erst dann genommen hat, wenn er auch der praktischen Eriolge sicher war, so ist die Spannung, mit welcher man der Ausbeutung des genannten Patents entgegensieht, vollständig erklärlich.
Haus- und Landwirtschaftliche).
* (Baumpflege und Schutz im Herb st.) Der Winter ist im Anzug und es ist an der Zeit, daß der Baumzüchter seine Pfleglinge, von denen er für das nächste Jahr fröhliches Wachstum unv schöne Erträge erwartet, auf diese Jahreszeit gehörig ausrüstet und schützt. Die meisten derselben liaben ihr Laub abgeworse.i zum Zeichen, daß sie ihre Thäiig- keir für dieses Jahr abgeschlossen haben. Nun sind die Stämme mir dem bekannten Gemisch von Kalk, Lrh n and Kuhdünger zu bestreichen, damit der größere Teil der in den Ritzen der Rinde verdorgeuru Insektenbrut vernichtet wird. Dre Baumpfahle und die Baumbänder sind bei jungen Bäumen zu revidieren und untauglich gewordene durch neue zu ersetzen rc. Vor allem aber ist es Zeir, die jungen Stämme gegen Haftusraß zu schützen. Nicht selten macht man die Erfahrung, daß schon zu Beginn des Winters, also zu einer Zeit, in der diesen Tieren das Fulter noch nicht zu knapp geworden ist, die lüsternen Gesellen die saftigen Bildungs
schichten der jungen Stämme, dem dürren Grase vorziehen und empfindlichen Schaden stiften. Der Schutzmittel giebt es so viele, Schutzgitter aus Drahtgeflecht, Gipserrohren, Holzstäben u. s. w. Das billigste Schutzmittel ist das Etn- binden der Stämmchen mit Reisig oder Dornen, das zugleich gegen Frost schützt, resp. gegen zu häufiges Gefrieren und Auftauen, das die Froschleuten im Gefolge hat. Da im Lauf des Winters leicht in gut unterhaltenen Gartenzäunen Lücken entstehen, so sind auch Bäume in Gärten und unverzäunten Baumgärten von obigen Vorkehrungen nicht auszuschließen. Die lüsternen Nager finden nur zu sicher den Einschlupf. Schwieriger ist der Schutz von niedrigen Formbäumen der verschiedensten Art. Derselbe erfolgt am sichersten durch rings um dieselben in den Boden gesteckte Bohneastecken und Abfälle ans Schreinereien, die in genügender Höhe durch Schnüre oder Drähte zu einem Zaun verbunden sind. Ist auch die Arbeit etwas mühevoll, so giebt sie doch den Bäumen sichern Schutz. Um diese Zeit drängen ja die übrigen Geschäfte nicht und es wird der Obstzüchter daher die nötige Zeit hiefür schon gewinnen. Einbände aus Stroh sind für die Obstbäume deshalb nicht zu empfehlen, weil sich in diesem Material eher Mäuse einnisten, die unter dem Schutz der Strohhülle ähnlichen Schaden stiften, wie ihre größeren Verwandten, die Hasen.
Handel «rrd Verkehr.
* Stuttgart, 7 .Novbr. (Kartoffel-, Kraut - und Obstmarkk.) Zufuhr: 200 Ztr. Kartoffeln Preis 4 Mk. bis 5 Mk. pr. Ztr. — Zufuhr 3500 Stück Filverkraut. Preis 14 bis 15 Mk. pr. 100 Stück. — Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz. 200 Ztr. Braibirnen. 6 Mk. 59 Pf bis 7 Mk. pr. Zentner.
* Stuttgart, 6. Nov. Güterbahnhof. Zufuhr 22 Waggons — 4400 Ztr. (2 österr.
-1 boyir., 19 schweiz.) Mokobst. Preis per Wag- j gon 1000 bis 1020 Mk., (schweiz. 970 bis
- lOOO Mk.), per Ztr. 5 Mk.20 Pf.—5 Mk. 40 Pf. j (schweiz. 4 Mk 80 bis 5 Mk. 30 Pfennig.)
i * * Die Einführung der mitteleuropäischen i Zeit auch im äußeren Eisenbahndrmst — auf ' Etlichen Fahrplänen, Bahnhofsuhren u. s. w. i — für die bayerischen, württembergischen und ! öadischen Staatsbahnen, sowie für die rechts
- oes Rheins liegenden bayrischen Pcivatbahnen
- soll vom 1. April 1892 ab gesichert sein.
* (Eine treffende Antwort.) „Wa- i rum heiraten Sie nicht? — „Weil die jetzigen
Mädchen wie Lilien auf dem Felde sind, von denen cs heißt, sie nähen nicht, sie spinnen nicht und sind doch herrlicher gekleidet als Salomo in aller seiner Pracht."
Auflösung des Rätsels in Nro. 130:
„Sodom."
Veramwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
„Nun werde ich Sie auch keimen lernen, Chevaine," sagte er, „denn ich kenne Sie doch nur vom Gehör. Wer weiß? Statt der guten alten Frau, die man mir geschildert hat, finde ich mich vielleicht einem hübschen, jungen Mädchen gegenüber, die Eindruck auf mich macht und die Eifersucht meiner lieben Frau wachruft.
„O, o, wenn es das ist," erwiderte prompt Madame Chevaine, „wenn Sie finden, daß ich ein junges Mädchen bin, dann können Sie auch darauf schwören, daß Sie Ihre Augen nicht wiederbekommen haben. Wenn ich 'neu Eindruck auf Sie mache, so wirds wohl sein, daß Sie erschrecken und davon laufen mögen."
Madame Berard beteiligte sich nicht an der Unterhaltung; in düsteres Nachdenken versunken sprach und aß sie nicht.
„Nimm doch Braten, Mama," sagte Elise; was fehlt dir? Du siehst so traurig aus."
„Bist du krank? Adele," fragte Antoine lebhaft.
„Ganz und gar nicht, mein Freund! Ich habe keinen Hunger, das ist alles!"
„Die große Neuigkeit hat dich verwirrt und aufgeregt, nicht? Wir sind an solche glückliche Zufälle nicht mehr gewöhnt! Dem einen nehmen sie den Appetit; anderen, wie mir, schärfen sie ihn! Welch ausgezeichneter Braten! Chevaine, Ihr müßt doch eine alte Dame sein, da Ihr die Kunst versteht, einen Hammelbraten so zuzubereiten, denn dazu gehört eine langjährige Hebung! Elise, noch ein Stückchen? Ja? Hier, das ist recht saftig! Ach' meine Kinder, wenn ich bedenke! Seht doch nur die Wunder der Wissenschaft! Ist sie nicht eine göttliche Gabe, die den Begabten dem Schöpfer nahe bringt? Ein Mensch ist von dem größten Unglück getroffen, das ihn überhaupt treffen kann. Er verliert den kostbarsten Sinn; in ewige Nacht ist er versenkt! Von allem, was ihm das Leben teuer machen kann, 'von allem, was er liebt und dessen Andenken
er bewahrt, nichts erfreut, nichts tröstet ihn mehr! Jedermann glaubt ihn zu ewigem Unglück verdammt! Da kommt ein Mann, der sein Leben dem Wohle seiner Mitmenschen geweiht hat, der alle Geheimnisse durchforscht und alles Wissenswerte studiert hat. Er entreißt den Unglücklichen einem langsamen, schrecklichen Dahinsiechen. Ein Schnittchen mit seinem Instrumente, eine kaum bemerkbare Wunde, ein durchstochenes Häutchen, ein hinweggeräurntes Hindernis, und plötzlich erscheint die Schöpfung wieder, die Sonne, der Himmel, der Bäume Grün, der Blumen glänzende Farben! Nun sieht er die teuren Züge seiner Lieben wieder, findet er wieder Genüsse in seinen Studien — er lebt wieder und alle die wunderbaren Gaben, die Gott dem Menschen verliehen, verjüngen und stärken ihn! Welch eine Auferstehung! Ach! die Wissenschaft! Möchte man nicht sagen, Gott habe ihren Samen in das menschliche Gehirn gepflanzt, als ein wirksames Mittel gegen die traurigen Schicksale der Menschen, als ein Gnadenmittel, das ein nachsichtiger Richter uns gelassen, um die Strenge seiner Urteile zu mildern! Nein, seht Kinder, wenn ich bedenke, daß ich euch Wiedersehen soll, alle die teuren Gesichter, die mich umgeben, dann schwillt mein Herz von Dankbarkeit und Liebe, ich möchte weinen, möchte mein Glück hinausschreien, und einen Lobgesang auf meine Erlösung anstimmen."
Und indem er die kleine Lina in seine Arme nahm und sie emporhob bis zu seinen erloschenen Augen, rief er mit leise bebender Stimme:
„Nun soll ich dich endlich sehen, mein Linchen, mein Engel, mein Herz! Wie du schön sein mußt! In meinen Gedanken sehe ich dich so rein, so unschuldig, so vollkommen! Aber, gewiß bist du noch viel schöner in Wirklichkeit, als in meinen Träumen! Alan hat mir gesagt, deine Haare seien blond. Was ist das, blorid? Ich erinnere mich nicht mehr.
(Fortsetzung folgt.)