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Erscheint wöchentl. Lmalr Dienstag, Donners­tag und SamStag und kostet in Altensteig 90 ^ im Bezirk SO außerhalb I das Quartal.

Donnerstag den 24. Septör.

EinrückungSpreiS der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je S auswärts je 8

1891.

N ebertragen wurde die Pfarrei Spielberg dem Pfarrer Heinrich in Pflummern, Dekanats Biberach.

Gestorben: Heinrich Schweickhardt, zur Eisenbahn, Wildberg; Friederike Biucklacher, geb. Schund, Freuden­stadt; Ludwig Pulvermüller, Bäcker, Freudenstodt; Georg Veit, gew. Museumsausseher in Tübingen, Stuttgart; Kronenwirt Stieglitz in Göggingen; Kaufmann und Ge­meinderat Lutz, Mergentheim; Oekonom Schweickhardt, Cannstatt; Jakob Schuhmacher, langjähriger Vorsteherder Tempelgemeinde der Kolonie Haifa, zu Haifa; Staatskassen­buchhalter Luz I., Stuttgart.

Die Berliner Ausstellungsfrage.

Man könnte es als ein friedliches Symp­tom und einen Beweis von der Friedevszuver- ficht der industriellen Kreise betrachten, daß gegen­wärtig die Frage wegen einer großen und all­gemeinen Ausstellung in Berlin ernstlich erörtert wird. Das Präsidium des deutschen Handels­tages hat vor mehreren Wochen eine Umfrage an die deutschen Handelskammern und kauf­männischen Vereine gerichtet:ob der Plan einer in Berlin etwa im Jahre 1895 zu veranstaltenden Ausstellung als welche zunächst eine national­deutsche in Aussicht genommen wird die Billigung und Unterstützung der beteiligten, na­mentlich auch der industriellen Kreise, in den einzelnen Bezirken findet.

Von den eingegangenen 77 Antworten spre­chen sich 16 Handelskammern gegen die Ver­anstaltung einer deutschen Ausstellung aus; 61 find dafür und zwar meistens unter lebhafter Zustimmung. Von diesen letzteren wollen 16 der Ausstellung einen internationalen Charakter geben; die übrigen sind für eine Beschränkung auf Deutschland, doch wird auch teilweise zur Erwägung gegeben, ob nicht eine Weltausstell­ung zweckmäßiger erscheine. So führt beispiels­weise die Halberstädter Handelskammer in ihrer Antwort aus, daß unser ganzes Bestreben dar­auf gerichtet sein müsse, neue Absatzgebiete zu gewinnen und alte zu erweitern, um so die deut­sche Warenausfuhr mit allen erdenklichen Mitteln zu unterstützen.

Die Schwierigkeiten, mit welchen unsere Industrie im Vergleich zu anderen Ländern ar­beitet, die Opfer, welche ihr durch die sozial­politische Gesetzgebung auferlegt sind, weisen ge­bieterisch darauf hin. Vor der Hand befinde sich erst die sogenannte herrschende Großindustrie in der glücklichen Lage, Erfolge betreffs des Exports aufweisen zu können. Wenn sich nun dieser Teil der Großindustrie im allgemeinen nicht gerade ausstcllungsfrrundlich zeige, so könne das durchaus nicht unbegreiflich erscheinen, denn die meisten der dazu gehörigen Firmen haben von den Ausstellungen schon hinreichenden Vor­teil gehabt. Es sei aber nicht die herrschende Großindustrie allein, welche die Grundlage der nationalen Gewerbsthätigkeit bilde, sondern auch die übrige unverhältnismäßig größere Zahl von kleineren Groß- und Kleinindustriellen verdiene Beachmng und zwar umsomehr, als letztere sich nicht immer in der Lage befinden, aus eigener Initiative und mit eigenen Mitteln den Welt­markt aufzusuchen. Sie besonders bedürfen da­her der Unterstützung, und für diese materiell schwächeren Fabrikanten wäre eine Weltaus­stellung, deren oberste Leitung sich in den Hän­den der Reichsregierung befände, von ganz un­schätzbarem Werte. Die Thatsache könne tausend­fältig bewiesen werden, daß kleine, aber tüchtige Fabriken, die sich durch Gediegenheit iyrer Leist­ungen auszeichnen, durch die Beschickung von Weltausstellungen einen bedeutenden Absatz un Auslande erreicht haben, an den sie ohne dieses verhältnismäßig wohlfeile Mittel vielleicht nie­

mals hätten denken können. Sehr viel wert­voller würde für die Masse unserer Industriellen eine Weltausstellung im eigenen Lande sein, denn hier seien die Hilfsmittel, durch welche die Ausstellung ihrer Artikel zur Schau und Be­achtung gebracht werden könnte, wohlfeiler und bedeutend wirksamer.

In Magdeburg hat sich zwar das Aeltesten- Kollegium für eine nationale Ausstellung erklärt, doch stimmten von den industriellen Firmen Magdeburgs, welche sich über die Frage geäußert haben, L5 für eine internationale und 12 für eine nationale Ausstellung. Mörzheim erklärte sich nur eventuell für eine internationale Aus­stellung, und Stuttgart möchte die Frage, ob national oder international, da deren Entschei­dung zum Teil von der Gestaltung der schweben­den Handelsvertrags-Verhandlungen abhängt, für die nächste Zeit noch offen gehalten wissen. Die überwiegende Mehrzahl der eingegangenen Gutachten stimmt der von dem Präsidium des deutschen Handelstages gestellten Frage in der eingangs mitgeteilten Fassung Zu. Auch die meisten derjenigen Gutachten, welche einer Welt­ausstellung den Vorzug geben, billigen in zwei­ter Linie die Veranstaltung einer deutsch-natio­nalen Ausstellung. In Karlsruhe erklären schon jetzt 19 Firmen, sich an der in Aussicht genom­menen Ausstellung beteiligen zu wollen, wäh­rend 9 Firmen die Beteiligung ihrerseits als eine wahrscheinliche und voraussichtliche bezeichnen.

Einige Meinungsverschiedenheiten sind noch betreffs des Zeitpunktes der Ausstellung zu Tage getreten. Hildburghausen stellt zur Erwägung, ob mit Rücksicht auf die Weltausstellung in Chicago nicht ein früherer Termin, etwa das Jahr 1894, vorteilhafter für die deutschen In­teressenten sein dürfte. Rottweil wünscht die Zeit erst nach Beendigung der Ausstellung von Chicago festzustelleli, weil der deutschen Indu­strie nicht zugcmutet werden könne, zu gleicher Zeit für die Beschickung zweier großer Ausstel­lungen sich verbindlich zu machen. 14 Handels­kammern wünschen eine kurze Verschiebung der Ausstellung, eine Handelskammer bis zum Jahre 1898, die meisten bis 189k. Eine bemerkens­werte Anregung gibt die Rostocker Handelskam­mer, die entschieden für eine deutsch-nationale Ausstellung eintritt, jedoch anheim gibt, Oester­reich-Ungarn zur Beteiligung heranzuziehen.

Laudesvachrichteu.

* Altensteig, 23. Septbr. (Verkehrs­notiz.) Vom 1. Oktober d. Js. ab wird die Gemeinde Aichhalden, Oberamts Calw, nebst der Parzelle Ob er weil er von dem Bestellbezirk des K. Postamts Calw abgetrennt und der K. Postagentur Simmersfeld zur land­postmäßigen Bedienung zugeteilt. Der Land­postbote Gauß wird vom genannten Zeitpunkt an werktäglich morgens 5 Uhr 50 in Oberweiler abgehen, und über Aichhalden um 7 Uhr in Simmersfeld eintreffen. In Simmersseld geht derselbe nach Ankunft der Post von Altensteig um 7 Uhr 45 vormittags wieder ab und kommt um 9 Uhr 10 vormitt, nach Aichhalden, um 9 Uhr 55 vorm, nach Oberweiler zurück. Von Altensteig aus kostet der einfache Brief nach Aichhalden und Oberwetler vom l. Oktober ab nur noch 5 Pfg. anstatt 10 Pfg.

Z Alten steig, 23. Sept. Das Wochen­blatt für Landwirtschaft vom Samstag den 19. d. M. bringt in einer Beilage einen in­teressanten Bericht, erstattet bei der X. Ver­sammlung des Verbands landwirtschaftlicher

Kreditgenossenschaften in Württemberg am 3. Sept. d. I. in Stuttgart durch Hrn. Professor Leemann in Tübingen- Wir glauben sicher, manchem von unseren werten Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir in Nachfolgendem einen kurzen Auszug aus dem Bericht bringen. Die Frage betreffs Gründung von örtlichen Darlehenskassen tauchte in Württemberg erstmals im Jahr 1879 auf. Schon früher waren solche unter der Leitung Raiffeisens in der Rheinprovinz entstanden. Dort machte man mit denselben schon seit Jahrzehnten vor­zügliche Erfahrungen. Bald folgten auch Hessen und Baden. In Württemberg herrschte anfangs Abneigung dagegen und in der Presse (selbst im landwirtschaftlichen Wochenblatt) tauchten allerlei Stimmen auf, welche die Errichtung örtlicher Darlehenskassen-Vereine nicht bloß für sehr schwierig, sondern auch für unnötig hielten. Dagegen wurden immer stärkere Klagen laut über wucherische Ausbeutung der ländlichen Be­völkerung. Solchen Stimmen gelang es, die Sache auch in unserem Land in Fluß zu bringen. Im Okt. 1880 berief nun die König!. Zentral­stelle für Landwirtschaft selbst Hr. Raiff­eisen zu einer Versammlung der Abgeordneten der landwirtschaftlichen Bezirksvereinc. Es ge­lang ihm auch, das Interesse. für das Unter­nehmen sehr zu wecken, und noch in demselben Jahr entstanden 11 Darlehenskassen-Vereine. Durch die Bemühungen des Hrn. Berichterstatters (Prof. Leemann) und des Hrn. Pfarrer Layer in Neubronn entstand im Jahr 1881 ein Verband der landwirtschaftl. Darlehenskassen mit eigener Geldausgleichstelle von 29 Darlehens- kassen-Vereinen. Die Königl. Hofbank in Stutt­gart hat von Anfang an das Unternehmen in uneigennützigster Weise gefördert und dadurch die dankbarste Anerkennung verdient. Von Jahr zu Jahr wuchs die Zahl der örtlichen Dar­lehenskassen in unserem Land. Gegenwärtig umfaßt der Landesverband für Württemberg 360 Darlehenskassen-Vereine mit 29186 Mit­gliedern. Ein großer Teil der Darlehenskassen hat auch Sparkassen eingerichtet. Am Jahres­schluß 1890 waren in dieselben eingelegt 872541 Mk. 07 Pfg. Dies ist gewiß ein großer Erfolg in einem Zeitraum von 10 Jahren. Der Bericht sagt:In den Bereich ihrer Thätig- keit haben die Darlehenskassen von Anfang an den gemeinschaftlichen Einkauf von Wirtschaftsbedürfnissen aller Art gezogen. So wurden z. B. im Jahr 1890 von allen Dar­lehenskassen zusammen an gekauft: 22100 Ztr. Dünger, 1060 Ztr. Sämereien, 800 Ztr. Kar­toffeln, 400 Ztr. Weizen, 1500 Ztr. Futter­mittel, 14 500 Ztr. Obst u. s. w. Im Oberamt Nagold befinden sich Darlehenskassen in Bösingen, Jselshausen, Rohrdorf, Sulz und Unterthalheim; im Freudenstädter Bezirk: Dorn­stetten, Glatten, Oberiflingen, Pfalzgrasenweiler, Wittendorf; im Calwer nur in 2 Orten, Alt- hengstett und Gechingen, ebenso im Neuenbürger, Engelsbrand u. Salmbach. Die beiden ältesten Darlehenskassen-Vereine unserer Gegend sind die in Bösingen und Pfalzgrafenweiler, welche seit 10 Jahren bestehen. Die Darlehenskasse Böfingen (84 Mitglieder) harte im Jahr 1890 einen Umsatz von 102 505 Mk. 36 Pfg., Gewinn 420 Mk., Reservefonds 3100 Mk. 99 Pfg., gemeinschaftliche Einkäufe von Säme­reien, Futter-, Dungmitteln u. s. w. 4 210Mk. 10 Pfg. Pfalzgrafenweiler (235 Mitglieder): Umsatz von 144102 Mk. 59 Pfg., Gewinn 434 Mk. 14 Pfg., Reservefonds 2959 Mk.