mit der Frage der Rückberufmig der Jesuiten und der Polenfrage in Zusammenhang.

Ausländisches.

* Wien, 3. Dez. Gras Kaluoky eröffnete die Vorverhandlungen über den Handelsvertrag zwischen Oesterreich und Deutschland mit einer Ansprache, worin er die Hoffnung ans ein ge­deihliches Resultat ausdrückte; dasselbe würde auf dem handelspolitischen Gebiete die engen politischen Beziehungen zwischen den beisen Ländern ergänzen. Strengste Geheimhaltung ist vereinbart.

* Rom, 4. Dez. Die militärische Dienst­pflicht wird bis zum 45. Lebensjahre ausgedehnt.

* Wie aus Paris gemeldet wird, soll da­selbst eine große katholische Kreditbank gegründet werden, wozu ein Delegierter des Papstes cin- getroffen sei. Die Jesuiten sollen mit starkem Kapital dabei beteiligt sein.

Die französische Deputiertenkammer er­klärte ohne Debatte das Abgeordnctcnmandat des flüchtigen Bankiers Raynaud für null und nichtig. Die Regierung fährt fort, gegen die Häupter der Anarchisten einzuschreiten. Eine Anzahl anarchistischer Broschüren wurden in Paris am Sonntag beschlagnahmt.

* Brüssel, 1. Dez. Im Gemeinderat der

Stadt Brüssel sollte heute der Sozialist Vanden- dorpe als neugewühtteS Mitglied vcrcivigt wer­den. Derselbe weigerre sich, dem König den Eid der Treue zu lefften, mit dem Bemerken, er habe als Republikaner nur dem Bürgermeister Treue zu geloben. Bürgermeister Buls erklärte, diesen Vorbehalt nicht dulden zu können.

* Haag, 4. Dez. Die Verbreitung republi­kanischer Aufrufe nahm in den letzten Tagen einen großen Umfang an; in allen größeren Orten wurden Maneranschläge angeheftet, die Sozialisten schmuggelten Proklamationen auch

' in die Kasernen ein.

* London. Ob Parnell Führer der irischen Partei bleibt oder nicht, ist gegenwärtig in Ir­land und England die umstrittenste Frage. Viele seiner ehemaligen Freunde sind von ihm abgcfallen; sie fordern seinen Rücktritt. Aber Volksversammlungen und irische Korporationen dringen in ihn, daß er bleibe. Eine Spaltung der irischen Partei ist nicht unwahrscheinlich. Parnell hat erklärt:Ich werde kämpfen bis ans Ende!"

Handel «vd Berkehr.

* Heilbronn, ?. Dezbr. (Ledermarkt.) Die Zufuhren blieben hinter denjenigen des vor­jährigen Lezcmbermarktes etwas zurück. Es

entwickelte sich ein lebhaftes Geschäft und die Preise zogen etwas an.

"Hall, 3. Dez. (Viehmarkt.) Die Preise stellten sich bei 1 Paar Ochsen aus 30 bis 53 Karotin, bei einer Kuh auf 150895 Mark und bei 1 St. Schmalvich aus 73376 Mk. Der Markt war trotz ungünstigen Wetters gut befahren u. der Handel in Jungvieh sehr lebhaft.

* (Eine ganzeinzige" Wahlgeschichte ist in der Gegend von Meißen passiert. In einem nahen Dorfe erschien nur ein Wähler, der sich selbst wählte und dann erklärte die Wahl n cht auuchmcn zu können.

! Verfälschte schwarze Leide. Mauvein I brmne ein Miisterchm des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Zage: liechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, ver löscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hell- drännlicher Farbe. Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen dieSchußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff er­schwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seiben- fabrik-Depot von G. Henneberg (K. u. K. Hosires.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seiden­stoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto- und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. _ _

Der Michtling.

Historische Novelle von August Nord he im.

(Fortsetzung.)

Enttäuscht kehrte die Truppe zurück, um die Dienerschaft auszn- hören, die in einem Augenblick an des Grasen fester und stolzer Haltung wieder Mut schöpfte, um im nächsten desto ängstlicher bei den Drohungen und wilden Gebärden der Krieger zusammenzufahren. Ihre Aussagen stimmten mit Janes Erzählung überein: die junge Herrin sei am Nach­mittag nach dem Fischhause gewandert und vor einigen Stunden zurück­gekehrt, mit dem Nachen vom Boothause hcrüberfahrend. Weiter sei nichts vorgefallen.

Das Boothaus!" rief der rothaarige Führer triumphierend. Da haben wir's! Dort muß er sein! Aus, Kameraden, schafft schleunigst eine Fackel herbei! Und du, Herbert Eron, begleitest uns samt deiner Tochter! Hier ist der Kahn! Nun frisch! Die Schleuse geöffnet!"

Alles geschah flink nach seinen Befehlen, denn die Soldaten, soweit sie nicht außerhalb und innerhalb des Schlosses Wache standen, griffen selbst zu, ohne sich weiter um die Schloßbcwohner zu kümmern.

Der Kahn landete, und bald erscholl der rauhe Tritt des Krregs- mannes auf demselben Steinsims, den kurz vorher Janes zartes Füßchen betreten hatte. Diese blickte mit aller ihrer Gewalt gefaßt und gleich­gültig vor sich hin, während ihr Herz in fast hörbaren Schlügen zuckle. Der alte Graf saß ernst und still.

Ah! hier ist eine Plattform und droben eine Bodenthür! Habe ich's nicht gesagt? Ich habe doch recht. Was ist denn das für ein Schlupfwinkel, edler Graf, he?"

Es ist ein kleiner Raum zum Aufbewahrcn alter Segel und Fahnen, kaum zwei Fuß hoch. Eure Mühe ist umsonst, guter Freund! Aber sucht immerhin."

Janes Zähne bissen sich fest auf die Unterlippe, um gewaltsam einen Angstschrei zu unterdrücken, der sie zu ersticken drohte, während ihre kleine Hand krampfhaft diejenige des Vaters preßte, als der Soldat mit einem kurzen:Ich will's versuchen!" sich anschickte, der Aufforderung Folge zu leisten.

Höre, Kamerad!" warf ein anderer Offizier ein, der sich bis jetzt dem energischen Vorgehen des Notkopfs willig und kräftig angeschlossen hatte,das sieht mir denn doch nicht wie ein Versteck aus! Du machst dich lächerlich in deinem übertriebenen Diensteifer. Es ist ja nicht ein­mal eine Leiter oder etwas ähnliches vorhanden, wie sollte ein Mensch da hinaufklimmen?"

Pah, du bist nicht klug! Die Leiter kann entfernt worden sein. Was auch dran ist, versucht muß es werden. Halloh, John und Martin, springt hierher ans Land und helft mir emporsteigen! So ist's recht. Jetzt die Fackel her!"

Er faßte mit festem Griff die Ecke des vorspringenden Mauer­werks, stieß geschickt die Luckenthür auf und, die Ellbogen aufstemmend, schwang er sich gewandtsoweit empor, daß er das Innere der Mansarde überblicken konnte.

Nun, Despard, was siehst du?" rief sein untenstehender Ge­fährte spöttisch.

Verflucht! Keine lebende Seele! Vier alte Ruder und eine Rolle Segeltuch. Und die Lust ist kaum zum atmen!" schalt hustend der ent­täuschte Soldat, wutentbrannt hinabspringend. Er schleuderte die Fackel in das hochausspritzende Wasser, daß sie im Nu zischend verlöschte.

Ich dachte mir's!" wiederholte der zweite Offizier, während sein lautes Gelächter den Zorn des Betrogenen noch erhöhte.

So lange haben wir den alten Ban durchstöbert und der Hund ist doch entwischt!" murrte er ingrimmig.Aus, zu Pferde!"

Eine Viertelstunde später war das Schloß so still, als habe nie ein feindlicher Fuß es betreten.

Als Jahne mit ihrem Vater das Biblioihekzimmcr erreicht batte, fiel sie ihm bleich und willenlos in die Arme und brach in heftiges Weinen aus.

III.

LÄnge Zeit verging, ehe das erregte Mädchen sich wieder sammelte und ihre Kräfte zurückgewanu. Allmählich erst begannen die Thräncn langsamer zu stießen; und die Gewißheit, daß ferneres Handeln bald notwendig war, entriß sie ihrer Schwäche.

Auf ein Zeichen der .Hausglocke erschien die gesamte Dienerschaft. Geht zur Ruhe jetzt", ermahnte der alte Graf freundlich.Die gewöhn­liche Stunde ist längst vorüber und der Morgen soll euch wieder munter und frisch zur Arbeit finden. Auch du, meine Tochter, geh."

Bald lag alles im tiefsten Schlaf.

Die Nacht brach herein. Nur in dem Studierzimmer brannte die Lampe noch unausgesetzt. Schon hatte die Schloßuhr die zwölfte Stunde verkündet; aber beständig hätte ein etwaiger Beobachter die erleuchteten Fenster weithin scheinen sehen können. Und der Beobachter war nicht fern.

Auf der Brücke des Fischhauses hielt, in seinen Scharlachmautcl gehüllt, der jüngere der beiden feindlichen Anführer, der von seinem Kriegsbruder vorhin Despard gerufen worden war; neben ihm, ebenfalls zu Pferde, ein Farmer in der ländlichen Tracht jener Gegenden. Im Hintergründe am Brückenpfosten lehnte, den Zügel im Arm, ein Kricgsknecht mit zwei geladenen Büchsen.

Ein Schlag, zum Zeichen, daß die zweite Morgenstunde angebrochen, tönte durch die Stille der Nacht. Der Soldat schüttelte sich ungeduldig in seinem Mantel.

Wie lange sollen wir denn hier noch Wache halten?" rief er un­mutig aus.Macht der Alte dort stets die Nackt zum Tage, oder will er - uns einen Possen spielen und uns um die wohlverdiente Ruhe bringen?"

Der Lord ist ein hochgelehrter Mann", erklärte der Landmann ach­tungsvoll.Oft, wenn ich zu später Stunde ans der nahen Stadt zurück- kehrte, diente mir der Schein der Studierlampe als Wahrzeichen und Wegweiser. Und doch ist Graf Herbert mit dem ersten Hahnenschrei bei der Arbeit. Es hat mich oft gewundert, wie"

Sieh, sieh", unterbrach ihn der andere;das Licht verlöscht."

Und wenn Ihr noch ein wenig wartet, Herr, so könnt Ihr jdie

nächsten drei Fenster erleuchtet sehen eben jetzt-und nun wird

es gleich am rechten Flügel wieder auftauchen."

Wird das Licht während der Nacht unterhalten?"

Nein. Der alte Herr ist stets der letzte; wenn er zur Ruhe gegangen, ist alles in Dunkelheit gehüllt. Sv ist es gewesen, so lange ich denken kann, und das ist schon eine hübsche Reihe von Jahren."

Der Soldat erwiderte nichts.

Nach Verlauf einer halben Stunde kehrten die ausgestellten Wacht­posten mit der Meldung zurück, daß alles ruhig sei.

So haben wir unsere Zeit verloren!" preßte der erbitterte Offizier zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.Nichts wissen wir von dem Halluuken, der uns so spurlos entwischte. Zu Pferde, Burschen und fort. Morgen werden wir diese Wälder nach allen Richtungen durchforschen. Trab!" (Forts, folgt.)

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A Weihnachten halte ich mein läget in Gesang-, Kedet-, Predigt- 4 Mder-Mern, ErMinngm, ferner in AZchmimatmaükn, Photographie- 4 Kchrridaibn«. Menge» etc. dkjtens rmOhlen. Knchdrnchcr Nicker.