ersichtlich, daß die Frage des Austausches der preußischen und württembergischen Offiziere noch nicht geregelt ist.

* Münsing en, 24. Oktbr. Der Schnee liegt schon Vr Fuß tief und fortwährend schneit es noch.

* (Verschiedenes.) Die bürgerlichen Kollegien der Stadt Ell Wangen haben be­schlossen, mit Rücksicht auf das Alter der Hopfengärten, die Bodenbeschaffenheit, die vor­handene lleberproduktion und den Aufwand der Stadt für den Regiebetrieb, sowie auf die zweifelhafte Rentabilität, den städt. Hopfenbau einzustellen und die bisherigen Hopfengärten mit Grassamen bezw. Haber anzusäen. Lehrer Ochsenwadei in Bi s s i ngen u. T. hat in der Nähe des Orts eine prachtvolle Tropfsteinhöhle entdeckt. Aus Mittel baden wird ge­schrieben : Als bei dem jüngsten Bcamtenwechsel in einer Gesellschaft auch die Rede auf ein Städtchen im Unterland kam, meinte ein Herr: Dahin brächte mich kein . . Sprach's und am andern Morgen las er seine Versetzung da­hin. Komik, aber unfreiwillige. Der Lieder­kranz in Stuttgart beschloß, im nächsten Jahre eine Sängerreise anzutreten, und zwar zum Beginn der Hauptferien, also gegen Ende Juli. Als Ziel ist Berlin in's Auge gefaßt; während eines etwa 4tägigen Aufenthaltes da­selbst soll jedenfalls eine Aufführung in Konzert­form stattfinden. In Hachtel stürzte dieser Tage ein zweieinhalb Jahre alter Knabe in eine mit Obstmost gefüllte Gölte, die vor dem Hause stand. Hilfe kam zu spät, das Kind ertrank im Obstmost. In Blaufelden wollte der Gasthofbesitzer Dreher ein gefülltes Güllen­faß auf seine Güter führen, als unglücklicher­weise das Pferd scheute, den Bedauernswerten herabschleuderte und das Faß auf ihn warf; als das Gefährt ohne Lenker nach Hause kam, wurde derselbe gesucht und bewußtlos nach Hause gebracht, wo er alsbald seinen Schmerzen er­lag. Bei einer jüngster Zeit in Dächingen stattgehabten Feuerwehr - Uebung ist ein Mal­heurpassiert. Zwei kühneSteiger sollten aus einem obern Bühnenladenheraustreten." Sie ließen sich am Steigerseil herab, wobei ihnen aber die Hände so sehr verschärft wurden, daß dem einen das Fleisch bis auf die Knochen durch­schnitten ist. In Heiden he im wird von den Nachbarorten so viel Kraut zugeführt, daß der Preis fürs 100 schon auf Mk. 2.50 ge­sunken ist. Ein Bauer soll seine Fuhre ver­schenkt haben.

* Um eine Verschärfung des Wuchergesetzes zu erreichen, beschloß der in Augsburg zu­sammengetretene Verbandstag der schwäbischen Darlehenskassen-Vcreine eine Petition an den Reichstag zu richten.

* Berlin, 21. Okt. Der württembergische Kriegsminister, Generallieutenant v. Steinheil, ist hier eingetroffen und wurde im Laufe des heutigen Vormittags vom Kaiser empfangen.

* Berlin, 23. Okt. Aus Frankfurt a. M. gelangten heute an hiesige Bankiers Todes- orohungen, unterzeichnet das Exekutivkomite, falls nicht alsbald die Spekulationspapiere um mindestens 25°/ hinaufgesetzt werden.

* Berlin, 24. Okt. Das Militärwochen­blatt bringt zum Geburtstage Moltke's eine Begrüßung, welche schließt: Manch' goldenes Wort verdanken wir ihm, und sein Wappen­spruch:Erst wägen, dann wagen" ist in Aller Munde. Aber der Spruch sollte auch Allen, dem ganzen deutschen Volke eine Lehre, ein Leitstern sein. Mögen wir Alle, als Einzelne wie als Nation, wägen, ob unser Wollen vor Gott bestehen kann, ob es wahrhaft gerecht und treu ist. Ist unser Wollen so gewogen, dann hat es mit dem Wagen keine Not. Dann kann das Volk in Waffen, das Heer, geführt von seinem erhabenen Kriegsherrn, geleitet in Moltke's Geiste, getrost den Kampf wagen für die heiligen und edlen Güter, die von der Vorsehung ihm zu schützen aufgegeben sind, für Altar und Thron, für Gesittung, Ehre und gutes Recht gegen die finstern Mächte, die dräuend ihre Gorgonenhäupter erheben. Dann wird in jedem einzelnen Streite ein Hauch des Moltke'schen Geistes weben, ein Jeder wird dann tüchtig sein, und wie der Feldmarschall sagen:Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige."

* Berlin, 25. Okt. Zum Andenken an deu Fackelzug, der dem Grafen Moltke gebracht wird, wird demselben ein massiv silberner Lor­beerkranz überreicht. Die Moltkestiftung in Parchim erreichte bereits 80,000 Mk.

* In der Glückwunschadresse der deutschen Städte an den Grafen Moltke heißt es nach der Einleitung:Nächst dem großen Herrscher, der Sie zu finden und Ihnen die richtige Stelle anzuweisen gewußt hat, und dessen Sie wie wir Alle heute in dankbarer Verehrung gedenken, sind Sie es gewesen, der den lieben Frieden unseres Herdes, das thätige Schaffen der fleißigen Arbeit, das stille Glück der Bürgerhäuser ge­schirmt und gefestet hat. Geschirmt, indem Sie das gewaltigste Werkzeug der Nation stählten, richteten und lenkten. Gefestet, indem Sie die­sem Werkzeug einen Zug und einen Geist ein­hauchten, der den Schöpfer überdauern wird. Deutschlands Bürger sind auch Deutschlands Soldaten. Wir kommen, Ihnen zu danken, wir Alle, die wir unter Ihrer Führung zum Kriege auszogen und zur Siegesfeier heimgekehrt sind, und für die, welche nicht heimgekehrt sind, danken Ihnen die Väter und die Brüder. Friedensglück und Mannesehre ist jeden Opfers wert. Auf deu Wegen, die Sie uns führten, sind unsere Toten nicht umsonst gestorben, und Ihr Name bleibt im freudigen Gedächtnis der Lebenden und wird bleiben in dem ihrer Kinder und Kindeskinder. Wir segnen den Tag, der dem deutschen Volke seinen Moltke gab, und nicht minder den Tag, an dem nach 90 Jahren es diesem Volke vergönnt ist, seinem Feldherrn den Dank zu sagen."

* Wie der. vatikanische Berichterstatter der Pol. Korr." behauptet, fahre die preußische Regierung fort, beim Heiligen Stuhl für die Ernennung des Prinzen Radziwill zum Bischof von Straßburg mit großem Nachdruck einzu­treten. Da der elsässische Klerus in seinen Wünschen gespalten sei, dürfte die Wahrschein­lichkeit, daß die von Berlin aus befürwortete Kandidatur durchdringt, ins Auge gefaßt werden.

* DerNat.-Ztg." zufolge tritt die Dentsch- ostafrikanische Gesellschaft Landeshoheit, Rechte und Zollerhebung an das Reich ab und erhält aus den Zollerträgen vom Reiche eine Rente, woraus sie gewisse ihr aufzuerlegende Leistungen zu bestreiten hat und außerdem die 4 Millionen verzinsen und tilgen muß, deren Zahlung an den Sultan von Sansibar sie übernimmt, damit nicht eine bezügliche Anleihe beim Reichstage zu beantragen nötig ist. Die Gesellschaft tritt in der Hauptsache in die Stellung einer bloßen Erwerbsgesellschaft.

* Mainz. Dieser Tage wurde hier ein Dachdeckermeister, während er mit seinem Sohne auf dem Dache eines Hauses beschäftigt war und der Sohn sich auf einen Augenblick ent­fernt hatte, von einem Schlaganfall getroffen. Die Leiche rollte das Dach herab, blieb aber an der Dachrinne liegen. Als der Sohn zu­rückkam, fand er hier seinen Vater, den er vor einigen Minuten gesund und munter verlassen hatte, tot vor.

* Eine interessante Arbeit führt eben im Aufträge der Stadt Straßburg der Bau­unternehmer Neumann aus. Es ist die Hebung des an der Ruprechtsauer Allee gelegenen, aus Fachwerk erbauten Wirckel'schen Hauses aus der Tiefe bis zur gegenwärtigen Höhe der Ruprechts Allee, also um volle 2 Meter. Die straßb. P." schreibt darüber: die Fundamente des Hauses waren zu dem Zwecke bloßgelegt worden, und es wurden unter den eichenen Schwellenbalken, auf welchen sich das Fachwerk aufbaut, in der Längenrichtung sechs schwere, eiserne Doppel-Träger eingehoben und auf diese in der Breitenrichtung 4 eichene Balken gelegt. Nachdem dann das ganze Haus durch ein auf jeder Seite 4 Stützbalken zählendes Gerüst, zwischen deren hochstehenden Balken das Haus emporgleiten kann, sichergestellt worden war, wurden im Keller unter den eisernen Trägern 18 Winden, von welchen 12 die Verwaltung der Reichseisenbahn und 6 die Maschinenfabrik in Grafenstaden geliefert, angebracht. Die Lage des Hauses war also durch das Gerüst gesichert, und so konnte die Hebung beginnen, ohne daß die Bewohner das Haus verließen. Die Auf­windung geschieht durch gleichmäßiges Andrehen aller Winden. Ist eine Hebung von 20 Ctm. durchgeführt, so erfolgt die Ausmauerung des Fundaments. Von außen ist die Arbeit nicht sichtbar, da die Emporwindung, wie erwähnt, im Keller vor sich geht.

Des Goldöauers Mustkanlin.

Eine Dorfgeschichte von Reinhold Sch e f f e l.

(Fortsetzung.)

Als der Goldbauer am Spätabende heimkehrte, lag der Hof in stiller Ruhe, der Hausvater schloß bedächtig die feste Eichenthür, die nun nicht allein ihn, sein Weib, sein Hab und Gut schützen sollte, die er nun aus freiem Willen, wie es sein edles Herz verlangte, einem ver­lassenen Mädchen aufgethan.

Was der Holdbauer unternommen, wird er auch zu Ende führen, die Lies hat eine Heimat, sie hat einen Vater.

XVI.

i e L i e s.

Die Leute auf dem Hofe, welche zweifelnd die Köpfe schüttelten, ob das Stadtfräulein auch etwas taugen werde, überzeugten sich gar bald, daß der Goldbauer diesmal wie in allem seinen Scharfblick bewährt, ein gutes Urteil abgegeben hatte. Die neue Dirne war vom frühen Morgen an eifrig in der Wirtschaft beschäftigt, sie hatte Hühnerhof, Milchkeller und Wäschekammer übernommen, welche vorher die Haus­tochter besorgte.

Auch in anderer Hinsicht zeigte sich die Lies als ein wahrer Segen für das Haus. Die junge Wegscheidbäuerin, die nun bald zum zweiten Male Mutter werden sollte, überließ ihren Erstgeborenen großmütig der Pflege ihrer Eltern, und da war es nun die Lies, die unverdrossen den ganzen Tag über sich mit dem Kleinen be­faßte, der ihr auf Schritt und Tritt, die Kleiderfalte im dicken Händchen, folgte.

In kurzer Zeit verschwand der geisterhaft bleiche Teint des Mäd­chens, um der gesunden Jugendfarbe zu weichen.

Der Goldbauer hatte, wenn es Dringendes zu schaffen gab, seine Lies zuweilen beauftragt, für ihn Briefe und Rechnungen zu schreiben; stets von Herzen froh, über irgend eine Gelegenheit sich nützlich zu machen, hatte das Mädchen nun dies Geschäft ganz in die eigene Lei­tung genommen.

Erst nach und nach ward die Goldbäuerin der neuen Hausgenossin freundlich gesinnt. Wenn ihr auch der Mut fehlte, dem festen Willen des Hausvaters zu widersprechen, war sie doch nicht im stände, sich da­mit einverstanden zu erklären.

Die Goldbäuerin dachte:

Gewiß ist, daß der Fräulein wegen mein Bub in die Fremd' ge­mußt, und daß er jetzt so weit weg ist, wie sich gar nicht denken läßt. Seine Brief' haben a halb's Dutzend Marken auf­gepickt, bis wir sie kriegen. Und wann heut' oder morgen bei uns wer stirbt und wann der Hof in Feuer aufgeht, mein Bub' käm' auf die Nachricht nimmer zur rechten Zeit nach Haus, darüber läßt sich nicht streiten.

Als endlich dem sanften, liebenswürdigen Mädchen gelang, die zürnende Bäuerin zu bekehren, zeigte sich bei derselben die echte Frauen­natur, und sie sprang mit ihrer Meinung ganz urplötzlich ins Entgegen­gesetzte. Sie ward nicht müde zu brummen, ihre mißbilligenden Be­merkungen zu machen über die Gewaltthättgkeit ihres Mannes, der, als von einer Dirne die Rede war, die so brav, bei der Arbeit so flink sei, den Verspruch nicht gelitten hat. Selbstverständlich durfte bei diesen Reden der Hausvater nicht anwesend sein.

Unter den verschiedenen Ursachen, die es dahingebracht, daß die Goldbäuerin die Lies jetzt so fest ins Herz geschlossen, wollen wir auch