berg wurde Freitag abend der langjährige vertraute Arbeiter Schmid durch einen Baum­stamm so schwerverletzt, daß er nach 5 Minuten verschied. Er hinterläßt eine Witwe und 5 Kinder.

* Calw. Am 24. Aug. hielt die Bezirks­krankenkasse ihre jährliche Generalversammlung ab. Bon der Ansicht geleitet, daß eine zu er­richtende Ortskrankenkasse den Verhältnissen besser entsprechen wurde, wurde die Auflösung der Bezirkskrankenkasse beschlossen.

* Tübingen, 28. Aug. Von einem jähen Tod wurde gestern, wie dieTüb. Chr." be­richtet, der Professor der Theologie an der Uni­versität Göttingen Dr. Jul. Wagenmann, er­eilt. Er weilte hier zu Besuch bei Verwandten und begab sich gestern abend bei dem heftigen Sturm nach dem Bahnhof. Dort angekommen, wurde er von einem Schlaganfall getroffen, der alsbald den Tod herbeiführte. Wagenmann war geboren 1823 zu Berneck, OA. Nagold, wo sein noch lebender, über 90 Jahre alter Vater damals Pfarrer war. W. war jahrelang Mit­herausgeber und Redakteur der Jahrbücher für deutsche Theologie; seit 1873 war er Mitglied des Zentralausschusses der deutschen Gustav- Adolf-Stiftung.

* Cannstatt, 29. Aug. Da in diesem Jahr das offizielle Volksfest ausfällt, so wird seitens der Stadt Cannstatt ein solches abgehalten werden. Die große Riudviehausstellung, zu welcher 570 Stück Vieh angemeldet sind, wird schon einen bedeutenden Besuch des Platzes ver­anlassen; ferner finden mehrere Rennen statt, und die zur Zeit in Berlin befindliche Indianer- Truppe, welche zur Volksfestzeit hier weilt, wird nicht verfehlen, einen weiteren Anziehungspunkt zu bilden.

* (Verschiedenes.) Der 44 Jahre alte Schneidermeister Fischer in Horb wurde vor einiger Zeit auf dem Heimweg von Bildechingen von einer Mücke gestochen. Zu Hause ange- tommen, fiel ihm am Kinn ein roter Punkt auf, welcher von Tag zu Tag mehr anschwoll. Die Aerzte konstatierten Blutvergiftung, hervor­gerufen durch einen Insektenstich. Fischer ist nach 8tägiger schwerer Krankheit gestorben. In Ehingen kam der bedauerliche Fall vor, daß dem Oberbräuer des Bierbrauereibesitzers Mayer zurSonne" durch die Dreschmaschine die linke Hand total vom Arme gerissen wurde. In Ell Wangen wurden einem Bäcker von einem jungen Burschen, welcher täglich bei ihm verkehrte, mehrere Geldbeträge im Wert von zusammen 229 Mk. gestohlen.

* Heidelberg, 28. Aug. Dieser Tage erhielt eine hiesige Gasthofbesitzerin aus einem Nachbarorte einen Brief ohne Unterschrift, ent­haltend 50 Mk. und die Worte:Anbei 50 Mk., welche s. Zt. Ihren Eltern veruntreut wurden." Die Person, welche das Geld eingesandt, und so ein früheres Vergehen nach Möglichkeit wieder

ausgeglichen hat, mag sich jetzt recht erleichtert fühlen.

* Berlin29. Aug. Einer Meldung der Nationalztg." zufolge soll der Kaiser, der den Kriegsminister heute empfing, dessen Abschieds­gesuch abgelehnt haben.

* Berlin, 30. Aug. Gegenüber derNordd. Allg. Ztg.", welche bestritt, daß zwischen dem Kaiser und Fürsten Bismarck vermittelt werde, bleibt dieSaalezeitung" mit äußerster Be­stimmtheit auf ihrer Behauptung bestehen, daß eine Vermittelung thatsächlich durch einen be­freundeten Hof stattfinde.

Die Prinzessin Viktoria von Preußen, Braut des Prinzen Adolf von Schaumburg- Lippe, wird, wie verlautet, eine Million Mark Mitgift nebst einer Jahresrente von 75 000 Mk. erhalten. Der Kaiser soll seiner Schwester außerdem auch noch eine bedeutende Jahresrente ausgesetzt haben.

* Köln, 28. Aug. Minister Maybach be­stellte laut derKölner Volkszeitung" bei ver­schiedenen Fabriken 400 Lokomotiven.

* Der Katholikentag in Koblenz hielt am Donnerstag seine letzte öffentliche Versammlung ab. Windthorst, welcher das friedliche Neben­einanderleben aller Konfessionen betonte, hob in seiner Rede noch hervor, die Bedeutung der diesjährigen Versammlung liege in der Behand­lung der sozialen Frage und an der Teilnahme von Vertretern aller Stände. Er empfahl schließlich die Unterstützung der Missionen und verlangte die Wiederzulassung der Orden, die christliche Schule und eine größere Autorität des Papstes. Zum nächstjährigen Versamm­lungsort wurde Danzig, cvent. eine Stadt in Bayern bestimmt.

* In einem Frankfurter Schuhgeschäft ist eine Schuhfabrikationsmaschine in Thätigkeit zu sehen, mittelst welcher ein Paar Schuhe oder Stiefel binnen 3 Stunden fix und fertig her­gestellt werden kann.

* Magdeburg. Inmitten der Gerichts­verhandlung erschien kürzlich ein an der Sache völlig uninteressierter Mann in einem unsauberen Anzuge im Zuhörerraum des Gerichtssaales und nahm auf einer Bank behaglich Platz. Nach kurzer Zeit war er eingeschlafen und schnarchte. Für diese grobe Ungebühr wurde derselbe sofort zur Verantwortung gezogen; hierbei stellte es sich heraus, daß er auch angetrunken war. Wegen dieser groben Mißachtung des Gerichts setzte der Gerichtshof gegen ihn eine Ordnungs­strafe von drei Tagen Haft fest, ordnete auch die sofortige Abführung in das Gefängnis an.

* Die Hoffnung auf raschen Gewinn hat in letzter Zeit viele Auswanderer nach unseren Ost afrikanischen Kolonien gelockt. Es ist dabei gegangen, wie überall:Zu viel ver­derbt jedes Spiel." Durch den Ueberschuß an Arbeitskräften hat sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage in einer Weise ver­schlechtert, daß mancher, der mit der Hoffnung, bald ein reicher Mann zu werden, hinüber kam,

ums liebe tägliche Brot arbeiten muß. Es besinne sich deshalb jeder zwei- und dreimal, ehe er, um in dem schwarzen Erdteil sein Glück zu machen, die deutsche Heimat verläßt.

AoSliiadischeS.

* Der böhmische Ausgleich ist bereits 'so gut wie gescheitert, die Jungtschechen treten in schärfster Weise gegen ihn auf. Am Sonn­tag hielt ihr'Führer Gregr in Chotzen eine Rede, wie man sie heftiger noch niemals gehört, und schwang gegen Deutsche, Alttschechen und Regierung die Streitaxt mit solcher Erbitterung, daß der Regierungsvertreter ihn wiederholt auf­forderte, sich zu mäßigen. Dabei wurden Herrn Rteger, dem ehemaligenVater der tschechischen Nation", zahllose Verwünschungen dargebracht und seine Anhänger wurden alsLumpen" be­zeichnet.

* Wien, 27. Aug. Wie demFr. I." mitgeteilt wird, kommt Kaiser Wilhelm mit dem König von Sachsen am 2. Oktober in Wien an und geht gleich mit dem Kaiser von Oesterreich nach Mürzsteg, um sechs Tage lang in den Neu­berger und Eisenstädter Revieren zu jagen.

* Wien, 30. Aug. Auf dem Gang der Redaktion des Triestiner Amtsblattes platzte eine Dyuamitpetarde, wodurch ein Junge schwer verletzt wurde. Es ist dies das vierte Attentat im Lause dieser Woche. Die offiziöse Presse droht Repressalien gegen dieJrredenta-Seuche" an.

* DerPester Lloyd" veröffentlicht folgende Daten über den Eierexport Ungarns: Eine Waggonladung Eier wiegt 10 Tonnen, d. i. 100 metrische Zentner, und besteht aus 100 Kisten mit je 120 Dutzend Eiern; jede Kiste enthält also 1440 und jeder Waggon 144000 Stück Eier. Die Gesamt-Eier-Ausfuhr des Jahres 1888 war 128 016 Meterzentner, also rund 1280 voll belastete Waggons, welche zusammen 184 320 000 Stück Eier enthielten. Dividieren wir die letzteren Zahlen durch die Anzahl der Tage eines Jahres, also durch 365, so ersehen wir, daß Ungarn jeden Tag im Jahre 504986 Stück Eier in das Ausland exportiert. Nimmt man nun als höchste Eierproduktion einer Henne jährlich 150 Stück Eier an, so ist die Eier­produktion von 1228 800 Hennen ausschließ­lich für das Ausland bestimmt.

* Bern, 29. Aug. Die hiesigen Zeitungen veröffentlichen eine Unterredung zweier Schweizer mit dem Fürsten Bismarck; derselbe betonte dabei, im Falle eines neuen Krieges werde Deutschland jedenfalls die Neutralität der Schweiz respektieren, ob dies jedoch auch von Seiten Frankreichs geschehe, sei fraglich.

' Paris, 28. Aug. Eine fromme Dame hatte dem Erzbischof von Paris 10000 Francs vermacht, die dem Baufonds der Herz-Jesu- Kirche zufallen sollten. Ein Dekret des Präsi­denten der Republik untersagte jedoch dem Erz­bischof die Annahme des Vermächtnisses, weil direkte Erben vorhanden seien, und kein Anlaß vorliege, auf ihre Kosten das Einkommen des

für das, was ich jetzt bin, Geheimpolizist, ein weiblicher zwar nur. Aber wir sind in gar vielen Fällen unerläßlich im Dienste der Polizei. Manchmal schaudere ich vor meinem Berufe zurück, dann wieder jedoch hebt mich das stolze Bewußtsein meiner Brauchbarkeit über alles hinweg. Ich sehne mich freilich oft nach Stille, nach weiblicher Zurückgezogenheit, aber ich bin arm ich muß arbeiten, und in nichts anderem könnte ich so Gutes leisten, als in der einmal betretenen Bahn. Ehrlich und brav kann man in jedem Berufe bleiben, hält man dies nur fest, so findet man sich stets zurecht."

Sie sind aber doch großen Gefahren nach jeder Richtung hin aus­gesetzt", konnte er sich nicht enthalten zu sagen.

Dafür ist vorgesorgt! Ich weiß mich zu beschützen!" antwortete sie in selbstbewußtem Ton.

Wie hätten Sie sich zum Beispiel zu schützen gewußt, wenn ich Sie heute nacht ins Wasser gestürzt hätte?" fuhr er mit fast spöttischer Stimme und einem mitleidigen Blick auf ihre schwache Gestalt zu fragen fort.

O, wären Sie ein Verbrecher gewesen und ich hätte nur das eine Ziel vor Augen gehabt, mein Leben zu retten, so hätte ich mich in einem Augenblick von Ihnen zu befreien vermocht."

Von mir?" Er hob seine muskelstarken Arme in die Höhe, wie um ihr seine Kraft noch besonders vor Augen zu führen.

Ja, von Ihnen!" lächelte sie.

Wollen Sie mir nicht sagen, wie?"

Das verkleidete Weib hob ihre Arme in die Höhe, wie er es zuvor gethan; mit einer raschen Bewegung mußte sie an eine geheime Feder gedrückt haben Henry wußte nicht, wie'es geschah aber er sah zwei dolchartige schmale Messer, ungefähr sechs Zoll lang, aus ihren Aermeln Hervorkommen.

In einem fast unheimlich harten Tone sagte sie:Ich hätte Ihnen eines dieser Messer ins Herz stoßen können, ehe Sie auch nur Zeit gehabt hätten, sich mir zu nähern. Ich fürchte keinen Feind."

Ich möchte Sie einmal in Ihrer wahren Gestalt sehen!" rief er unwillkürlich aus.

Ich weiß nicht, ob dies jemals geschehen wird. Doch hören Sie nun" Und sie erzählte ihm, was sie von den gestohlenen Wert­papieren wußte.

Also ich bin verdächtigt", sagte er, als sie geendigt hatte. Dies erklärt mir auch, warum Herr Robertson mich so auffällig beobachtet."

Hat Herr Robertson Sie besonders scharf beobachtet?"

Ja. Deshalb dachte ich, er wüßte um meine Unterschlagungen. Ich hatte ja keine Ahnung von den gestohlenen Effekten."

Mary Golling versank für eine kurze Weile in tiefes Nachdenken; dann fragte sie plötzlich:

Henry Wildert, haben Sie Mut?"

Ich glaube wohl, wenn er mich auch in der letzten Zeit im Stich gelaffen hatte."

Wenn Ihnen das Geld, welches Sie der Kasse schulden, ersetzt würde, könnten Sie dann im Gefühle Ihrer Unschuld eine schwere Prüfung über sich ergehen lassen um eines guten Zwe­ckes willen?"

Ich verstehe Sie nicht."

Sie wiederholte, was sie gesagt.

Als ein Nichtschuldiger könnte ich alles ertragen."

Könnten Sie ertragen, eine Zeitlang als der Dieb angesehen zu werden, wenn ich Sie versichere, daß ich Ihre Unschuld beweisen werde?"

Ich könnte es ertragen." (Forts, folgt.)