aus der Kasse der Amtskörperschaft zu zahlen, und zwar für einen Sperber, Fischreiher und kleinere Tagranbvögel 1 Mk., für einen Hühnerhabicht, Falken, Milan, Bussard und Uhu 50 Pf-, für einen Raben, Krähe, Dohle, Elster, Eichelhähne, Würger 30 Pf. und für jedes eingelieferte Ei oder noch nicht slüggcwordene Junge die Hälfte des Schußgeldes. Bis 1. April wurden im Ganzen 332 Mk. 25 Pf. Schußgelder ausbezahlt, ein Beweis, wie nützlich dieser Beschluß sich erweist. — Der Knecht des Müllers Krauß in Neusten wollte eine Fuhr Klee heimfahren, vergaß aber das rechtzeitige Zumücken an der Eutringer Steige, so daß der Wagen in Lauf kam und mit rasender Schnelligkeit den Berg hinab schoß, das Pferd kam zu Fall, die Deichsel brach und der volle Wagen fiel aufs Pferd, welches getötet werden mußte. Der Müller Hai einen Schaden von 1500 Mark. — In Kayh fiel ein Mann beim Kirschenpflücken 3 Meter hoch herunter, wodurch er sich schwere Verletzungen am Kopf und Rückenmark zuzog. — Dem Bauern M. von Bartenbach, Gde. Sulzbach a. M., wurden ca. 490 Mark, eine goldene Broche, ein goldener Ring, ein Halsnuster mit goldenem Schloß und ein Paar goldene Ohrringe gestohlen. — In Tübingen wollte sich ein jüngerer Manu mittelst eines Revolvers das Leben nehmen. Die Kugel war jedoch nicht von tätlicher Wirkung. Der Lebensmüde wurde schwer verletzt ins Krankenhaus verbracht. — In Holzmadeu, OA. Kirchheim u. T., ist seit einigen Tagen ein Schieferlager in Brand geraten. — Bei Dürrwangen wurden zwei 6jährige Kinder tot aus der Eyach gezogen. Vermutlich sind die Kleinen beim Spielen ins Wasser gefallen.
* K ö n i g s h ü t t e, 5. Juli. Den hiesigen Zeitungen zufolge hat die russische Regierung den die diesseitigen Schulen besuchenden Kindern deutscher Familien, die jenseits der Grenze wohnen, verboten, deutsche Schulbücher mit nach Hause mitzubringen.
* Aus Hamburg wird gemeldet: Der Dampfer Phönix übcrranute einen mit 6 Personen besetzten Segelkutter, wobei 3 Damen ertranken.
Ausländisches.
* Aus Prag, 5. Juli, meldet man der Presse: Die Lesehalle der deutschen Studenten beschloß, dem Bismarckdenkmalfonds 1000 Mk. zu widmen. Der Polizeidirektor Hofrat Stejs- kale forderte den Obmann der Lesehalle auf, den Beschluß umzustoßen, widrigenfalls der Verein aufgelöst würde.
* Lemberg, 8. Juli. Ein schweres Hagelwetter richtete gestern in ganz Galizien ungeheuren schaden an.
* Bern, 3. Juli. Die „N. Z. Ztg." schreibt: Man saßt hier die allgemeine Vieh- sperre, welche Italien gegen die Schweiz verhängte, als eine Verletzung des italienisch-schwei
zerischen Handelsvertrages ans. Der Bundes- rat wird sich über die in der Sperre liegende Verletzung des internationalen Rechts beschweren. Schon seit Frühling hatte Italien alles Vieh, welches aus der Schweiz nach Italien exportiert wurde, ohne Grund einer zehntägigen Quarantäne unterworfen. Weder damals noch jetzt hat Italien einen Fall von Seucheeinschlep- pung Nachweisen können.
* Paris, 6. Juli. Im Nihilistenprozeß verurteilte das Zuchtpolizeigericht die Angeklagten, außer Frau Reinstem und Fräulein Bromberg, welche freigcsprochen wurden, zu je drei Jahren Gefängnis und 200 Francs Geldstrafe. Höckelmann-Landesen wurde in oontn- inaoiam zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. — Wie gemeldet wird, werden die Verurteilten Berufung einlegen.
* Paris, 7. Juli. Den Abendblättern zufolge übersteigen die Einnahmen aus den indirekten Steuern und Monopolen im Juni den Voranschlag um 8Vs Millionen, im Juni des Vorjahres um 14,470,000 Franks.
' Dem „Soleil" zufolge hat der Zar der französischen Botschaft in Petersburg, die soeben den Palast Paschkof für 850 000 Fr. erworben hat, die Stempelsteuer im Betrag von 17 000 Rubel (40090 Mk.) geschenkt.
* Aus Paris wird berichtet: Die Anwesenheit des Statthalters von Elsaß-Lothringen in hiesiger Stadt soll mit dem letzten Zwischenfalle an der Grenze Zusammenhängen.
* Brüssel, 6. Juli. Seit gestern morgen herrscht ans der ganzen Nordsee ein furchtbarer Sturm. Bisher wurde der Untergang von 16 Fischerbooten mit 52 Mann Bemannung gemeldet; etwa 40 Fischerboote sind ausständig. Man befürchtet deren Untergang mit Mann und Maus. Angesichts des Ostender Hafens versank gestern ein großer Dreimaster samt Bemannung. Ein Rettungsschiff mußte umkehren; selbst die großen Postdampfer können nicht an den Hafen heran. Man befürchtet große Schiffskatastrophen auf offener See.
* Brüssel, 8. Juli. Ans London wird gemeldet: Die „Times" erhielt ans Buenos Ayres die Nachricht, die Nationalbank von Uruguay stellte die Einlösung ihrer Bankbillets ein; die Börse in Montevideo wurde geschlossen.
* London, 6. Juli. Während eines heftigen Gewitters schlug gestern der Blitz in die Stahlfabrik von Bolkow, Banghan n. Co in Middlesbrough ein. Das Dach stürzte ein und 7 Arbeiter kamen nm's Leben.
* London, 7. Juli. World und Ncw- yorker „Herald" erklären, der chinesische Gesandte habe in Washington die amtliche Erklärung abgegeben, daß, falls Amerika das die Einwanderung der Chinesen verbietende Gesetz nicht zurückziehe, China mit dem Ausschlüsse aller Amerikaner antworten werde.
' London, 7. Juli. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus haben heute früh die Mannschaften des zweiten Bataillons der Garde
Schreiner von Unterurbach mit 18 Vorstrafen, Gustav Wittling von Unterweisach, 17mal vorbestraft, der Schirmmacher Gustav Zürn auch schon i8mal Vorbestraft, Jakob Schleich von Alpirsbach, 29mal vorbestraft, Karl Schock, auch schon mehrmals bestraft, Adolf Schilling von Stuttgart mit 32 Vorstrafen, Joh. Scherer, Goldarbeiter von Kapfenhard mit 41 Vorstrafen, endlich Pflugwirt Nuding von Overurbach. Die 8 ersten Angeklagten, welche sich schon während der Untersuchungshaft höchst gewalt- thätig benommen hatten, wurden geschlossen unter Bedeckung von 6 Landjägern und dem Stationskomuiandanten in den Sitzungssaal geführt. Zur Last gelegt ist ihnen eine Reihe von Raub- und Eiubruchsdiebstählen; Nuding ist der Hehlerei beschuldigt, weil er von einem Teil der Diebsbande für die Zeche eine gestohlene Uhr in Pfand nahm. Die 8 Angekl. betrugen sich vor Gericht äußerst frech; der Angeklagte Wittling versetzte dem gegen ihn ans- sagendeu Untersuchungsgefaugeuen Bauer zwei schallende Ohrfeigen. Die Bedeckung war genötigt, mit anfgepflanztem Bajonett die Fortsetzung der Verhandlung zu ermöglichen. Nuding und Scherer wurden freigesprochen, die übrigen zu Zuchthausstrafen bis zu 4 Jahren verurteilt. Als die Verurteilten je zwei an- einandergeschlossen, durch die Stadt nach dem Gerichlsgcfängms geführt wurden, schwenkten sic mit der freien Hand die Hüte, jauchzten wie Rekruten und brachten ans dem Schöneugrabeu dem K. Amtsgericht Ellwangcn ein Hoch aus. — In der Bevölkerung herrschte am Verhandlungslage große Aufregung.
* (Verschiedenes.) In Cannstatt wurde der ledige Bremser Schöllhorn ans Fell- bach von dem aus Stuttgart kommenden Zug überfahren. — In Backnang fiel einem 5- jährigen Knaben ein ca. 2 Ztr. schwerer Stein so unglücklich in den hintern Teil des Halses, daß der Junge nach wenigen Minuten den Geist aufgab. — In der Nach: vom 2. auf 3. Juli verunglückte auf der Straße zwischen Unter- stcinbach und Baycrbach ein mit Zicqelwareu 'ährender Dicnstknecht; man fand ihn im Weiler Unterhofen tot auf der Straße liegen. — Die Ebingcr Gegend wurde letzter Tage zum zweitenmal verhagelt. Die Gärten bieten ein Bild jammervoller Zerstörung und der größte Teil des in voller Blüte gestandenen Kornösches ist zerstört. Die Wege waren mehr als Zoll hoch mit Schlossen bedeckt. — Die Markungen Ketten- ackcr, Tigerfell», Aichstetten wurden am Freitag gänzlich verhagelt. Durch das Wetter wurde eine Menge Fensterscheiben zertrümmert. Die Schlossen fielen massenhaft und bis zur Größe einer Wallnnß. Auch in den Orten Hayingen, Jndelhausen, Anhausen und Ehrenfels wurde fast die ganze.Ernte durch Hagelschlag vernichtet. Die Schlossen erreichten die Größe von Taubeneiern. — Die Amtsoersammlung des Bezirks Balingen hat im vorigen Jahr beschlossen, Schußgelder für das Erlegen schädlicher Vögel
lichen Farben erglänzt. Ich kann dir nicht unrecht geben, Katharina, — wenn du nun auch das eine Bild etwas düster gemalt hast — denn so schlimm werden sie doch wohl nicht mit mir verfahren —, so sehe ich auch nicht ein, warum ich alles Ansehen, alle Ehren einem anderen überlassen sollte, wenn ich sie selbst genießen kann! Nein, ich bin noch nicht alt genug, um mich, sozusagen pensionieren zu lassen und mit einem Drittel der Achtungs-Einnahme fürlieb zu nehmen, wo ich noch auf das volle Gehalt Anspruch machen kann. Du sagst, ich soll mich wieder verheiraten — es wird sich nur so leicht keine finden, die mich nehmen wird."
„Ach, wie leicht, Onkel! Ich bin überzeugt —" ^
„Apropos!" unterbrach er sie, seinen alten Platz auf dem sofa neben Katharina einnehmend, „was hat die Tante mir denn unterwegs ins Ohr geflüstert — auch dein Herz hat Feuer gefangen?"
„Ja, Onkel, und dieses Feuer lodert schon fast ein Jahr in mir."
„So lange ist Herr Broderscn auch ungefähr bei uns."
„Wie kommt ihr nur auf Herrn Brodersen? Die Tante sprach auch sogleich den Namen aus! Habt ihr denn je gesehen, daß ich anders, als nur flüchtig auf dem Flur oder im Garten mich mit ihm unterhalten hätte?"
„Es ist der einzige junge Mann, auf den wir mit unseren Vermutungen verfallen können."
„Und wenn es.nun gar kein so junger Mann wäre? Habe ich dir nicht neulich gesagt, daß ich für die jungen Männer überhaupt nicht schwärme und daß nur solche in reiferen Jahren meinem Geschmacke entsprechen?"
„Katharina," rief Brauer, von glückseligen Ahnungen durchzuckt, „wer ist es, den du liebst?"
„Seit einem Jahre erst spricht das Herz in mir und seit dieser
Zeit liebe ich nur den einen, den einzigen und sonst keinen auf der Welt! Glaubst du wirklich, daß ich ihn dir nennen werde? Nein, wenn du ihn nicht erraten kannst, so bleibt meine Neigung für ewig in meiner Brust begraben!"
„Käthe, Katharina! Darf ich deine Worte deuten, wie ich will?"
„Deute sie, wie du willst, Onkel, und wie du sie deutest, soll es mir recht sein!"
„Bin ich es, den du liebst?" kam es jetzt über die vor Aufregung zitternden Lippen. „Doch nein, antworte mir lieber nicht, ein Nein könnte ich in diesem Augenblicke nicht hören, antworte mir daun lieber gar nicht!"
„Und das hast du nie gemerkt?"
„Durfte ich denn so vermessen sein, au solches Glück zu glauben? Wenn du es mir nur noch ein klein wenig deutlicher gezeigt hättest!"
„Konnte ich denn das? Ja, wäre ich ein reiches Mädchen, ich hätte es vielleicht gethan, aber ich bin eine arme Waise und ich wäre gestorben, wenn du nur mit dem Hauche eines Gedankens hättest glauben können, daß ich aus Egoismus, aus Berechnung gehandelt. Nein, Onkel, nur wenn dein Herz mich, wie es das soeben gethan, aus eigenem Antriebe finden würde, konnte ich vor diesem Vorwurfe gesichert sein und so lange mußte ich warten und wenn auch mein Herz an unerwiderter Liebe verblutet wäre."
„So liebst du mich also wirklich?"
„Unwandelbar, bis in alle Ewigkeit!" rief das junge Mädchen aus, warf sich stürmisch an Brauers Brust und ein langer Kuß besiegelte die Verlobung zwischen dem dceiundfüufzig Jahre alten Manne und der achtzehnjährigen Jungfrau.
(Fortsetzung folgt.)